Geburtsbericht von

Lea

Ich bin selbst Ärztin und habe vor der Schwangerschaft auch auf einer Geburtsstation gearbeitet, daher war mir einiges bekannt, aber gleichzeitig war es auch ungewohnt und spannend, mit der Schwangerschaft “auf der anderen Seite” zu sein.
Geburten haben mich schon immer sehr fasziniert und da die Geburten meiner Mutter nicht so liefen, wie sie sich das vorgestellt hatte, hatte ich auch immer einen ziemlichen Respekt davor. In der Klinik habe ich auch gesehen, welchen Unterschied es machen kann, mit welchem Mindset man in die Geburt geht und so habe ich versucht, mich bereits in der Schwangerschaft viel damit auseinander zu setzen und die Entspannung zu üben.
Ich habe fest damit gerechnet, zu übertragen, weil in meiner Familie viele Babys später kamen und habe schon ab der 37. SSW immer mal den “Geburtsbeginn mental fördern” gehört, Akupunktur gemacht und Tees getrunken, um die Sache vielleicht doch irgendwie an zu stupsen. Mein Sohn war auch immer recht groß geschätzt, daher hätte ich an ET+1 einen Ultraschalltermin und je nach Gewichtsschätzung wäre ggf. zu einer Einleitung geraten worden.
Auch wenn ich selbst nicht ganz an das gute Zureden geglaubt (aber immer gehofft) habe, hat sich dann pünktlich am ET doch etwas getan. Übungswehen habe ich nie richtig gespürt, am ET dann nachmittags ein leichtes Ziehen, aber einfach wie leichte Menstruationsbeschwerden. Um 15 Uhr war ich noch bei meiner Hebamme, da sah man schon ein paar Wellen auf dem CTG, aber wir haben beide noch gescherzt, “mal sehen, kann ja auch noch dauern”. Wenn ich da gewusst hätte, dass er 17h später geboren wäre, aber es ist auch gut, manches nicht zu wissen. So bin ich dann noch eine lange Runde mit einer Freundin spazieren gegangen und habe mir um 20 Uhr eine Online Fortbildung angesehen (da wurde ich aber schon immer unkonzentrierter und die Wellen langsam wie stärkere Menstruationsbeschwerden). Was mich aber v.a. irritiert hat war, dass das Ziehen relativ häufig und regelmäßig kam, daher habe ich es per App getrackt und das war tatsächlich alle 4-5 min. Ab da wurde ich etwas aufgeregt und habe glaube ich realisiert, dass es jetzt wirklich losgeht. Gleichzeitig war ich mega froh, denn am nächsten Tag hätte der Ultraschall und ggf. eine Einleitung angestanden. Ich habe dem Kleinen immer gut zugeredet und war schon stolz und glücklich, dass unser Timing so gut passt. Das war wirklich schön, so positiv in die Geburt zu gehen, ich war in dem Moment wirklich einfach glücklich, dass es losging, auch wenn ich wusste, dass das, was kommen würde, anstrengend wird.
Ich bin dann gegen 22/23 Uhr in die Badewanne gegangen (übrigens muss ich jetzt immer noch fast jedes Mal, wenn ich sie benutze, mit warmen Gefühl daran denken, wie ich dort bei Kerzenschein mit dickem Bauch lag und veratmet habe :)). Dort wurden die Wellen stärker und mir eindeutig klar, dass die Geburt begonnen hatte. Als ich zurück kam, wollte mein Mann gerade ins Bett gehen (er hatte bis dahin noch nichts mitbekommen, weil ich es auch selbst zunächst noch nicht ernsthaft eingeschätzt hatte). Ich sagte ihm, dass wir nachher noch in die Klinik fahren müssen, er war natürlich erstaunt, und wollte sich noch kurz hinlegen, bis wir losfahren. Ich sagte ihm, dass wir das Auto schon mal besorgen sollten (wir mussten eins leihen) und als er sich fertig machte, hing ich schon veratmend im Türrahmen. Ich rief noch in unserer Klinik an, um uns anzumelden und fragte, wie es gerade im Kreißsaal aussähe, da die Klinik teilweise sehr voll sei und sie nicht selten Frauen abweisen müssen. Sie sagten aber, dass es gerade ruhig sei und wir gern kommen können. Da konnte ich, glaube ich, richtig loslassen.
