Hallo ihr Lieben,
die Geburt unseres zweiten Kindes ist nun schon ein dreiviertel Jahr her, aber unser unglaublich positives Geburtserlebnis möchte ich euch nicht vorenthalten.
Vorab ein paar Infos: ich bin selber Hebamme und habe, wie in Deutschland üblich, eine klassische Ausbildung im Krankenhaus absolvieren müssen. Im April 2013 habe ich meinen ersten Sohn geboren. Zum damaligen Zeitpunkt war ich alleine, hatte aber eine ganz wunderbare Beleghebamme an meiner Seite. Ich bin mir sicher, dass ich ihr zu verdanken habe, meinen 4500g schweren Sohn (verteilt auf nur 53cm) doch spontan geboren zu haben. Die Geburt war weder traumatisch noch angstbehaftet, aber anders, als ich es mir gewünscht hatte. Ich habe, ohne einmal in der Wanne gewesen zu sein, mit PDA und vier Stunden Austreibungsperiode letztendlich in Rückenlage meinen Sohn geboren. Ich war danach sehr stolz auf mich und hatte auch das Gefühl, eine „schöne“ Geburt erlebt zu haben. Ich hatte zwar damals schon eine sehr skeptische Meinung zur in Deutschland üblichen Geburtsmedizin im Krankenhaus, eine außerklinische Geburt kam aber aufgrund meiner privaten Situation nicht in Frage. Mental war ich überhaupt nicht auf die Geburt vorbereitet. Meine Einstellung war so, wie man es in der Ausbildung gelernt hatte: „Es ist normal, dass es schmerzhaft ist“. Rückblickend betrachtet belastet es mich sehr, dass ich es nicht besser wusste. In meiner zweiten Schwangerschaft habe ich dann glücklicherweise den Podcast von Kristin entdeckt. Sie hat mir die Augen geöffnet und mir wurde bewusst, dass die Geburt meines Sohnes doch bestimmt hätte anders verlaufen können. Mit nun mittlerweile weiteren 7 Jahren Berufserfahrung war mir klar: mein zweites Baby wird definitiv nicht im Krankenhaus auf die Welt kommen. Mein Partner und ich waren von Anfang an im Geburtshaus zur Vorsorge und planten unsere Hausgeburt. Ich bin ein sehr kopflastiger Mensch. Ich denke viel, zweifele oft und hinterfrage alles. Demzufolge war ich auch skeptisch, ob ich die Hypnose mit Kristins Kurs richtig erlernen könnte und ob das alles überhaupt klappen würde. Aber hier kann ich alle großen Zweifler beruhigen: JA, das klappt wirklich! Bei der Traumgeburt habe ich mir immer vorgestellt, mein Baby nachts zu Hause im Wasser in meine eigenen Hände zu gebären.
So kam unser zweites Kind auf die Welt: Der Abend des 06.03.2020 sollte der letzte Abend nur zu zweit werden. Unser großer Sohn war zum Umgangswochenende bei seinem Vater (ansonsten hätten wir ihn einfach schlafen lassen), mein Partner war arbeiten. Am frühen Abend habe ich es mir in der Badewanne gemütlich gemacht, habe dabei zu zwei Hypnosen entspannt und versucht, meinen Kopf frei zu bekommen. Mein Partner kam nach 20 Uhr von der Arbeit nach Hause, da war ich bereits aus der Wanne raus. In meinem Bauch war es nach wie vor ruhig. Irgendwann bin ich auf dem Sofa eingeschlafen. Gegen 23:30 Uhr bin ich ins Bett gegangen. Ich konnte allerdings nicht gleich wieder einschlafen. Als ich gegen Mitternacht wieder müde wurde, begann mein Körper Wellen zu entwickeln. Sie waren nicht besonders intensiv; eigentlich nicht zu unterscheiden von den vielen Wellen, die ich die Tage und Wochen zuvor immer mal wieder über Stunden hatte. Allerdings kamen sie regelmäßig alle 3 Minuten und wurden, im Verlauf betrachtet, dann doch schnell intensiver. Als mein Partner zu mir ins Bett hoch kam, hatte ich schon das Gefühl, in die Bauchatmung übergehen zu wollen. Er bekam das auch mit, ich war mir aber so unsicher, ob es wieder nur ein Probelauf meines Körpers sein könnte, dass ich ihn schlafen lassen wollte. Ich versuchte, mich zu dem Zeitpunkt noch ohne Hypnose zu entspannen, was rückblickend betrachtet falsch war. Ich hätte bereits in dem Moment mit der Geburtshypnose beginnen sollen. Stattdessen war ich sehr davon überrascht, wie schnell die Wellen sehr intensiv wurden.
Als ich gegen 02:45 Uhr am Fußende des Bettes kniete und mich am Bettgestell festhielt, wurde mein Partner von mir wach. Zu diesem Zeitpunkt weinte ich, weil ich mich etwas alleingelassen fühlte und immer noch dachte, dass mein Körper mir wieder, wie die vielen Tage zuvor auch, einen Streich spielte. Ich hatte zwei Gedanken im Kopf: 1. unten im Wohnzimmer ist es nicht aufgeräumt für eine eventuelle Geburt, 2. bevor wir den Geburtspool umsonst befüllen, gehe ich lieber noch mal im Bad in die Wanne und teste meinen Körper. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass die Geburt tatsächlich begonnen hatte. Und wie ihr merkt, mein Kopf war immer noch mit Denken und Zweifeln beschäftigt.
