Geburtsbericht von

Luise

Liebe Kristin,

nach nun knapp einem halben Jahr mit unserem kleinen Wunder schaffe ich es endlich, meinen Bericht zu schreiben. Spoiler-Alarm: Ich hatte eine lange, aber trotzdem wunderschöne Geburt in einer Level 1 Klinik. Aber nun von Beginn an…

Als wir nach beinahe zwei Jahren Kinderwunsch den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielten, kam relativ schnell die Angst vor der Geburt. Von Hypnobirthing hatte ich schon gehört, hatte aber Bedenken, dass ich als „Kopfmensch“, der immer alles kontrollieren möchte, gar nicht dazu in der Lage bin, mich so zu entspannen, dass ich in Hypnose gehen kann.

Nachdem ich dann aber in den Podcast reingehört hatte und allein deine Stimme schon so entspannend fand und natürlich auch sehr neugierig war, stand für mich fest, dass ich den Kurs machen möchte. Ich habe um den 4. Monat herum begonnen. Mein Partner R. hat mich von Anfang an unterstützt und auch die Module gemeinsam mit mir angeschaut. Nach der ersten Kurshypnose war ich dann vollends überzeugt. Ich bin so richtig weggedriftet, mein Körper hat „gekribbelt“ und ich war so tiefenentspannt wie noch nie zuvor. Das war ein ganz krasses, wunderschönes Gefühl. Leider habe ich das aber nie wieder in diesem Ausmaß hinbekommen.

Anfangs habe ich ungefähr 2 Hypnosen pro Woche gemacht, ab dem Mutterschutz dann intensiver, manchmal 3 pro Tag, dann aber auch mal wieder ein paar Tage gar nicht. Ich habe versucht, mich nicht unter Druck zu setzen und dadurch auch nie die Lust verloren. Im Laufe der Schwangerschaft und sicherlich auch durch den Kurs habe ich immer mehr Vertrauen in mich und meinen Körper entwickelt und habe mich sogar richtig auf die Geburt gefreut.

Zwischenzeitlich wollte ich sogar den Wunsch-Geburtsort vom Krankenhaus nach Hause verlegen, davon war mein Freund aber nicht so überzeugt. Durch die regelmäßige Entspannung habe ich mich auch so richtig mit meinem Baby verbunden gefühlt. Schon einige Wochen vor ET lag der kleine Mann startklar mit dem Köpfchen voran im kleinen Becken und ich war mir sicher, übertragen würde ich nicht.

Als die 40. SSW anbrach, war ich dann aber doch langsam ungeduldig. Den letzten Sonntag vor ET, einem heißen Sommertag, sind wir ganz ruhig angegangen. Eigentlich waren wir noch zu Freunden in den Garten eingeladen, aber irgendwie wollte ich den Tag lieber Zuhause verbringen. Am Abend haben mein Freund und ich noch einen Spaziergang gemacht. Hier musste ich schon dreimal stehen bleiben, weil es im Bauch zog. Das habe ich noch nicht so ernst genommen, da ich schon seit der 20. SSW regelmäßig Übungswellen kannte, die ich teilweise auch schon veratmen musste.

Als wir vom Spaziergang wieder Zuhause waren, kamen die Wellen dann in unregelmäßigen Abständen. Erst gegen 0 Uhr war ich mir dann sicher: jetzt geht wohl wirklich die Geburt los. Ich habe mir dann die Hypnose für die Eröffnungsphase angemacht und bin gemeinsam mit R. in die Badewanne. Die Wellen waren angenehm und die tiefe Bauchatmung war grandios. Meinen Freund habe ich dann nochmal schlafen geschickt, damit er auch fit ist, wenn es richtig los geht. Auch ich bin ins Bett, konnte aber nur etwas dösen. Ich hatte während der gesamten Nacht die Hypnosen an und es blieb angenehm.

Am Morgen wurden die Wellenabstände dann kürzer, aber weiterhin gut auszuhalten. Auf der Toilette fiel mir dann eine leichte Zeichnungsblutung auf und mein Körper entleerte sich selbstständig. Danach wurden die Wellen intensiver und kamen ca. alle 5 Minuten. R. hatte Angst, dass das Baby Zuhause oder im Auto zur Welt kommt und wollte dann doch los. 😉 Er rief im Kreißsaal an, schilderte die Situation und wir durften kommen. Das Level-1- Klinikum ist nur ca. 10 Minuten von unserer Wohnung entfernt. An einem Montagmorgen um 8 Uhr ist aber leider rush-hour und wir haben eine ganze Weile gebraucht, bis wir endlich da waren.

