Geburtsbericht von Julia
Geburt am 08. Februar 2023
VBAC, Klinikgeburt, ET + 9, keine Intervention, schmerzreduziert
Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass sich unser zweiter Sohn erst einige Tage nach ET auf den Weg machen würde. Somit brachte mich nichts aus der Ruhe und ich blieb im Vertrauen mit mir und meinem Sohn, der sich den richtigen Zeitpunkt schon aussuchen würde.
An ET+8 jedoch verließ mich so langsam dieser Glaube und die bevorstehende Einleitung an ET+10 rückte immer näher. Meine Hebamme versuchte am Abend vor der Geburt, noch eine Eipollösung durchzuführen, was jedoch aufgrund des unreifen Befundes (Gebärmutterhals noch nicht ganz verstrichen) nicht möglich war.
Zu aller Überraschung begannen aber dann doch an diesem Abend beim Zubettgehen die Eröffnungs-Wellen. Um 22:30 Uhr lag ich neben meinem Sohn und meinen Mann im Bett und spürte einen deutlichen Unterschied zu den Wellen der letzten Tage, stärker und auch in relativ kurzen Abständen verspürte ich sie. In mir stieg zunächst ein Gefühl der Vorfreude auf. Sollte es endlich losgehen?
Ich gab meinem Mann Bescheid, dass ich zunächst in die Badewanne wollte und begann dort sogleich mit Kristins Hypnose zur Eröffnungsphase.
Anfangs war ich überrascht über die Stärke der Wellen und auch, dass sie schon ca. alle 5 Minuten auftraten, jedoch fand ich nach kurzer Zeit in meinen „Entspannungszustand“, veratmete bewusst jede Welle und befand mich in den Wellenpausen an meinem sicheren Ort, bzw. entspannte mich einfach, ohne mir gezielt etwas vorzustellen.
Nach ca. 2 Stunden wollte ich aus der Wanne und legte mich auf die Couch ins Wohnzimmer. In Seitenlage lag ich dort und konnte mich gut auf mich und meinen Körper fokussieren. Jede Welle war spürbar, aber nicht unangenehm und durchaus machbar. Als gegen 01:30 Uhr mein Sohn aufwachte, machte ich den Fehler, diesen wieder in den Schlaf begleiten zu wollen, da er sich nachts nur schlecht von seinem Papa beruhigen ließ.
Natürlich brachte mich das dann aber sofort aus meiner tiefen Konzentration, was ich daran erkannte, dass die Wellen viel intensiver zu spüren waren. Ich zog relativ schnell die Reißleine und sagte meinem Mann, er solle seine Mutter kontaktieren, die sich bereit erklärt hatte, zu jeder Tages- und Nachtzeit für uns da zu sein, wenn die Geburt beginnt.
Ab diesem Zeitpunkt war ich sichtlich entspannter und fand relativ schnell wieder in die Hypnose zurück. So verbrachte ich bis ca. 07.00 Uhr Morgens die Nacht. Zu dieser Zeit verließ mein Sohn mit seiner Oma das Haus und ich war mit meinem Mann alleine.
Obwohl die Wellen vermutlich schon recht hoch waren, wollte ich noch nicht in die Klinik fahren. Ich entschied mich, nochmal in die Wanne zu gehen und mich dort zu entspannen. Mein Mann war schon etwas nervös zu diesem Zeitpunkt, da wir eine Stunde Anfahrt zur Klinik hatten und er sich Sorgen machte, dass wir zu spät losfahren würden. Er telefonierte jedoch mit einer Hebamme des Krankenhauses und gab mein Befinden durch, diese meinte, wir würden erkennen, wenn wir losfahren müssten. Dass ich zu diesem Zeitpunkt schon Blut verlor, deutete sie als positives Zeichen für die Muttermundöffnung.
