Geburtsbericht VBAC – mein *großes* Stück vom Glück
Eddie *03.04.21 4.600g, 57cm, 38cm KU
Die Geburt meines ersten Sohnes war eine Einleitung an ET+10, die in einer Sectio an ET+11 endete wegen Geburtsstillstand (Vorderhauptslage) und path. Herztöne. Dank ‘die friedliche Geburt’ und auch Dank der wunderbaren Betreuung im Krankenhaus habe ich die Geburt insgesamt positiv erlebt. Sie war zu jedem Zeitpunkt selbstbestimmt und friedlich.
Als ich wieder schwanger wurde, war eine VBAC mein großer Wunsch und ich suchte mir direkt eine Beleghebamme für die nächstgelegene Klinik. Ich wusste, diesmal wünsche ich mir insgesamt mehr Hebammen-Betreuung in der Vorsorge und natürlich unter der Geburt jemanden, der meine ganze Geschichte kennt. Ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Tatsache, dass ich eine Beleghebamme und damit eine 1:1 Betreuung unter der Geburt hatte, einen zweiten Kaiserschnitt verhindert hat.
Um schon in der Schwangerschaft die Kindslage zu optimieren, habe ich Yoga und spinning Babys Übungen gemacht und ein paar andere Empfehlungen der Hebamme umgesetzt. Ich fühlte mich gut betreut und vorbereitet. Nun rückte der errechnete Geburtstermin immer näher und es tat sich nicht viel. Meine Zuversicht wurde vom Déjà vu abgelöst. Wieder blieb das Köpfchen über dem Becken, war beweglich und anschiebbar. Ich brauchte einen guten Plan B. (Kristins Podcastfolge dazu erschien genau zum richtigen Zeitpunkt). Also besprach ich mit meiner Hebamme meine Sorgen und wir setzten einen konkreten Plan auf, für den Fall, dass sich bestimmte Dinge wiederholen würden. Tatsächlich lief es wieder auf eine Einleitung hinaus. Der Plan war an Tag 1, stationär mit Dilapan Stäbchen zu starten und nach zwei Wechseln dann schlussendlich am Tag 3 mit Oxy Tropf einzuleiten. Ich war damit im Reinen und voll auf diesen Plan und auch einen möglichen Kaiserschnitt eingestellt.
Also wie bei meiner ersten Geburt – Abends einchecken in der Klinik. Aufgrund von Corona diesmal alleine.
45 Min. CTG, nachdem fünf Dilapan Stäbchen eingesetzt wurden. Das CTG zeigt stabile Herztöne und regelmäßige Wehen, die ich aber nicht wirklich spüre. Kurz vor Ende des CTGs, habe ich eine minimal schmerzhafte Wehe und ich merke, wie meine Fruchtblase aufgeht. Bin total perplex – das war wirklich das Letzte, was ich erwartet habe. Die Stäbchen werden entfernt. Ich informiere meine Hebamme und will jetzt erstmal auf mein Zimmer und mich ausruhen. Dass ich eigentlich schon Wehen habe, ignoriere ich. In meinem Kopf kann es gar nicht sein, dass die Geburt von selbst losgeht.
Ich will schlafen. Bin auf meinem Zimmer, mache mich bettfertig und ignoriere die Wehen. Erst als ich mich hinlegen will, merke ich, dass das unmöglich ist. Ich veratme die Wehen im Stehen. Höre Kristins Hypnose und bin dankbar, alleine zu sein. Bin unglaublich müde, aber auch ganz für mich. Kann immer noch nicht glauben, dass sich unser Sohn quasi in letzter Minute von alleine auf den Weg macht.
Gegen 2 / 3 Uhr morgens komme ich nicht mehr gut mit den Wehen klar. Gehe zum Kreißsaal. CTG. Alles in Ordnung. Ich rufe meine Hebamme und meinen Mann an. Die Wehen kommen heftig und in kurzen Abständen.
