Erstgeburt von M. am 29.05.2021, 9 stündige Hausgeburt, 2780 kg, 33cm Kopfumfang, 50cm lang.
Vorbereitung: Mentale Geburtsvorbereitung ab der 25 Woche, Akupunktur, Dammmassage ab der 36 SSW, Epi-No ab der 37 SSW, Louwen-Diät.
Als ich von der Schwangerschaft erfuhr, war ich überglücklich und zugleich von einer Angst durchdrungen. Ich hatte bereits ein Baby in der 8 SSW verloren und die Aufarbeitung dieser Gefühle ist mir erst im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem Mentaltraining wirklich gelungen.
Da ich mir eine ambulante Geburt wünschte, suchte ich mir frühzeitig eine Hebamme. Als die Hebamme von meiner Fehlgeburt und der darin begründeten Angst erfuhr, machte sie mich auf die Arbeit von Kristin Graf aufmerksam. Durch das Hören des Podcasts wich die anfängliche Angst und wandelte sich in eine große Freude auf diese existenzielle Erfahrung.
Mein Mann empfand den Sog, den der Podcast und der Kurs auf mich ausübten, zunächst als fragwürdig und er blieb auch bis zum Ende kritisch. Zwar hat er mich darin unterstützt, meinen eigenen Weg zu gehen, er war aber nie ein ausgesprochener Befürworter der Methode. Ich möchte daher allen Frauen Mut machen, deren Männer eine ähnliche Haltung zeigen. Es geht auch ohne die volle Unterstützung der Partner.
Als ich mich in der 28 Woche dazu entschied, mein Baby zu Hause zur Welt zu bringen, hatte meine Hebamme keine Kapazitäten mehr. Es folgten zwei Wochen großer Unsicherheit, in denen ich den Glauben an eine hebammenbetreute Hausgeburt fast verloren hätte. Schlussendlich bin ich auf das Team um Magdalena Mittler gestoßen, welches mir meine Wunschgeburt ermöglichte.
Zum Ende der Schwangerschaft wurde mein Baby als SGA (small for gestational age) eingestuft. Unter SGA fallen alle kleinen Kinder solche, die von der Plazenta nicht ausreichend versorgt werden ebenso wie solche, die einfach in ihrer Größe am unteren Normrand stehen. Im Krankenhaus werden aber alle gleich behandelt. Was in diesem Fall bedeutet, dass grundsätzlich eine Einleitung am errechneten Geburtstermin angeraten wird – unabhängig davon, wie gut die Werte des Kindes sind.
Da meine Hebammen die Hausgeburt nicht gegen den Rat der Ärzte durchgeführt hätten, waren die nächsten Tage von einer großen Unsicherheit geprägt. Mit Schrecken sah ich der eingeleiteten Geburt und einer daraus resultierenden Schleife der Interventionen entgegen.
Ich weiß, dass Kristin immer wieder betont, man solle offen für alle Eventualitäten rund um die Geburt sein. Aber ich war leider gar nicht offen. Ich empfand die Einleitung als fremdbestimmt und unnötig.
Für mich und meinen Mann waren die letzten 8 Tage vor der Geburt also ein Durcheinander der Gefühle. Ich hatte einfach keinerlei Anzeichen, die auf eine baldige Geburt hindeuten würden. In meinem Körper tat sich nichts. Wir versuchten es mit allen natürlichen Mitteln: Ölmassagen, Tees, Einläufe, Wanderungen, Sex, Akupunktur, und Meditationen über Meditationen. Aber die Tage vergingen und ich machte mich immer wieder mit der gepackten Kliniktasche auf den Weg ins Krankenhaus und fürchtete mich davor, bleiben zu müssen.
Zum Glück legte M. in den letzten Tagen noch einmal an Größe zu und fiel plötzlich nicht mehr in die Kategorie SGA. Der Oberarzt bestätigte mir, dass einer Hausgeburt nichts im Wege stehe und ich verließ überglücklich zum letzten Mal das Krankenhaus.
