Ich habe mich einige Monate täglich mit der Friedlichen Geburt vorbereitet. Meine Angst vor einer Geburt war so groß, dass ich vor meiner Schwangerschaft nicht sicher war, ob ich jemals Kinder möchte. Wie sollte ich, die so schmerzempfindlich ist, eine Geburt überstehen?
Zusätzlich: die Panik vor Spritzen und Zugängen.
Gegen Ende der Schwangerschaft wurde uns viel Panik und Stress gemacht, weil bei dem Kleinen ein paar Auffälligkeiten entdeckt worden waren. Am schlimmsten waren jedoch die Ärzte, die uns stressten und Angst machten, und nicht die Diagnosen, die gestellt wurden. Damit wurden mir einige Steine in den Weg gelegt (anderes Krankenhaus, ein zu großes Kind (Diabetes?), Nierenstau, Gehirn/ Behinderungen).
Ich könnte hier noch weiter ausholen, doch ich möchte schon gleich zum Tag der Geburt von unserem kleinen Jungen kommen.
Ich hatte kein Gefühl und auch keine Anzeichen dafür, wann die Geburt losgehen würde.
Ich dachte, dass die Übungswellen und Senkwehen noch stärker werden würden und ich ein paar Tage vor der Geburt spüren könnte, dass es losgeht. Da der Kopf des Kleinen schon sehr tief und seit der 31. SSW richtig lag, fragte ich mich oft, ob er es wirklich bis zur 40. Woche aushält. Gleichzeitig fühlte ich mich noch nicht hochschwanger, war relativ fit und dachte, dass das wirklich Anstrengende wahrscheinlich noch kommt.
Vier Wochen vor dem ET verspürte ich am Morgen zwei kurze und starke Wellen.
Am Abend lag ich mit meinem Partner auf dem Sofa und wir hörten beide plötzlich ein lautes Knacksen. Meine Fruchtblase. Wir riefen im Krankenhaus an. Die Hebamme am Telefon war sehr freundlich und ruhig und meinte, dass wir uns langsam auf den Weg machen sollten, es heute oder auch in den nächsten Tagen losgehen könnte.
Ich machte mich in Ruhe fertig, duschte mich und richtete die letzten Sachen.
Auf der Fahrt ins Krankenhaus wurden die Wellen etwas stärker. Ich entspannte mich und konzentrierte mich auf meine Atmung. Es gelang mir gut und im Krankenhaus angekommen (21 Uhr) war ich sehr erleichtert. Das Krankenhaus, in dem wir waren, war nicht mein Wunschkrankenhaus. Durch die Auffälligkeiten des Kleinen und der Tatsache, dass er ein spätes Frühchen war, fiel die Wahl auf dieses Krankenhaus. Doch es war ruhig hier… selbst die Hebammen sagten, dass es sehr ungewöhnlich sei.
Das Licht im Raum war gedämmt und ich fühlte mich wohl. Die Hebamme fragte mich nach meinen Wünschen und ich erzählte. Sie war mir sehr sympathisch und als sie mir mitteilte, dass gleich Schichtwechsel wäre, machte mir das sehr zu schaffen. Ich hatte in kurzer Zeit Vertrauen zu der Hebamme aufgebaut und hätte mir gewünscht, dass sie uns durch die Geburt begleitet. Was, wenn sich das mit einer neuen Person ändern würde?
Dieses Vertrauen konnte ich zu der neuen Hebamme nicht mehr aufbauen, doch es klappte trotz allem gut.
In größeren Abständen kam eine Welle. Die Kopfhörer hatte ich noch nicht auf. Es fühlte sich nicht richtig an. Ich wollte mich noch unterhalten, alles klären und in Ruhe ankommen. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung und die Entspannung. Ich probierte verschiede Positionen aus (sitzen, stehen, Ball). Nichts fühlte sich wirklich gut an… das lag vielleicht auch daran, dass ich noch nicht begriffen hatte, dass die Geburt wirklich losgehen würde. Ich fühlte mich noch nicht bereit und hatte an diesem Tag überhaupt nicht damit gerechnet.
Schon am Anfang erzählte ich von meiner großen Angst und der Panik vor Zugängen. Uns wurde aber empfohlen diesen zu legen. Wir überlegten eine Weile, weil meine Angst davor sehr groß war. Aber nun ja… es war das Sicherste für unser Baby.
