Geburtsbericht von

Lisa

Die Geburt ist nun 11 Tage her. Alles ist noch frisch, ungewohnt und trotzdem hat sich ein wenig was eingespielt. 11 Tage in denen ich immer wieder an die Geburt denke, Gefühle, Gedanken, Unsicherheiten und auch Sorgen die ich gefühlt habe und doch hatte ich immer Kristins Stimme im Ohr. Danke für deine Arbeit!

Los ging es schon mit einer leichten inneren Unruhe, da der ET (13.09.) immer näher kam und sich doch in mir alles wie immer anfühlte – Senkwellen und Vorwellen waren immer mal da und ich habe innerlich mit meinem Körper und besonders mit meiner Gebärmutter gesprochen, dass ich ihm/ihr vertraue und sie das ganz toll machen mit der Vorbereitung. Am 13.09. hatte ich einen Termin bei meiner Hebamme. Sie legte mir das CTG an und fragte nach einer kurzen Zeit, nach dem Blick aufs CTG: “spürst du was?” Und ich sagte:”Naja so leichte Tritte…”. Sie grinste nur und sagte: “OK”. Mein Freund war irritiert und fragte, ob ich denn was spüren sollte und sie erklärte uns, dass sie 3 kleinere Wellen auf dem CTG sieht. Innerlich dachte ich: “Oh, das sind also Wellen. OK, naja dann tut sich doch was”.

Nachdem das CTG fertig geschrieben war und insgesamt 5 Wellen, davon 3 aber ausgeprägter, zu sehen waren, fragte meine Hebamme, ob ich mit einer vaginalen Untersuchung einverstanden sei. Ich stimmte zu und nach kurzer Untersuchung sagte sie: “Der Muttermund ist ca. 2 cm geöffnet. Ich wage sonst keine Prognose, aber bei euch wird es nicht mehr bis zum Wochenende dauern und du wirst auch keine Einleitung brauchen, Lisa. Hab Vertrauen!”. Wir sind also völlig überrascht nach Hause gefahren.

Die Nacht vom 13.09. auf den 14.09. war unspektakulär. Abends am 14.09. war auch alles OK. Ich war nur schon sehr früh müde und bin dann auch ins Bett gegangen. Mein Freund blieb wach, er ist sowieso meistens länger wach. Ich wurde immer wieder die Nacht wach von Übungswellen, die sich anders anfühlten. Ich würde aber nicht sagen schmerzhafter oder stärker. Ich habe immer wieder bewusst geatmet, in mich gehorcht und bin ganz ruhig geblieben. Ich konnte auch immer wieder einnicken und hörte immer wieder wie eine innere Stimme, dass ich auf meine Intuition vertrauen kann, dass ich den Moment ins Krankenhaus zu fahren nicht verpassen werde.

Sowohl gegen 0 Uhr und 2 Uhr bin ich zu meinem Freund und habe ihm erzählt, wie es sich anfühlt. Auf seine Frage, ob wir losfahren wollen sagte ich inmer wieder, dass ich glaube es sei noch zu früh. Wir waren uns beide unsicher, war das doch unsere erste Geburt und außer von Erzählungen (die nicht alle positiv waren), wussten wir eigentlich nichts. Es muss zwischen halb 3 und 3 Uhr gewesen sein als ich wach wurde und das Gefühl anders war. Mein Freund war mittlerweile ins Bett gegangen, ich hatte auf dem Gästebett geschlafen. Ich habe ihn geweckt und gesagt, dass ich gern ins Krankenhaus möchte. Wir hatten vorher besprochen welche Atmosphäre mir helfen wird, um ruhig zu bleiben und welche kleinen Aufgaben noch vor unserer Abfahrt erledigt werden müssen (z.B. sollte er den Fressnapf von den Kaninchen noch auffüllen, während ich mich an meinen Kraftort zurück ziehe bis zur Abfahrt).

Im Krankenhaus angekommen, es muss so gegen 4 Uhr gewesen sein, wurde erst einmal gefragt, in welchen Abständen die Wellen denn kommen und es wurde ein CTG geschrieben. Die Wellen waren schon deutlich stärker im Krankenhaus, selbst wir konnten mittlerweile am Ausschlag des CTGs genau die Wellen ablesen und ein Sprechen war für mich nicht mehr von Relevanz, ich wollte nur Atmen und in mir an meinem Kraftort sein. Die Hebamme war rücksichtsvoll und hat die Welle abgewartet und Ruhe ausgestrahlt. Die Muttermunduntersuchung ergab dann immer noch eine Muttermundsöffnung von ca. 2 cm, also genau dasselbe Ergebnis wie auch 2 Tage vorher. Wir dachten, dass das ein langer Tag wird.

