Geburtsbericht von

I.

In der Schwangerschaft bin ich irgendwann auf Kristins Podcast gestoßen und war schnell begeistert. Auch in der Schwangerschaft mit meinem ersten Kind (jetzt 19 Monate) habe ich bereits von Hypnobirthing gehört, konnte mir so etwas für mich aber nicht vorstellen. Nach einiger Zeit, etwa in der 30. SSW, habe ich mich in Absprache mit meinem Mann dafür entschieden, den Kurs zu kaufen. Ich habe die Hypnosen und die Atemübung regelmäßig geübt, ab der 36. SSW auch mehrmals täglich. Den Podcast gab es weiterhin morgens zu meinem Sportprogramm.
Zusätzlich hatte ich Termine zur geburtsvorbereitenden Akupunktur, habe mich weitgehend nach der Louwen-Ernährungsweise ernährt und 4 Wochen vor ET angefangen, 70g Datteln am Tag zu essen. Alles Dinge, die ich in meiner ersten Schwangerschaft nicht gemacht habe, die sich dieses mal aber richtig angefühlt haben.

Mein erstes Kind war bei der Geburt sehr groß und schwer (4500g), sodass ich immer mal wieder von verschiedenen Seiten (z.B. meiner Gynäkologin) Angst gemacht bekommen habe, ob eine Geburt im Geburtshaus dieses Mal wieder eine gute Idee wäre. (Bis auf kleinere Geburtsverletzungen und Kreislaufbeschwerden war es eine ganz durchschnittliche erste Geburt, an der nichts falsches war.) Dennoch war für uns klar, dass das Geburtshaus Wunschort Nummer 1 ist. Da der ET 2 Tage vor Weihnachten lag, blieb nur zu hoffen, dass sich das Baby nicht an Heiligabend auf den Weg machen würde, da das Geburtshaus dann geschlossen wäre.

Ich habe in den Wochen und Tagen vor der Geburt keine nennenswerten Vorwehen oder andere Anzeichen gehabt, außer dass sich über zwei Wochen hinweg immer wieder Teile vom Schleimpfropf lösten. Ab 38+0 wurde ich immer ungeduldiger, war ich mir doch vorher so sicher gewesen, dass das Baby vor dem ET kommt.
Das Wochenende vor der Geburt verbrachten wir nochmal bewusst als Familie zu dritt, waren im Wald und am See spazieren, nahmen uns Zeit als Paar und versuchten, entspannt zu bleiben. Am Montag, den 19.12. (ET-3) hatte ich nachmittags das Bedürfnis, mich zurückzuziehen. Ich legte mich ins Bett, schaute Videos bei Youtube und spürte immer wieder in mich hinein. “War das jetzt eine klitzekleine Welle?” Ich schrieb meinem Mann, dass es vielleicht bald losgehen könnte, vielleicht aber auch nicht.

Die Abendroutine mit unserem großen (noch so kleinen) Kind machte ich mit und legte mich danach im Gästebett im Dachgeschoss hin, um weiter nachzuspüren, ob die Geburt losginge. Dabei hörte ich immer mal wieder die Hypnose Geburtsbeginn mental fördern. Nachdem ich noch mit einer Freundin über dieses und jenes geschrieben hatte, legte ich mich nochmal auf die Seite, startete erneut die Hypnose und bei “10, 9, 8, 7…” platze meine Fruchtblase.
Es war 20:30 Uhr. Ich sprang relativ überrascht auf, damit hatte ich nicht gerechnet!

Also schlich ich die Treppen hinunter, um mein inzwischen schlafendes Kind nicht zu wecken, informierte meinen Mann und rief die Bereitschaftsnummer des Geburtshauses an. Wir verabredeten, dass wir uns um 21:30 Uhr zum CTG-Schreiben treffen würden. Mit ca. 40 Minuten hatten wir einen langen Anfahrtsweg und meine Mutter musste erst noch kommen, um auf den Großen aufzupassen. (Wie passend, dass er schon schlief, er lässt sich normalerweise nur von mir oder meinem Mann ins Bett bringen!)

