Geburtsbericht meiner selbstbestimmten & friedlichen Traumgeburt (SSW 39 +5) am 04.07.2020
N., 2. Kind, 3070g und 50 cm
Kurze Vorgeschichte: Durch eine Freundin bin ich auf die Methode „Die friedliche Geburt“ gestoßen und habe in der 20. SSW mit dem Üben begonnen. Das Üben tat mir während dem gesamten Schwangerschaftsverlauf richtig gut und gab mir genau die kurzen ruhigen Momente, die man für sich als Mutter pro Tag einer bereits 2jährigen Tochter gut gebrauchen kann. Da meine erste Geburt nicht gerade selbstbestimmt verlaufen ist, habe ich im Schwangerschaftsverlauf meine Ängste ergänzend zu Kristins Methode mit einer EMDR-Sitzung erfolgreich aufgelöst. Nun war ich absolut startklar für das erste Kennenlernen meines kleinen Bauchzwergs.
Geburtsverlauf: Am 03.07.2020 bemerkte ich abends auf der Couch erste kleine Wellen, bei denen ich mir noch nicht wirklich etwas dachte und diese eher in die Kategorie „Übungswellen“ einordnete. Nachdem ich ganz normal ins Bett gegangen bin und morgens wellenfrei aufwachte, dachte ich zunächst „Fehlalarm“. Allerdings machten sich die Wellen dann zum Frühstück um circa 10 Uhr wieder bemerkbar und kamen in regelmäßigen Abständen von 15 Minuten. Während der Welle hielt ich kurz inne und konnte diese leicht mit der tiefen Bauchatmung veratmen. Mein Mann und ich beschlossen, dass unsere Tochter auf jeden Fall am Nachmittag zur Oma gehen darf. Man weiß ja nie! Wir hatten eine Geburt in der Klinik geplant. Die Vorstellung meiner Traumgeburt war: So lange wie möglich zuhause blieben zu können und für die Austreibungsphase in die Klinik zu fahren.
Da die Wellen gegen Mittag dann etwas intensiver wurden, kümmerte sich mein Mann um unsere Tochter und ich zog mich ins Schlafzimmer zurück. Mein Bett und das Schlafzimmer war auch der Ort, an dem ich hauptsächlich übte und wunderbar in Hypnose gehen konnte. Ich schaltete mir die Geburtshypnose ein, setzte mir die Kopfhörer und Schlafmaske auf und dachte mir, „Liegen ist das, was ich brauche – genau das, was ich bei der Geburt meiner ersten Tochter angenehm fand“. Schnell stellte ich fest, „Liegen geht gar nicht – hihihi“. „Im Bett sitzen – das ist es, was ich brauche!“ Und so saß ich in meinem Bett, war hochkonzentriert bei der Sache, hörte ganz intensiv auf Kristins Stimme und veratmete eine Welle nach der anderen. Die tiefe Bauchatmung fiel mir schwer, weil die Wellen sehr schnell an Intensität gewannen und auch nicht schmerzfrei waren. Allerdings übermannten bzw. überrannten sie mich nicht (wie bei meiner ersten Geburt). Wir arbeiteten alle gemeinsam in einem Team – mein Unterbewusstsein, mein Körper und meine Tochter. Ich feierte innerlich jede Welle, bejahte sie und sprach mit meiner Tochter, was für ein tolles Team wir sind. Das empfand ich am Effektivsten in der gesamten Eröffnungsphase. Obwohl ich mir zwischendurch schon immer wieder dachte, „Puuuh- das ist echt sportlich, wie lange halte ich das wohl durch“. Dann holte ich mir schnell wieder das Bild „vom sich öffnenden Kreis vor Augen“. Ich hielt mich gedanklich vermehrt in meiner Gebärmutter bei meinem Kind auf. Im ganzen Geburtsprozess vergaß ich, wie Kristin auch so schön beschreibt, die Zeit. Ich dachte mir nur irgendwann, dass die Wellen mittlerweile irgendwie schon einen ziemlich kurzen Abstand haben müssen und ich kaum Pausen hatte. Deshalb klingelte ich mit meiner kleinen Klingel am Bett nach meinem Mann. Er trackte die Wellen und ich war bei 2 -3 Minuten. Daraufhin fuhren wir dann um 15:40 Uhr in die Klinik. Am Liebsten wäre ich zuhause geblieben. Ich konnte mich noch an die ersten Podcastfolgen von Kristin erinnern, wie sie beschreibt, dass man sich an einen sicheren Ort zurückziehen möchte. Die Autofahrt und das Ankommen in der Klinik empfand ich als den „schwierigsten Teil“. Allerdings auch nur, weil ich schon so weit fortgeschritten war (was ich zu diesem Zeitpunkt nur instinktiv wusste) und ich meinen Mann nicht während der Fahrt beunruhigen