Geburtsbericht
Es war meine dritte Schwangerschaft. Das erste Kind kam aufgrund einer Beckenendlage per Sectio zur Welt, womit es mir sehr schlecht ging. Das zweite konnte ich spontan entbinden, empfand aber die Hebamme als sehr sehr übergriffig (ich musste die ganze Zeit mit Dauer CTG im Rückenlage liegen, die Ansprache war sehr direktiv und nach dem Motto, ich hätte ja keine Wehen, keine Ahnung, … am Ende wurde noch eine Epi außerhalb der Wehe geschnitten).
Ich schaffte es zwischen den Wehen nicht, zu entspannen, jammerte viel, fühlte mich ausgeliefert.
Bereits in der 2. Schwangerschaft hörte ich den Podcast zur friedlichen Geburt, nahm aber nicht am Kurs teil.
Früh in der 3. Schwangerschaft entschied ich, dieses Mal den Kurs zu machen. Ich schaute den Online Kurs an und begann unregelmäßig mit den Hypnosen (vielleicht einmal pro Woche zu Beginn). Es gelang mir zunächst nicht gut, einen tranceartigen Zustand zu erreichen, weil ich immer einschlief. Aber das glich einem Wunder, ich konnte eigentlich tagsüber noch nie schlafen 🙂
Etwa Mitte der 20. Woche begann ich, zunehmend regelmäßig mehrfach die Woche zu üben, ab Mutterschutz schaffte ich es Teils täglich, manchmal sogar zwei mal. Die Hypnose mit der Ankersetzung machte ich mehrfach, komischerweise gelang mir dies im Gegensatz zu den anderen Hypnosen nicht, ich bin aus den Hypnosen immer wieder aufgetaucht. Es fiel mir schwer, eine Situation zu finden, die passend war zum Visualisieren.
Partnerhypnosen konnten wir im Alltag nicht machen, mein Mann schaute sich aber den Partnerteil im Kurs an und hörte eine Partner Podcast Folge.
Die Hypnosen taten mir gut und waren ein Ruhepunkt im Trubel mit zwei Kindern. Ich visualisierte regelmäßig meine Traumgeburt – selbstbestimmt, kraftvoll. Beginn in der Nacht, Geburt in der Wanne.
Zusätzlich versuchte ich, so oft wie möglich Yoga zu machen, um auch körperlich fit zu werden, ich trank Himbeerblättertee und aß Datteln (6 schaffte ich jedoch nicht…). Auch reduzierte ich meine Zuckermenge. Ich hatte das Buch zur friedlichen Geburt gelesen und viele Geburtsberichte gehört.
Die Geburt kündigte sich bereits einige Tage zuvor an – ich war total kaputt, erschöpft, hatte ein großes Ruhebedürfnis, zeitgleich einen enormen Nestbautrieb, ich habe noch eine Menge geputzt und organisiert. Ich hatte zunehmend eher Durchfall und weniger Appetit. Nachts hatte ich über mehrere Nächte hinweg über mehrere Stunden regelmäßige Senkwehen, die je so gegen Mitternacht begannen, aber gegen 2-3 Uhr spontan sistierten. Ich weiß nicht, ob das sein kann, aber auch der Urin roch verändert.
Ich kann gar nicht mehr genau erinnern, wann die Wehen schlussendlich begannen. Am Vorabend der Geburt war ich noch beim Schwangeren Yoga, hatte aber da (und auch schon vorher beim Erledigungen machen und Kinderladenfest) schon Kontraktionen.
Richtig geschlafen habe ich auf alle Fälle nicht, ich tat mich schwer, schwanger und mit dem mittleren im Bett eine gute Position für die Kontraktionen zu finden, wechselte hin und her. Ich wollte gerne eine Hypnose anmachen, wusste aber nicht welche – Geburtshypnose kam mir noch nicht passend vor, wer weiß, ob es nicht wieder ein Fehlalarm war. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich dann eine andere angemacht habe.
Nachts gegen 3 Uhr ging ich zur Toilette – und es ging ziemlich viel frisches Blut ab. Dies beunruhigte mich, ich kannte den Schleimpropf von der Geburt davor, aber es war deutlich mehr Blut, sodass ich in der Klinik anrief. Natürlich sollte ich kommen. Das fühlte sich etwas früh an, die Wellen waren regelmäßig, aber sehr gut auszuhalten und ich hatte gar nicht das Bedürfnis, den Ort
zu diesem frühen Zeitpunkt schon zu wechseln. Mein Mann hat mich irgendwie gehört und kam dazu. Er arbeitete die von mir sehr detailliert vorbereitete Packliste (später stellte sich leider raus, dass ich die Verpflegung vor allem für ihn vergessen habe… ein paar Brote schmieren wäre gut gewesen :)) ab, organisierte die Kinderbetreuung. Ich konnte mich da nicht wie geplant gut raushalten, gab Kommentare ab, buchte noch den Schwimmkurs des mittleren aus. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in Hypnose war oder nicht. Für meinen Mann wirkte es jedoch so, er meinte sowohl in der Phase als auch in den ersten Stunden in der Klinik hätte ich total in mir geruht.
