Geburtsbericht von

L.

Liebes Team der friedlichen Geburt,
wie so viele Berichte, die ich vor der Geburt gelesen habe, möchte ich mich bei euch für eure Arbeit bedanken. Sie hat mich dabei unterstützt, bei der dritten Geburt nochmal ein ganz anderes, neues und wunderschönes Erlebnis zu haben und dafür bin ich euch sehr dankbar.

Nach zwei unkomplizierten Klinikgeburten 2017 und 2019 habe ich zu Beginn der dritten Schwangerschaft erstmal nicht in Frage gestellt, wieder für die Geburt in eine Klinik zu gehen. Wegen eines Umzugs kam die Klinik, in der ich meine Töchter bekommen hatte, nicht mehr in Frage. Bei der Suche nach einer geeigneten Klinik in der Nähe tat ich mir schwer und merkte, wie bei mir in dieser Schwangerschaft auf einmal andere Kriterien im Vordergrund standen. Primär wollte ich einen gemütlichen, schönen Ort – einen Wohlfühlort. Das Bedürfnis danach wurde maßgeblich durch die Hypnosen geprägt, die ich ab der 13. Woche immer wieder machte, im Laufe der Wochen mal mehr und mal weniger intensiv.

Außerdem wollte ich unbedingt wieder eine Wassergeburt, wie bei unserem zweiten Wunder (beim ersten Wunder ging nach einer Einleitung bei ET+10 alles unerwartet schnell, sodass ein Umzug in die Gebärwanne, als ich danach fragte, nicht mehr möglich war). Ich hatte das Wasser damals als unglaublich hilfreich und einfach super angenehm wahrgenommen.

Da die beiden ersten Geburten schon recht schnell gingen, war ich verunsichert, ob es zeitlich für die Gebärwanne in der Klinik reichen würde. So kam mir nach und nach die Erkenntnis, dass ich für diese dritte Geburt, wenn ich es frei wählen könnte, inzwischen eine Hausgeburt vorziehen würde. Richtig sicher war ich mir mit diesem Gefühl in der 33. Woche, nach allen Ratgebern also mindestens 28 Wochen zu spät. Deshalb fragte ich meine Nachsorge-Hebamme auch ganz hypothetisch: „Jetzt noch auf eine Hausgeburt umzuplanen ist utopisch, oder?“.

Wie durch ein Wunder konnte sie mir aber auch zu diesem späten Zeitpunkt noch eine befreundete Hausgeburts-Hebamme vermitteln, zu der ich von da an zu den Vorsorgen ging. Ich lernte sie und ihre Praktikantin in den folgenden Wochen immer besser kennen und hatte von Beginn an das Vertrauen, dass mit den beiden nichts mehr schiefgehen kann.
Ich verfasste einen Text, in dem ich meine Traumgeburt schilderte und teilte diesen mit allen, die bei der Geburt dabei sein würden. Die Planung nahm immer mehr an Form an.

Nachdem ich mich bei meiner ersten Tochter hatte verrückt machen lassen und bei ET+10 einer Einleitung zustimmte, hatte ich diesmal das Selbstvertrauen, auf meinen Körper zu hören und war die Ruhe selbst, bis es bei ET+14 losging.

Um kurz nach 5 Uhr morgens wachte ich von Wellen auf und wusste sofort, jetzt ist es soweit. Ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit, ich freute mich auf dieses so lange herbeigesehnte Ereignis, alles war schon seit einiger Zeit fertig vorbereitet. Überrascht war ich von der Uhrzeit, unsere zweite Tochter war nachts auf die Welt gekommen und ich hatte irgendwie wieder mit nachts gerechnet. Ich blieb erstmal liegen und schrieb mir die Wellenabstände auf einen Zettel. Es ging recht schnell auf einen Abstand von 10, dann etwas über 5 Minuten, alles leicht zu veratmen.

Meine zweite Tochter wachte ungewöhnlich früh auf und ich las ihr noch etwas vor, gegen halb sieben frühstückten mein Mann, sie und ich und gegen 7 rief ich meine Hebamme an, um ihr zu sagen, dass der Kontrolltermin um 10 Uhr in der Praxis nicht mehr nötig sein würde, dass noch alles entspannt war und sie sich noch nicht auf den Weg machen müsse, aber bereit halten sollte.

Ich bereitete mich dann in aller Ruhe vor und nahm noch ein Heublumen-Sitzbad. Hierzu machte ich im Bad gemütliches Licht an und ließ die Affirmationen der friedlichen Geburt laufen. Ich war ganz bei mir und unserem Kind und genoss diese Zweisamkeit, von der ich wusste, dass sie in dieser Form bald vorbei sein würde und nie wiederkommen würde. Es war schön, so bewusst Abschied von der Schwangerschaft nehmen zu können. Zu diesem Zeitpunkt schätzte ich, dass unser Sohn so gegen 11 Uhr auf die Welt kommen würde.

