Geburtsbericht von

Kerstin

Liebe Kristin,
mein Sohn ist inzwischen fast 15 Monate alt und ich möchte dir gerne noch von der tollen Geburt berichten, die ziemlich spannend war.

Aber von ganz vorne: Nach 6,5 Jahren wurde ich endlich durch eine künstliche Befruchtung mit unserer Tochter schwanger. Ich liebte es, mir wöchentlich online durchzulesen, welche Entwicklung mein Baby gerade vollzieht. Natürlich beschäftige ich mich auch mit dem Thema Geburt und mir war klar, dass es, wenn der Körper so ein Wunder entstehen lassen kann, auch für die Geburt Wege geben muss, dass es nicht unendlich schmerzvoll und traumatisch wird. Also begab ich mich auf die Suche, schaute mir positive Geburtsberichte an, kaufte mir ein Buch zu Hypnobirthing und kam irgendwann auch auf deinen Podcast, von dem ich mir sehr viele Folgen anhörte, die bestärkten mich sehr, allerdings kaufte ich den Kurs nicht und ging letztlich mit subliminal Hypnosen auf den Ohren und der geübten Bauchatmung in die Geburt.

Nach 39,5h Wellen, davon 18h im Kreißsaal kam unsere Tochter, mit „Androhung“ auf Kaiserschnitt, doch noch spontan im Mai 2021 auf die Welt. Wir waren ziemlich geschafft, aber dennoch empfand ich es als eine tolle Geburt.

Im April 2022 konnten wir es dann kaum glauben, dass ich auf natürlichem Wege mit unserem 2. Kind schwanger wurde. Überglücklich war mir dieses Mal auch direkt klar, dass es noch besser geht und ich dieses Mal deinen Kurs belegen würde. Als die kritische Phase vorbei war, kaufte ich ihn auch direkt und dann kam ich irgendwie doch weniger dazu als gedacht. Mit Kleinkind und Arbeit hatte ich Schwierigkeiten, Auszeiten zu finden, an denen ich nicht von deiner Stimme gleich einschlief. Zum Ende der Schwangerschaft und vor allem in der Mutterschutzzeit kam ich dann doch mehr dazu, während unsere Tochter in der Kita war. Die Informationen und Hypnosen waren super und ich freute mich auf die zweite Geburt.

Ich visualisierte, dass es am frühen Nachmittag langsam losgeht, während unsere Tochter Mittagschlaf hält, wir dann die Oma anrufen, damit unsere Tochter ohne jede Eile zu ihr kann, ich dann Zeit habe, mich „einzugrooven“ und dann in der Stille der Nacht unser Sohn im gleichen Kreißsaal wie unsere Tochter in der Nachbarstadt zur Welt kommt. Aus persönlichen Gründen sollte es nicht die Geburtsabteilung in unserer Stadt werden, ein Geburtshaus gab es in der Nähe nicht und der Gedanke einer Hausgeburt klang zwar irgendwie spannend, aber ich wollte dann doch direkte Sicherheit für Notfälle vor Ort haben und mich auch für die ersten Tage in der Klinik erholen können. Mir war klar, dass ich zu Hause doch viel zu schnell wieder mit unserer Tochter spielen oder Essen kochen würde. Auch wenn der Gedanke, dass meine Tochter wegen noch vorhandener Corona-Regeln nicht in die Klinik würde kommen dürfen, schwer klang.

Der ET war der 26.12.22 und wir hofften natürlich, dass er kein Weihnachtskind wird. In der Nacht vom 23. auf den 24.12. dachte ich schon, dass es losgehen wird, dann wäre es eben so gewesen, aber ich war doch ganz froh, als alles wieder ruhig war. Weihnachten ging vorbei, auch am 1. Geburtstag meiner Nichte am 28.12. konnte ich teilnehmen ohne Anzeichen von Wellen. Puh!

Am 29.12. hielt unsere Tochter Mittagschlaf und ich fuhr einkaufen, in der Drogerie dann die erste vermutlich Welle. Im Anschluss hatte ich den üblichen Termin beim Frauenarzt und das CTG schlug einmal aus, das beeindruckte meinen Frauenarzt nicht weiter, also fuhr ich nach Hause. Die Oma war für den Tag zu ihrem Onkel gefahren und mein Mann war abends zum Männerabend verabredet.

Also kam ich heim, spielte mit meiner Tochter, immer wieder leichte Wellen und schickte meinen Mann zum Männerabend, mit wenig Protest, da er sich schon lange darauf gefreut hatte, fuhr er. Ich brachte meine Tochter ins Bett und begab mich auf die Couch, nun mit Kopfhörern auf den Ohren, die Wellen kamen circa alle 13 Minuten, per Tracker hielt ich das fest. Ich kam immer noch super mit den Wellen zurecht und war nicht sicher, ob es nun tatsächlich die Geburtswellen sind. Ich wollte nun auch niemanden scheu machen, also sagte ich der Oma noch nichts, ich wollte in Ruhe mit den Wellen arbeiten und genoss es fast allein zu sein.

