Schwangerschafts- und Geburtsbericht
In der 25. Schwangerschaftswoche habe ich den Kurs “Die friedliche Geburt” gebucht. Dass ich das gerne machen würde, wusste ich bereits vor dieser zweiten Schwangerschaft. Nach der traumatischen Geburt und schwierigen Schwangerschaft meines ersten Kindes stolperte ich bei Instagram über Kristins Account und war fasziniert. Das hörte sich alles so ganz anders an, als ich meine Geburt erlebt hatte. Nach und nach verstand ich, was mir passiert war und durch den Podcast lernte ich einiges dazu.
Als ich dann wieder schwanger wurde, zögerte ich zunächst trotzdem. Würde ich das wirklich durchziehen? Durch mein erstes Kind hatte ich nicht mehr so viel Zeit, wie das in der ersten Schwangerschaft möglich gewesen wäre. Und dann noch der Preis. In der 25. Woche aber war es so weit. Ich buchte und finde, dass es die beste Investition von all den Babysachen (Kinderwagen, Beistellbett, usw.) ist, die wir „angeschafft“ haben. Der Kurs hat mir nicht nur eine wunderbare Geburt ermöglicht, sondern auch meine Schwangerschaft erleichtert!
In der 27. Woche erhielt ich das Ergebnis des „Zuckertests“ und meine Frauenärztin schickte mich zur Diätberatung. Meine Werte waren im Grenzbereich und da mein erstes Kind recht groß und schwer gewesen war, wollte sie auf Nummer sicher gehen. Leider war ich dadurch direkt in der Maschinerie Schwangerschaftsdiabetes. Ab da musste ich mehrmals täglich meinen Blutzucker messen, mein Essen dokumentieren, regelmäßig zur Diätberatung inklusive Urintest.
Ich hatte bereits ab der 29. Woche immer mal wieder leichte Kontraktionen. In der 31. Woche wurde festgestellt, dass mein Gebärmutterhals verkürzt ist und ich sollte mich schonen. Da dies auch in der ersten Schwangerschaft schon so war (ab der 26. Schwangerschaftswoche), schickte mich meine Frauenärztin in die Klinik für einen sogenannten Frühgeburtlichkeitstest (Fibronektintest). Bei diesem Termin, den ich wegen der Coronaregelungen alleine wahrnehmen musste, nutzte ich erstmals die Fragetechnik, die im Online-Kurs vorgestellt wird. Das Gespräch mit der Ärztin war so offen, geduldig und auf Augenhöhe, dass ich trotz positivem Testergebnis recht gefasst nach Hause fahren konnte. Ist dieser Test positiv, ist er leider nicht sehr aussagekräftig: Zu 50% wird das Baby innerhalb der nächsten zwei Wochen kommen.
Ich übte ab diesem Zeitpunkt täglich mit der Hypnose bei vorzeitigen Wellen und bereitete mich noch intensiver auf die Geburt vor. Wir übten auch regelmäßig, Anker zu setzen und ich versuchte, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Ich buchte einen Stillvorbereitungskurs (Stillen hatte beim ersten Kind aus sehr vielen Gründen und Komplikationen nicht geklappt) und kontaktierte das Team der Friedlichen Geburt, um eine Traumatherapie zu machen, da bei mir immer wieder Ängste hoch kamen. In dieser Zeit bemerkte ich auch einen Zusammenhang zwischen meinen Blutzuckerwerten und meinem Gemütszustand. An Tagen, an denen ich direkt morgens eine Hypnose machen konnte und ich mir generell nicht so viele Sorgen wegen der im Raum stehenden zu frühen Geburt machte, waren meine Werte besser als an Tagen, an denen es mir psychisch nicht gut ging.
