Liebe Kristin, liebes Team,
ich hoffe, diese filmreife Geschichte wird nicht allzu lang. Ich hatte auch überlegt, sie als Audio zu verschicken, aber vielleicht könnt ihr sie so auch in vielfacher Form für euch nutzen.
Vorab kann ich sagen, dass ich felsenfest davon überzeugt bin, dass deine Methode, liebe Kristin, mir geholfen hat, ein generationsübergreifendes Geburtstrauma für mich aufzulösen. Dafür möchte ich dir jetzt schon einmal aus den tiefsten Tiefen meines Herzens danken.
Die filmreife Geburt unserer Tochter A. hat Ar. und mich wirklich berauscht und überrumpelt. Wir hätten beide nicht damit gerechnet, dass wir einmal so eine Geschichte erzählen dürfen.
Alles fing damit an, dass meine Frauenärztin (mit der ich gar nicht zurecht kam) mich am Tag vor dem ET zur Einleitung ins Krankenhaus einweisen wollte, weil sie Angst hatte, ich könnte das Hellp-Syndrom entwickeln. Dieser Situation geht noch eine Geschichte voraus, aber das würde jetzt den Rahmen sprengen.
Wir sollten um 15 Uhr im Krankenhaus zur Blutentnahme kommen. Also machten Ar. und ich uns auf den Weg in die Notaufnahme. Das übliche Prozedere. Kurze Wartezeit auf dem Flur, dann durften wir los. Nun ja, was soll ich sagen… nachdem ich vorher noch im Badezimmer zu Hause stand und weinte, weil ich mir doch gewünscht hatte, dass unsere Tochter sich ihren Geburtstag selbst aussuchen darf, lief es mir urplötzlich auf dem Weg zum Fahrstuhl nass und warm in die Unterhose. Zunächst dachte ich, dass ich mir eingepullert hätte, weil ich den ganzen Tag schon nicht gut Wasser lassen konnte. Doch es hörte nicht mehr auf.
„Ar., ich glaub, mir ist gerade die Fruchtblase gerissen.“
„Ne oder?“
Wir lachten beide und konnten es gar nicht fassen.
Völlig losgelöst und entspannt und lachend liefen wir weiter in den Kreißsaal. Ich hinterließ eine kleine Spur auf den Gängen und eine Hebamme begrüßte uns mit den Worten, ob wir denn zur Blutentnahme kämen.
„Ja, aber ich glaube, meiner Frau ist gerade auf dem Weg hinter die Fruchtblase geplatzt.“, sagte Ar..
Die Hebamme lachte und ich durfte mich erst einmal auf der Toilette „trocken legen“. Sie lieh mir ihre grüne OP-Hose und ich wurde in einem Zimmer ans CTG angeschlossen, mir wurde Blut von einer sehr lieben und kompetenten Ärztin abgenommen und natürlich der Blutdruck gemessen. Die „Diagnose“ nahm natürlich jeder dort ernst und wir auch, allerdings wurde keinerlei Panik geschürt oder uns Angst gemacht, denn meine Blutwerte waren zu jedem Zeitpunkt tip top.
Wir wurden darüber aufgeklärt, dass wir wieder nach Hause gehen dürften, noch einmal um 22 Uhr zur Kontrolle der Blutwerte kommen sollten und wir dann 24 Stunden Zeit hätten, bis wir überlegen müssten, wie wir verfahren, falls sich bis dahin nichts getan haben sollte.
Das war absolut in unserem Interesse. Ich wollte so viel Zeit wie möglich zuhause verbringen.
Gegen 18 Uhr kochte ich dann mit meiner Mutter zu Abend essen, wir aßen zu dritt am Tisch, ich spürte hin und wieder einen leichten Druck, aber überhaupt nichts Dramatisches. Kein Vergleich zu Periodenschmerzen.
Dann legte ich mich auf das Sofa, dusselte ein bisschen weg, während meine Mama und Ar. fern sahen.
Um 21 Uhr gingen beide dann mit den Hunden spazieren und ich hörte die Meditation „Geburtsbeginn mental fördern“. Ich mochte das Bild so gerne, mein Baby nach draußen zu locken und es nach draußen zu begleiten so gerne.
Ich war tiefenentspannt, als wir dann noch einmal um 22 Uhr in die Klinik mussten, auch wenn dieser permanente Ortswechsel alles andere war, als das, was ich wollte. Ich konnte es aber akzeptieren.
