Positiver Geburtsbericht J. (29.05.2021)
ACHTUNG: Plan B-Geburt mit PDA, Dammschnitt
Vorbereitung: Hypnosen und Onlinekurs ab SSW 12
Himbeerblättertee, Dammmassage, Datteln, Louwen ab 32.SSW
Eine Woche vor Geburt verlor ich den Schleimpfropf an drei aufeinander folgenden Tagen. Mir wurde klar, dass es nun jederzeit soweit sein könnte und traf die letzten Vorkehrungen. Tatsächlich hatte ich eine Tasche für eine ambulante Entbindung im KH und eine Tasche für das Worst case Szenario (1 Woche KH-Aufenthalt nach Sectio) bereitstehen. Wenige Tage später, hatte ich den Verdacht Fruchtwasser verloren zu haben, allerdings bestätigte sich dieser Verdacht nicht, da die Unterhose ansonsten trocken blieb. Immer wieder gab es Tage in den letzten Wochen, in denen die Kindsbewegungen sehr unangenehm waren und bei denen ich das Gefühl hatte, dass sich unser Sohn einen anderen Weg nach draußen gräbt.
In der Nacht von Freitag auf Samstag, gingen mein Mann und ich um 23 Uhr zu Bett. Um 1. 20 Uhr wachte ich (wie fast immer bei voller Blase) mit einem periodenartigen Ziehen im Unterleib auf und ging auf die Toilette. Dort merkte ich schnell, dass ich einen Teil des Flüssigkeitsverlustes nicht regulieren konnte und mir wurde klar, dass ich wohl einen hohen Blasensprung haben musste, denn bei bestimmten Bewegungen schwappte immer ein bißchen Flüssigkeit aus mir heraus.
Da ich keine richtigen Wellen verspürte (und auch nicht wusste, wie diese sich dann anfühlen sollten), legte ich mich neben meinen Mann ins Bett und begann die Geburtsmeditation zu hören. Sanfte Wellen erreichten mich dann vlt. alle 10-20 min (habe sie nicht wirklich verfolgt) und ich spürte eine immense Vorfreude und Aufregung, dass es tatsächlich jetzt soweit sein würde. Innerhalb der nächsten 24 Stunden wäre unser Kind sowieso da, egal was jetzt kommen würde, sagte ich mir zwischendurch immer wieder. Um halb 4 herum wollte ich ins Wohnzimmer an meinen üblichen Übungsort und schwang mich dort weiter ein. So langsam wurde die Intensität deutlich mehr und die Wellen kamen häufiger. Mein Mann schlief bis 5 weiter und arbeitete dann seine Liste ab, da ihm auch klar war, dass es jetzt kein zurück mehr gab. Um halb 6 rief er unsere Beleghebamme an und berichtete ihr die Lage. Diese kam gerade von einer außerplanmäßigen Geburt, die über 20 Stunden gedauert hatte zurück und gab schon zu verstehen, dass sie nicht verantworten könne, mit uns ins Krankenhaus zu fahren. Sie würde aber zu uns nach Hause kommen, wenn ich weiter fortgeschritten wäre, um zu vermeiden, dass wir zu früh losfahren und ich ggf. zunächst allein aufgenommen würde. Ich solle möglichst noch etwas frühstücken. Dafür war es zu spät. Mein Mann machte mir noch ein paar Erdbeeren und in 2 Wellenpausen verschlang ich diese halb in Trance, um überhaupt etwas gegessen zu haben. Um halb 7 sagte ich meinem Mann die Hebamme solle bitte jetzt kommen oder wir müssten ins Krankenhaus fahren. Ich brauchte für mich einen Statusbericht und eine extra Portion Motivation. Sie kam und untersuchte mich: MM 2cm geöffnet (Respekt an alle Frauen, die nicht wissen wollen, wie weit die Geburt bereits vorangeschritten ist, das ist „Next Level“ meiner Ansicht nach!). Mein Mann lies mir Badewasser in die Wanne und ich ging für weitere zwei Stunden in die Badewanne. Mein Mann und die Hebamme setzen sich mit einem Kaffee daneben auf dem Boden und unterhielten sich leise. Das störte mich überhaupt nicht, da ich die Kopfhörer aufhatte und mich sehr gut fokussieren konnte. Mich faszinierte die enorme Kraft während der Wellen und gleichzeitig diese absolute Ruhe in den Pausen so sehr, dass ich mich immer wieder dazu verleiten ließ, in den Wellenpausen in den äußeren Raum zurückzukehren (im Nachhinein betrachtet etwas, was ich bei der nächsten Geburt anders machen will, aber ist ja alles gut gegangen). Nach einer Weile merkte ich, dass die Wellen höher wurden und meine Hebamme merkte die Veränderung und schlug vor, dass sie mich nochmal untersuchen würde. Befund um halb 9: 4cm. Die Geburt ging richtig gut voran. Meine Hebamme war begeistert, zeigte meinem Mann immer wieder den Daumen hoch und motivierte mich zusätzlich. Es war also soweit: wir müssten los. Ab da musste ich bei jeder Welle stehen