Geburtsbericht von

Lisa F.

„Mama, in zwei Tagen platzt du.“

Nachdem ich bereits unseren ersten Sohn in einem Geburtshaus zur Welt bringen durfte, waren einer der ersten, die erfuhren, dass ich wieder schwanger war, das Team des Geburtshauses. Ich wollte mich unbedingt frühzeitig melden, um vom Team wieder vor, während und nach Geburt begleitet werden zu können.

Auch während dieser Schwangerschaft war ich fest davon überzeugt, dass mein Kind vor ET das Licht der Welt erblicken würde, da auch meine Senkwehen frühzeitig begannen und intensiver für mich spürbar waren. Als ich an ET plus 8 aber dann zur Vorsorge erschien, hatte ich nicht damit gerechnet, dass noch am gleichen Tag unser Sohn geboren wurde. Den Nachmittag haben wir noch ganz entspannt mit Freunden und deren Kindern in unserem Garten das schöne Wetter genossen. Als Familie haben wir dann noch zusammen gegrillt und abends habe ich mich aufgrund immenser Müdigkeit schon um halb neun ins Bett gelegt. Zehn Minuten später aber platzte meine Fruchtblase. Dass so die Geburt starten wollte, hätte ich nicht gedacht, aber mein erster Sohn, der mir noch zwei Tage vorher prophezeite: “Mama, in zwei Tagen platzt du.“, schien wohl Recht zu behalten.

Mein Partner hatte just vorher noch die von mir gepackte Geburtshaus-Tasche umgepackt, damit er besser und zügiger alles wieder finden würde. Als er dann auf mich traf, die etwas durchnässt im Schlafzimmer stand, waren wir beide überrascht. Ich rief dann direkt die Hebamme an. Aufgrund der Tatsache, dass ich zu dem Zeitpunkt noch keine Geburtswehen hatte, verabredeten wir uns spätestens für den nächsten Morgen im Geburtshaus, wenn sich das bis dann nicht geändert habe. Mein Gefühl sagte mir aber, dass wir in der Zwischenzeit schon im Geburtshaus eintreffen würden.

Nach dem Telefonat bekam ich dann sehr schnell und auch in zügigen Abständen Wehen und habe mir direkt meine Kopfhörer geschnappt und Kristins Geburtshypnose angemacht, da mir die schon auch während der ersten Geburt meines Sohnes so toll unterstützt hat. Da wir losfahren sollten, sobald die Wehen im Abstand von drei Minuten kämen, hatte ich versucht, auf die Uhr zu schauen. Das zu kontrollieren, hat mich aber schnell aus meinem Prozess des Gebärens gebracht.

Daher bat ich meinen Partner, auf die Uhr zu schauen und mir dann zu sagen, sobald wir los müssten. Ich konnte mich so ganz entspannt den Wehen hingeben. Während der Wehen wurde mir eher sehr warm und ich habe alle Kleidung von mir gerissen, wohingegen ich in den Wehenpausen eine Decke über mich legte und fast einschlief. Irgendwann musste ich mich leider mehrfach übergeben. Das kannte ich schon von der ersten Geburt und ist für mich wohl der „nervigste“ Punkt auch von dieser Reise.

Vielleicht ist dies auch ein Grund, weswegen ich immensen Durst während der letzten Phase bekam. Dass aber genau dieses Erbrechen auch ein sehr schlauer Einfall der Natur ist, um dem Baby Platz und Raum zu schaffen, hat es für mich leichter gemacht, dies anzunehmen. Eine gute Stunde (?) später riefen wir an, dass wir nun gern vorbeikommen würden und verabredeten uns daher mit der Hebamme. Im Zimmer angekommen, hat sie mir gleich eine Wanne eingelassen und dann mal die Herztöne unseres Bubs gemessen. Sie wusste, dass ich unbedingt in die Wanne wollte. Ich hatte es im Rahmen einer Vorsorge kommuniziert und die Hebammen hatten dies praktischerweise auf den Zettel für den Geburtsbericht vermerkt.

