Geburtsbericht
Unser erster Sohn war vor vier Jahren aufgrund einer Plazentainsuffizienz ohne Geburtsanzeichen per Bauchgeburt sechs Wochen vor dem ET geholt worden. Die Geburt und die ersten Wochen danach waren für uns darum alles andere als traumhaft. Durch diese Erfahrung fühlte ich mich nun in der Schwangerschaft mit unserem zweiten Sohn unvorbereitet und meine Vorstellungen über die anstehende Geburt ließen in mir ein eher panisches Gefühl aufkommen.
Zum Glück hatte ich dieses Mal eine fantastische Hebamme, die mich, als ich über meine Ängste sprach, schon sehr früh auf die Friedliche Geburt aufmerksam machte. Ich hörte zunächst Kristins Podcast. Allerdings wollte ich unbedingt besser vorbereitet sein und aus einer möglicherweise schwierigen Geburtssituation mit einem guten Gefühl herausgehen.
Daher entschloss ich mich für den Online-Kurs und habe es keinen Moment lang bereut.
Im Zuge der Übungen und Vorbereitung fühlte ich mich immer selbstbestimmter und gewappnet für das Geburtsereignis. Ich visualisierte vor allen Dingen den Geburtsbeginn und wünschte mir einige weitere Aspekte nur hinzu: In meiner Vorstellung würde ich im Wohnzimmer auf dem Sofa liegen, unser älterer Sohn wäre bei den Großeltern, es wäre am Wochenende, ich wäre allein, es ginge schnell, es wäre toll, aber kein Muss, wenn ich es ohne Schmerzmittel schaffen würde, außerdem hatte ich eine Vorstellung einer möglichen Geburtsposition. Rückblickend ist es faszinierend, das alles, was ich mir konkret vorgestellt und gewünscht habe, so eingetreten ist.
Es kam so:
Ich lag am Freitag, den 02.06., auf dem Sofa. Einige Zeit zuvor hatte ich bemerkt, dass ein ziemlicher Druck auf der Symphyse lastete. Da aber die Senk- und Übungswellen in den Wochen zuvor viel unangenehmer und schmerzhaft gewesen waren, schenkte ich dem Druckgefühl keine weitere Beachtung. Etwa um 16.00 Uhr hörte ich plötzlich ein „Knack“. Die Fruchtblase war geplatzt. Ich dachte noch: „Oh nein! Das kann ja jetzt Stunden dauern bis die Wellen beginnen!“
Ich rief meinen Mann an, der eigentlich mit unserem Sohn im Garten seiner Eltern zelten wollte und sagte, er solle wieder nach Hause kommen, die Geburt hätte begonnen. Anschließend ging ich in die Badewanne, da es ja vermutlich „noch ewig“ dauern würde.
Eine halbe Stunde später merkte ich den Beginn der Wellen, die schnell stärker wurden, so dass ich gerade mein Handy zum Messen der Abstände in die Hand nahm, als mein Mann zur Wohnungstür hereinkam. Ich bat ihn, dass Wellentracking zu übernehmen.
Ich versuchte, ihm anzuzeigen, wann eine Welle begann und endete, aber gefühlt war alles eine Welle und Beginn und Ende waren kaum auszumachen. Einige wenige Minuten später sagte mein Mann: „Das Handy sagt, wir sollen SOFORT ins Krankenhaus!“
Als mein Mann unsere Sachen zusammensuchte, begann ich automatisch zu tönen. Die eingeübte Atmung half mir tatsächlich nicht. Ich hatte immer gedacht, dass es mir peinlich wäre, „so laut“ zu sein, aber während der Geburt war es völlig unwichtig, Hauptsache, es half mir, den Schmerz zu reduzieren.
Ab der Fahrt ins Krankenhaus hatte ich die Augen meistens geschlossen und versuchte, mich auf die Visualisierungen zu konzentrieren. Da die Wellen allerdings sehr heftig waren, gelang es mir nur in Bruchstücken und ich tönte hauptsächlich.
Um 17.30 Uhr (eine Stunden nach dem Beginn der Wellen) kamen wir am Krankenhaus an. Ich bat meinen Mann, einen Rollstuhl zu holen, da ich es nicht schaffen würde, eigenständig zu gehen. Zehn Minuten später fuhr mein Mann mich in einen Untersuchungsraum, in dem mich eine sehr liebevolle, junge Hebamme erwartete. Als ich die Augen öffnete, dachte ich kurz: „Ich glaube, ich bin hier falsch – falls ich hier allerdings richtig bin, halte ich das nicht noch stundenlang aus.“
Erwähnen möchte ich an dieser Stelle, dass ich unglaublich einfühlsam, sehr unterstützend und vollkommen zur Methode der Friedlichen Geburt passend vom Geburtsteam aufgenommen und begleitet wurde. Die Hebamme sprach mich leise und ruhig an, als ich die Augen öffnete und sie ansah. Sie bat mich, in der nächsten Wellenpause auf die Liege zu steigen. Ich war sehr erleichtert und sie sehr überrascht, dass der Muttermund schon 8cm geöffnet war. Ich bat noch um ein Schmerzmittel. Sie sagte, sie würde alles vorbereiten und schob mich in den nächsten Kreißsaal. Als ich aus dem Rollstuhl aufstand, merkte ich sofort, dass die Wellen sich veränderten und ich anfangen musste, zu pressen.
Das Geburtsteam wurde merklich nervös, weil die Geburt so schnell voranschritt. Mein Gedanke war jedoch eher: „Das ist schon okay. Das ist so abgesprochen.“
Ich wählte umgehend die von mir visualisierte Geburtsposition und dirigierte das Geburtsteam entsprechend. Etwas, dass ich mich ohne die Vorbereitung durch die Friedliche Geburt sicher nicht getraut hätte. Mein Mann versuchte mich noch kurz zu trösten, dass ich ja gleich das Schmerzmittel erhalten würde, aber ich wusste, dass es hierfür zu spät war.
Um 18.25 Uhr, nur zwei Stunden nach dem für mich bemerkbaren Geburtsbeginn, hielt ich unseren Sohn in den Armen. Mein Mann zog anschließend für sich das Fazit, dass seine ganze Vorbereitung umsonst gewesen sei, da er aufgrund der Geschwindigkeit nichts davon hätte anwenden können. 🙂 Ich bin jedoch überzeugt davon, dass diese selbstbestimmte, kraftvolle Geburt für meinen Sohn und mich nur mit Hilfe der tollen Vorbereitung durch Kristin möglich war. Tausend Dank dafür!