Meine Traumgeburt wider Willen: 26.02.2020 Frankfurt
Schon viel früher wollte ich diesen Bericht verfassen, aber wie das so ist, kaum ist der kleine Schatz da, vergehen die Wochen und Monate wie im Flug.
Jetzt ist es genau 6 Monate her, seit ich mich erwartungsvoll in der Geburtsabteilung der Uniklinik Frankfurt anmeldete, nachdem meine Fruchtblase völlig überraschend und 2 Wochen vor ET geplatzt war.
Für dein Live-Seminar sind mein Mann und ich im Januar extra von Frankfurt nach Berlin gereist. Der erste Seminartag war sehr inspirierend und ich war voller Enthusiasmus. Leider hat mich eine spontane, heftige Magendarmverstimmung am 2. Seminartag ans Hotelbett gefesselt, sodass wir einen Großteil der Inhalte verpasst haben.
Wieder zuhause angekommen, habe ich mich in einem Telefonat mit dir ausgetauscht und du gabst mir noch einige wertvolle Anregungen an die Hand, damit ich mich in den folgenden Wochen selbständig mit den Online-Inhalten und Hypnosen vorbereiten konnte. Ich habe daraufhin sehr intensiv geübt und die angeleiteten Hypnosen taten mir gut.
In der 32. SSW erfuhr ich bei einem Vorsorgetermin, dass mein Kleiner sich bisher noch nicht gedreht hatte. Meiner Ärztin zufolge noch kein Grund zur Sorge, aber wenn er in 2 Wochen noch immer in Beckenendlage sei, sollte ich mich von meiner ausgewählten Klinik, der Uniklinik Frankfurt, beraten lassen. An diesem Punkt war ich tatsächlich noch nicht besorgt. Er wird sich schon noch drehen, sagte ich mir. Vielleicht helfen Übungen wie die „indische Brücke“, welche meine Hebamme mir empfahl. Zeitgleich merkte ich, dass ich mich mental weniger gut auf die Hypnosen einlassen konnte. Besonders die zuvor klar umrissene Traumgeburt erschien mir weniger vorstellbar. Zwischenzeitlich war ich mir aber fast sicher, dass sich mein Baby gedreht hatte, da ich glaubte, seinen Schluckauf nun tiefer zu spüren.
In der 35. SSW habe ich von meiner Frauenärztin erfahren, dass er noch immer in BEL sei und sie nicht davon ausgehe, dass er sich noch drehe. “Er dreht sich mit Sicherheit nicht mehr” war ihre nüchterne Einschätzung und sie empfahl mir einen Kaiserschnitt, wohlwissend, dass die Uniklinik auch natürliche BEL-Geburten anbietet. Ich war völlig überrumpelt und überfordert. Ich wollte so sehr den natürlichen Weg gehen, das Wunder mit Hingabe und aus eigener Kraft erleben, es zulassen, wann immer mein Baby bereit ist. Und plötzlich sollte ich alles in Frage stellen. Ich empfand dies als sehr belastend.
Meine Mutter und Freundinnen haben mir gut zugeredet, dass er sich doch sicher noch drehen kann, dass es Fälle gibt, bei denen sich kurz vor der Geburt das Baby noch dreht. Auch der Gedanke, dass die Uniklinik auf natürliche BEL-Geburten spezialisiert ist, schwirrte mir im Kopf herum.
Für meinen Mann und mich war aber in jedem Fall klar, dass wir kein Risiko eingehen oder die Geburt vorsätzlich erschweren wollten. Ich war völlig zerrissen. Wenn ich ehrlich zu mir war aber deshalb, weil ich tief im Inneren bereits eine Entscheidung getroffen hatte, welche ich mir nicht eingestehen wollte:
Der Weg des geringeren Widerstandes – die Operation. Wirklich?
Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich mich gegen den natürlichen Weg entscheide, gegen die kraftvolle Löwen-Geburt. Konnte ich bei einem Kaiserschnitt eine ebenso starke Nähe zu meinem Kind aufbauen und die Geburt ebenso intensiv und kraftvoll erleben? An diesem Punkt habe ich angefangen, mich mit deinen Hypnosen für eine Kaiserschnittgeburt zu beschäftigen und kam langsam zur Ruhe und auch zu mir und ein Gefühl etablierte sich, dass vielleicht dies der richtige Weg ist, vielleicht sogar der Weg zu meiner Traumgeburt. Wollte ich überhaupt, dass er sich noch dreht?
In der 37. SSW waren wir in der Uniklinik zur Beratung. Ich wollte in jedem Fall wissen, ob eine natürliche Geburt theoretisch möglich wäre, noch hatten wir uns ja nicht entschieden. Sowohl das Gewicht das Babys musste ausreichend sein, als auch mein Becken die richtigen Maße haben. Während wir auf die Ergebnisse warteten, merkte ich, dass ich innerlich hoffte, sie würden uns die Entscheidung abnehmen und spürte abermals, wie sehr ich innerlich zum Kaiserschnitt tendierte. Die Entscheidung lag weiterhin bei uns, die Maße waren genau an der Grenze, beides war möglich. Im Aufklärungsgespräch haben wir zudem von der Möglichkeit eines sekundären Kaiserschnittes erfahren, das heißt, bis zu den ersten Wellen zu warten und dann die Operation durchzuführen, also ohne festen Termin und erst dann, wenn unser Baby bereit ist. Diese Variante hat uns sehr angesprochen und wir haben uns direkt dafür und gegen den natürlichen Weg entschieden.
Trotz der überzeugten Entscheidung sind, zuhause angekommen, die Nerven mit mir durchgegangen und ich bin in Tränen ausgebrochen. Rückblickend glaube ich, dass es eine Art Abschiedsschmerz war, weil ich mich innerlich von meinem Wunsch, eine natürliche Geburt zu erleben, verabschiedete und in gewisser Weise darum trauerte. Gleichzeitig hatte ich keine Zweifel mehr und fühlte mich wie befreit.
In den darauffolgenden Tagen habe ich sehr intensiv die Hypnosen zur Vorbereitung auf einen Kaiserschnitt geübt. Ich war mittlerweile so positiv und innerlich darauf eingestellt, dass ich vermutlich dabei geblieben wäre, selbst wenn sich mein Baby noch gedreht hätte.
Am 25.02. war es dann soweit. Mittags war meine Hebamme A. noch da. An dem Tag kam auch mein Mann mittags spontan nachhause und lernte A. kennen und wir konnten gemeinsam letzte Fragen klären. Wir rechneten alle drei noch nicht damit, dass es wirklich losgeht, der ET war erst am 13.03. (…)
Als ich gegen 3 Uhr nachts zur Toilette bin, ist es dann passiert: Mein Fruchtwasser ist ausgelaufen. Ich hatte mich zuvor gefragt, ob ich das überhaupt merken würde, aber es war eindeutig und ich war kurz panisch. Ich konnte mich aber schnell sammeln und meinen Mann aus dem Schlaf reißen. Er war völlig überrumpelt, also hab ich ihm ruhig Anweisungen gegeben und bin selbst noch mal in die Badewanne. Ehrlich gesagt, dachte ich, das Fruchtwasser hört irgendwann auf zu laufen, aber Fehlanzeige. Nach kurzer Zeit kam der Krankenwagen, den mein Mann aufgrund der BEL gerufen hatte. Die Sanitäter waren sehr souverän und gut gelaunt und ich fühlte mich bereits im Krankenwagen sehr gut aufgehoben.
In der Klinik angekommen, wurde ich kurz vaginal untersucht, CTG und die Lage des Kindes festgestellt. Er hatte sich nicht gedreht. Mein Muttermund war leicht geöffnet und man sagte mir, dass gegen 10 Uhr die OP stattfindet. Es war gerade erst 4 Uhr. Ich lehnte mich also zurück und setzte die Kopfhörer auf. Die Hypnosen und mein Duftöl zur Ankersetzung haben mich unheimlich entspannt und als die ersten Wellen kamen, konnte ich ruhig hinatmen. Mein Mann war die ganze Zeit an meiner Seite und es fühlte sich alles stimmig an.
