Geburtsbericht: Erstes Kind, geboren am ET+10 im Krankenhaus
Vorbereitung: Online-Kurs und tägliche Meditation und Atemübungen ab ca. SSW 32
Triggerwarnung: assistierte Reproduktion nach unerfülltem Kinderwunsch; Regenbogenbaby nach Fehlgeburt; sekundäre Sectio aufgrund von Geburtsstillstand und pathologischem CTG nach Wehentropf – dennoch: ein positiver Geburtsbericht
An J., meinen wunderbaren Sohn,
dies ist deine einzigartige Geburtsgeschichte:
Wie du weißt, haben dein Papa und ich sehr lange auf dich gewartet. 5 Jahre Kinderwunsch. 42 Wochen Schwangerschaft. Über 36h Geburtsmarathon. Nun bist du endlich da! Aufgrund unseres speziellen Weges zu dir hatte ich uns umso mehr eine natürliche, interventionsarme und selbstbestimmte Geburt gewünscht. War es letztendlich unsere Traumgeburt? Nein. War es eine traumatische Geburt? Nein, auch nicht. Sie war lange Zeit interventionsarm und weitgehend selbstbestimmt. Ich habe mich sicher und gut aufgehoben gefühlt im Kreißsaal. Uns wurde viel Zeit und Raum gegeben. Ich hatte unter der Geburt eine Bindung zu dir, wie auch schon in der Schwangerschaft. Es gab schöne, friedliche Momente. Ich habe unser Geburtserlebnis so angenommen, wie es uns geschenkt wurde und habe meinen Frieden damit geschlossen. Nun der Reihe nach:
Vorwellen/Übungswellen ab 37+0: Aufgrund einer medizinischen Indikation bei mir stand schon früh fest, dass wir in einem Krankenhaus entbinden werden müssen. Ich hörte auf mein Bauchgefühl, entschied mich gegen die große Klinik mit Perinatalzentrum vor Ort (zu groß, zu chaotisch, zu kalt) und für ein kleines Krankenhaus ca. 30-40 Min Fahrtzeit entfernt (kleiner, familiärer, irgendwie heimeliger). Da eben dieses Wunschkrankenhaus erst Geburten ab 37+0 betreut, fieberte ich diesem Tag entgegen. Er kam, alle Anspannung, es nicht bis zu dem Tag zu schaffen, fiel von mir ab. Ich ergänzte die Übungshypnosen zur Geburtsvorbereitung mit den Hypnosen „Geburtsvorbereitung mental fördern“, „Mentaltraining Traumgeburt“ und „Vorbereitung auf eine Geburt im Krankenhaus“ aus dem Kurs „Die friedliche Geburt“, trank Himbeerblättertee, kreiste täglich mein Becken auf dem Gymnastikball, schrieb Tagebuch und verabschiedete mich von der Schwangerschaft, die wohlmöglich meine einzige bleiben wird. Exakt ab 37+0 verspürte ich bei der Meditation ein erstes deutliches Ziehen. In den Tagen und Wochen danach folgten erste Wellen – nicht stark, aber meist regelmäßig alle paar Minuten für ein paar Stunden. Ich war freudig aufgeregt, als sich die Wellen deutlich im CTG bei der Vorsorge zeigten und erste Teile des Schleimpropfes abgingen. Es gab zwei Nächte, in denen ich mich bei jeder Kontraktion übergeben musste – dies empfand ich als sehr herausfordernd, da es so viel Kraft kostete und ich hoffte, dass dies unter der Geburt nicht so sein würde.
ET+8: Die empfohlene Einleitung ab ET+10 rückte näher. Zwar beruhigte mich das Lesen positiver Geburtsberichte nach Einleitung, dennoch wünschte ich mir, dass du dich von selbst auf den Weg machst. Morgens wachte ich mit menstruationsartigem Ziehen auf, was wieder verschwand. Den ganzen Tag über spürte ich Wellen, ging aber meinem Alltag nach und dachte mir nichts dabei. Abends beim Essen um 18.30 Uhr ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass die Wellen nun schon lange anhielten, sehr regelmäßig kamen und stärker wurden. Ich musste das Essen bei jeder Welle unterbrechen. Ich entschied mich dafür, es mir auf dem Sofa gemütlich zu machen und die Abstände und Dauer der Wellen zu stoppen. Im Schneidersitz auf dem Sofa übte ich die Bauchatmung bei jeder Welle, die alle 7-8 Minuten kamen. Intuitiv nahm ich nochmal ein Video davon auf, wie sehr du noch in meinem Bauch rumturntest, nicht wissend, dass es das letzte in der Schwangerschaft sein würde.