Mental fühlte ich mich sehr stark. Ich hatte die Traumgeburt so viele Male innerlich durchgespielt, dass ich überhaupt keine Zweifel daran hatte, dass diese Geburt wunderschön werden würde.
Am Nachmittag vor M.‘s Geburt (ET+) begann alles mit einer Brustwarzenstimulation. Irgendwann stellte ich auf der Toilette überglücklich fest, dass sich das Muttersiegel gelöst hatte. Ich benachrichtigte die Hebamme und freute mich irrsinnig auf das, was kommen würde.
Am frühen Abend hatte ich dann das erste Mal Wellen. Sie kamen gleich relativ stark und regelmäßig. Am Anfang vielleicht alle 20 Minuten, dann aber bald alle 10 und nach 1 Stunde bereits alle 5 Minuten. Ich schwingte mich im Schlafzimmer mit der Hypnose ein und bat meinen Mann, den Pool aufzubauen.
Sobald ich im Wasser war, wurden die Wellen viel weniger intensiv und ich war vollkommen entspannt. Er machte währenddessen das Bett fertig, telefonierte mit der Hebamme, und organisierte alles rund um die Geburt. Ich konnte mich ganz auf mich und die Wellen konzentrieren.
Als Magdalena gegen 22 Uhr eintraf, kamen die Wellen alle 2-3 Minuten und irgendwie kam ich mit der Bauchatmung nicht mehr so gut zurecht. Ich atmete zu schnell ein und schaffte den Gegendruck nicht. Magdalena zeigte mir dann das Ausatmen auf A. Zwar brachte das deutlich mehr Gleichmäßigkeit in die Atmung, aber es verstärkte auch den Fokus auf den Schmerz. Ich war dadurch nicht mehr leise und während ich so hörbar atmete, war ich nicht sicher, ob diese Atmung zu mir passte. Aber Magdalena war da und begleitete mich mit ihrer Anwesenheit durch diese Phase der Unsicherheit.
Im Wasser waren die Wellen sehr gut auszuhalten und ich konnte in den Wellenpausen wunderbar entspannen. Mein Muttermund war nach der ersten Messung 6 – 7 Zentimeter geöffnet und wir freuten uns alle über diesen Stand. Doch obwohl die Wellen alle 2 bis 3 Minuten kamen, hielten sie nur 30 Sekunden an. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass dies nur der Hälfte einer normalen Geburtswelle entsprach. Das mag der Grund dafür sein, dass sich meine Geburt über 9 Stunden hinzog. In dem Moment wusste ich zwar nichts von meinen kurzen Wellen, aber die Enttäuschung über den wahrgenommenen Stillstand wuchs langsam an. Magdalena versicherte mir zwar, dass wir uns zeitlich in einem ganz normalen Rahmen bewegten. Diese Tatsache befriedigte mich aber nicht wirklich.
Gegen 24 Uhr schickte Magdalena meinen Mann ins Bett, damit er etwas Schlaf bekommen konnte. Sie betreute mich in dieser Zeit wunderbar und ich hatte nie das Gefühl, dass er fehlen würde. Er blieb in meinem inneren Raum an meiner Seite.
Als er nach zwei Stunden zurückkam und sich immer noch nicht sehr viel getan hatte, riet Magdalena mir, das Wasser zu verlassen und die Wellen mit Hilfe der Schwerkraft zu veratmen.
Ich tat dies nur ungern , aber ich folgte ihrem Rat. Im Wohnzimmer stützte ich mich über die Lehne eines Sessels, kreiste die Hüften, spazierte im Raum auf und ab und tönte bei jeder Welle auf A. Die Intensität der Wellen nahm außerhalb des Wassers erheblich zu. Ab diesem Zeitpunkt nahm ich die Geburt nicht mehr als schmerzfrei war. Dieses Empfinden mag auch dadurch verstärkt worden sein, dass wir im Wohnzimmer keine Vorbereitungen für das Abspielen der Hypnose getroffen hatten. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Hypnose.