Gegen Mitternacht lagen wir dann endlich im Bett und meine Mutter auf dem Sofa. Ich zählte mich selbst herunter und spürte, wie mein Körper immer tiefer entspannte, wie ich immer tiefer in meinem Körper an kam. Ich schlief ein und wachte regelmäßig, aber nur leicht auf, spürte eine Welle, atmete laaaaang und tief, schlief wieder ein. Gegen 1:30 Uhr hatte ich dann das Gefühl, dass ich Durchfall bekommen würde und so war es dann auch. Auf Toilette spürte ich dann ganz deutlich, dass die Abstände gar nicht so weit voneinander entfernt waren und dachte mir, dass ich dann gleich die Hypnose während der Geburt anfangen würde. Die ganze Zeit hatte ich meine Augen geschlossen und blinzelte immer nur ein wenig vor mich hin, wenn ich etwas sehen MUSSTE.
Ich weckte Ar. um 2 Uhr, nahm meine Tablette aus dem Krankenhaus (Antibiotikum) und steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren. Es klappte alles wunderbar. Ich hörte nicht nur deine Stimme, liebe Kristin, sondern las vor meinem inneren Auge auch meine Affirmationen. Hingeben, loslassen, weich werden, vertrauen, locker lassen, entspannen. Ich dachte immer wieder ans Ballett und an meine Dehnübungen und wie ich in die Dehnung hinein atme und mich entspanne und dadurch alles weicher wird.
Ich redete mit unserer Tochter, zeigte ihr den Weg, war so tief in mir wie noch nie zuvor.
All die Berichte, die ich mir durchgelesen und angehört hatte, haben mir geholfen, aber immer blieb da der Zweifel. „Ja ok, bei denen lief es so. Aber bei mir vielleicht eben doch nicht.“ DENN: Alle meine weiblichen Vorfahren konnten mir bloß Horrorgeschichten erzählen. Das taten sie bereits, als ich noch Kind war. Wie schrecklich ihre Geburten waren, wie sehr sie sich quälen mussten und immer endete es in einem Kaiserschnitt oder kurz vor dem Verbluten. Ich hatte damit zu kämpfen, dass meine Mutter und meine jüngere Schwester mir immer wieder sagten, ich sei zu schwach für die Geburt. Ich solle einfach direkt einen Kaiserschnitt verlangen. Auch am Abend vor der Geburt von A., saß meine Mutter am Tisch und warnte mich. Sagte sogar Ar., er solle das dann für mich entscheiden. Er solle auf mich achten…
Ich sagte ihr, dass ich weiß, dass sie ganz traumatische Geburten erlebt habe, aber dass es bei mir nicht so sein müsse. Ich hätte mich gut vorbereitet. Sie hielt von deiner Methode natürlich nichts. Alles Hokuspokus. Ar. hingegen ist Fan der ersten Stunde, hat jede Kurseinheit mit mir geguckt, sich Podcastfolgen angehört, sich täglich informiert. Er glaubt fest an die Kraft der Gedanken und des Unbewussten, weil er selbst durch seine frühere Erfahrung mit ADS bereits im Kindesalter an Traumreisen herangeführt wurde.
Ar. schlug mir vor, mich doch noch einmal hinzulegen oder zu setzen, doch zu dem Zeitpunkt konnte ich nicht mehr liegen oder sitzen und wollte stehen und mich bewegen. Arne selbst war etwas überfragt in diesem Moment, aber mich brachte das nicht aus meinem Zustand. So gegen 3 Uhr allerdings meldete sich in mir eine kleine, piepsige Stimme…
„Du solltest ins Krankenhaus fahren.“ Als ich Ar. diesen Satz mitteilte, war der wiederum ziemlich schockiert.
„Echt jetzt?“
Ich bestand darauf. Langsam zog er mich an, führte mich tief atmend die Treppe hinunter. Die Wellen kamen zu dem Zeitpunkt schon sehr schnell. Weniger als 5 Minuten Abstand. Es ging alles wahnsinnig flott. Meine Mama, die unten fest schlief, bekam erst etwas mit, als Ar. sie weckte. Sie nahm meine Hand, streichelte mir den Rücken und ich konnte spüren, dass sie nervös war, aber gleichzeitig beeindruckt von mir. Sie sagte mir flüsternd, wie toll ich das machen würde.
An der Tür ließ sie meine Hand los, beide zogen mir die Schuhe an, wir gingen raus zum Auto. Die Fahrt war wirklich SEHR anstrengend. Der Druck vom Sitz gegen den Druck von oben war unangenehm, aber ich zog mich mit aller Kraft an diesem Griff an der Autodecke bei jeder Welle hoch. Tja und dann wurde Ar. plötzlich sehr schnell und ich blinzelte… wir waren wieder auf dem Weg nachhause. Er hatte den Mutterpass vergessen und war nochmal zurück gerast. Gut, dass es mitten in der Nacht war. Aber zu dem Zeitpunkt dachte ich wirklich: Was, wenn ich unser Baby jetzt im Auto bekomme?