Nach ca. einer Stunde sagte mein Mann, dass wir jetzt das Haus verlassen und in die Klinik fahren. Ich vertraute ihm, hatte jedoch zu diesem Zeitpunkt selbst nicht das Gefühl, den Ort wechseln zu müssen. In Seelenruhe zog ich mich an und machte mich für die Fahrt fertig, veratmete jede Welle und fühlte mich wohl in meiner Haut. Um ca. 09:30 Uhr saß ich im Bus und die Fahrt in die Klinik begann. Bei jeder Welle hielt ich mich am oberen Haltegriff des Busses fest. Ich spürte, dass die Wellen an Intensität zunahmen, jedoch erschienen sie mir absolut machbar und kontrollierbar. An der Klinik angekommen, sagte ich zu meinem Mann, dass ich nicht denke, dass ich schon so weit sei und wir vermutlich noch im Bus bleiben könnten. (Mein Mann hatte hinter den Fahrersitzen die Sitzbank zu einer Matratze umgelegt und mit Decken und Kissen versehen). Er solle doch erstmal alle Formalien erledigen und mich danach holen.
Dieser Vorschlag erschien meinem Mann absurd, hätte sich jedoch vermutlich als vorteilhaft herausgestellt. Denn in der Klinik angekommen, war ich erstmal auf mich alleine gestellt. Mein Mann musste Umparken und später dann zu allem Übel all meine vorausgefüllten Anmeldeformulare nochmals unterschreiben, da sie aufgrund ET+9 nicht mehr gültig waren.
So wurde ich erstmal an der Anmeldung bei einem kurzen Aufnahmegespräch befragt, verwies aber dann immer auf meinen Mann und versuchte, mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Die Frau bemerkte auch schon bald, dass ich wohl schon recht weit im Geburtsprozess stecken musste, da sie mich schnell in Ruhe ließ und mich in den Kreißsaal schickte. Dabei wurden mein Mann, der zwischenzeitlich zurückkam, und ich von Krankenhauspersonal begleitet.
Rückblickend kann ich sagen, dass mir schon beim Aussteigen aus dem Bus aufgefallen war, wie „verschwommen und dumpf“ ich alles wahrnahm. Ich fühlte mich wie in einem Wattebausch verpackt. Meine Wellen waren zu diesem Zeitpunkt nicht spürbar, oder ich hatte eine Wellenpause, das kann ich mir jetzt im Nachhinein nicht erklären. Auch der Weg bis zum Kreißsaal und das Schreiben des CTGs waren kein Problem. Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt kurz anwesend und klärte mit den Hebammen meine Wünsche ab: nicht zwangsläufig zu Beginn einen Zugang gelegt zu bekommen (nur wenn es unbedingt notwendig erschien) und keine Infos über die Muttermundöffnung zu erhalten.
Nach dem CTG wurde ich vaginal untersucht, ich war zu diesem Zeitpunkt komplett in mir versunken und die Untersuchung brachte mich keineswegs aus der Trance. Die Wellen die zu diesem Zeitpunkt auftraten, veratmete ich relativ problemlos.
Zu diesem Zeitpunkt war mein Muttermund schon 7 cm geöffnet, was ich nach der Geburt von meinem Mann erfuhr. Diese Information hätte mich natürlich motiviert, aber damit hatte ich nie gerechnet.
Nach dem CTG und der vaginalen Untersuchung machte sich mein Mann auf dem Weg zur Anmeldung und war erst eine Dreiviertelstunde später zurück (aufgrund der auszufüllenden Formulare…).
Ich hatte Kristins Stimme leider nicht auf den Ohren, sondern sie wurde nur leise über das Handy abgespielt, sodass ich in dieser Zeit ohne ihre Stimme auskommen musste.
Dies wäre vermutlich kein Problem gewesen, aber es kamen noch weitere Faktoren hinzu, die mich weiter „in den Kopf kommen“ ließen.