Die Hebamme schlug vor, dass ich zur Entspannung in die Wanne gehen könne. Bis diese dann vollgelaufen war und ich hinein konnte war es ca. kurz vor 5 Uhr. Das warme Wasser war so entspannend und ich habe mich sehr wohl gefühlt in der dunkelroten Wanne. Und dann ging es gefühlt 10 Minuten später auch los, dass mein Bauch sich anders zusammenkrampfte und ich das Gefühl hatte, da kommt etwas gleich unten raus. Dieses Krampfen geschah 2x und plötzlich platzte die Fruchtblase. Es fühlte sich an als hätte man einen Korken knallen lassen. Mein Freund klingelte nach der Hebamme und kurz nachdem sie zu uns in den Raum kam, kam eine viel stärkere Welle. Ich merkte wie sie sich ankündigte, wirklich wie eine Welle anrollte und ich musste einfach einen Laut von mir geben. Das war das Startsignal für die Hebamme, dass ich mich nach hinten sinken ließ und sie mir erklärte, wenn ich das Gefühl hatte zu schieben dann dürfe ich das.

Die nächsten Minuten erlebte ich nur am Rande. Die Wellen kamen gefühlt jede Minute, ich musste tönen, konnte nicht still sein und war innerlich aber vollkommen im Vertrauen. Ich versuchte mir in den kurzen Momenten der Pause vorzustellen, wie sich mein Muttermund immer weiter öffnete wie eine Blume. Das Bild kam ganz automatisch, ob es in diesem Moment noch nötig war weiß ich nicht, da ich nicht wusste, ob noch ein paar cm fehlten oder nicht. Ich presste, atmete und hatte fast die ganze Zeit die Augen zu, um ganz bei mir zu bleiben.

Dann war ich so in mir versunken, dass ich die nächsten Minuten nur noch wie aus einer außenstehenden Perspektive wahrnahm. Es ging nicht richtig voran, ich presste, konnte aber nicht genau den Ort ausmachen wohin und was “nach unten” hieß. Dann kam eine neue Stimme im Raum dazu und die Hebamme erklärte mir, dass ich aus der Wanne müsse. Erst nach der Geburt erfuhren wir, dass die Herztöne der Kleinen abgefallen waren und ich deshalb aus der Wanne und alles ganz schnell gehen musste. Ich spürte, dass irgendetwas nicht stimmte und sagte mir immer wieder: “Ich bin sicher. Ich bin beschützt. Ich bin in guten Händen. Es wird sich um mich gekümmert.”

Aus der Wanne raus ging es für mich sitzend im Rollstuhl sehr schnellen Schrittes in den Kreißsaal. Ich spürte wie mir Fahrtwind entgegen kam. Im Kreißsaal kletterte ich auf das Kreißbett, die Ärztin war auch anwesend und sie besprach sich mit der Hebamme. Sie redeten mir gut zu, gaben mir Anweisungen, gaben sich untereinander Anweisungen und die Ärztin drückte auf meinem Bauch mit, während ich presste. Ich sagte mit erstickter Stimme ich könne nicht mehr, wolle kurz durchatmen, aber die Wellen ließen mich nicht.

Dann war es geschafft – der Kopf war durchs Becken, ein weiteres Pressen und unsere kleine M. war um 07:05 Uhr geboren. Ich hörte ihren Schrei, streckte die Arme aus und sagte immer wieder: “Mein Schatz, oh mein kleiner Schatz”. Sofort bekam ich sie auf die Brust gelegt, die Nachgeburt ließ nicht lange auf sich warten. Die Ärztin sprach ruhig und erklärte mir, dass sie mich Nähen müsse und, dass sie es vorher betäuben wird. Nachdem auch das überstanden war, wurden wir zu dritt im Kreißsaal gelassen und konnten kuscheln, die ersten Momente genießen und unser kleines Wunder bestaunen. 10 Monate hatten wir uns immer wieder gefragt wie sie wohl aussieht, wie sie sich anfühlt, wie sie riecht, wie sie klingt – jetzt war sie da!

Ich war zuerst etwas enttäuscht, dass ich nicht in Trance gegangen bin, dass ich die Kopfhörer nicht aufsetzen konnte, aber nach und nach wurde mir klar, dass ich teilweise in Trance war, ganz ohne Kopfhörer. Aber was noch viel wichtiger ist: ich war die ganze Zeit ruhig und habe mich sicher gefühlt. Und bei so einer schnellen Geburt ist das für mich Gold wert.

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