Als wir begannen, setzte ich mir die Kopfhörer auf. Es fühlte sich noch nicht richtig an, mit der Hypnose zu beginnen und stattdessen ließ ich ein Lied aus dem Schwangerschaftsyoga laufen. Es hat mir so viel Kraft gegeben. Schon in der Schwangerschaft stärkte mich dieser Song und ich konnte mir gut vorstellen, ihn auch während der Geburt zu hören. Jetzt half mir die Musik und der Weg an meinen sicheren Ort sehr, meine Panik zu kontrollieren.
Nach dem Legen des Zugangs verspürte ich den Drang nach warmem Wasser, also ließ die Hebamme Wasser in die Geburtswanne.
Ich setzte mich in das heiße Wasser und es war einfach wunderbar, perfekt und es kehrte Ruhe ein.
Mein Partner saß bei mir und die Hebamme fragte uns, ob wir gerne allein wären. Sie könne immer wieder einen Blick ins Zimmer werfen. Ich fühlte mich sicher und mir war nach Ruhe. Also blieb ich mit meinem Partner allein, setzte die Kopfhörer auf und es fühlte sich richtig an, erst jetzt damit zu beginnen. Ich schaffte es nicht ganz, in der Hypnose zu sein, schweifte immer mal wieder ab, legte die Kopfhörer auch mal weg. Auch den Anker benutzten wir nicht. Doch ich brauchte Ruhe, wollte nicht reden und konnte besser in der Hypnose und der Entspannung ohne die Kopfhörer sein. Die Kopfhörer überforderten mich in manchen Situationen. Ich genoss die Ruhe im Raum, meinen Atem zu hören und mich zu konzentrieren. Mein Partner atmete manchmal mit, doch ich wollte das nicht und schüttelte den Kopf. Er bat mir Essen und Trinken an, doch das alles störte mich eher, denn ich musste mich auf meine Atmung, meine Gedanken und meinen sicheren Ort konzentrieren.
Das war die härteste Arbeit, die ich je geleistet habe.
Ich veratmete die Wellen… die Hebamme war immer nur kurz da. Ich schaute immer auf die Uhr und fragte mich, wie viele Stunden das gehen würde, ob der Muttermund überhaupt schon etwas mehr geöffnet sei. Bei der ersten Untersuchung zu Beginn war er noch zu.
Die Wellen wurden stärker und ich konzentrierte mich weiter darauf. Es war anstrengend.
So gegen 23 Uhr bat ich die Hebamme darum, das Wasser heißer zu machen. Das ging leider schief und war schrecklich. Mir war kalt und sie ließ das Wasser ab, fand den Stöpsel nicht, um das Wasser zu stoppen. Also ging all das Wasser aus der Wanne. Ich schrie und zitterte, mir wurde schwindelig und ich war wie „weg“. Alles, was ich noch dachte war, ob ich nun aus der Wanne springen sollte und unter eine warme Daunendecke liegen könnte. Doch hier war keine warme Decke. Ich fühlte mich ausgeliefert und mein Partner zog sein Shirt aus, legte es über mich und rieb meinen Körper. Die Hebamme tat ihr bestes und füllte die Wanne natürlich so schnell wie möglich. Doch die ersten Sekunden kam eiskaltes Wasser aus dem Hahn. Also saß ich nun auch noch eine kurze Zeit in kaltem Wasser. Meine Wellen waren dort schon stark und die Abstände immer kürzer. Durch die leere Wanne und dann das kalte Wasser verstärkten sie sich und ich dachte kurz daran aufzugeben.
Ich war erschöpft und müde und fragte mich, ob ich meinen Körper wieder aufwärmen könne oder ob ich aus der Wanne sollte.
Das Wasser wurde wieder heiß und schnell war alles wieder besser und gut.
Ich veratmete die Wellen weiter bis 00:50Uhr.
Ich wurde plötzlich wahnsinnig müde und schwach. Ich wollte schlafen, doch die Wellen kamen alle paar Sekunden. Meine Augen fielen zu und ich wurde direkt aus dem Schlaf gerissen, weil gleich die nächste Welle kam.
