Geburtsbericht von

Lucie

Rasant, Abenteuerlich, Wundervoll: Geburtsbericht unseres 4. Kindes 2 Tage nach ET

(Bitte entschuldigt den umfangreichen Bericht!)

Während meiner 4. Schwangerschaft stoße ich durch Zufall auf Kristins Methode der friedliche Geburt. Zuvor hatte ich drei harmonische und schöne Geburten im kleinen Krankenhaus um die Ecke erlebt. Bei jeder Geburt war ich mir an einem Moment jedoch sicher: Ich werde das hier nicht überleben (Hallo Austreibungsphase). Deshalb war ich besonders von Kristins Ansatz einer ruhigen und schmerzarmen Geburt fasziniert. Jedoch schaffe ich es während meiner Schwangerschaft nur unregelmäßig, mit den Meditationen zu üben, empfinde es jedoch jedes Mal als unglaublich bereichernd.

Ich habe während der 9 Monate keine großen Beschwerden oder Komplikationen und so wächst in mir der Wunsch und das Vertrauen, bei unauffälliger Schwangerschaft zuhause oder im Geburtshaus zu entbinden. Wir nehmen also zum nahe gelegenen Hebammenhaus Kontakt auf.

Da unsere 3 großen Kinder alle nach ET auf die Welt gekommen sind (teilweise sogar mit Einleitung) und es mir sehr gut geht, beschließen wir, in den Wochen vor ET noch mit Kind und Kegel und unserem Wohnmobil einen Road Trip durch Deutschland zu unternehmen. Die Zeit tut uns allen unglaublich gut und ich habe keine intensiven Wellen, bis ich in der letzten Nacht auf einem Waldstellplatz bei Oranienburg von immer wiederkehrenden, aber gleich intensiv bleibenden Wellen geweckt werde. Ich stelle mich schon auf eine Krankenhausgeburt vor Ort ein, verfluche innerlich meine große Klappe („Kinder werden doch überall geboren!”), doch durch Meditation verschwinden die Wellen am Morgen glücklicherweise wieder.

Am Donnerstag vor ET vermutet meine Gynäkologin, dass das Kind recht groß und schwer sein könnte und eröffnet mir, dass sie mich nicht mehr bis 2 Wochen nach Termin gehen lassen möchte. Sie bespricht mit mir die leicht höhere Wahrscheinlichkeit, dass Kind eventuell nicht gut aus dem Becken raus rutschen könnte. Nun bin ich doch etwas besorgt und zweifle an unserem Zuhause als idealem Geburtsort. Am folgenden Tag beruhigt mich meine Hebamme und schlägt vor, sich eine 2. Meinung bezüglich Gewicht und Größe einzuholen. Dass ich daran nicht gedacht habe! Eine Bekannte von mir ist Ärztin in der Uniklinik und empfängt mich netterweise am ET, um einen Ultraschall durchzuführen. Sie bestätigt die Vermutung meiner Ärztin, dass das Kind wahrscheinlich groß und schwer ist (4-4,4 kg) und berichtet ebenfalls, dass es dadurch selten zu Komplikationen kommen kann. Meine Unsicherheit der letzten Tage weicht nun dem Entschluss: ich entbinde doch wieder im Krankenhaus, um den unwahrscheinlichen Fall einer Verlegung während einer Hausgeburt auszuschließen. Diese Entscheidung lässt mich ruhig, befreit und gelöst werden. Auf dem Nachhauseweg setzen dann prompt Wellen ein, die zuhause stärker werden: also wird die Oma zur Betreuung der Kinder angerufen wir fahren ins Krankenhaus.