Um 8 Uhr kam einer der Ärzte und sagte, dass wir die Entbindung nun durchführen würden. Die Frühschicht war da und bereit. Jetzt ging es also wirklich los, nun wurde ich doch ziemlich nervös.
Im OP-Saal wartete ein Team aus Ärzten, Schwestern und Assistenten auf mich und ihren Einsatz. Auch Studenten waren zu Studienzwecken vor Ort, welchem ich zuvor zugestimmt habe.
Vorher hätte ich vermutet, dass mich der Trubel stresst, aber tatsächlich habe ich mich von der Leichtigkeit und guten Stimmung anstecken lassen und mich recht wohl gefühlt. Die behandelnden Ärzte stellten sich vor und erklärten mir, was mich erwartet. Ich fragte, ob ich während der OP die Kopfhörer mit meinen Entspannungstracks anbehalten darf. Die Ärztin fand es schade, weil sie befürchtete, dass ich den ersten Schrei verpasse und sagte, dass es doch so schnell geht. Also verzichtete ich einsichtig. Mein Mann streichelte dafür sanft meine Stirn und eine Schwester hielt während der OP meine Hand. Und ich? Ich war nur bei meinem Baby. Die ganze Zeit. Ich war unheimlich fokussiert und mental präsent. “Ich bin bei dir, gleich hast du es geschafft und liegst in meinem Arm, mein kleiner Schatz” habe ich meinem Baby vor meinem geistigen Auge immer wieder gesagt. Ich hatte keinerlei Schmerzen und konnte das Ruckeln (…) gut ertragen und mir selbst sagen, dass es normal und richtig ist. Als ich nach ca. 20 Minuten den ersten Schrei meines Babys hörte, war es um mich geschehen und ich habe sofort losgeheult. Ein paar Momente später kam eine Schwester mit meinem Mann zu mir und sagte “Jemand möchte Sie kennenlernen” und dann lag er schon neben mir. So wunderschön, so zart, mein kleiner L. M. Sein Name stand auf einem kleinen Armband. Ab dann habe ich nur noch Liebe und Glück empfunden.
Den Abschluss der OP nahm ich kaum noch wahr und auch die darauffolgenden Tage war ich voller Glücksgefühle und Adrenalin, sodass ich die Nachwirkungen der OP gut verkraften konnte. Es heilte schnell, auch die Stillberaterin und Kinderärztin waren zufrieden mit uns, sodass wir bereits nach drei Tagen entlassen wurden.
Zuhause kümmerte sich mein Mann rührend um alles und wir konnten entspannt gemeinsam starten. Wir haben uns sehr viel Ruhe im Wochenbett gegönnt und Zeit gelassen, um uns langsam aufeinander einzustellen, zusammenzuwachsen, uns kennenzulernen und die magische Zeit zu genießen – in unserer kleinen Höhle, genau wie ich es mir vorgestellt habe. L. lag meistens auf meiner Brust und wir waren uns so nah.
Ich hatte, auch wenn es in den ersten Wochen auch schwierige Momente gab (insbesondere beim Stillen), immer das Gefühl, dass L. und ich ein tolles Team sind und wir einen großartigen Start hatten. Ich weiß nicht, wie eine natürliche Geburt in unserem Fall verlaufen wäre, aber ich bin überzeugt, dass alles seine Richtigkeit hatte und bin für alle Aspekte dankbar, auch dafür, dass sich mein Schatz entschieden hat, sich nicht mehr zu drehen. Ich empfand die Nähe und Hingabe, welche ich mir gewünscht habe.
Heute ist mein Engel 6 Monate alt und unser größtes Glück. Ich bin so dankbar, dass ich seine Mama sein darf.
Danke für deine Unterstützung.