Gegen 23.00 Uhr ging ich ins Bett und hörte eine Meditation. Ich stellte schnell fest, dass ich im Liegen nicht gut mit den Wellen klar kam und setzte mich wieder in den Schneidersitz bzw. auf den Bettrand. Die Wellen kamen nun alle 5-6 Minuten. Dein Papa kam dazu und fragte, ob es losginge. Ich zuckte mit den Schultern. Wir dimmten das Licht, dein Papa setze sich hinter mich und massierte mich. Dabei wechselte ich irgendwann zur Hypnose „Unter der Geburt“. Es war friedlich und schön. Inzwischen musste ich die Wellen veratmen. Auf der Toilette ging zwischenzeitlich noch mehr vom Schleimpfropf ab. Gegen 1.00 Uhr ging ich heiß duschen, denn so ganz glaubte ich noch nicht daran, dass dies „the real deal“ war. Doch die Wellen blieben und wurden intensiver. Ich konnte weder liegen noch sitzen. Im Stehen und unter Bewegung konnte ich aber noch gut mit den Wellen umgehen, weshalb ich unsicher war, ob wir wirklich schon ins Krankenhaus fahren sollten. Teilweise kamen die Wellen nun alle 2-3 Minuten. Ich rief gegen 1.30 Uhr im Kreißsaal an. Die Hebamme sagte mir, ich könne jederzeit kommen, wenn ich mich danach fühle, könne mir aber sicherlich Zeit lassen, da es mein erstes Kind sei. Dein Papa begann, die letzten Sachen zu packen und seine To-Do-Liste abzuarbeiten. Ich versuchte nochmals, mich hinzulegen, um etwas zu schlafen, sprang allerdings bei der ersten Welle auf. Liegen ging absolut gar nicht. Plötzlich hatte ich Sorge, die Taxifahrt nicht durchzustehen. Ich wollte los. Gegen 3.30 Uhr stiegen wir ins Taxi. Außer einem knappen Hallo kommunizierte ich nicht mit dem Taxifahrer. Die Taxifahrt über meditierte ich und es half mir sehr, die Wellen zu veratmen. Bei jeder Welle hielt ich die Hand deines Papas. Gegen 4.00 Uhr kamen wir in der Klinik an.
Erste Hebammenschicht Freitagnacht/-morgen; Hebamme A: Im Kreißsaal wirkte alles friedlich und ruhig. Außer uns war nur ein anderes Paar zum CTG-Schreiben da. Dein Papa durfte in diesem Krankenhaus dank Covid-Impfnachweis von Anfang an mit in den Kreißsaal, was klasse war. Er erledigte vor Ort den gesamten Papierkram. Für das Aufnahme-CTG musste ich mich auf den Rücken bzw. die Seite legen, da es in dem Kreißsaal kein kabelloses CTG-Gerät gab. (Bei allen späteren CTGs durfte ich mich bewegen.) Die Hypnose hatte ich kurzzeitig ausgestellt, da ich selbst mit der Hebamme kommunizieren wollte. Während des CTGs versank ich aber auch ohne Anleitung auf den Ohren in einen meditativen Zustand. Das CTG zeigte schöne, regelmäßige Wellen alle 4-5 Minuten. Die vaginale Untersuchung ergab eine Muttermundsöffnung von 1-2cm. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen oder enttäuscht sein sollte. Ich hatte Sorge, man würde uns nun wieder nach Hause schicken. Doch stattdessen bekamen wir unser Familienzimmer auf Station zugewiesen. Bevor wir dieses beziehen konnten, wurde von der Ärztin noch ein Zugang gelegt, ein Ultraschall und Covid-Test gemacht. Auf dem Zimmer gab es Frühstück, von dem ich nichts essen konnte. Statt wie geplant, die 2h bis zum nächsten CTG zu ruhen, verbrachte ich die Zeit auf der Toilette.
