Nach einer sehr schönen und ziemlich beschwerdefreien Schwangerschaft, warteten wir sehnsüchtig auf unsere Kleine. Die Hebammen waren sich relativ sicher, dass sie eher ein bisschen früher zu uns möchte, statt nach ihrem errechneten Termin und so warteten wir sehr gespannt auf sie.
Der errechnete Termin kam und ging und nichts tat sich. Ab nun sah ich ziemlich regelmäßig meine Hebammen aus dem wundervollen Geburtshaus, welches wir uns als Geburtsort für unsere zweite Tochter ausgesucht haben und auch meine Gynäkologin einige Male. Unser Baby wurde bei den Ultraschallterminen kurz vor und nach ihrem errechneten Termin schon sehr groß geschätzt (über 4kg) – ich blieb jedoch entspannt und vertraute darauf, dass mein Körper und mein Baby schon wissen werden, wann es so weit sein soll.
An ET+11 wurde ich allerdings doch langsam nervös, denn um meine erhoffte Geburt im Geburtshaus erleben zu dürfen, müsste sie sich bis ET+14 auf den Weg machen – ansonsten muss die Geburt im Krankenhaus stattfinden (etwas, was ich um jeden Preis umgehen wollte, da meine erste Geburtserfahrung, die im Krankenhaus endete, nicht schön und sehr interventionsreich war).
Neben einer Shiatsu Behandlung, einigen Akupunkturen und unserem Baby immer wieder sagen, dass sie kommen darf und dass es nun Zeit für sie ist, stimmte ich am ET+11 letztendlich einer Eipollösung zu, von meiner Hebamme durchgeführt. Es tat sich erstmal nichts. Am nächsten Tag wiederholten wir die Eipollösung am Abend und ich ging ins Bett und schlief die ganze Nacht ziemlich gut.
ET+12: meine große Tochter weckte uns gegen 7 Uhr morgens und ich bemerkte gleich, dass ich Wellen habe. Sanfte, aber ganz definitiv Wellen! Juhu! Ich zog mich ins Schlafzimmer zurück und freute mich, dass es wohl heute soweit sein wird und wir unser zweites Kind begrüßen dürfen!
Gegen 9:00 Uhr schrieb ich meiner Hebamme eine SMS, dass es wohl heute soweit sein wird. Kurze Zeit später telefonierten wir und machten aus, dass ich die Wellen mal etwas im Blick behalte und ihr berichte, wie oft sie kommen. Da ich mit den Wellen wunderbar klar kam, habe ich die Wellen selbst getimed.
12 Uhr, die Wellen kommen circa alle 10 Minuten und gehen in etwa 60 Sekunden. Die Wellenatmung hat mir wahnsinnig gut getan – so war jede Welle wirklich sehr angenehm. Um circa 13.30 Uhr kommt meine Hebamme zu uns nach Hause. Wir schreiben ein CTG, mir und der Maus geht es wunderbar, die Wellen kommen sehr regelmäßig und sind auch auf dem CTG gut erkennbar. Wir verabschieden uns von meiner Hebamme und machen aus, dass wir sie auf dem Laufenden halten, bis wir uns dann im Geburtshaus sehen.
Mein Mann und ich legen uns nochmal zum Mittagsschlaf hin. Ich wache sehr regelmäßig durch nun schon deutlich stärkere Wellen auf, genieße aber die Zweisamkeit mit meinem Mann und unserem Baby. Meine Mutter bringt unsere Große am Abend wieder nach Hause und mein Mann bringt sie ins Bett. Die Wellen werden immer intensiver, aber Dank der Atmung einfach wirklich super leicht zu veratmen – hier muss ich vielleicht noch dazu sagen, dass ich die Atmung sehr viel weniger geübt habe als ich mir vorgenommen habe und dennoch war sie wunderbar!
21:00 Uhr: ich bin auf Toilette und sehe viel Blut in der Toilette, als ich bemerke, dass mein Schleimpfropf in einer Welle abgegangen ist. Ich telefoniere mit meiner Hebamme und sie lädt uns (nun schon zum 2. Mal) ein, ins Geburtshaus zu kommen. Gesagt, getan. Wir rufen meine Mutter an, sie soll zu uns kommen und heute bei uns übernachten. Mein Mann packt die letzten Sachen zusammen (Geburtstagskuchen, den ich am Vortag noch gebacken habe, ums Baby zu locken, Getränke, Snacks etc) und wir fahren mit dem Taxi ins nur 5 Minuten entfernt liegende Geburtshaus.
Im Taxi habe ich nun das erste Mal die Hypnose auf den Ohren und eine Augenmaske aufgesetzt. Ich bin ganz ruhig und ganz bei mir, veratme weiterhin ruhig und leise die Wellen. Im Geburtshaus angekommen, kommt uns unsere Hebamme entgegen und begleitet uns in unser Geburtszimmer. Alles ist wahnsinnig schön gemacht, viele Kerzen, es riecht schön, die Atmosphäre ist toll! Mir ist nach Musik, mein Mann stellt unsere Musikbox an, wir schreiben ein CTG, ich veratme die Wellen auf dem schönen großen Bett liegend immer noch ruhig und mit der Wellenatmung. Ich bin ganz bei mir und erstaunt, wie gut es mir geht.