Gegen 22 Uhr schrieb ich dann der Oma, dass sie doch vorsichtshalber das Telefon in Hörnähe behalten sollte… was sie sowieso seit Tagen machte. Meinem Mann schreib ich gegen halb 11 Uhr, dass er vielleicht doch sicherheitshalber fahrtüchtig bleiben sollte, ich aber noch nicht genau wusste, was das nun ist. Zwischendurch entspannte ich auch ohne Hypnosen auf den Ohren.

Gegen Mitternacht kam mein Mann nach Hause, ich saß mit Kopfhörern auf der Couch und fand mich ziemlich entspannt. Er sagte später, dass er, als er mich sah, am liebsten direkt ins Krankenhaus gestartet wäre… warum auch immer. Kurz darauf schlug das Babyphone an und mein Mann ging zu unserer Tochter, in dem Moment brach auch der Kopfhörer, was mich irgendwie zum Lachen bewegte. Als mein Mann wieder runter kam, hockte ich vor der Couch und fixierte den Kopfhörer mit Klebeband. Gegen 1 Uhr schickte ich ihn ins Bett zum Schlafen und ging in aller Ruhe duschen, die Wellen waren bei circa alle 7 Minuten.

Als ich fast fertig war, kam mein Mann mit unserer Tochter auf dem Arm, die zu Mama wollte. Er wollte, dass sie mich kurz sieht und dann weiter schläft, aber sie ließ sich nicht richtig beruhigen. Entspannt, wie ich war, sagte ich, dass ich mich gleich zu ihr legen würde. Ich zog mir ein Top, einen Slip und Socken an und legte mich zu ihr. Meinen Mann schickte ich wieder ins Bett. Recht schnell schlief sie ein und ich veratmete die Wellen neben ihr, mit Kopfhörern auf den Ohren.

Bei einer Welle, in der ich mit dem Rücken zu ihr lag, legte sie sich plötzlich von hinten auf meinen Bauch, das tat sie sonst auch immer mal, aber in diesem Moment tat es höllisch weh, ich schob sie mit dem Arm weg, entschuldigte mich und versuchte zitternd, diese Welle zu veratmen. Mein Mann kam schnell angerannt und beruhigte unsere weinende Tochter. Als die Welle überstanden war, ging ich ins Bad und brauchte 2 weitere Wellen, um wieder in die Atmung zu kommen und nicht mehr zu zittern, plötzlich waren die Abstände auch bei 2-3 Minuten, dann aber auch mal wieder länger. Ich bat meinen Mann, die Oma anzurufen, es war gegen halb 2 Uhr und ging ins Wohnzimmer, setzte mich mit Kopfhörern auf die Couch.

Innerhalb von ca. 15 Minuten war meine Mutter da und schaute ins Wohnzimmer, zum Glück war gerade keine Welle und ich sagte nur kurz, dass die beiden oben sind. Sie ging auch direkt hoch. Ich dachte aber recht bald… wenn jetzt die Fruchtblase platzt, schafft das die Decke unter mir nicht und die Couch ist ruiniert. Also hockte ich mich in eine betende Stellung vor die Couch und veratmete die Wellen, die nun einige Arbeit bedeuteten und kurz darauf überkam mich auch ein Pressdrang, den ich teilweise laut tönend nachgeben musste, dann aber wieder veratmen konnte.

Als unsere Tochter an die Oma übergeben war, kam mein Mann direkt zu mir, ich sagte nur, dass ich Presswehen habe und er bitte den Krankenwagen rufen soll. Das tat er sofort und legte mir dann die gewünschte Sportmatte unter die Knie. Inzwischen dachte ich, dass es dann nun wohl eine Hausgeburt werden würde, was auch ok gewesen wäre, und zog in einer Wellenpause meine Unterhose aus. Ziemlich schnell war der RTW da und die Rettungssanitäter kamen herein. Ich hatte die Kopfhörer auf und mein Mann sagte, dass die aufbleiben müssten, das hätte beim letzten Mal so auch gut geklappt. Dennoch hörte ich die Fragen und konnte in den Wellenpausen kurz darauf antworten. Grundlegend war ich damit beschäftigt, den Pressdrang zu veratmen, was meist klappte, aber hörbar nicht immer.