Als wir vor Ort sind, starte ich die Meditation zur Geburt über Kopfhörer. Die Wehen bleiben zunächst, werden aber nicht stärker (ähnlich wie in der Nacht im Wohnmobil). Später gehe ich noch in die Wanne, aber die Wellen werden weniger, sodass wir dann gegen 9 Uhr abends nach Hause gehen. Ich bin etwas frustriert, freue mich aber mit meinem Mann zusammen riesig über das Helfersnetzwerk, welches sich gleich zur Betreuung der Kinder formiert und auch über eine ruhige Nacht im eigenen Bett.

Am nächsten Tag informiere ich unser Hebammenteam, dass ich zur Geburt in die Klinik gehen möchte. Die Reaktionen innerhalb des Teams fallen recht unterschiedlich aus. Jetzt rechnen die 3 Hebammen jedenfalls nicht mehr damit, dass ich sie anrufe, wenn die Geburt beginnt.

Einen Tag später wache ich morgens auf und denke: „Heute ist ein guter Tag zum Entbinden!” Dieses Gefühl begleitet mich den ganzen Tag über.

Vormittags kläre ich letzte organisatorische Dinge, was mich in eine beschwingte Laune versetzt, danach habe ich einen Massagetermin im Hebammenhaus, der mich schön entspannt. Nachmittags spaziere ich zur Tagesmutter unseres jüngsten Kindes, um ihn abzuholen. Es ist heiß und drückend und ich muss langsam gehen. Während des Spaziergangs höre ich Kristins Podcast zum Thema „Wann ist der richtige Zeitpunkt, um ins KH zu starten” und bin mir danach sicher: ich werde es, unabhängig von äußeren Faktoren wie die Abstände zwischen den Wellen, spüren. Und letztendlich trage ich den inneren Raum für die Geburt ja in mir.

Mit unserem Jüngsten planschen wir an der Wasserkugel und essen noch ein Eis. Noch immer zeigt sich keine Welle. Abends höre ich die Meditation zur Geburtsförderung, probiere eine Dammmassage aus, und nasche viele Kirschen zum Deutschlandspiel der EM. Gegen 11 gehe ich noch immer ohne Wellen ins Bett und lese, wobei ich dann einschlafe. Ich wache nochmal auf, als mein Mann mir das Buch aus der Hand nimmt und mich zu deckt.

Plötzlich werde ich wieder wach: ich muss auf Toilette und treffe im Bad auf meinen Mann, der sich auch bettfertig macht. Es ist 0.30 Uhr. Ich bin aus irgendeinem Grund leicht genervt und lege mich wieder ins Bett zurück. Dabei spüre ich Bauchgrummeln. Ich gehe nochmals zur Toilette, und spüre auf dem Weg dahin etwas Flüssigkeit zwischen Beinen (Fruchtwasser?). Im Bad wird mir nach wenigen Minuten klar: das ist keine Magenverstimmung, das sind intensive Wellen, die schnell kommen und schnell stärker werden. Ist das jetzt der Beginn der Geburt? Ich fühle mich überrumpelt, bin fast empört. Unsere 3 vorherigen Kinder sind alle am frühen Abend und schnell zur Welt gekommen. Gerade jetzt habe ich keine Lust auf Geburt! Allerdings wird mir rasch klar, dass mein Körper andere Pläne hat. Ich begebe mich in den Vierfüsslerstand auf den Badezimmerboden. Schnell vermute ich: obwohl die Klinik nur 10 Minuten entfernt liegt, werde ich es nicht bis dorthin schaffen. Das löst in mir Angst und Aufbegehren gegen die Geburtssituation aus.

Meinem Mann rufe ich zu, dass er die Bereitschaftsnummer der Hebammen anrufen und mir die Kopfhörer für die Geburtsmeditation bringen soll. Die Hebamme, aus dem Tiefschlaf gerissen und leicht irritiert (wir hatten uns ja eigentlich für die Geburt abgemeldet), richtet aus, sie könne in einer halben Stunde bei uns sein. Ich verfalle kurz in leichte Panik: Das ist viel zu spät! Sie verspricht, sich zu beeilen. Mein Mann fragt mich, ob ich in die Klinik wolle. Ich bin hin- und hergerissen, hoffe noch auf eine sichere Geburt unseres wahrscheinlich großen Kindes in der Klinik. Mein Mann holt das Auto und nimmt dabei mein Telefon mitsamt Geburtsmediation in seiner Tasche mit, sodass ich für wenige Minuten allein versuche, durch Runterzählen in Trance abzutauchen. Ich konzentriere mich darauf, tief zu atmen, die Wellen kommen alle paar Minuten und sind gut intensiv.