In der 35. und 36. Woche hatte ich den Stillvorbereitungskurs (mit Simone Koerfer @natuerlichstillen) und die Therapie (mit Petra Hartmann) abgeschlossen und meinen Geburtsplan mit meiner Hebamme besprochen. Mein großes Ziel war es, es bis zu 36+0 zu schaffen, um in der kleinen Klinik vor Ort entbinden zu können. Dies erreichte ich schließlich auch und ich begann, direkt alle möglichen Hypnosen durchzuprobieren, jetzt wo ich endlich durfte 😊
In Hypnose baue ich eine tiefe Verbindung zu meinem Baby auf. Immer wenn ich es besuche, lächelt es. Beim Visualisieren meiner Traumgeburt kommt an manchen Tagen das Baby im Geburtspool/-wanne, an manchen Tagen schiebt sich das Bild, wie ich im Hocken gebäre, darüber.
Fünf Tage vor Weihnachten, ich war gerade in die 39. Woche gerutscht, kam zum ersten Mal Frustration auf. Durch die erste Schwangerschaft wusste ich, wie beschwerlich die letzten Tage sein können und das lange Schonen, Liegen, Nichtstun kamen mir irrsinnig vor, jetzt wo ich immer noch schwanger war. Ich hatte mein erstes Kind bei 40+0 entbunden, trotz verkürztem Gebärmutterhals und vielen vielen Sorgen. Würde ich also auch dieses Mal wieder so lange warten müssen? Was, wenn ich sogar über den Termin gehen würde und eine Einleitung dann Thema würde (wegen der Schwangerschaftsdiabetes)?
In dieser Nacht gegen 4.45 Uhr wache ich auf und bemerke stärkere Kontraktionen. Ich weiß nicht, ob es „richtige“ Wehen sind. Da ich nicht mehr einschlafen kann, beginne ich eine Hypnose und wechsle schließlich zur Geburtshypnose. Nach etwa einer Stunde schaue auf die Uhr und stelle fest, dass die Wellen alle 4 Minuten kommen. Gegen 6.15 Uhr wecke ich meinen Mann und bitte ihn, schon mal meine Eltern zu kontaktieren. Sie müssen fast eine Stunde zu uns fahren und sollen unser Erstgeborenes betreuen.
Mit der Hypnose sind die Wellen gut auszuhalten. Ich bin recht entspannt. Die Atemtechnik hilft mir unheimlich gut, mit meinem Körper mitzugehen und nicht gegen die Wellen anzukämpfen. Ich nehme sie tatsächlich als sehr große Dehnung wahr. Im dunklen Schlafzimmer mit Hypnose im Ohr fühle ich mich wohl und sicher. Es ist richtig gemütlich. Mein Kind, das bei uns im Familienbett schläft, wacht auf und beobachtet mich, es legt sich dicht zu mir und wir halten Händchen. Ein emotionaler Moment, da mir bewusst wird, dass es jetzt wahrscheinlich nur noch wenige Stunden dauert, bis es großes Geschwisterkind ist.
In den Wellen-Pausen mache ich mich mit Kopfhörern im Ohr fertig fürs Krankenhaus. Mein Mann packt alles zusammen (wir haben im Voraus eine to do-Liste geschrieben) und macht unser Kind fertig. Ich kann mich voll und ganz auf mich konzentrieren und denke keinen Augenblick daran, ob alles Organisatorische klappen wird.
Als ich angezogen und abfahrbereit auf dem Bett liege, platzt gegen 7.30 Uhr meine Fruchtblase und es folgt direkt eine sehr große Welle. Nach einigen dieser Wellen dränge ich, ins Krankenhaus zu fahren, auch wenn meine Eltern noch nicht da sind. Auf der Fahrt verarbeite ich einige Wellen, aber es fällt mir immer schwerer, bei mir zu bleiben. Parallel lotst mein Mann meine Eltern zum Krankenhaus, die wohl gerade am Ortseingang sind.