Irgendwie schafften wir es dann ins Parkhaus vor der Notaufnahme und als ich aus dem Auto stieg, spürte ich bereits den Drang, mit zu schieben. Wir brauchten eine Ewigkeit bis zum Eingang. Und als wir am Schalter in der Notaufnahme standen, kamen die Mitarbeitenden dort doch tatsächlich wieder mit den üblichen Fragen. Krankenkassenkarte, Coronatest, …. Wie denn die Abstände der Wehen seien.
Ich bekam das alles irgendwie mit, ohne „dass es mich betraf“. So fühlte sich mein mentaler Zustand an. Ich war da, aber es betraf mich alles nicht. Ich hatte die Augen zu, hielt mich an der Wand in der Notaufnahme fest und atmete. Als sie dann aber immer noch nicht begriffen, was los war, sagte ich ziemlich laut:„Ich kann das nicht mehr aufhalten, ich muss jetzt mit drücken.“
Da ich nicht mehr sitzen konnte, kamen mehrere Personen mit einer Trage, auf der sie mich im Vierfüßler in den Kreißsaal, genauer in ein Vorwehenzimmer, schoben. Es hatten sogar noch welche den Coronatest in der Hand, den ich nochmal machen sollte. 😀
Alles wurde mir unten rum ausgezogen, die Kliniktasche pfefferte Ar. in die Ecke und er wurde sofort richtig mit eingespannt, DENN die Hebamme untersuchte mich, während ich im Vierfüßler auf dem Boden war und sagte freudig, dass der Muttermund bereits vollständig eröffnet sei.
„Dass heißt, sie kommt jetzt schon?“, fragte ich.
„Ja, du darfst mitschieben, euer Baby kommt jetzt.“
Und ich gab alles an Kraft, was ich hatte. Es war irre heiß in diesem kleinen Raum, ich hatte das Gefühl, er sei voller Menschen, obwohl wir nur zu dritt waren. Ich wurde so toll motiviert von der Hebamme, die immer wieder sagte, wieviel Power ich hätte und dass ich das so toll machen würde. Als sei es nicht mein erstes Mal. Irgendwann brauchte ich auch die Kopfhörer nicht mehr, Ar. spürte mehrmals, wenn Situationen aufkamen, die mich hätten aus der Entspannung bringen können und setzte immer wieder Anker. Egal, was passierte, egal, was von mir verlangt wurde, ich war tief bei und in mir und verbunden mit A.. Ich spürte meinen Körper, den Druck, den ich als Zwischending von Durchfall und Verstopfung bezeichnen würde, aber ohne diese stechenden Krämpfe…
Es war kein Schmerz. NULL.
Ich fühlte mich stark und selbstbestimmt und es war einfach nur kraftvoll und intensiv.
Auch als ihr Köpfchen kam, war alles wie betäubt und gleichzeitig konnte ich fühlen, wie sie Stück für Stück weiter rutscht. Ich durfte sogar mit der Hand tasten…
Es dauerte gefühlt 15 Minuten und die Hebamme sagte:„Jaaa, suuuuper, noch einmal ….da ist das Köpfchen.“ und dann ging alles so wahnsinnig schnell und sie lag in meinen Armen. Wir küssten sie und waren völlig überrascht von diesem magischen Erlebnis. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass das Schmerzhafteste an der ganzen Erfahrung die Betäubungsspritzen werden würden, die ich brauchte, um den Dammriss zu nähen. Es war zwar alles butterweich, aber meine Blase leider doch sehr voll und ihr Kopf nicht der kleinste.
Als wir die Geburt meinen Eltern erzählten, sagte meine Mutter nur:„Ja, vielleicht lag es ja an deinen Übungen da.“
Meine Schwester hingegen sieht es immer noch als Glück an. „Manche haben eben Glück.“ Ich weiß aber, dass ich ohne dich niemals so eine wunderschöne Erfahrung gemacht hätte… und das nach einer wirklich herausfordernden Schwangerschaft (die ersten vier Monate mit Hyperemesis und anderen Komplikationen, die ich auch mental gelöst habe). Von Herzen und allen Zellen meines Körpers möchte ich dir danken. Ich bin zutiefst demütig und voller Erfurcht vor dem, was wir Menschen ermöglichen können, wenn wir uns auf etwas einlassen und uns hingeben.