Im Auto in der Sitzposition waren die Wellen wirklich unangenehm und ich war froh, als wir endlich da waren. Die Hypnose hatte ich die ganze Zeit auf den Ohren. Nach der Anmeldung wurden wir ins Wehenzimmer geführt und eine erste Untersuchung wurde durchgeführt. Nachdem ich ja schon die ganze Nacht „gearbeitet“ hatte, war ich mir sicher, dass der Muttermund bestimmt schon weit geöffnet ist. Die nüchterne Erkenntnis: 2 cm. In anderen Geburtsberichten hatte ich gelesen, dass die weitere Öffnung aber auch mal ganz schnell gehen kann, also ließ ich mich nicht verunsichern.

Zwischendurch wurde ich dann noch zum Ultraschall geschickt und blieb aber erstmal weiter im Wehenzimmer. R. hat zu jeder Welle meinen unteren Rücken massiert und mir Trinken angereicht. In dieser Phase kamen die Wellen alle 2-3 Minuten. Seit der Klinik empfand ich die Wellen als anstrengender, auch weil ich wenig Verschnaufspausen hatte.
Manchmal folgte auf eine Welle auch sofort die nächste.

Die Frühdiensthebamme hat mich gegen 11:20 Uhr dann gefragt, ob ich Spazierengehen oder in die Badewanne im Kreißsaal möchte. Nach nun schon über 24h Wachzustand entschied mich für die Badewanne. Hier wollte ich keine Kopfhörer tragen und so wurde das Handy mit der Hypnose auf laut gestellt. Vom Gefühl her, saß ich nur 20 Minuten in der Wanne. Es waren dann aber doch 2 Stunden. Der Hochsommertag gepaart mit der warmen Wanne, waren meinem Kreislauf aber nicht so zuträglich, weshalb ich das Wasser dann verließ.

Mittlerweile war Schichtwechsel. Sowohl die Frühdienst- als auch die Spätdiensthebamme waren fantastisch und ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Ab jetzt war also Hebamme J. für uns zuständig. Ich fragte nach einer erneuten vaginalen Untersuchung… Und wurde wieder enttäuscht, nur 4-5 cm. Da es extrem heiß im Kreißsaal war und dieser auch nicht klimatisiert war, hab ich eigentlich fast die gesamte Eröffnungsperiode stehend am Waschbecken verbracht und immer mal wieder den Wasserhahn aufgedreht. Entsprechend erschöpft war ich nach einigen Stunden. Liegen oder Sitzen empfand ich allerdings als sehr unangenehm, sodass ich nach kurzen Wechseln doch immer wieder die vornübergebeugte Position über dem Waschbecken einnahm. Die Hypnose lief weiter im Hintergrund, aber ich hatte nicht das Gefühl, allzu oft in Hypnose gewesen zu sein.

Ich bewertete alles, was ich fühlte und so kamen immer wieder Gedanken. Immer wieder fragte ich: „J., was glaubst du wie lange geht das Ganze hier noch?“ „J., was machen wir, wenn ich nicht mehr kann?“. Ich war wirklich ziemlich im Kopf, war es doch mittlerweile Nachmittag und ich wirklich erschöpft. J. sagte mir, sie glaube, dass ich in ihrer Schicht noch entbinden würden. Damit konnte ich arbeiten und so machten wir weiter wie bisher.

Mein Freund massierte in jeder Wehe fleißig meinen unteren Rücken und versorgte mich mit Flüssigkeit. Essen wollte ich nichts, da mir übel war und so gab es immer mal wieder Traubenzucker. Am späten Nachmittag, im Nachhinein vermutlich die Übergangsphase, gingen mir alle möglichen Alternativen zu einer natürlichen Geburt durch den Kopf: Opiate über die Vene? – da bekommt das Baby was ab, also nein. PDA? – bis der Anästhesist da ist und die wirkt, dauert’s ja ewig – nö. Kaiserschnitt? – jetzt hab ich schon so lange durchgehalten, das soll doch nicht umsonst gewesen sein – also nein.