Irgendwann ging ich noch einmal ins Wasser zurück. Magdalena stellte mir den Lautsprecher an und ich konnte mit der Hypnose noch einmal richtig Kraft tanken. Da sich im Wasser aber wieder nicht viel tat, kam ich aus dem Pool heraus und probierte die verschiedensten Gebär-Positionen im Wohnzimmer aus. Es vergingen Stunden. Mal war ich in der Hocke, mal auf dem Geburtshocker, mal über den Knien meines Mannes gestützt und an seinen Nacken gelehnt. Dies war die schönste Position, weil ich seinen Geruch ganz intensiv wahrnehmen konnte. Hier platzte auch die Fruchtblase. Das war ca. 30 Minuten vor der eigentlichen Geburt. Martina, unsere zweite Hebamme, war kurz zuvor eingetroffen. Die Pressphase dauerte zu dem Zeitpunkt bestimmt schon 1 Stunde an. M.‘s Kopf trat immer wieder hervor und rutschte nach der Welle wieder zurück. Magdalena und Martina sprachen von einem wunderbaren Dammschutz, ich empfand das Zurückweichen aber als sehr frustrierend. Ich wollte, dass er endlich geboren wurde.
Für den letzten Akt folgte ich erneut Magdalenas Rat und legte mich in Seitenlage auf das Sofa. Dort dauerte es ca. 10 Minuten und M. rutschte mit nur 1 Welle vollständig heraus. Ich war überrascht und erleichtert zugleich. Die Plazenta kam mit der nächsten Welle hinterher. Magdalena versicherte mir, dass die Nabelschnur schon auspulsiert war, bevor mein Mann sie durchtrennte. M. wurde mir auf den Bauch gelegt und während meine Beine noch vor Erschöpfung zitterten, wurden wir in warme Handtücher gehüllt. Es ist ein eigenartiger Moment, wenn da auf einmal dieses noch so fremde Wesen auf dir liegt: eine Mischung aus völliger Erleichterung und freudiger Neugierde auf diesen kleinen Menschen.
Das erste Stillen passierte noch auf dem Sofa, bevor ich mit einem Stich genäht wurde. Martina begleitete mich zur Dusche und als ich zurück kam, kuschelte M. schon mit seinem Papa im Bett. Ich schlüpfte zu ihnen unter die Decke und so begann unsere wundervolle Zeit zu dritt.
Was genau die Hebammen noch alles taten, ging völlig an mir vorbei. Aber als ich das nächste Mal bewusst mit der Außenwelt Kontakt aufnahm, war alles wieder ordentlich und mein Mann war schon mit unseren zwei Hunden draußen gewesen. M. war zwar etwas zart und ich musste ihn die ersten Tage alle zwei Stunden wecken, um ihn zu stillen, aber da er schnell zunahm, konnten wir bald entspannen.
Und auch wenn die Geburt nicht meiner visualisierten Traumgeburt entsprach, bin ich doch unendlich dankbar dafür, dass ich diese kraftvolle und selbstbestimmte Geburt erleben durfte!
Das Wochenbett war trotz meiner körperlichen Erschöpfung wunderschön. Diese Tatsache führe ich neben der schönen Geburtserfahrung auf zwei Maßnahmen zurück, die ich hier noch ganz kurz erwähnen möchte: Zum einen haben wir uns die ersten 10 Tage Zeit für uns genommen und erst danach Besuch empfangen. Zum Zweiten haben wir einen Monat lang in unterschiedlichen Zimmern geschlafen. Mein Mann konnte so nachts Kraft tanken, um uns tagsüber zu versorgen.
Ich wünsche allen werdenden Mamas wunderschöne Geburten und ein tolles Wochenbett!!!