Eine Freundin kam, um die Kinder zu hüten, sie erzählte noch ein bisschen mit mir, ich ging immer wieder in den Vierfüßler, um die Wehen zu veratmen. Irgendwann begann ich, dabei zu tönen, es erinnerte mich an die Bhramari Atmung beim Yoga. Es fühlte sich einfach richtig an.
Als mein Mann alles fertig hatte, sind wir mit dem Auto los, es war eine Fahrt von ca. 15 min. Ich hatte großen Respekt vor der Fahrt, bei der letzten Geburt fand ich diese unaushaltbar schlimm und das dieses Mal anvisierte Krankenhaus war deutlich weiter weg als das der zweiten Geburt. Ich hatte inzwischen jedoch die Geburtshypnose doch angemacht und veratmete damit während der Fahrt vielleicht 4-5 Wehen, was aber gut gelang. Ich hatte die meiste Zeit die Augen zu und war ganz bei mir. Auch der Weg in den Kreißsaal war kein Problem. Ich wurde von einer sehr netten Hebamme in Empfang genommen, die uns erstmal ins CTG Zimmer brachte.
Dort waren wir eine Weile alleine, ich hatte nach einer kurzen Pause wieder Wellen. Sie legte ein CTG an- ein mobiles, für dass ich sehr sehr dankbar war. Ich wollte partout nicht liegen, stand während der Wellen, ließ intuitiv das Becken kreisen und tönte. Das CTG zeigte regelmäßige Wellen und gute Herztöne, sodass es erstmal wieder abgemacht werden konnte. Der Muttermund war erst ca. 2 Fidu, die Hebamme sagte aber, dass sie trotzdem überzeugt sei, dass ich unter Geburt sei und es gut und zügig voran gehe. Kein „Das sind keine Wehen“ oder andere abwertende Kommentare. Sie fragte mich, was ich mir unter der Geburt wünschen würde, ob ich liegen wolle, ob ich Bewegung wünsche, wie es mit Schmerzmitteln aussehe- das empfand ich sehr respektvoll und Bedürfnis orientiert.
Die ganze Zeit lief die Hypnose im Ohr, ich erzählte ihr nichts davon, weil ich gerne weiterhin angesprochen werden wollte, als Ärztin war mir das sehr wichtig. Deswegen hatte ich auch das Selbsthypnose-Training sehr oft geübt. Und wie gesagt – ich kann nicht sagen, ob ich in Hypnose war, ich hätte gesagt, das nicht, aber auf alle Fälle ging es mir sehr gut. Ich war entspannt, insbesondere zwischen den Wellen konnte ich gut Kraft schöpfen und mich ausruhen. Die Wellen waren spürbar, aber nicht sehr unangenehm.
Ich wurde noch eine Runde spazieren geschickt, weil ich sagte, Bewegung tue mir gut. Draußen war es aber Sau kalt und regnerisch und in den Fluren fühlte ich mich unwohl, sodass wir zügig zurück kamen.
Inzwischen hatte ein Schicht-Wechsel stattgefunden, unsere Geburtshebamme und ihre Studentin stellten sich vor. Auch sie fragten, was mir wichtig sei und fragten auch, ob ich in der Wanne entbinden möchte. Ja!
Sie schlugen daraufhin einen Einlauf vor, da dies bei einer Entbindung in der Wanne angenehmer sei. Ich stimmte zu, es war ganz schön unangenehm, aber hinterher fühlte es sich tatsächlich deutlich besser an, sodass ich es unabhängig von der Wanne als gut empfand. Wir wurden zunächst eine Weile alleine gelassen, es schaute immer mal einer der beiden rein, fragte, ob sie was tun können, unterstützten. Ich veratmete weiterhin die Wellen im Stehen, Becken kreisend, inzwischen ziemlich laut tönend. Insbesondere im Rücken waren die Wellen inzwischen sehr unangenehm. Wir versuchten ein Wärmekissen, aber ich mochte nicht gerne angefasst werden.
Gegen 8 Uhr sollte ein erneutes CTG geschrieben werden – eigentlich im Liegen, weil der Raum, in dem wir waren, kein mobiles CTG hatte. Ich weigerte mich, woraufhin sie entschieden, dass wir in den Kreißsaal wechseln sollten. Dort bekam ich ein mobiles CTG, mit dem ich weiter stehen konnte. Auch jetzt noch bin ich beeindruckt davon, wie gut die beiden auf mich eingingen.
Während des CTG Schreibens wurde mir auch ein Zugang gelegt- besser gesagt 3, weil es mehrere Abläufe benötigte 🙂 Ich war aber einverstanden mit dem Legen.