So lange die Wanne einlief, habe ich immer wieder Wehen veratmet und so gut es geht gespürt, in welche Position mich mein Körper und mein Baby gerade bewegen wollten. Zwischen meinem Partner und der Hebamme war die Stimmung auch sehr gelöst und ich habe noch halb mitbekommen, dass sie sich über alltägliche Dinge unterhielten und aber zeitgleich auch ganz mit ihrer Aufmerksamkeit bei mir waren. Als dann aber die für mich herausforderndste Wehe kam, hätte ich mich auch lieber über Gott und die Welt unterhalten und mir gewünscht, dass einer der beiden mal die nächste Wehe für mich übernehmen könnte. Dass dies wohl ein Zeichen für die Hebamme war, die zweite Hebamme anzurufen, hat sie mir hinterher gesagt. Denn als die zweite Hebamme eintraf, dachte ich, dass sie sehr frühzeitig vor Ort war. Ich konnte folglich nicht mehr einschätzen, dass die Geburt schon so weit fortgeschritten war.

Während dieser besagten Wehe habe ich auch gedacht, dass ich langsam keinen Bock mehr habe und es für mich anstrengend wurde. Da aber bis zu diesem Punkt noch nicht viel Zeit vergangen war, habe ich mich nicht getraut, diesen Satz auszusprechen.
In der Wanne angekommen, habe ich direkt gespürt, wie sehr mir das Wasser gut tat und wollte dort auch nicht wieder raus.

Als der Kopf dann kurze Zeit später (für konkrete Zeitangaben habe ich kein Gespür mehr) geboren wurde und ich ihn vorher auch bereits getastet hatte, durchzog mich noch mehr ein riesiges Glücksgefühl. Die Kopfgeburt behalte ich als extrem beeindruckend für mich in Erinnerung. Ich habe richtig wahrnehmen dürfen, wie sehr mein Baby eben auch mitarbeitet und es unsere gemeinsame Geburt ist, da ich seine Drehungen durchs Becken gemerkt habe.

Dann dauerte es einen Moment bis die letzte Wehe kommen wollte und ich um 23:33 Uhr – knappe drei Stunden nach Geburtbeginn – unser Baby aus dem Wasser zu mir hoch holen und dieses immense Glück kaum fassen konnte. Nachdem dann auch die Plazenta geboren, der kleine Bub das erste Mal angelegt, der Dammriss genäht wurde und wir ordentlich gekuschelt hatten, ging es dann für uns nach Hause. Und als am nächsten Morgen unser großer Sohn wach wurde und seinen kleinen Bruder begrüßen konnte, war das Familienglück perfekt.

Ich werde für immer dankbar für zwei absolut unterschiedliche, aber beide sehr traumhafte und kraftvolle Geburten in meinem Leben sein. Schon im Rahmen meiner Geburtsvorbereitung durch viel Yoga, Meditation und auch den Hypnosen im Rahmen der friedlichen Geburt, wurde mir folgendes klar: Meine Aufgabe während der Geburt wird sein, diese anzunehmen, ganz egal wie sie kommt und sie währenddessen nicht mit der ersten Geburt zu vergleichen. An einer Stelle half mir die Hebamme, dies auch zuzulassen und keinen Aspekt, der gerade aufkam, zu bewerten, sondern alles einfach liebevoll anzunehmen.

Auch bin ich dankbar dafür, dass wir im Geburtshaus so wunderbar betreut wurden. Dankbar für die tolle Begleitung durch Kristins online Kurs und ihre Stimme als tolle Begleitung während der Geburt – aber natürlich auch während der Schwangerschaft und auch nun im Rahmen des Wochenbetts und auch danach. Dankbar für meinen Partner, der alles so super im Hintergrund organisiert hat, mich mit Wasser und einer liebevollen Hand immer an meiner Seite versorgt hat. Dankbar für zwei so zauberhafte Kinder!
“Es ist (eben) nicht egal, wie wir geboren werden.” – Michel odent

Lisa

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