bleiben, mich hinknien, mein Körper übernahm die Kontrolle und ich verwendete die Bauchatmung und tönte lange beim Ausatmen. Die Autofahrt war dann eine der heftigsten Herausforderungen, da das Sitzen in den Wellen wirklich eigentlich gar nicht ging, aber Kristin gab mit ihrer Stimme immer wieder zu erinnern „du bist eine starke Frau“ und dein „Baby macht das gut“, also Go Go Go. Ich rechnete kurz, vermutlich 4 Wellen während der Autofahrt und tauchte wieder ab. Am KH angekommen, (etwa 9.45 Uhr) sagte ich meinem Mann er solle mir einen Rollstuhl besorgen. Ich blieb im Auto und verarbeitete die Wellen, die in der Zwischenzeit anrollten. Im Rollstuhl ging es zum Kreißsaal, unsere Hebamme hatte uns angekündigt, sodass wir direkt durchkonnten. Mein Mann war mit Gepäck beladen (Snacks, Kleidung Und Tontechnik) und musste immer wieder anhalten, damit ich die Wellen gebückt im Stehen irgendwie meistern konnte. Menschen fragten ob sie helfen konnten. Nein, das war unsere eigene Reise…
Am Kreißsaal angekommen kam die große Hektik auf mich zu und dieser Moment wurde zur Schlüsselstelle der Geburt, da sie ohne Vorbereitung traumatisch hätte enden können für mich. Die Hebammen untersuchten mich zunächst nicht, da sie den Befund der Beleghebamme kannten und beobachteten mich eine Weile. Meine Kopfhörer gingen leer und ich musste tauschen zwischen den anderen, die ich dabei hatte. Plötzlich kam der Oberarzt und stellte Unmengen völlig unnötiger Fragen (an welchem Datum war der letzte Ultraschalltermin bzw. wie hoch wurde das Gewicht geschätzt?), scheinbar war der Mutterpass unleserlich ausgefüllt und mein Mann konnte diese Fragen nicht direkt beantworten, weil es für uns keine Relevanz hatte, also kam ich in einer Wellenpause heraus und beantwortete knapp. Die nächste Welle kam schneller als gedacht und überrollte mich wirklich komplett. Der Arzt stellte weitere Fragen, ich wurde innerlich aggressiv und merkte, wie ich alle anschreien wollte die Klappe zu halten. Mein Mann sagte mir hinterher ich hätte die Fragen einfach nicht mehr beantwortet und meine Hände über meine Kopfhörer gelegt. Ich war jedoch schon zu weit im Kopf, denn ich hatte mitbekommen, wie der Arzt dann von einem Schätzgewicht über 4 kg ausging (vor zwei Wochen 3700g). Der Kaiserschnitt lag schon in der Luft, dabei war ich noch gar nicht richtig angekommen. Mein Mann klärte die Hebamme auf und äußerte den Wunsch die Badewanne zu nutzen. Die Hebamme hatte jedoch meinen Zustand gesehen (Welle um Welle kam und einige überrollten mich, andere konnte ich gut in Trance meistern, aber es ließ mich zwischendurch zweifeln). Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits bei 6 cm gewesen sein muss, hinsichtlich der Intensität des Vorgangs. Aber leider gelang es mir nicht vollständig in Trance zu bleiben und die Hebamme unterschätze vielleicht den Geburtsverlauf und riet mir, eher zu einer PDA da die Geburt erfahrungsgemäß noch lange dauern würde und ich sie offensichtlich sehr intensiv erleben würde, was auf Dauer ggf. zu kräftezehrend wäre. Sie hatte gute Absichten und in einem verzweifelten Augenblick stimmte ich zu, da die PDA sowieso mein Plan B war. Nun kommt die Dramatik des Tages. Der Anästhesist wurde zu einem Notfall nebenan gerufen und blieb für eine weitere Stunde unabkömmlich. Die Hebamme untersuchte mich zwischendrin und stellte dann den Befund von 8 cm fest. Mittlerweile hatte ich den Zustand erreicht, an dem ich definitiv keine Entscheidungen mehr treffen konnte. Die PDA Entscheidung war mein neues Ziel und ich verarbeitete nach wie vor, so gut es ging, durch Atmung und Visualisierung Welle um Welle. Die Unterschrift auf dem Aufklärungsbogen der PDA halte ich in diesem Fall auch für fraglich, aber gut. Meinem Mann habe ich wohl gesagt, dass sie es nicht mehr schaffen würden, die PDA noch zu legen. Die PDA wurde schlussendlich mitten in der Übergangsphase bei vollständiger Eröffnung gelegt: alle zwei Minuten rollten die Wellen durch meinen Körper und ich musste den Vorgang des Legens (auf der Bettkante sitzend, Rücken gekrümmt und Schultern locker lassen) mehrfach schrittweise unterbrechen. Gleichzeitig bekam ich bei einigen dieser Wellen einen so immensen Reflex, der meinen gesamten Körper übermannte. Mein