Geburtsbericht von

Lotte E.

Friedliche und interventionsfreie VBAC mit großem Kind

Die Geburt meines ersten Sohnes war leider sowohl für meinen Partner, M., als auch für mich sehr traumatisierend. Als eine Freundin mir vor meiner Schwangerschaft dann von der Friedlichen Geburt erzählte, hatte ich direkt Mut, Neugierde und Vorfreude entwickelt, Geburt ganz neu zu erleben, weshalb ich schon ab dem dritten Schwangerschaftsmonat mit den Modulen, Hypnosen und dem Hören von Geburtsberichten startete. Ab der 34 SSW hatte ich außerdem mit dem Newsletter LouLou-Wochen mit der Louwen-Diät begonnen, da der Verzicht auf Zucker, Weißmehl und co. angeblich die Geburtsschmerzen reduziert und Geburt schneller einleitet. Letzteres war für mich ausschlaggebend, da ich mit der Einleitung bei meiner ersten Geburt schlechte Erfahrungen gemacht hatte (auch wenn ich mir ständig einzureden versuchte, dass eine Einleitung auch gut gelingen kann).

Wie in unserer Familie üblich, überschritt ich wieder den ET, was mich sehr nervös gemacht hatte. Am Tag vor der Geburt (40+6) waren wir in der Klinik zum Ultraschall. Weil das Kind so groß geschätzt wurde und die Gefahr einer Schulterdislokation bestünde, wurde uns zur sofortigen Einleitung geraten oder zu täglichen Ultraschalls. Ich war mir sicher, dass wenn mir jeden Tag eingeredet werden würde, dass das Kind zu groß für mein Becken sei, ich das mit der Geburt direkt lassen konnte. Nach einem Telefonat mit einer ermutigenden Freundin und einem Podcast, in dem Kristin betont, dass sie 1,66m groß ist und ihr drittes Kind mit 4500g schmerzfrei geboren hat, beschloss ich weder zur Einleitung noch für einen Schall in die Klinik zurückzukehren. Ich hatte ja schließlich auch schon häufig Übungswellen.

Ein paar Stunden nach meiner Entscheidung, nämlich um 2 Uhr nachts, wachte ich dann auf, weil sehr viel Wasser zwischen meinen Beinen war. Nachdem ich M. Bescheid gegeben hatte, der mir Handtücher brachte, habe ich dann direkt die Hypnose angemacht und da ich zunächst keine Wellen hatte, habe ich meinen Bauch mit UT-Öl eingerieben. Nach 4-5 Wiederholungen kamen die Wellen dann regelmäßig von allein. Mit Wärmekissen am Unterbauch und am Kreuzbein, lag ich dann ganz entspannt im Bett und habe mich über jede Welle gefreut. 🙂

Ich habe gegen 6 Uhr ins Wohnzimmer auf den Gymnastikball gewechselt. Die Hüfte kreisend und immer noch mit den Wärmekissen, hatte ich sehr produktive Wellen und machte mir zwischendurch noch zwei Avokadobrote. Als mein fast 5-jähriger Sohn aufwachte, brachte M. ihn zu Opa. Ich hatte M. schon informiert, dass ich gerne zuhause gebären möchte, weshalb er die Vorbereitungsliste unserer Hebamme zur Hausgeburt abarbeitete, während ich weiter fröhlich auf dem Gymnastikball saß.

Gegen 10 Uhr informierte mich M. sachte, dass unsere Hebamme nicht kommen wird (wir hatten keine Rufbereitschaft mit ihr ausgemacht). Ich ließ meine Trauer über diese Information zu, weinte kurz ein paar Tränen und stimmte mich dann problemlos auf die Klinik ein, denn ich hatte mich ja auf beides vorbereitet. Gegen 11 Uhr fand M. dann, dass es Zeit war, aufzubrechen. Ich stimmte zu, da ich mir vorstellte, dass ich egal wo, auf meinem Gymnastikball fröhlich weiter Wellenreiten könnte.

Die 10-minütige Fahrt zur Klinik verging super angenehm. Beim Betreten der Eingangshalle fühlte ich mich wie eine Braut auf dem Weg zum Altar: Einerseits, weil ich mich mit meiner lila-glänzenden Schlafmaske sehr verkleidet vorkam, und andererseits, weil ich die Vorstellung hatte, dass alle Leute im Café vor der Klinik und in der Eingangshalle, sich mit mir freuten, dass die Geburt begonnen hatte.
Die Hebamme, die uns begrüßte, war dann auch genau die Richtige für uns. M. machte sie mit unserem Geburtsplan vertraut, während ich mich auf dem Gymnastikball einkreiste, mir immer wieder vorstellend, wie ich an meinem friedlichen Ort bin mit Harry Potter Buch, Tasse Tee neben mir und Baby auf dem Arm und dem Baby den Weg nach vorne aus dem großen Tor zeige. Dabei tief in den Bauch einatmen. Das fühlte sich wirklich faszinierend harmonisch an.