Ich denke an den Podcast, den ich nachmittags gehört habe, an meine innere Stärke und das intuitive Wissen über den Geburtsort. In diesem Moment entscheide ich, zuhause zu bleiben, weil ich spüre, wie schnell die Geburt voran schreitet und es mir hier sicherer scheint, als auf dem Parkplatz oder im Foyer des Krankenhauses zu entbinden.

In einer Wellenpause hole ich mir etwas zu trinken, gehe ins dunkle Schlafzimmer, hocke mich vor unser Bett und veratme mit tiefen gleichmäßigen Atemzügen dort Welle um Welle.

Mein Mann kommt zurück, die Meditation läuft wieder weiter und ich tauche tiefer in meinen Kraftort ab. Die Wellen empfinde ich nun als recht schmerzhaft, ich bin nicht in Trance, fühle aber eine tiefe Beruhigung durch Kristins Stimme, sodass ich es schaffe, weiter ruhig und tief zu atmen. Langsam spüre ich einen Drang zu Schieben. Ich fühle nach, spüre aber noch keinen Kopf. Ich will nicht zu früh pressen und eventuell riskieren, dass sich das Kind in einem ungünstigen Winkel eindreht. Plötzlich höre ich ein Rascheln und sehe aus dem Augenwinkel eine zweite Person. Ich erkenne, dass es nicht meine Wunschhebamme ist, sondern ihre Kollegin, die etwas verhalten auf meine frühere Krankenhausentscheidung reagiert hat. Kurz spüre ich ein inneres Aufbegehren gegen sie, dann gelingt es mir aber, mich bewusst auf sie einzulassen, weil ich trotz allem weiß, wie erfahren und kompetent sie ist. Bei der nächsten Welle spüre ich, wie sich der Kopf fest ins Becken eindreht. Meine Frage, ob ich nun pressen kann, bejaht sie und ich bin unendlich erleichtert. Vor der nächsten Welle spreche ich innerlich zu meinem Kind: Komm, mein Kleiner, wir schaffen das! Dann schiebe ich, so fest ich kann und spüre, wie der Kopf und gleich danach der Körper (tolles Gefühl!) aus mir heraus gleitet. Ich höre Schreien, lache und weine gleichzeitig (Mein Mann fragt mich: „Ist alles ok?”), wir streicheln und trösten unser Baby, können es aber aufgrund der kurzen Nabelschnur noch nicht hochheben. Es ist 1.00 Uhr. Wir lassen die Nabelschnur nicht auspulsieren, sondern trennen sie bald, dann kommt unser Baby auf meinen Arm. Nach kurzer Zeit legen wir uns ins Bett – was für ein Gefühl! Die Hebamme untersucht uns, alles ist in Ordnung, ich habe keine Verletzungen. Dann lege ich unseren Jungen an meine Brust an. Wir kuscheln, lachen, staunen ungläubig über diese verrückten 30 Minuten Geburt, tauschen uns mit der Hebamme aus (noch nie ist sie so schnell in die Neustadt geradelt) und ich esse eine Schüssel Müsli. Gegen 2.45 Uhr verabschiedet sich unsere Hebamme und wir versuchen, eine Mütze Schlaf zu bekommen. Apropos Schlaf: Die 3 großen Geschwister haben die komplette Geburt verschlafen und bekommen große, leuchtende Augen, als sie am nächsten Morgen unser Schlafzimmer betreten.

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