Zweite Hebammenschicht Freitagmorgen/-vormittag/-nachmittag; Hebamme B: Um 8.00 Uhr erschienen wir wieder zum CTG – mit Kopfhörer im Ohr. Die Hebamme fand es super, dass ich meditieren wollte. Ich war allerdings aufgrund des Schlafmangels kaum in der Lage, mich auf den Beinen zu halten. Liegen oder Sitzen war nach wie vor nur in den Wellenpausen möglich. Diese hatten sich verlängert. Mein Körper – erschöpft von der schlaflosen Nacht – verschaffte sich die Pausen, die er brauchte. So verbrachten wir den Freitag im Wechsel auf dem Familienzimmer und alle 2h zum CTG-Schreiben im Kreißsaal ohne nennenswerten Fortschritt. Ein Buscopan-Zäpfchen verschaffte nur kurz Entspannung für einen 45-minütigen Power Nap. Die leicht vorwurfsvoll klingende Aussage der Hebamme „Ich brauche mehr Wehen“ half auch nicht weiter. Aber man ließ mich und meinen Körper machen. So lange es dir gut ging, wurde uns Zeit und Raum gegeben, die Dinge geschehen zu lassen.
Dritte Hebammenschicht Freitagnachmittag/-abend; Hebamme C: Begrüßt wurde ich mit der Frage, wie es mir emotional ginge. Ja, wie ging es mir eigentlich emotional? Ich war frustriert von der langen Latenzphase, die kräftezehrend war, aber nur schleppend verlief. Ich war auf einen Marathon eingestellt gewesen, hatte intuitiv nie das Gefühl, dass unser Geburtserlebnis ein Sprint wird, aber auf einen Ultramarathon war ich auch nicht eingestellt. Der Satz „Heute ist es soweit. Heute wirst du geboren“ aus der Meditation schürte zeitweise Aggressionen, so dass ich mit der Meditation pausierte. Hebamme C turnte mit uns – wir genossen wieder 1:1-Betreuung und ihre volle Aufmerksamkeit – und sie verzichtete bewusst auf weitere Interventionen. Sie untersuchte mich nicht einmal. Sie sagte, ich müsse nun Kraft schöpfen, dann würde mein Körper schon wieder Wellen produzieren und sie stellte uns sogar frei, nochmals nach Hause zu fahren. Das kam für mich allerdings nicht infrage. Zimmer räumen, Zugang entfernen, Taxi nach Hause nehmen, abwarten, und alles von vorne inklusive Covid-Test-Prozedere – Stress pur! Im Krankenhaus konnte ich besser entspannen. Am nächsten Morgen hätte ich eh zur Einleitung wiederkommen müssen. So gingen wir zurück auf unser Zimmer. Ich duschte heiß, aß etwas und schaffte es tatsächlich, 1,5h zu schlafen mit einigen wenigen Unterbrechungen von aushaltbaren Wellen. Und dann – Krawumm! – ging es los. Die Wellen kamen mit neugeschöpfter Kraft wieder. Mächtig und kraftvoll, regelmäßig und nah beieinander. Ich musste mich im Stehen festhalten und tönen, die Bauchatmung fiel mir schwer. Mein Blick fiel auf den mitgebrachten Autokindersitz und ich war fest entschlossen, das Krankenhaus erst mit dir darin zu verlassen. Noch bevor wir hätten zum nächsten CTG im Kreißsaal erscheinen müssen, schleppte ich mich dorthin. Hebamme C begrüßte uns freudig überrascht über die sichtbar stärkeren Wellen. CTG und Untersuchung folgten. 4cm. Immerhin. Endlich offiziell „echter“ Geburtsbeginn. (Was war denn alles andere vorher, wenn nicht auch Geburt, frage ich mich!?) Wir turnten und gingen auf der Dachterrasse spazieren. Ich fand alles unangenehm und anstrengend. Die Kraftreserven waren schneller wieder aufgebraucht als gedacht. Hebamme C war jedoch guter Dinge, als sie uns abends verabschiedete: „Es geht ja jetzt voran. Morgen lese ich dann von der Geburt im Geburtenbuch“.