Als mein Mann ein paar Minuten später mit dem Auto zurückkam, war mir schon klar, dass wir JETZT los sollten. Gegen 01:30 Uhr kamen wir dort an, ich war so heilfroh, denn im Auto hatte ich schon alle 3 min heftige Wellen und der Weg zum Kreißsaal war eine kleine Ewigkeit. Ich wurde von einer sehr netten Hebamme begrüßt und war sehr gespannt auf die Untersuchung, denn ich befürchtete immer noch einen unreifen Befund, aber mein MM war schon 3 cm geöffnet und mein Mann durfte auch gleich bleiben. Ich wurde ans CTG gelegt, was bei heftigen Wehen ziemlich anstrengend war, und nach wenigen Minuten platzte die Fruchtblase noch auf der Untersuchungsliege. Wir gingen in den Kreißsaal, da packte ich noch die Kopfhörer mit den Hypnosen aus und hörte sie kurz, doch ehrlich gesagt waren die Wellen schon so stark und schnell, dass es mir zu ruhig war und ich einfach lautstark tönen musste. Das war Wahnsinn, wie intuitiv das aus mir heraus kam. Ich ging eine Weile in die Badewanne und meine Hebamme saß tatsächlich einfach ganz ruhig in der Ecke, sodass ich alles tun konnte, wonach mir war, aber auch immer jemand da war, wenn wir etwas brauchten. Gegen 5 Uhr untersuchte sie mich zum ersten Mal im Kreißsaal, als ich das Gefühl hatte, dass es jetzt echt zu viel wird. Und siehe da, ich war bei 8-9 cm und sie meinte, dass ich ja weiß, was das bedeutet. Ich war in der Übergangsphase. Anschließend sollte ich raus aus der Wanne und wurde von der nächsten, ebenfalls super netten, Hebamme und einer Hebammenschülerin weiter betreut. Die Austreibungsphase dauerte insgesamt fast 2,5h und war noch einmal sehr herausfordernd mit allen erdenklichen Positionswechseln. Lachgas half mir zwischenzeitlich sehr, ich war erschöpft, aber hatte dennoch keine Angst. Um 08:01 Uhr erblickte dann der kleine S. endlich das Licht der Welt und ich war so froh und stolz wie noch nie, es geschafft zu haben. Mit seinen 37 cm Kopfumfang hatte er einfach seine Zeit gebraucht, sich durch mein Becken zu bewegen (ich bin selbst nur 1,61 m groß) und ich hatte immerhin nur einen Dammriss 1. Grades, der versorgt wurde. Nachdem er mir auf die Brust gelegt wurde, lag ich da wirklich wie im siebten Himmel und dachte, dass es nicht mehr besser werden könnte. Und ich freute mich schon auf den schönen Geburtsbericht, mit dem ich anderen hoffentlich Mut machen kann.
Dann durften wir den Moment zu dritt genießen, und ich bekam sogar noch ein Frühstück, und gegen Mittag sind wir dann schon ambulant nachhause gefahren.
Ich habe die Friedliche Geburt v.a. zur Vorbereitung genutzt und super davon profitiert, da ich so vertrauensvoll und positiv in die Geburt gegangen bin. Ich denke, mit einem positiven Mindset ist so viel möglich! Unter der Geburt ging alles ziemlich schnell und stark zu, da war ich einfach bei mir und in meinem Kopf einfach nur Platz für das Mantra “Born to Birth, Born to Birth, Born to Birth”.
Mir war auch schon vorher klar, dass ich die Kommunikation in der Klinik gern selbst übernehmen möchte, da das irgendwie “mein gewohntes Terrain” ist.
Ganz lieben Dank an Kristin und meinen Sohn für die schöne Geburtserfahrung, die mich bei jedem Gedanken daran wieder kraftvoll und erfüllt werden lässt.
Und ebenso schöne und kraftvolle Geburten an Euch Frauen da draußen! Jede meistert das auf ihre Art!

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