Am Krankenhaus angekommen, lässt mich mein Mann direkt vor dem Eingang raus. Mit Rollkoffer muss ich erst einmal wegen der aktuellen Coronaregelungen alleine rein. Die Kopfhörer habe ich dabei die ganze Zeit in den Ohren, die Augen halb geschlossen. Meine Brille habe ich vergessen, was mir aber auch hilft, mehr in meinem Innen zu bleiben. Auf der Station werden zunächst ein Schnell- und ein PCR-Test gemacht. Ich bin vorbereitet, weiß das alles aus meiner Hypnose „Traumgeburt visualisieren“ und „Geburt im Krankenhaus“. Ich verarbeite eine Welle nach der anderen und werde zunehmend nervöser, während ich auf das Ergebnis der Tests warten muss. Immer wieder mache ich die Tranceinduktion.
Endlich darf ich in den Kreißsaalbereich. Eine Hebamme schickt mich noch einmal zur Toilette, wo ich mich kurz auf den Boden setzen muss, um mit der Welle klar zu kommen. Die Kopfhörer habe ich noch immer im Ohr und es tut gut, Kristins Stimme zu hören und regelmäßig an lockere Schultern usw. erinnert zu werden. Ich merke, dass ich die Wellen nun stärker als Druck und nicht mehr als Dehnung wahrnehme und möchte eine PDA. Als ich in den Kreißsaal komme, fällt mir direkt auf, dass es keine Wanne gibt, obwohl ich beim Anmeldegespräch gesagt hatte, dass ich gerne in die Wanne möchte. Aber richtig auftauchen, um dies zu kommunizieren, kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Auch die PDA bleibt daher unerwähnt.
Die Hebamme bietet mir eine vaginale Untersuchung an, der ich zustimme, da mir klar wird, dass die Geburt unmittelbar bevorsteht. „Da hats aber jemand eilig! Ist Ihr Mann auf dem Gelände?“, fragt die Hebamme nach der Untersuchung. Ich bejahe und mein Mann wird verständigt. Ich realisiere, dass es jetzt so weit ist. Zusammen mit der Hebamme probiere ich verschiedene Positionen und fluche, weil der Druck so enorm ist. Ich bitte um einen warmen Waschlappen (das hatte ich erst einige Tage zuvor in einer Podcastfolge des Hebammensalon gehört) und bekomme ihn direkt.
Endlich kommt mein Mann und stützt mich mit der Hebamme in der Hocke. Die Kopfhörer stören mich nun und ich nehme sie raus. Ich fluche und schiebe und spreche innerlich mit meinem Baby, dass es jetzt rauskommen soll. „Jetzt endlich darfst du!“ Nach etwa drei Wehen spüre ich wie der Kopf heraus kommt. Der Körper kommt mit der nächsten Wehe um 8.57 Uhr und da liegt mein Baby! Blau und zappelig mit vielen dunklen Haaren. Es beginnt sofort zu schreien und wird mir auf die Brust gelegt, während ich mich hinlege. Wir sind völlig überwältigt von dieser rasanten Geburt.
Ich lehne eine Oxytocingabe ab und während du friedlich auf mir liegst, warten wir auf die Plazenta. Gerade, als die Hebamme nervös wird, weil die Plazenta nicht kommt und ich meinen Mann bitte, die entsprechende Hypnose rauszusuchen, kommt eine Nachwehe, ich schiebe mit und sie wird vollständig geboren. Mein Mann nabelt unser Kind ab und wir können gemütlich staunen, was da so schnell und doch friedlich passiert ist. Ungläubig muss ich immer wieder lachen.
Unser Kind war von Beginn an total entspannt und lächelte oft. Auch heute noch, wo es bereits über ein Jahr auf der Welt ist, können wir sagen, dass es ein sehr entspanntes und fröhliches Kind ist, was selten aus der Ruhe zu bringen ist.
Wäre die Schwangerschaft nicht, würde ich direkt noch einmal so eine Geburt erleben wollen.