Um 03:45 Uhr habe ich mich in die Badewanne gelegt. In der Zwischenzeit hat mein Partner oben aufgeräumt (das war mir ganz wichtig ). Die ersten 10 Minuten in der Wanne waren sehr angenehm und ich konnte mich beruhigen. Die Geburtshypnose ließ ich mittlerweile nebenbei laufen, allerdings fiel es mir schon schwer, mich darauf zu konzentrieren. Ich hatte das Gefühl, gar keine Chance zu haben, in die Tiefenentspannung zu kommen, da die Abstände der Wellen mit 1,5 Minuten einfach so kurz waren. Die Intensität nahm außerdem schlagartig zu. Ich wollte mich gerne hinknien oder hocken. Das ging in der schmalen Wanne jedoch nicht und die Rückenlage bzw. Seitenlage empfand ich während der Wellen als unerträglich. Ich war so froh, dass wir uns einen Pool für die Geburt besorgt hatten, den mein Partner im Wohnzimmer glücklicherweise bereits begonnen hatte vorzubereiten. Kurz nach 04:00 Uhr bin ich aus der Badewanne raus, weil ich die Position nicht mehr aushielt.
Im Wohnzimmer habe ich mich bei jeder Welle vor dem Sofa auf die Matte gekniet und konzentrierte mich auf die Bauchatmung. Die Hypnose lief über die Bluetooth-Box, durch die hyperfrequenten Wellen fiel es mir schwer, den Fokus zu behalten. Trotzdem waren Kristins Worte in den Pausen zwischen den Wellen Goldwert, um mich zu entspannen. Da ich während der Wellen diesen Zustand nicht mehr halten konnte, konzentrierte ich mich stattdessen auf die Visualisierung des sich öffnenden Muttermundes und die Sätze aus den Affirmationen, die sich in meinen Kopf gut eingeprägt hatten.
Mein Partner war sehr rührend und bereitete mir ein warmes Lavendelkissen vor. Gegen 04:30 Uhr war der Pool endlich voll genug. Das warme Wasser war so angenehm und endlich konnte ich im Wasser die Position einnehmen, die mir gut tat. So atmete ich jede Welle im Vierfüßler-Stand über den Rand gebeugt und konnte die Hände meines Partners dabei halten. Draußen begannen die Vögel in der Morgendämmerung zu zwitschern. Mein Partner rief 05:14 Uhr die Bereitschaftsnummer des Geburtshauses an und unsere Wunschhebamme ging ran (unser Geburtshaus Team bestand aus drei Hebammen, die sich in die Rufbereitschaften reinteilen). Während wir auf unsere Hebamme warteten, empfand ich den Druck während der Wellen immer stärker. Ich merkte, was für eine Kraft und Urgewalt sich in meinem Körper auszubreiten begann. Um 05:45 Uhr traf Hebamme M. bei uns ein. Ich kniete nach wie vor am Poolrand und veratmete jede Welle mit der Bauchatmung. Ich schaute selbstständig nach dem Muttermund und konnte nur noch einen kleinen Rand ertasten. Von dem Moment an ließ ich meine Hand an der gewölbten Fruchtblase. Das beruhigte mich während der Wellen sehr, denn so konnte ich jede Veränderung wahrnehmen. M. informierte 05:56 Uhr die zweite Hebamme. Um 6:09 Uhr ging die Fruchtblase während einer Welle ganz von alleine auf und ich konnte direkt spüren, wie das kleine Köpfchen einen großen Rutsch nach unten machte und sich Richtung meine Finger schob. Von da an ging es schnell. Mein Körper gab mir das Signal, mein Baby auf die Welt zu bringen. Auch ohne mein aktives Zutun schob mein Körper den kleinen Menschen tiefer meiner Hand entgegen. Ich gab dieser Urkraft nach, sodass um 6:23 Uhr im Hirtenstand der Kopf unseres Sohnes sanft in meine linke Hand geboren wurde. Nach zwei weiteren Wellen und dem aktiven Mithelfen des kleinen Mannes (er schob sich merklich mit den Füßen ab) wurde schließlich um 6:25 Uhr auch der Rest unseres kleinen Jungen ins Wasser geboren. Es war so ein überwältigender Moment, diesen kleinen perfekten Menschen unter Wasser mit seinen großen neugieren Augen schwimmen zu sehen, die Arme breit geöffnet, um die Welt zu begrüßen. Langsam nahm ich ihn aus dem Wasser und legte ihn auf meine Brust. Unser V. ist da! Wir genossen die ersten Minuten zu dritt, V. stillte bereits zum ersten Mal seinen Hunger, bevor mein Partner um 07:00 Uhr nach der Geburt der Plazenta die Nabelschnur durchtrennte. Um 08:15 Uhr kuschelten wir drei uns in unser Bett, um dieses Wunder zu genießen. Wie überwältigend, endlich ist unser Sohn da und wir sind zu viert!
Mit Ausnahme des Momentes ganz zu Beginn der Wellen, hatte ich nie das Gefühl von Schmerzen, Angst oder Erschöpfung. Die Geburt war so kraftvoll, schön und voller Vorfreude.
Zur Geburt begleitete uns nicht nur die Hebamme aus dem Geburtshaus, sondern auch meine Freundin und Kollegin. Sie hielt die besonderen Momente fotografisch fest.
PS: Auch unser zweites Kind war mit 4200g auf 52cm eher von der großen Sorte. Ich selber bin nur 1,62m groß. Daran sieht man wieder: die Maße der Kinder haben keine Aussagekraft zum Geburtsverlauf oder Geburtsmodus!