Der wichtigste Faktor aber war, dass ich so ein Vertrauen in die Hebamme hatte, dass ich dachte: J. wird mir schon sagen, wenn ich nicht mehr kann. So die Verantwortung abzugeben, sieht mir eigentlich gar nicht ähnlich, aber ich habe mich einfach so wohl gefühlt mit J. Ich bat sie, erneut zu tasten und siehe da, endlich war der Muttermund vollständig geöffnet, nur eine kleine Schleimhautfalte sei noch vorhanden. Ich hatte nun aber einen enormen Pressdrang und sagte das auch so. Und J. gab ihr Ok. Endlich! Mittlerweile stand ich vor dem Kreißbett und konnte mich mithilfe von Tüchern, die von der Decke hingen, während den Wellen in die tiefe Hocke begeben; das war eine meiner Wunschgeburtspositionen.

Die Fruchtblase platzte mit einem für mich lauten Knall erst während dieser Austrittsphase. Eröffnet wurde diese nicht durch die Hebamme, um der Geburt ihren natürlichen Lauf zu lassen. Obwohl die Intensität der Wellen in dieser Austrittsperiode noch einmal zunahm, empfand ich diese Phase als so erleichternd. Endlich konnte ich aktiv mithelfen und mit meinem Baby gemeinsam arbeiten. Es war aber auch höchste Zeit, denn ich war wirklich richtig erschöpft nach fast 11h in der Klinik und 35h ohne Schlaf. Ich fragte sogar während der Presswellen, was J. denn glaube, wie viele Presswellen noch kommen würden. Sie sagte, vielleicht 10. Ein Ende war also in Sicht. Ich gab noch einmal alles, presste auch noch weiter, als die Welle schon vorüber war.

Ich merkte mehrfach ein leichtes Brennen und wusste, das wird wohl ein Dammriss sein, aber das war mir in dieser Phase so egal und tat auch nicht weh. Ich war so laut, wie ich es niemals von mir erwartet hätte. Aber das tat einfach so gut. Dann war der Kopf geboren und mit der nächsten Welle folgte der Körper. Unser kleiner P. wurde um 18:54 Uhr, 24h nach Beginn der ersten Wellen, unter mir in der tiefen Hocke geboren. Ich durfte ihn selbstständig aufnehmen und sofort kuscheln. Die Nabelschnur durfte auspulsieren und fürs Bonding hat man uns sehr viel Zeit gelassen. Die Erstuntersuchung wurde erst nach ungefähr einer Stunde gemacht. Ich hatte einige Geburtsverletzungen, die versorgt wurden, während P. auf mir liegen bleiben durfte. Die Plazenta kam auch mit einem leichten Pressen meinerseits unkompliziert hinterher, leider mit einem ordentlichen Schwall Blut, sodass ich Medikamente für die Kontraktion der Gebärmutter erhalten musste. Das war der einzige Moment, wo es mal kurzzeitig hektisch im Kreißsaal wurde. Diese Nachwellen taten kurz richtig weh, aber die Blutung hörte rasch auf.

Zusammenfassend kann ich sagen: Ich hatte eine wunderschöne, selbstbestimmte Geburt ohne Interventionen oder Schmerzmittel in einer Level 1 Klinik, auch ohne viel in Hypnose zu sein. Ja, es war lang und anstrengend, ja, ich bin an meine Grenzen gekommen und ja, es tat auch weh, aber ich werte das gar nicht als etwas Negatives. Denn gleichzeitig hat es sich so wahnsinnig kraftvoll angefühlt und ich war noch nie so stolz auf meinen Körper und darauf, eine Frau zu sein. Und das Ergebnis hält man dann in den Armen und kann sein Glück kaum fassen. In den Phasen, wo ich sicher in Hypnose war, waren die Wellen auch viel angenehmer. Ich hoffe, dass ich beim nächsten Mal auch meinen Kopf noch besser ausschalten kann. Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt auf eine nächste Geburt.

Ich bin so unendlich dankbar für die mentale Geburtsvorbereitung, auch wenn ich nur am Anfang der Geburt sicher in Hypnose war. Ich kann jedem, der sich unsicher ist, ob er den Kurs machen soll und ob die Hypnose am Ende klappt, nur sagen: Der Kurs lohnt sich trotzdem und ist jeden Cent wert. Die Entspannung und Verbundenheit während Schwangerschaft und das tiefe Vertrauen in mich selbst waren ein sicherer Anker. Danke, dass es dich und deine Arbeit gibt, liebe Kristin!

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