Mann fragte mich, wie sich das anfühlte und ich würde sagen „als würde der Körper nach unten heraus eine Melone erbrechen“. Ich war dem völlig ausgeliefert. Auch hier realisiere ich im Nachgang leider erst, dass das wohl schon Pressdrang war. Und dann war da plötzlich wieder langsam das Gefühl Herr der Lage zu sein. Zunächst führte die Wirkung der PDA zu einem kompletten Lachkrampf meinerseits vor lauter Erleichterung und Hormonen vermutlich. Anschließend stellte sich eine magische Ruhe und Zufriedenheit im Kreissaal ein. Mein Mann und ich konnten eine Stunde richtige Vorfreude auf unser Kind zelebrieren und haben zusammen auf dem Bett gelegen, Witze gerissen und ich konnte mich (nun ca. 13 Uhr) mit Essen stärken. Die Wellen waren nach wie vor da, aber die PDA nahm ihre Spitzen, sodass ich mich nach dieser kurzen „Geburtstagsparty“ wieder auf die Hypnose konzentrieren konnte und mein Kind gedanklich, viel besser als zuvor, durch den Geburtskanal schrauben lassen. Unsere Hebamme besprach mit uns das weitere Vorgehen und ich stimmte mich mit ihr ab, dass ich gerne schon einen natürlichen Pressdrang hätte während der Austreibungsphase. Es wurde ein Ultraschall gemacht, um zu sehen, wie das Baby sich eindreht und die PDA wurde langsam ausgeleitet, sodass die Wellen wieder an Intensität zunahmen und auch der Reflex zurückkehrte, nur nicht mehr ganz so intensiv. In der letzten Phase begann ich zwar unter Anleitung zu pressen, übernahm aber mit und mit selbst die Verantwortung und verließ mich auf mein Körpergefühl. Der Arzt und die Hebamme und mein Mann feuerten mich jedes Mal ungeheuerlich an und insgesamt nach 20 min Pressen, kam unser Sohn J. um 15.22 Uhr mit 3470g, 37cm KU und 54cm zur Welt. Seine Nabelschnur war sehr kurz, sodass sie ihn mir nur auf den Unterbauch hätten legen können, sodass ich mich dazu entschied ihn etwas früher abzunabeln. Ich wollte ihn auf meiner Brust haben. Mein Mann und ich waren gleichermaßen überwältigt wie groß dieses Wesen war, was da meinen Körper gerade verlassen hatte und waren von Stolz erfüllt vor unserer Leistung und der Leistung unseres Babys. Da ich einen kleinen Schnitt bekommen habe, wurde ich noch genäht, während mein Mann und die Hebamme unseren Sohn das erste Mal untersucht und gewaschen haben. Im Hintergrund lief weiterhin nur Musik 3 über die Box. Das hatte mein Mann vorgeschlagen, als er merkte, dass ich die Kopfhörer nicht wirklich gebrauchen konnte. Der Arzt bedankte sich für diese tolle Atmosphäre und stufte die Geburt in seine top 10 ein hinsichtlich Resilienz, mentale und physische Stärke und Teamfähigkeit mit dem Partner. Obwohl ich die meiste Zeit schon in Trance war oder mich intensiv auf den Vorgang fokussierte, hatte ich das Gefühl, diese Geburt mit meinem Mann gemeinsam erlebt zu haben und auch mein Mann sieht zwar den Löwenanteil bei mir (und erzählt dies auch stolz weiter), aber fühlte sich zu keiner Zeit überflüssig oder außen vor.
Natürlich kann ich im Nachgang sagen: wer das Legen einer PDA im Sitzen mit mehrfacher Unterbrechung durch Wellen im 2 Minutentakt durch mentale Stärke übersteht (nur der Kopf muss überzeugt werden, denn der Körper macht sowieso was er will), der hätte auch einfach eine Wassergeburt ohne PDA überstanden. Bei meiner nächsten Geburt (und die wird es definitiv geben), werde ich noch mehr Selbstvertrauen mitbringen, aber für diese Erstgeburt unseres Sohnes bin ich so unendlich dankbar. Ich erinnere mich an den gesamten Verlauf und weiß dass ich dieses positive Geburtserleben bei diesem Verlauf definitiv nur aufgrund der guten mentalen Vorbereitung mit Kristins Kurs und den Hypnosen zu verdanken habe. Ich bin fast schon traurig, dass ich diese Geburt nicht nochmal erleben kann und möchte damit allen Frauen Mut machen, sich mit dem Plan B (C,D,E) auseinanderzusetzen und diesen besonderen Tag am besten schon während des Tages selbst einfach komplett anzunehmen und zu feiern. Es ist einfach so so großartig, ein Baby zu bekommen und das gibt es nicht umsonst. Ich wünsche allen eine tolle Geburt und eine super schöne Kennenlernzeit mit eurem Baby.
PS: das Schreiben des Geburtsberichtes hat übrigens auch etwas Heilsames und rückt die Gedanken rund um die Geschehnisse in ein schönes Licht!