Währenddessen bereitete mein Mann im Wohnzimmer den Pool vor, meine Mutter war inzwischen auch eingetroffen, um sich um die beiden Großen zu kümmern und meine ältere Tochter war auch wach und fragte mich ganz aufgeregt, wie sie mir helfen könne. Sie hatte schon seit langem entschieden, dass sie, wenn es losgeht, nicht in die Kita will, sondern die Geburt miterleben möchte. Früher hätte ich mir das nie vorstellen können, nun fühlte es sich ganz natürlich und richtig an.

Als ich nun gegen 8.30 Uhr in den Pool stieg, massierte sie mich abwechselnd mit meinem Mann, es war eine festliche Stimmung, aufgeregte Spannung in totaler Harmonie. Im Hintergrund lief die Aufnahme zur Eröffnungsphase und ich konnte mich darauf konzentrieren, wann immer es mir guttat. Zwischendurch las mein Mann mir einige der Affirmationen vor, die wir uns ausgesucht hatten und war so noch mehr als ohnehin Teil der Geburt.

Gegen 9 Uhr kamen die beiden Hebammen. Kurze Zeit später wurden die Wellen deutlich intensiver und ich genoss das warme Wasser um mich herum, das mich auffing, in das ich mich fallen lassen konnte. Ich hatte inzwischen meinen Mann gebeten, auf meine vorbereitete Playlist umzuschalten und so liefen im Hintergrund die Lieder, die ich mir für diese Phase ausgesucht hatte.

Bei einem ersten Abtasten auf meine Bitte hin stellte meine Hebamme fest, dass der Muttermund bereits 7 cm geöffnet war. Auf ihr Anraten hin legte ich mich eine Weile seitlich hin, um den Druck möglichst gering zu halten. Nach einer Weile ging ich intuitiv in den Viefüßler-Stand und ließ meine Arme über den Rand des Pools hängen, was in dem Moment eine wunderbar angenehme Position war. Mein Mann hielt meine Hände, war einfach da und es war wunderschön.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Geburten hatte ich nicht das Bedürfnis laut zu tönen, die Welle kam, blieb einen kurzen Moment, und ging wieder, ganz ruhig und friedlich. Ich war hochkonzentriert und nahm in diesen Phasen durchaus Schmerz wahr, allerdings wie durch einen Schleier und gut auszuhalten.
Ich spürte, wie das Köpfchen immer tiefer kam und dass jetzt der Moment der Geburt gekommen war. Um 10.03 Uhr schlüpfte unser Sohn friedlich und kraftvoll ins Wasser und ich konnte ihn, wie ich es mir gewünscht hatte, selbst in meine Arme holen. Es lief „Je veux“ von Zaz, „je veux de l’amour, de la joie, de la bonne humeur“ – „Ich will Liebe, Freude, gute Laune“. Dieser Text passt absolut zu unserem kleinen Sonnenschein, der seit diesem Tag gute Laune in unserem Leben verbreitet.

Voller Freude begrüßten wir ihn in unserer Mitte und nach recht kurzer Zeit stieg ich aus dem Pool und legte mich aufs Sofa, wo auch schnell und unkompliziert die Plazenta kam. Es ging mir gut, ich fühlte mich voller Energie und hatte das Gefühl, alles schaffen zu können. Dieses kleine Wesen, das da auf meiner Brust lag, war einfach nur perfekt.

Für die U1 legten wir uns nach einer Weile rüber in unser Bett. Es war wunderschön, mitzuerleben, wie seine Schwestern ihn gleich begrüßen konnten und bei der Untersuchung mithalfen. Die Morgensonne lachte durchs Fenster herein und begrüßte den neuen Erdenbürger, es war magisch. Da ich diesmal keine Geburtsverletzung hatte (obwohl der kleine Wonneproppen mit 4410 Gramm noch seine Schwestern, die mit 3880 Gramm und 4000 Gramm auf die Welt gekommen waren, toppte) musste nichts genäht werden und konnten wir direkt mit dem Bonden beginnen.

Ich nehme für mich neben all den schönen Erinnerungen aus dieser Geburtserfahrung mit, wie wichtig es ist, auf seine Gefühle zu hören. Und dass es sich auch, wenn etwas unmöglich scheint, lohnt, es zu versuchen, wenn es einem wichtig ist. Dass es mir trotz meiner langen Unentschlossenheit möglich war, noch eine Hausgeburt zu erleben, erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit. Wenn der Alltag mit drei Kindern mich mal wieder sehr herausfordert, denke immer wieder gern an diese Phase in meinem Leben zurück, an die Ruhe und die Kraft, und kann einfach nur lächeln.

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