Leider konnte das CTG nur in Positionen geschrieben werden, die mir unangenehm waren und ich hatte nicht (wie beim Vorgespräch noch abgeklärt) die Möglichkeit, meine Wärmekissen zu erhitzen. Die Wanne war für mich auch keine vergleichbare Alternative und wenn man das unangenehme Muttermundtasten und die langen Besuche und Sermone der Ärztin (je mindestens zwei Wellen lang) hinzuzieht, hatte ich in der Klinik viele Phasen, in denen ich in meiner Trance gestört wurde und somit vermutlich zusammengerechnet vier Stunden unproduktive Wellen hatte.

Der Duftanker und das Armband mit den Mutmachperlen meiner Freundinnen vom Motherblessing haben mir geholfen, weiterzumachen. Doch irgendwann übermannten mich die Wellen und ich hatte ein anderes Körpergefühl. Mein Körper fing an, zu pressen. Ich tönte und war verwirrt. Ich spannte meinen Körper an und das war unangenehm. Ich erinnerte mich daran, aktiv zu entspannen und merkte, wie gut das tat. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass ich die Wellen nicht mehr unter Kontrolle habe und sagte M., dass ich Hilfe in Anspruch nehmen möchte, da ich in der Klinik einfach keine Ruhe finde.

Ich wechselte aus der Wanne wieder auf den Ball und als ich meine Schlafmaske abnahm, saß die Ärztin vor mir, um mir zu sagen, dass ich ein großes Kind erwarte und daher meine Kaiserschnittnarbe platzen könne, weshalb sie nun zu einer PDA rate. Lachgas würde nicht funktionieren mit meiner Methode. War natürlich alles Quatsch, aber da ich zu dem Zeitpunkt sowieso Hilfe in Anspruch nehmen wollte und nicht lange Konversation machen wollte, war ich einverstanden. Ich ließ auch hier kurz meine Trauer zu, Hilfe in Anspruch zu nehmen, und stellte mich dann auf diesen Pfad ein. Die Hebamme wollte jedoch noch einmal nach dem Muttermund tasten.

Die nächsten Wellen über wartete ich dann alleine im Kreißsaal auf die PDA. Wie ich später erfuhr, war M. nämlich dabei, die Ärztin zur Schnecke zu machen, weil sie wieder direkt zu mir kam, ohne zuvor mit ihm zu sprechen, während die Hebamme die Ärztin überzeugte, die PDA nicht vorzunehmen, da ich schon in der Austrittsphase sei.

Als dann wieder alle im Raum waren, sagte ich bei zwei Wellen, dass ich so gerne pressen möchte und fragte, warum ich nicht pressen dürfe. M. sagte dann nach der zweiten Welle, dass ich doch schon pressen dürfe. Ich hatte mir vorgestellt, dass man von der Hebamme gesagt bekommen würde, wenn man pressen darf, war daher ganz überrascht und wies M. relativ panisch an, die Hypnose zu wechseln.

Die Austrittsphase war mit der anderen Atmung und dem Mitdrücken unglaublich erleichternd und so dauerte es nur ca. 20 Wellen bis die Hebamme mir anbot, das Köpfchen des Babys zu fühlen, um mir darauffolgend zu sagen, dass ich mir das Köpfchen anschauen könne (hatte ja noch die Schlafmaske auf) und in der nächsten Welle (ich habe schnell meine Gedanken von der Schulterdislokation auf Kristins dritte Geburt gelenkt) war mein Baby mit 4200g rausgeflutscht (19.10Uhr).

Und so bedanke ich mich bei Kristin von ganzem Herzen, dass ich mein Trauma überwinden und trotz Kaiserschnittnarbe und großem Kind eine traumhafte Geburt erleben durfte ohne Intervention und Geburtsverletzung (wenn man die Verletzung der inneren Schamlippen nicht mitzählt, die die Ärztin noch nähte, obwohl ich mir unsicher bin, ob das überhaupt nötig war oder ob die Ärztin mir nicht einfach ihren Service aufdrängen wollte, weil sie sonst bei nichts intervenieren durfte/konnte).

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