Geburtsbericht von

Julia L.

Meine Traumgeburt verlief völlig anders, als ich es mir immer vorgestellt habe. Wie so viele Frauen habe ich mir einen natürlichen Geburtsbeginn gewünscht, mit möglichst viel Zeit zuhause, bevor es ins Krankenhaus gehen sollte. Schon hier machte mir meine stark verkalkte Plazenta einen Strich durch die Rechnung, wegen der ich am ET eingeleitet werden sollte. Vor einer medikamentösen Einleitung hatte ich schon immer Respekt. Hier hat mir die Hypnose “Während einer Einleitung”, die ich mehrfach gehört habe, sehr geholfen. Überhaupt schaffte ich es die gesamte Schwangerschaft über dank der regelmäßigen Übungshypnosen, positiv gestimmt zu bleiben und der Geburt entspannt entgegenzublicken.

Als ich stationär aufgenommen wurde, rechnete ich mit einem plötzlichen, heftigen Geburtsbeginn nach der ersten Medikamentengabe, doch nichts passierte. Ich bekam zwar Wehen, und diese waren auch regelmäßig, jedoch kaum schmerzhaft und gut zu veratmen. Diese Phase, in der die Wellen kamen und gingen, sich jedoch an meinem Muttermund kaum etwas tat, zog sich über drei Tage. Ich ging viel draußen spazieren, mit meinem Mann oder meiner Schwester als Begleitung, häufig mit Der Friedlichen Geburt im Ohr.

Am dritten Tag saßen wir mittags mal wieder beim CTG, bereit für die nächste Medikamentengabe. Ich war sehr enttäuscht, da mein Muttermund weiterhin nur 1cm geöffnet war und an diesem Tag bislang kaum Wehen zu verzeichnen waren. Abends gegen 19 Uhr kam meine Familie zu Besuch, wir lachten und scherzten und liefen munter die Krankenhaustreppen hoch und runter, vom Keller bis in den Vierten Stock und zurück. Ich war mir sicher, dass die Nacht wieder sehr ruhig werden würde und wir am nächsten Morgen in den vierten Tag der Einleitung starten würden. Doch meine kleine Maus hatte andere Pläne.

Gegen 20 Uhr holte mein Mann Abendessen, wir durften es uns im “Latenzzimmer” des Kreißsaales gemütlich machen, welches für Frauen in der Eröffnungsphase gedacht war und eher wie ein gemütliches Hotelzimmer eingerichtet war. Nach dem Abendessen, gegen 21 Uhr, setzten relativ plötzlich wieder Wehen ein, die rasch stärker wurden, sodass ich Mühe hatte, diese leise zu veratmen. Mein Mann spürte, dass die Wehen kein Vergleich zu denen an den vorangegangenen Tagen waren und steckte mir geistesgegenwärtig noch einen Kopfhörer ins linke Ohr und startete die Hypnose für die Eröffnungsphase- das hätte ich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr geschafft.

Es ging tatsächlich direkt so heftig los, dass ich mir sicher war, es nicht ohne PDA oder Bauchgeburt bis zum Ende zu schaffen, denn diese Wehen würde ich über nicht viele, viele Stunden (womit ich ja gerechnet hatte) aushalten können. Wir waren zu zweit, nur mein Mann und ich, weil die Hebammen gerade Übergabe machten, und das fühlte sich genau richtig an. Erst nach einer Stunde Wellen, die ich durch lautes Tönen im Vierfüßlerstand auf dem Bett verarbeitete, platzte meine Fruchtblase und mein Mann holte die Hebamme dazu.

Dann passierte das, was mich komplett umgehauen hat: Ich verspürte einen Pressdrang! Erst war ich mir sicher, dass das nicht richtig sein konnte, es war doch viel zu früh. Mein Muttermund war doch vor kurzem noch kaum geöffnet gewesen! Als ich die Hebamme im Hintergrund mit dem Arzt telefonieren hörte, “er könnte sich schon mal auf den Weg machen”, war ich völlig baff. Die Presswehen wurden immer stärker und ich schob nun, mit der Gewissheit, dass ich mein Baby bald in den Armen halten würde, aus voller Kraft mit. Von der Stärke der Wellen war ich tatsächlich überrascht, und ich musste währenddessen laut schreien, um dieser Intensität standhalten zu können, etwas, was ich nicht von mir gedacht hätte. Dennoch fühlte es sich gut und richtig an.

Nach ziemlich genau einer Stunde Presswehen kam meine Tochter zur Welt, ganz natürlich, ohne Interventionen oder Schmerzmittel. Um über Dinge wie PDA, Geburtswanne etc. nachzudenken, hatte ich gar keine Zeit. Auch den Wechsel der Hypnose in der Austreibungsphase haben wir komplett vergessen. Die Atmung, die ich so lange geübt hatte, habe ich auch nicht richtig anwenden können, da der Pressdrang so früh einsetzte. Dennoch hatte ich das Gefühl, mit dem Hypnobirthing im Ohr weniger Schmerzen zu empfinden und es tat mir gut, diese beruhigende Stimme zu hören und mich an meinem Sicheren Ort zu befinden. Einmal nahm ich den Kopfhörer kurz raus, weil ich die Hebamme akustisch schlecht verstand, wenn diese links von mir stand. Sofort hatte ich das Gefühl, die Schmerzen würden stärker – ich würde rückblickend also schon sagen, dass mir das Hypnobirthing unter der Geburt geholfen hat, wenn auch anders als gedacht.

Gerade die Hypnose der Eröffnungsphase fand ich persönlich auch während der Presswehen sehr angenehm, da ich das Gefühl hatte, etwas verkrampft zu sein und eher eine “bremsende”, beruhigende Stimme zu brauchen als eine zusätzlich motivierende. Den “Hauptteil” einer Geburt, nämlich die vielen Stunden der stärker werdenden Wellen, in denen sich der Muttermund langsam Zentimeter um Zentimeter öffnet, bis man endlich mitschieben muss, von denen die meisten Frauen berichten und ich denen ich eigentlich vor allem dachte, vom Hypnobirthing zu profitieren, scheine ich einfach übersprungen zu haben.

Hinterher wurde ich lange aufgrund eines Labienrisses genäht, den ich unter der Geburt gar nicht gespürt habe. Auch das Nähen habe ich nicht als unangenehm empfunden.

Obwohl meine Geburt nicht der einer klassischen Erstgebärenden in meiner Vorstellung entsprach, ist am Ende glaube ich alles so gekommen, wie es sein sollte. Die Schmerzen während der zwei Stunden waren heftig, aber nichts, was ich nicht jederzeit wieder aushalten würde – gerade mit so einem wunderbaren Ziel vor Augen: Mein Mädchen in den Armen zu halten.

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