wollte. Ich stellte nur klar, dass wir uns nun etwas beeilen sollten. ( Wir haben um die SSW34 eine Probefahrt zum Krankhaus gemacht. Mir ist es ziemlich schwer gefallen, während der Fahrt im tiefenentspannten Zustand zu bleiben, auch vielleicht weil man wusste „es ist ja nur eine Übung“. Es hat meinem Mann und mir allerdings sehr viel Sicherheit gegeben, wie ein möglicher Ablauf am Tag X dann sein könnte.) Auf dem Weg vom Parkplatz zur Klinik haben wir ein paar Stopps eingelegt und auch das kurzzeitige Tragen des Mundschutzes vom Haupteingang bis in den Kreißsaal war gut händelbar. Nach kurzem administrativen Papierkram, den mein Mann ganz wunderbar für mich erledigt hat, durften wir auch schon gemeinsam ins Vorwehenzimmer. Ich hatte immer noch Kristin auf meinen Ohren. Mein Mann übernahm die gesamte Kommunikation mit den Hebammen, welche sich ganz toll darauf einstellten. Ich stimmte lediglich mit einem „Ja“ der Untersuchung des Muttermunds zu. Es war mittlerweile 16:15 Uhr und der Befund der Hebamme glich sich mit meinem Instinkt „Das Kind kommt jetzt“. Der Muttermund war vollständig geöffnet und wir wechselten auch sofort in den Kreißsaal. Ein Mini-CTG gab noch Auskunft darüber, dass die Herztöne des Kindes unauffällig waren. Während der Austreibungsphase brauchte ich die Hypnose nun nicht mehr. Ich empfand sie da eher als unangenehm und riss mir förmlich die Kopfhörer von den Ohren. Leider schaffte ich es nicht mehr auf den Gebärhocker , weil es meine Tochter dann doch echt eilig hatte. Und ich nahm sie um 16:40 Uhr in der Hocke gesund und munter in Empfang. Die Austreibungsphase empfand ich als starkes Druckgefühl mit aushaltbaren Schmerzen. Ich versuchte nicht zu pressen, sondern eher bejahend zu schieben. Dies gelang bedingt, weil ich den Pressdrang als schon sehr überwältigend und zeitweise auch angenehm fand, so kraftvoll in Aktion treten zu können. Aber es hat sich gelohnt, da ich keine Geburtsverletzungen hatte. Mein Mann und auch die Hebamme waren erstaunt, wie ruhig und gelassen ich während des Geburtsverlaufs gewirkt habe. Von meinem innerlichen Marathon hat man wohl nach außen eher wenig bis gar nichts mitbekommen .
Auf Grund einer Placenta accreta wurde die Plazenta manuell mittels eines operativen Eingriffs entfernt. Durch die Vorbereitung mit der friedlichen Geburt, auch gemeinsam mit meinem Mann, konnte ich auch dieses Erlebnis angstfrei und sicher bewältigen.
Fazit: Ja, es ist ein Marathon und immer noch das Überwältigendste, was ich je im meinem Leben erfahren habe. Allerdings diesmal im Einklang mit mir, meiner Tochter und meinem Körper. Ich bin dieser Methode unheimlich dankbar und so unfassbar froh, sie kennen gelernt haben zu dürfen. Ich muss dazu sagen: Noch vor meiner Schwangerschaft bekam ich beim Wort „Hypnose“ Angst und assoziierte diese mit einem kompletten Kontrollverlust. So nach dem Motto: „Jemand macht mit dem Finger schnipp, und er ist Herr über mich und der Lage!“ – was das Fernsehen mit uns macht. Umso mehr freue ich mich, dass ich mich auf das so wundervolle Abenteuer eingelassen habe und wir jeden Tag in ein übrigens auch sehr gelassen und entspanntes Gesicht unserer Tochter N. blicken können. Dies war meine ganz persönliche selbstbestimmte, ruhige und kraftvolle Traumgeburt (wie in meiner Vorstellung). Die nicht ganz schmerzfrei war. Allerdings hat rückblickend mein Körper (anders wie bei meiner ersten Geburt) auch die zeitweise schmerzvollen Wellen in positiver Erinnerung behalten. Ein riesiges Dankeschön und meinen größten Respekt auch an meinen Mann, der seine Rolle an meiner Seite sowohl während der Schwangerschaft als auch bei der Geburt so wunderbar übernommen hatte. Ich konnte in jeder Sekunde auf ihn vertrauen, was für mich der Grundbaustein ist und war, dass ich mich fallen lassen konnte und mich der Geburt voll und ganz hingab.
Liebe Kristin, danke, dass du diese Methode ins Leben gerufen hast und deine Erfahrungen mit uns Mamis teilst!