Direkt nach dem Telefonat merkte ich die ersten Wellen, während derer ich aber noch ganz normal sprechen konnte. Im Auto wendete ich die Atemtechnik an, das fühlte sich gut an, ich hatte aber noch kein Bedürfnis danach, die Geburtshypnose zu starten. Im Geburtshaus zog ich mich erstmal um, denn auch im Auto hatte ich nochmal ordentlich Fruchtwasser verloren. Das CTG war unauffällig, die Wellen veratmete ich weiterhin mit der gelernten Technik, mein Muttermund war fingerdurchlässig und stand noch etwa 0,5cm. Also riet uns die Hebamme dazu, nochmal nach Hause zu fahren, etwas zu essen und vielleicht ein wenig zu schlafen und wieder anzurufen, wenn sich etwas ändert. Spätestens um 7 Uhr des nächsten Tages würden wir uns sowieso treffen.

Bereits auf dem Weg zum Auto hatte ich ein Gefühl von “Puh, jetzt nochmal nach Hause fahren und später wiederkommen? Na gut…” Im Auto waren die Wellen aufgrund der sitzenden Position und der fehlenden Bewegungsfreiheit und der vielen Schlaglöcher sehr unangenehm. Ich atmete so gut ich konnte mit den Wellen. Zuhause schnappte ich mir einige Snacks und etwas zu trinken und ging sofort wieder ins Dach und startete die Geburtshypnose. An Essen war gar nicht zu denken! Die Wellen waren so hoch. Ich lag auf der Seite und versuchte, die Wellen zu veratmen, den Muttermund zu visualisieren und an meinem sicheren Ort zu bleiben.

Wie sollte ich das noch mehrere Stunden aushalten, bevor wir wieder ins Geburtshaus fahren würden?? Ich bekam Angst. So war die Eröffnungsphase bei Kind 1 nicht gewesen. Ich war doch jetzt viel besser vorbereitet, wieso trafen mich die Wellen jetzt so hart? Relativ schnell bekam ich bei jeder Welle den Impuls, mich in den Vierfüßlerstand zu begeben. Dazwischen hatte ich kaum Zeit, mich wieder auf die Seite zu legen. Nach etwa 25 Minuten seit Beginn der Geburtshypnose (es war ca. 23:40 Uhr) hatte ich das starke Gefühl, auf Toilette zu müssen.

Zwischen zwei Wellen stürmte ich die Treppe herunter zur Toilette im Erdgeschoss. (Ich muss dazu sagen, wir haben nur ein Bad mit getrennter Toilette, alles sehr klein und verbunden durch einen winzigen Flur.) Während ich auf der Toilette saß, spürte ich einen Pressdrang und tastete ganz perplex intuitiv nach dem Köpfchen. Es fühlte sich genau so an wie bei meinem ersten Kind, als die Hebamme mich in der Austrittsphase motivieren wollte, weil er bald da wäre. Ich rief nach meinem Mann, der in der Küche Kartoffelsalat als Stärkung nach der Geburt vorbereitete und sich schon freute, gleich noch ein paar Stunden schlafen zu können, bevor wir wieder ins Geburtshaus fahren würden.

Er wartete vor der Tür, während ich in der nächsten Welle war, die ich laut halb schreiend, halb singend vertönte und öffnete dann die Tür.
“Das Baby kommt!”
“Ok, dann fahren wir jetzt schnell ins Geburtshaus!”
“Wir fahren nirgendwo hin, das Baby kommt JETZT! Hol ein Handtuch, du musst es auffangen!”

Mein Mann holte ein Handtuch, ich hatte noch eine Presswehe und kniete mich auf den Boden. Es war viel zu wenig Platz, als dass mein Mann irgendwas hätte tun können. Er rief die Hebamme an, die per Lautsprecher Anweisungen gab, die ich gar nicht mitbekam. Denn in der nächsten Wehe wurde das Köpfchen geboren, der Körper folgte sofort. Ich fing mein Baby selbst auf, nahm es hoch und war sofort überwältigt von dem Gefühl, dass ich es jetzt geschafft hatte und nicht noch stundenlang mit diesen haushohen Wellen zurechtkommen musste. Alle Schmerzen waren verflogen.