Die Hebamme kam und wollte mich untersuchen. Dieser Schmerz ist nicht zu beschreiben, ich hielt es nicht aus und sagte „Stopp“. Nun dachte ich das erste Mal an eine PDA und bat auch darum. Sie sagte, dass sie es noch einmal vorsichtig probieren müsste, um zu schauen ob der Muttermund geöffnet sei und wie die Geburt voran schreitet. Sie schreckte auf und sagte, dass das Köpfchen schon da wäre, lief weg und rief die Ärztin. Sie war nur eine kurze Zeit ein paar Meter entfernt und ich spürte, dass es nicht mehr lange dauern würde. Ich fühlte mich verloren, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte. Ich schrie, dass sie bitte kommen soll. Ich bräuchte sie. Als sie wieder da war, ging ich zurück in meine Entspannung… fühlte mich sicher, auch mit der Ärztin in der Nähe.
Ich presste immer mal wieder und fragte auch, ob ich das richtig mache, mehr pressen müsste. Nun fühlte ich einen Druck, der nicht zu beschreiben ist… dieser Druck entstand aber im Rücken/ Darm. Das Einzige, was ich dachte, war, ob mein Darm zerspringt und mein kompletter Stuhl mitkommt. Der Druck wurde stärker. Ich entspannte meinen ganzen Körper und versuchte, mich nochmal bewusst zu entspannen. Das alles machte ich, weil es guttat und ich das Gefühl hatte, dass so die Wahrscheinlichkeit auf einen Dammriss geringer sei (das hat funktioniert).
Ich wurde laut, war „weg“, mein Partner saß eng umschlungen hinter mir und stärkte mich mit seinen Worten. Der Druck, die Anstrengung und das Körpergefühl waren sehr stark und zugleich war es unglaublich schön.
In den letzten Minuten hatte ich nicht das Gefühl, etwas zu tun oder zu pressen. Es fühlte sich an, als ob der Kleine es alleine machen würde. Ich war nun nicht mehr an meinem sicheren Ort. Ich entspannte dafür meinen Körper, fühlte mich leicht und konzentriert zugleich.
Um 1:07 Uhr war unser kleiner Schatz da, nur 15 Minuten nach der Untersuchung.
Ich muss sagen, dass das Schlimmste und Schmerzhafteste für mich das eiskalte Wasser in der Wanne und die Untersuchung wenige Minuten, bevor der Kleine da war, waren.
Das alles ist nicht gelaufen, wie ich es mir gewünscht habe, und hätte nicht passieren müssen.
Das sind äußere Faktoren und darauf konnte ich mich nicht vorbereiten.
Eine andere unterschätzte Sache von mir war die erste Woche nach der Geburt. Der Milcheinschuss. Und auch hier habe ich gespürt, wie dankbar ich für Kristins Methode bin… meine Brustwarzen haben höllisch weh getan. Ich habe gemerkt, wie viel Panik ich vor dem nächsten Stillen bekam, weil der Schmerz kaum auszuhalten war. Ich konnte nicht mehr. Dann hörte ich meinen Song, die Hypnose oder ging in die Entspannung (während des Stillens). Es machte alles besser. Ich ging auch hier an meinen sicheren Ort und schöpfte neue Kraft.
Ohne das hätte ich die Schmerzen nicht weiter ausgehalten und das Stillen hätte nicht funktioniert.
Meine Geburt war anstrengend und auch schmerzhaft, aber viel mehr war sie schön und kraftvoll.
Niemand hätte damit gerechnet, dass der Kleine so plötzlich da sein wird.
Ich hätte es nie gedacht, aber ich würde mich auf eine zweite Geburt freuen!
Auch wenn unser kleiner Mann nicht das zufriedenste Baby ist, konnten wir gestärkt in das Wochenbett starten und auch mein Partner konnte nicht glauben, wie toll unsere Geburt verlaufen ist.
Ich höre derzeit so oft von traumatischen Geburten und das tut mir unglaublich Leid, denn ich weiß jetzt, wie viel die Einstellung und Entspannung ausmachen kann.
Und natürlich… ich höre von Komplikationen, die schrecklich und schwer zu bewältigen sind.
Ehrlich gesagt, kann ich mir vorstellen, dass eine Hypnose dann wahnsinnig schwer sein kann oder nicht immer funktioniert.
Was aber wahnsinnig hilft, ist die Einstellung, die Stärke und Zuversicht, der Wille und Ehrgeiz und der Glaube an sich selbst und sein Baby. Und das habe ich mit dieser Methode gelernt.
Danke!