Vierte Hebammenschicht Samstagnacht/-morgen; wieder Hebamme A: Es war wieder so friedlich im Kreißsaal und wir schienen noch/wieder alleine zu sein. Ich war müde und hatte nur einen Wunsch: Mich hinzulegen und auszuruhen. Daher bat ich um ein Schmerzmittel, was es mir erlauben würde, dies zu tun, ohne die Wehentätigkeit zu bremsen. Ich bekam intravenös Meptid. Eine gute Entscheidung. Ich konnte endlich liegen. Ich fühlte mich wie auf Wolken, begrüßte jede Welle freudig, nahm die Hand deines Papas, der im Liegestuhl neben dem Kreißbett lag, veratmete die Wellen mit der tiefen Bauchatmung, visualisierte den Muttermund wie die aufgehende Sonne über der afrikanischen Savanne, und merkte, dass es produktiv war und sich was tat. Die Hypnose hörte ich nur zeitweise. Inzwischen kannte ich sie auswendig und brauchte die Kopfhörer nicht mehr zwingend. Zwischen den Wellen döste ich teilweise sogar etwas ein. Das CTG blieb auf meinen Wunsch die ganze Zeit an, denn es beruhigte mich, deinen Herzschlag zu hören. So verbrachten wir die Nacht und schafften es langsam aber stetig zu 7-8cm.
Fünfte Hebammenschicht Samstagmorgen/-vor mittag/-nachmittag; Hebamme D (die zufällig auch meine Nachsorgehebamme ist): Inzwischen bewegte ich mich wieder und wechselte von Sprossenwand zum Seil, zu deinem Papa, zu den Sideboards im Kreißsaal. Ich hing mich daran oder beugte mich darüber, tönte, veratmete, visualisierte und staunte über die Kraft der Natur. Doch die letzten Zentimeter wollten einfach nicht verstreichen. Hebamme D, die auch meine Nachsorgehebamme ist und um meinen Wunsch von einer möglichst natürlichen, interventionsarmen Geburt wusste, suchte mit mir das Gespräch: Sie sagte, sie wisse, dass ich keine PDA wolle, sie sehe auch, dass ich mit den Wellen gut umgehen könne, sie wisse aber auch, dass ich für den Endspurt nochmal viel Kraft brauche und es vielleicht so langsam an der Zeit wäre, meinen Körper etwas zu unterstützen und dem Ganzen einen Schupps zu geben. Sie schlug mir einen Wehentropf plus PDA vor. Ich überlegte kurz, hielt es für eine Intervention, die zu diesem Zeitpunkt und aus den richtigen Gründen Sinn machte und stimmte zu. Die PDA wurde gelegt, der Wehentropf angebracht, die Fruchtblase geöffnet. (Bei der Reihenfolge bin ich mir nicht mehr sicher.) Ich konnte weiterhin jede Welle spüren, wenn auch nicht mehr schmerzhaft, und konnte mich mit Hilfe noch bewegen und in den Vierfüßlerstand wechseln. Dann hatten wir es kurze Zeit später endlich geschafft: 10cm. Vollständig eröffnet. Ich war euphorisch und motiviert. Irgendwo nebenan weinte ein Neugeborenes. Mir schossen die Tränen in die Augen. Bald würdest auch du da sein. Und dann passierte nichts… Im Kreißsaal wurde es jedoch voll. Drei weitere Schwangere kamen an und belegten die anderen Räume. Bei zweien ging es extrem schnell und sie hatten innerhalb kürzester Zeit ihr Baby. Hebamme D musste sich vierteilen. Ich verharrte im Vierfüßler, kreiste mein Becken und wartete. Worauf wartete ich eigentlich? Ich fragte Hebamme D, als sie mal kurz vorbeikam. Sie fragte, ob ich einen Druck spüre, den Drang zu pressen. Leider nein. Sie drehte den Wehentropf höher. Sie verabschiedete sich kurz darauf zum Ende ihrer Schicht. Wir beide fanden es schade, dass wir die Geburt nicht gemeinsam beendet hatten. Sie betonte nochmal, dass du bislang die lange Geburt super mitgemacht hättest und deine Herztöne (sowie mein Ruhepuls) wirklich toll wären. Von Stress war bei uns beiden keine Spur zu sehen.