In der sonst sehr ruhigen Klinik herrschte an diesem Tag viel Betrieb. Alle Kreissäle waren voll besetzt und mir stand für diese Zeit der Geburt eine Hebammenstudentin zur Seite, die leider etwas zaghaft Hilfestellungen gab. Es war ein relativ kleiner Kreißsaal mit wenig „Bewegungsmöglichkeiten“. Sie brachte mir einen Pezziball, über den ich mich im Vierfüßlerstand beugen konnte. Diese Position tat gut, jedoch bemerkte ich, wie ich darüber ins Nachdenken kam, wo mein Mann so lange blieb und welche Position ich jetzt noch einnehmen könnte, die mir gut tat. In dieser Zeit hätte ich gerne mehr Hilfestellung/Anleitung von Außen gehabt. Die Wellen waren zu diesem Zeitpunkt sehr hoch, zwar gerade noch auszuhalten, aber durchaus schmerzhaft.
Als mein Mann zurückkam, war ich gerade auf der Toilette und ging danach nochmals in den Vierfüßlerstand auf dem Pezziball. Mein Mann massierte mein Kreuzbein. Nach ca. 30 Minuten untersuchte mich die Hebamme nochmals, der Muttermund war mit 9 cm fast vollständig eröffnet.
Ich wechselte nochmal in die Seitenlage, nach ca. 5 Wellen war ich vollständig eröffnet. Ich bekam ein Wärmekissen und einen Akupressur-Ball zur Schmerzlinderung. Ich empfand die Wellen als sehr intensiv und nur durch höchste Konzentration auszuhalten.
Nach zwei weiteren Wellen platzte die Fruchtblase und das Gefühl veränderte sich schlagartig. Es brachte mich auch kurzzeitig aus der Trance und ich musste die nächsten Wellen durch Schreie verarbeiten.
Dies war vermutlich die bekannte Übergangsphase, ich hatte mich schon darauf eingestellt, kurzzeitig mit solch einer Situation konfrontiert zu sein. Da die Wellenabstände immer kürzer wurden, war dieser Teil der Geburt sehr herausfordernd.
Um ca. 12.00 Uhr begann an dieser Stelle die Austreibungsphase. Die Hebamme wies mich an, von der Seitenlage in die Rückenlage zu wechseln. Aufgrund der kurzen Wellenabstände hätte ich zu diesem Zeitpunkt keine andere Position mehr einnehmen können. Nach ca. 1,5 h war das Köpfchen meines Sohnes geboren. Und innerhalb einer Welle kam der ganze Körper nach. Ich empfand diesen Teil der Geburt als gewaltige Erfahrung. Welche Kräfte der weibliche Körper ausbilden kann, ist einfach unvorstellbar.
Überglücklich, aber auch extrem erschöpft nahm ich unseren Sohn entgegen.
Liebe Kristin,
Ich danke dir und deinem Team von Herzen für eure wertvolle Arbeit – ich bin mir sicher, dass ich ohne deine Methode, deine Infos im Podcast und deine tägliche Portion Entspannung in den Hypnosen niemals so sicher und positiv in die Geburt gegangen wäre.
Auch ich war der Meinung – egal, ob ich die Methode während der Geburt gebrauchen kann oder nicht – dein Kurs hat sich für mich sowieso gelohnt. Für die Schwangerschaft und auch für mein weiteres Leben habe ich so viel daraus mitgenommen. Die Selbsthypnose, als Möglichkeit, sein Leben positiv in die richtige Richtung zu lenken und zu beeinflussen, ist einfach genial.
Nach der Bauchgeburt bei meinem ersten Sohn (aufgrund BEL) bin ich unheimlich dankbar für diese Geburtserfahrung. Selbstbestimmt, schmerzreduziert und kraftvoll würde ich meine Geburt zusammenfassen. Dass sie ohne Schmerzmittel, ohne jegliche Intervention (wie Zugang) und kaum Geburtsverletzungen ablaufen konnte ist sicherlich zu großen Teilen der mentalen Vorbereitung zuzuschreiben.