Um 03:30 Uhr sind die beiden da. Der Muttermund ist bereits 7-8 cm geöffnet. Die Wellen überrollen mich. Bin nicht mehr in Hypnose und frage meinen Mann, wieso zur Hölle ich mir DAS gewünscht habe.
04:00 Uhr sind wir im Kreißsaal. Ich bekomme Lachgas. Das CTG ist nicht optimal – ich bin innerlich auf einen Kaiserschnitt eingestellt und damit auch vollkommen OK. Ich bekomme erstmal Wehenhemmer und lege mich seitlich aufs Kreißbett. Die Herztöne stabilisieren sich, ich veratme die Wehen (die nach kurzer Zeit wieder kommen) mit der Bauchatmung und Lachgas. Bin wieder bei mir und arbeite.
Gegen 06:00 Uhr stimme ich einer PDA zu. Endlich kann ich ausruhen und Kraft tanken. Die PDA liegt perfekt und die Wehen kommen weiterhin regelmäßig. Ich ‘erwache’ aus meiner Wehenarbeit. Spüre aber weiterhin die Wehen und kann gut damit arbeiten.
Alles wäre gut. Aber der Kopf meines Sohnes ist leider immer noch nicht richtig eingestellt und rutscht deswegen nicht ins Becken. Er liegt mit dem Rücken an meinem Bauch, müsste sich aber für rechts oder links entscheiden. Meine Hebamme schlägt eine Übung vor, die ich aus der Vorbereitung kenne. Unfassbares Glück – sie bewirkt tatsächlich, dass sich mein Sohn mit dem Rücken auf meine rechte Seite dreht. Er ist in Position. Ich verarbeite meine Wehen. Die Stimmung ist ganz friedlich. Die Sonne geht auf und scheint in den Kreißsaal. Mein Mann sitzt mit geschlossenen Augen neben mir. Die Hebamme dokumentiert. So vergehen 2-3 Stunden.
Dann bekomme ich Pressdrang. Mein Baby rutscht Wehe für Wehe in Rekordzeit durchs Becken. Meine Hebamme lobt mich und feuert mich an. Sie geht kurz raus, um Entwarnung an die Ärzte zu geben, dass wir keinen Kaiserschnitt mehr benötigen werden. Erst da realisiere ich, dass bis zum letzten Moment Alles in Bereitschaft für die OP war.
In diesen 10 Minuten, in denen meine Hebamme draußen ist, habe ich sechs Wehen und presse ordentlich mit. Als sie zurück kommt, sieht sie schon das Köpfchen. Jetzt geht alles ziemlich schnell und gleichzeitig dauert es gefühlte Ewigkeiten. Der Kopf braucht drei Wehen. Es brennt und kostet Geduld, auf die nächsten Wehen zu warten. Mein Mann drückt auf Anweisung der Hebamme den Knopf, um den Arzt zu rufen.
Mit der nächsten stärkeren Wehe wird sein Körper geboren. Ich höre noch einen ordentlichen Klatsch Fruchtwasser. Der Arzt kommt rein.
Die Hebamme checkt unseren Sohn kurz und dann kommt er zu mir. Die Nabelschnur ist ziemlich kurz, deswegen liegt er eher auf meinem Bauch, als auf meiner Brust. Nachdem die Nabelschnur auspulsiert ist, schneidet mein Mann sie durch. Ich nehme meinen Sohn ein Stück höher. Er sucht nach der Brust. Ich bin überwältigt. Muss weinen. Mein Kind und ich haben das geschafft, was ich so stark gehofft, aber nie wirklich geglaubt habe.
Nach gut zwei Stunden wird er gewogen und gemessen. Hätten die Ärzt*innen seine Größe korrekt geschätzt, hätten sie mir dringend zum Kaiserschnitt geraten, verrät mir meine Hebamme später. Was für ein Glück! Ich habe nur leichte Verletzungen. Vier Stunden nach der Geburt tragen wir unser großes kleines Glück aus dem Kreißsaal zum Auto und fahren nach Hause.