Geburtsbericht von

Marie S.

Triggerwarnung: Todesfall in der Familie, Komplikationen im Geburtsverlauf

J. 04.03.21 um 2.36 Uhr, 52 cm und 37 cm KU

Vorweg eine Triggerwarnung für alle sensiblen Gemüter: mein Leben ist seit einem guten Jahr eher herausfordernd und die Geburt war es auch.

Ich bin nach über zwei Jahren (eine Windei-Schwangerschaft zwischendurch) im völligen Schockzustand schwanger geworden. Letztes Jahr im Mai ist mein Papa plötzlich und unerwartet verstorben. Ich konnte mich dann nicht über meine Schwangerschaft freuen. Ich war einerseits so wach, wie noch nie, andererseits wie in Watte gepackt und hab die Freude zurückgedrängt, weil ich gleichzeitig so unfassbar traurig bin, dass er sein erstes Enkelkind nicht mehr miterleben darf und auch das habe ich versucht zu verdrängen.

In Kristins Podcast habe ich vor der Schwangerschaft schon mal reingehört und weil ich schon Intueat und andere Online-Programme mit Meditationen mitgemacht habe, konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass die Methode gut wirkt. Ich habe ab der 20. SSW angefangen und war überwältigt, weil ich total gut meinen Kraftort visualisieren konnte und mein Baby in der Gebärmutter gesehen habe und ich da dann realisierte, dass ich tatsächlich schwanger bin. Mit Übelkeit und anderen Beschwerden hatte ich nur wenig zu tun. Zum Ende hin hat sich mein Körper sehr aufgedunsen angefühlt und ich hatte Wassereinlagerungen, die genervt haben.

Mein Gefühl sagte mir, dass J. schon eher als am ET “reif” für die Geburt war. Aber ich merkte doch eine ziemliche Unruhe und konnte nicht mehr wirklich entspannen. Ich war etwas überfordert mit meiner Trauer, die ich insgeheim unterdrückte, und das machte mir Angst vor dem Moment, wo ich mein Wunder empfangen sollte.

Ab dem ET sollte ich täglich zum CTG und ich habe mit dem Arzt im Krankenhaus besprochen, dass ich am ET+7 einleiten möchte. Ich fand, etwas Hilfe kann uns nicht schaden, und als hätte es nur die Entscheidung gebraucht, hatte ich an dem Mittwochmorgen um 4 Uhr einen Blasensprung und bekam direkt Wehen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass es jetzt doch natürlich losgeht und hab die Hypnose zur Geburt angemacht. Die Wellen kamen alle 3 Minuten, was mich sehr überrascht hat und ich wollte dann doch noch duschen, solange ich mich gut fühlte. Ich habe meinen Mann geweckt, der dann noch gemütlich frühstücken konnte. Ich hatte keinen Hunger, bekam Durchfall, mein Körper bereitete sich gut vor.

Ich habe erst gedacht, dass ich länger zuhause bleiben möchte, mich hat es bloß so irritiert, dass ich in so kurzen Abständen Wellen hatte und dachte, es sei vielleicht nicht verkehrt, sich am Geburtsort gut und sicher einzurichten, mit dem ganzen Drumherum (Corona-Test, Aufnahme). Mein Mann durfte von Anfang an mit in den Kreißsaal und der erste Befund um 8-9 Uhr war gut, Gmh verstrichen, Mumu 3-4 cm und weich, alles super. Wir konnten schon das Familienzimmer beziehen und sollten für die CTGs wiederkommen. Ich hatte fleißig Wellen, weiterhin alle 2-3 Minuten, aus der Hypnose bin ich immer wieder rausgekommen und hab mich dann eher einfach nur auf die Atmung konzentriert. Mittags kam der Arzt und meinte, ich solle Einleitungstabletten nehmen, weil die Wellen nicht lang genug sind. Für mein Empfinden nicht ganz verständlich, aber am Mumu hatte sich nichts weiter getan und ich hatte keinen Kopf, irgendwas zu hinterfragen, sondern hatte beschlossen, mit den Dingen, die mir Hebamme und Arzt vorschlagen, mitzugehen und mich voll darauf einzulassen. Ich merkte nicht, dass die Wellen länger wurden, ich empfand sie intensiv, wie schon von Beginn an. Dann habe ich einen Wehentropf bekommen. Da kam nachmittags der Zeitpunkt, dass ich Schmerzlinderung wollte und Tabletten bekommen habe. Davon habe ich nichts gemerkt und habe ein Schmerzmittel über den Tropf bekommen. Es fiel mir allerdings zunehmend etwas schwerer, entspannt zu bleiben, weil ich abends das erste Mal dachte, es ist doch komisch, dass ich nicht weiterkomme. Der Mumu öffnete sich nicht, das war bis abends noch fast in Ordnung, weil ich die ganze Zeit “arbeitete”, wollte ich glauben, dass die Zahl nichts aussagt und es dann später nur schneller geht. Ich fragte mich aber schon, wann dieses “später” denn kommt. Um 22 Uhr wollte ich in die Badewanne und dort hat sich die Intensität um ein Vierfaches gesteigert. Erst freute ich mich, aber es fühlte sich nicht richtig an, weil ich dachte, ich müsste auf Toilette, obwohl ich ganz leer war und ich dachte, so sollte sich doch eher das Ende anfühlen. Als dann die Untersuchung zeigte, dass ich bei 4 cm war, konnte ich mental nicht mehr. Ich wollte weder in Hypnose noch konnte ich mich auf die Atmung einlassen. Ich fand es nicht okay und habe eine PDA verlangt, die ich sofort bekam. Das war in dem Moment ein Segen, weil ich wieder mit den Wellen klarkam und mich etwas entspannen konnte. Ich verlor auch weiter Fruchtwasser, was grünlich wurde, die Herztöne waren allerdings noch gut. Als die PDA nachließ um kurz vor 2 Uhr und eine neue Hebamme untersuchte (immer noch 4 cm, Kopf zu weit hinten und in Sternengucker-Position) fragte ich den Arzt, was er jetzt noch rät. Er hat etwas herumgedruckst, dass die Herztöne noch okay wären und ich noch weiter versuchen könnte. Meine nächste Frage war, ob er denkt, dass ich in nächster Zeit ganz aufgehen, wenn das Baby nicht mal mehr ganz im Becken sitzt und ob wir nicht lieber einen Kaiserschnitt machen können. Er schien erleichtert, wollte erst nicht zugeben, dass er das auch für das beste hielt und ich war mir dann sehr sicher, dass das bitte so sein soll.

Der Kaiserschnitt konnte sehr schnell umgesetzt werden. Mein Mann durfte mit in den OP, die PDA wurde einfach hochgedreht und eine halbe Stunde später hatte ich mein völlig erschöpftes Kind in meinem Arm. Er hatte wirklich sehr viel Stress gehabt. Der Arzt erklärte, dass Verknotungen in der Nabelschnur waren und er es vermutlich deshalb nicht ins Becken geschafft hat. Meine Hebamme meinte hinterher, da hat sich die Natur selbst geholfen, weil sie schon gefährliche Geburten mit solchen Verknotungen erlebt hat.

Obwohl das nicht meine visualisierte Traumgeburt war, habe ich mich als selbstbestimmt und kraftvoll wahrgenommen. Mit den vielen Emotionen, mit denen ich zurecht kommen musste, bin ich wirklich froh über die angenehme Vorbereitung mit den Hypnosen und hätte mich sonst bestimmt nicht so selbstbewusst für den Weg mit Kaiserschnitt entscheiden können.

Vielen Dank

 

 

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