Das Baby schrie, mein Mann bemerkte, dass die Nabelschnur um den Hals gewickelt war, also wickelte ich sie ab. Ich hätte das in dem Moment nicht bemerkt. Die Hebamme bat uns, den Notruf zu wählen, damit direkt nach uns geschaut werden konnte. Während des Telefonats meldete sich unser großes Kind, ich hatte ihn wohl mit meinem Tönen geweckt, und mein Mann holte ihn runter zu uns. So lernte er seine Schwester etwa eine Minute nach ihrer Geburt direkt kennen. Die Szene ließ ihn trotz Blut und Baby recht unbeeindruckt. Zeitgleich mit der Notärztin trafen meine Eltern ein, die wir auch sofort verständigt hatten. In der Zwischenzeit sahen wir nach, welches Geschlecht unser Raketenbaby hat – ein Mädchen!

Die Notärztin war sehr nett, die Sanitäter ebenfalls. Als sie reinkamen, gab es erstmal Unsicherheit, was zu tun ist, denn “das Kind ist ja schon da. Was sollen wir denn jetzt machen?” Die Nabelklemmen wurden gesetzt, da mein Mann die Kleine zu dem Zeitpunkt auf dem Arm hatte, durchschnitt ich selbst die Nabelschnur. Danach setzten wir uns als Familie zu viert aufs Sofa und T. konnte zum ersten mal stillen. Die Sanitäter versuchten in einer MacGyver-artigen Aktion, T. auf der Küchenwaage zu wiegen, aber auch mit Auflaufform konnte nur ein Schätzgewicht auf ihrer Geburtsbescheinigung eingetragen werden. 3000-3500g, und damit über 1kg leichter als ihr großer Bruder. Da die Plazenta nicht von alleine kommen wollte, musste ich dann doch noch kurz ins Krankenhaus. Die Kleine so schnell schon anziehen und in den Autositz setzen zu müssen, kam mir komisch vor. Im Rettungswagen weinte sie zwischendurch kurz, ich hätte sie gerne auf dem Arm gehabt und konnte sie nur durch meine Stimme beruhigen.

Die Hebamme, die uns im Krankenhaus in Empfang nahm (mein Mann war in unserem Auto hinterhergefahren, meine Eltern betreuten zu Hause unseren Sohn, der von dem ganzen Blaulicht, “Tüta” und Co. ganz aufgeregt war) war sehr nett und entspannt, hatte viel Erfahrung mit Hausgeburten und schätzte mich direkt richtig ein, dass ich wenig Lust auf Oxytocin-Tropf und dergleichen hätte. Stattdessen konnte sie die Plazenta mit gezieltem (allerdings auch sehr schmerzhaftem) Drücken auf meinen Bauch schnell lösen. Danach wurden noch zwei kleine Geburtsverletzungen genäht. Währenddessen hab ich gar nicht mehr an die Hypnose oder meinen sicheren Ort gedacht. Ich konnte einfach nicht fassen, wie die Geburt gelaufen war und erlebte ein richtiges High. T. wurde noch für die U1 untersucht, 3355g, 50cm. Nach insgesamt 1,5 Stunden (für das Warten auf die Blutergebnisse, ob mein Hb-Wert in Ordnung wäre) durften wir uns auf eigenen Wunsch entlassen und fuhren zu dritt wieder nach Hause, wo unser großer Sohn doch tatsächlich neben meiner Mutter eingeschlafen war.

Eine friedliche Geburt war es meiner Meinung nach nicht so richtig, zu stürmisch die Wellen, die mich so in Angst versetzten, zu chaotisch die Austrittsphase. Aber insgesamt würde ich durchaus von einer positiven Geburt sprechen – was hatten wir, was hatte ICH da geschafft? Alleine ein Baby auf die Welt zu bringen! Wahnsinn! Und auch wenn die Geburtshypnose insgesamt nur knappe 30 Minuten lief, bin ich der festen Überzeugung, dass mir die Vorbereitung mit dem Kurs definitiv geholfen hat, während der Geburt bei mir und in meiner Kraft zu bleiben, um so meine kleine T. zur Welt zu bringen.

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