Es fiel mir zunehmend schwer, zu entspannen, sodass die Hebamme mir vorschlug, in die Wanne zu gehen. Ich wollte erst nicht, weil ich mir nicht vorstellen konnte, meine stehende Position zu verlassen. Sie überredet mich aber ein bisschen und sollte recht behalten – in der Wanne ging es mir nochmal viel besser, ich konnte wieder entspannen.
Plötzlich kippte meine Stimmung jedoch. Im Nachhinein war das wohl die Übergangsphase – ich meckerte, schrie, jammerte, wiederholte immer wieder, dass ich jetzt nicht mehr könne und einen Kaiserschnitt möchte. Die Hebamme begann, gemeinsam mit mir zu atmen, was eine Weile half. Sie wollte mir noch ein Schmerzmittel holen, aber dafür hätte sie den Kreißsaal ja verlassen müssen, und das wollte ich nicht. So atmeten wir uns gemeinsam durch die nächsten Wehen. Merkwürdigerweise hatte ich in der Wanne immer noch während der Wehen das Bedürfnis, mich zu strecken. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Kopfhörer aus dem Ohr genommen, weil es sich nicht mehr richtig anfühlte. Im Nachhinein hätten wir vermutlich die Hypnose wechseln sollen…
Denn dann hatte ich plötzlich einen Pressdrang, die Hebamme tastete einmal fix nach dem Muttermund, öffnete die Fruchtblase, und ich presste mit den Wehen mit. Ich habe zwar immer auf die Uhr geschaut, aber kann mich trotzdem nicht erinnern, wie lange die Austreibungsphase dauerte.
Ich kann mich noch erinnern, wie mein Mann meinen Kopf mit festhielt, ich mich ganz rund machen sollte und mit pressen. Es fühlte sich plötzlich wieder viel besser an als vorher. Trotzdem schrie ich. Der Druck war so so so stark. Der Kopf benötigte einige Wellen, bis er geboren wurde. Ich tastete immer wieder. Irgendwann war es geschafft, der Kopf war da, und ein oder 2 Wellen später waren die Schultern geboren. Ich hatte mir den Moment so schön vorgestellt, dass Baby erstmal unter Wasser anzuschauen, leider war ich ziemlich gerissen und das Wasser so rot, dass man gar nichts gesehen hat, sodass ich mir meinen Sohn zu mir hoch hob. Ich war so so glücklich, ich hatte es geschafft.
Für das Baby war alles allerdings etwas schnell gegangen, er war recht schlapp, ich versuchte, ihn durch Anpusten und Rubbeln zum Atmen zu animieren, aber es gelang nicht, sodass die Hebamme ihn abnabelte und mit zur Neugeboren Versorgungseinheit nahm, wo er ein paar CPAP bekam. Darunter hat er laut meinem Mann, der natürlich mit ist, zügig begonnen, zu atmen. Merkwürdigerweise war ich nicht panisch, ich hatte das Gefühl, das bestimmt alles gut sei, und behielt damit recht.
Ich musste in der Zeit aus der Wanne auf das Kreißbett klettern. Ich meckerte übrigens immer noch.
Als ich lag, wurde mir das Baby schon zurück gebracht. Ich wurde genäht, das dauerte ganz schön lange, und ich meckerte weiter.
Irgendwann war es geschafft, ich konnte in ein normales Bett klettern und bonden.
Durch die schnelle Geburt war der pH vom Baby nicht gut. Dadurch stand die ambulante Geburt ganz schön auf der Kippe… aber schlussendlich war die Kontrolle gut, und wir sind nachmittags noch nach Hause gefahren.
Alles in allem war es eine schöne Geburt. Ich habe mich so viel selbstbestimmter gefühlt als bei den Geburten zuvor. Ich bin froh, mich mit der friedlichen Geburt vorbereitet zu haben – ich hatte dadurch Entspannungsmomente in der Schwangerschaft, und auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich in Hypnose war, war ich entspannt und in mir ruhend über große Teile der Geburt und konnte sehr gut auf meine Bedürfnisse hören. Ich ging trotz der negativen Erfahrungen zuvor angstfrei in die Geburt, wobei ich meine 2. Geburt auch im Rahmen meiner Psychotherapie Ausbildung im EMDR Seminar nachbearbeitete, was sicherlich auch mit beitrug. Im Nachhinein frage ich mich, warum wir nicht mal Anker ausprobiert haben, irgendwie kamen wir nicht auf die Idee. Vielleicht hätte das nochmal geholfen.
Die Geburt war sehr nah an meiner visualisierten Traumgeburt, auch wenn ich da weniger meckerte und bis zum Schluss in mir ruhte, was ich nicht schaffte.
Ich bin dem Team sehr dankbar, dass mich so toll begleitete. Auch bin ich dankbar, dass mein Mann mich unterstützen konnte. Auch er sagte, dass diese Geburt so viel schöner gewesen sein als die davor.
Und ich bin Kristin dankbar, dass sie mich mit der friedlichen Geburt vorbereitete.