Sechste Hebammenschicht Samstagnachmittag/-abend; wieder Hebamme C: Noch bevor Hebamme C übernehmen konnte, schob Hebamme D nur kurz nachdem sie sich verabschiedet hatte völlig überraschend einen Notfallwagen mit diversen Utensilien in den Raum. Sie sagte, dass sie nun mit höher dosiertem Wehentropf doch ein wenig besorgt über das CTG seien. Sie würden dies genau beobachten und vorsichtshalber Blut aus deinem Kopf abnehmen wollen, um den Sauerstoffgehalt in deinem Blut zu testen. Die Assistenzärztin kam und führte den Test durch. Außerdem wurde mir ein Medikament gespritzt, welches deine bessere Versorgung sicherstellen sollte. Ab dem Moment lag ich wie ein Käfer auf dem Rücken, überall Kabel, meine Beine in den Beinhalterungen abgelegt. Ab da dachte ich nicht einmal mehr daran, in Hypnose sein zu wollen. Ich wollte voll da sein. Der Test kam zurück – alles okay. Du warst nicht gestresst. Plötzlich sackten deine Herztöne wieder ab, die Assistenzärztin rief die Oberärztin, Hebamme C kam dazu. Es wurde hektisch. Ich musste anfangen, zu weinen. Hebamme C sagte, ich solle meinen Tränen ruhig freien Lauf lassen. Plötzlich hatte ich Angst um dich. Mir wurde ein Medikament gespritzt, dass deine Herztöne stabilisieren sollte. Es wurde ein Ultraschall gemacht, um zu schauen, wieso du das letzte kleine Stück nicht runterrutschen wolltest. Du hattest dich tatsächlich nochmal mit deinem Rücken von links nach rechts gedreht! Dann wurde der Test von vorher wiederholt – dieses Mal von der Oberärztin. Ihr gelang es zunächst nicht, Blut zu gewinnen. Sie wirkte gestresst. Ich sah die Schweißperlen auf ihrer Stirn. Ihr Ton der Assistenzärztin gegenüber wurde schroffer. Das Fruchtwasser war weiterhin klar, irgendwann kam der Test zurück – alles okay. Parallel wurden Optionen diskutiert und ich wurde – für den Fall, dass man doch noch schnell intervenieren müsse – für eine Sectio vorbereitet. Ich fragte, warum man dich nicht einfach hole? Ich hatte Angst um dich und wollte dich einfach endlich in meinen Armen halten. Bye bye, Wunsch nach vaginaler Geburt – das war mir in dem Moment nicht mehr wichtig. Man sagte mir, man könne auch den Wehentropf nochmals hochdrehen mit permanenter Kontrolle deiner Herztöne und Sauerstoffkontrolle und dich – falls du tiefer rutschst – ggf. mittels vaginaler OP im Kreißsaal schnell holen. Das war für mich keine Option. Ich hörte auf mein Bauchgefühl und kommunizierte meinen Wunsch klar: „Ich habe 5 Jahre auf dieses Kind gewartet. Ich möchte, dass es JETZT kommt, so risikoarm wie möglich.“ Hebamme C wiederholte, was ich gesagt hatte, da die Oberärztin es nicht gehört hatte. Ich sah, wie der Stress von ihr abfiel und sie zustimmte. Alle hatten mit uns lange gekämpft, um uns eine vaginale Geburt zu ermöglichen, aber ich hatte nun anders für uns entschieden. Und dann ging alles ganz schnell, aber bedacht und ohne Hektik. Die PDA wurde aufgespritzt, dein Papa bekam ein OP-Outfit, es ging in den OP-Saal, und nur 2-3 Minuten nach der Frage „Spüren Sie noch was?“ hörten wir ein leises Quaken. Das warst du! Deine Stimme! Mir schossen wieder die Tränen in die Augen. Dieses Mal vor Glück! Kurz darauf wurdest du uns gezeigt. Pausbäckchen, etwas bläuliche Hautfarbe, geöffnete Augen, erstaunter Blick, kein bisschen zerknautscht und einfach unfassbar süß! Mein erster Satz: „Oh, ist der süß!“ Ich fühlte sofort so viel Liebe für dich. Hebamme C nahm dich kurz mit, aber sie war wirklich schnell zurück und wir konnten noch im OP-Saal kuscheln. Du warst ganz ruhig und kein bisschen gestresst, auch wenn dein Start ins Leben im lauten, kalten, hellen OP-Saal sicherlich ein Schock für dich war. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber die Bauchgeburt im OP-Saal hatte für mich und deinen Papa wunderschöne Momente!
Fast 5 Jahre Kinderwunsch, 4 ICSIs, 3 Kryos, 1 Fehlgeburt, eine teilweise sehr beschwerliche Schwangerschaft, 36h Geburtsmarathon im Kreißsaal und dann doch eine Sectio – was für eine Reise! Ich bin stolz, diesen Weg gemeistert zu haben. Dich in den Armen halten zu können, entschädigt alles!
Danke Kristin und Team für eure Arbeit! Ohne den Podcast, den Kurs und die vielen positiven Geburtsberichte hätte ich dieses Geburtserlebnis sicherlich nicht so gut verarbeiten und weitgehend positiv sehen können.