Die Hypnosen hörte ich nun nicht mehr wirklich, wollte aber dennoch die Kopfhörer auflassen. Schnell wurde entschieden, dass ich das veratmen noch gut schaffen würde und sie mich in die Klinik bringen würden, was ich bejate. Entfernt hörte ich noch, wie mein Mann meinte, dass wir in der Nachbarstadt angemeldet sind und ihm direkt gesagt wurde, dass wir das nun nicht mehr schaffen würden. Ich fand das irgendwie witzig, dass das völlig klar war und 10 Minuten Fahrtzeit gegenüber 40 Minuten keine Option waren.

Während ich mit den Wellen arbeitete, hatte meine Mann vor Ankunft des RTW das Wohnzimmer mehr oder weniger frei geräumt, um Platz für die mögliche Geburt zu schaffen, außerdem hatte er Baustrahler und die Schneelichtkugel draußen angeschaltet, damit man unser Haus gleich finden würde. Bei jeder Welle versuchte er aber, wieder da zu sein, um meinen Lendenwirbelbereich zu massieren, was er bei der ersten Geburt über Stunden gemacht hatte, was uns beiden Blasen einbrachte, was aber dennoch gut tat. Dieses Mal war es nett, aber überflüssig.

Die Rettungssanitäter fragten mich, ob ich zur Trage laufen könne, ich bejate. Mein Mann wurde noch gebeten, mir einen Bademantel o.ä. zu holen. In Bademantel, Top, Socken und Hausschuhen mit Kopfhörern ging ich also nun nachts 2:45 Uhr vor unser voll beleuchtetes Haus und bat darum, in der gleichen Position fahren zu dürfen, also kniend und mit den Händen an der Kopfstütze festhaltend. Sie ließen das zu und baten mich nur immer wieder, mich auch ja gut festzuhalten. Dann ging die Fahrt los. Kurz darauf hielten wir an, damit die Notärztin zusteigen konnte. Am Rand hörte ich nur, dass sie sich unterhielten, dass sie mich so vorgefunden hätten, dass die Ärztin noch keine Geburt miterlebt hatte, die Sanitäter aber schon. Später erzählte mein Mann, dass er durch das Blaulicht nicht gesehen hat, dass der Wagen bremst und er uns fast aufgefahren wäre…

Kurz darauf waren wir in der Klinik, ich veratmete den Pressdrang so gut es ging, hin und wieder laut tönend musste ich aber nachgeben. In der Klinik wurde ich direkt in den Kreißsaal gebracht, kurz fand ich die Vorstellung witzig, wie es wohl aussieht, wenn andere mich so sehen, aber egal, so war es am bequemsten. Im Kreißsaal war alles vorbereitet, die Hebamme begrüßte mich, stellte auch gleich das Bett so ein, dass ich diese Position wieder einnehmen konnte und befestigte noch ein Laken, an dem ich mich festhalten und hinter beugen konnte bei der Welle, das war gut. Mein Mann kam kurz darauf. Sie stellte ihm noch einige Fragen, die ich am Rande mitbekam und beantwortet, wenn er es nicht wusste.

Pflichtbewusst sagte er ihr, was ich ihm vorher eingetrichterte hatte: Nabelschnur auspulsieren lassen, PDA im Falle eines Kaiserschnittes… „hier wird kein Kaiserschnitt gemacht“ war die Antwort. Sie untersuchte mich und sagte, dass der Muttermund vollständig eröffnet ist, die Fruchtblase aber noch geschlossen sei. Ich erlaubte, dass sie geöffnet wird. Kurz darauf sagte sie, dass ich pressen kann, ich muss mich nur trauen. Das musste ich Kopf erst einmal umstellen, nachdem ich circa eine Stunde lang den Pressdrang veratmet hatte. Einige wenige Wellen später war der Kopf da, kurz darauf folgte der Körper, was für ein Gefühl! Abgelegt lag mein Baby nun zwischen meinen Beinen. Mit vereinten Kräften wurde mein Wunsch befolgt, dass ich mit ihm auf den Rücken liegen möchte.

Wir waren 3 Uhr in der Klinik, 3.30 Uhr war er da und wir überglücklich. Es ging mir super, was ein Foto 5 Minuten nach der Geburt zeigt, in dem ich glücklich mit meinem Baby auf dem Arm in die Kamera lächle. Und unser Sohn war von Anfang sehr entspannt und ist es weiterhin.

Ich möchte mich an dieser Stelle für den tollen Kurs bedanken. Es hat mir viel Freude bereitet, mich damit vorzubereiten. Meinen Mann hatte ich nicht mit einbezogen, was zum einen daran lag, dass das nichts für ihn wäre, auch wenn er es mir zu Liebe getan hätte und zweitens, dass ich dies sowieso mit mir und meinem Baby machen wollte. Ich erklärte ihm, was ich tue und bereitete ihn vor, was mir wichtig war und er vertraute meinen Wünschen.

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