Die nächsten Stunden verbringe ich auf dem Bett, der Toilette, in der Badewanne. Mal läuft Musik, mal die Hypnose – ganz intuitiv, so wie mir grade ist. Meine Hebamme kontrolliert den Muttermund. Ich bin neugierig und frage nach – 3cm. Uff. Nach einem ganzen Tag regelmäßiger Wellen, beim zweiten Kind? Okay… nicht irritieren lassen, er kann jetzt auch ganz schnell aufgehen. Ich mach die Hypnose über Lautsprecher an und konzentriere mich wahnsinnig auf das Bild des sich öffnenden Muttermundes. Lustigerweise gefällt mir hier spontan das Bild einer sich öffnenden Blume sehr viel mehr und so visualisiere ich das und spreche innerlich mit meinem Baby in den Wellen. Meine Hebamme lässt mich und meinen Mann einige Zeit allein, die Wellen sind nun sehr intensiv und ich fange an, laut zu tönen. Die Wellenatmung funktioniert nicht mehr. Ich bitte meinen Mann, die Hebamme zu holen, ich möchte, dass sie ein TENS Gerät anlegt. Meine Hebamme kommt sehr verschlafen zu uns und es dauert eine gefühlte Ewigkeit mit dem TENS Gerät. Immer wieder kommt sie zu uns und geht wieder, sagt, sie kenne sich damit selbst nicht so gut aus, aber ihre Kollegin kommt etc. Sie untersucht mich in der Zeit noch einmal und sagt ganz erstaunt: du bist vollständig eröffnet! Es war nicht viel Zeit vergangen zwischen den 3cm und jetzt.
Meine Hebamme geht nochmal raus und nun geht alles ganz schnell. Meine Hebamme kommt zurück und sagt mir, das TENS Gerät helfe eigenlicht nur in der Eröffnungsphase und dass ich dieses nun nicht mehr brauche. Sie massiert mich – fühlt sich wunderbar an. Ich gehe instinktiv in die Badewanne und spüre ein wahnsinnig kräftiges Gefühl, einen Druck nach unten (absolut schmerzfrei). Plötzlich sage ich “irgendwas kommt aus mir raus”. Es fühlte sich an wie ein schlaffer Luftballon und meine Hebamme sagt, das ist deine Fruchtblase.
Wenige Minuten später sagt meine Hebamme zu mir: “Willst du das Köpfchen mal fühlen?” Köpfchen? Jetzt schon?? Ich fühle. Was für ein Gefühl.
“So viele Haare! Oh mein Gott, so viele Haare!!” sage ich. Ich frag meinen Mann, ob er auch fühlen mag, es fühlt sich so anders an als ich es mir vorgestellt habe. Der Kopf fühlt sich so schrumpelig und samtig weich an… mit ganz vielen Haaren! Die nächste Welle kommt und mein Körper schiebt mein Baby in nur einer Welle ganz instinktiv heraus (es ist nun 3:57 Uhr an ET+13). Boom! Mein Baby schwimmt vor mir – meine Hebamme sagt, dass ich sie gerne zu mir hochnehmen darf, was ich gleich tue. Unsere Tochter fängt an, zu weinen und ich habe sie auf meiner Brust. Wahnsinn. Das war’s? So leicht?
Meine Hebamme bittet mich, aufs Bett zu gehen, um die Plazenta zu gebären. Ich bin sehr wackelig auf den Beinen. Die Plazenta kommt sofort, unser Baby hat sich schon an meine Brust angedockt. Was für ein Wahnsinnsmoment. Hier sind wir nun, mein Mann, unser Baby, ich (und unsere wundervolle Hebamme). Unser Baby bleibt bei mir, eine lange Zeit. Niemand berührt sie außer mir und meinem Mann. Wie wundervoll!
Irgendwann schauen wir uns die Plazenta gemeinsam an, machen die U1, ziehen mich und die Maus an und dann feiern wir mit unseren Hebammen zusammen Geburtstag für die kleine Maus – es ist 7 Uhr morgens, wir essen Kuchen und trinken alkoholfreien Prosecco. Ich fühle mich wie eine Superheldin und wahnsinnig stark!
Diese Geburt war einfach magisch und wundervoll. Mein Mann hat immer mal wieder den Berührungs- und Geruchsanker unter der Geburt gesetzt, ich habe nur in Wörtern wie “Badewanne. TENS. Musik. Hypnose” kommuniziert und war einfach die ganze Zeit ganz bei mir.
Die Atmung und Visualisierung waren goldwert und ich danke dir von Herzen, für dieses heilende Geburtserlebnis, liebe Kristin! Es war so schön, dass ich jetzt tatsächlich denke “das möchte ich nochmal erleben!” – und das hätte ich niemals vorher gedacht! Danke, danke, danke <3