Geburtsbericht von L.
Erstgebärende, 1 Woche vor ET, sehr schnell, Komplikationsfrei, Wassergeburt, Hausgeburt
03.02.2022 um 14:56
49cm, 3100g, Kopf 34cm
Vorbereitung:
Hypnosen & Entspannung, Bauch einölen, jeden Tag eine kleine Runde mit dem Hund, lange schlafen und Faulenzen und etwas Himbeerblättertee und gaaanz viele Raffaello!
Bericht einer kraftvollen, intensiven und friedlichen Hausgeburt
Von dem Kurs hatte ich schon einige Zeit, bevor ich schwanger wurde, gehört und mir bereits neugierig das ein oder andere Thema im Podcast angehört. Als es dann soweit war, habe ich mich direkt angemeldet und fast täglich geübt.
Ich habe mich gut aufgeklärt gefühlt und generell hatte ich stets ein großes Vertrauen in meinen Körper und den ganzen Prozess und habe mich wenig verunsichern lassen. Hab mich aktiv geschützt vor negativen Einflüssen. Im Endeffekt bin ich nur dreimal zur Gynäkologin und habe mich in den letzten Wochen vor der Geburt von unserer tollen Hebamme von Zuhause aus begleiten lassen.
So war es rund für mich. In unseren vier Wänden, in toller Atmosphäre und nur mit Menschen, denen ich vertraue.
Mein Freund arbeitete zurzeit ca. 2 Stunden von Zuhause entfernt und kam an den Wochenenden zurück. So verbrachte ich meinen Geburtstag (02.02.) erst alleine, drehte eine große Runde mit dem Hund und am Abend war ich bei meinen Eltern zu Besuch. Ich telefonierte noch mit einigen Freunden und berichtete, dass es wohl noch etwas dauernd würde und wir ja auch noch eine Woche vor ET sind. Es gab also keine Anzeichen für mich, dass es bald losgehen könnte.
Am nächsten Morgen gegen 5:30 Uhr wachte ich auf und dachte, meine Blase hätte nicht mehr standgehalten. Dem war aber nicht so, es war tatsächlich die Blase geplatzt und tröpfelte vor sich hin. Handtücher hatte ich noch nicht vorbereitet in der Nähe des Bettes und wurschtelte mich etwas überrumpelt durch das Haus. Kurz nach dem Sprung fühlte ich ein leichtes Ziehen, als würde die Menstruation kommen.
Ich sammelte mich kurz und machte zwei Hypnosen – Abschied von der Schwangerschaft und Geburtsbeginn mental fördern. Ganz der Überzeugung, dass es lange dauern würde und mit einer leichten Sorge, zur Einleitung ins Krankenhaus zu müssen. Dann schrieb ich unserer Hebamme, sie wollte gegen 11 Uhr vorbei schauen.
Auch meinem Freund sagte ich Bescheid und versicherte ihm, sich ruhig Zeit zu lassen. Es könnte noch dauern.
An schlafen war nicht mehr zu denken. Ich war aufgeregt. Und gegen meine Vorsätze räumte ich noch schnell das Haus auf und stellte eine wirklich unwichtige Waschmaschine an!
Ich wollte nun in der Badewanne zur Ruhe kommen und endlich in Hypnose versinken. Die Wellen kamen unregelmäßig und mäßig. Es erinnerte mich alles sehr an die Menstruation und kam mir dadurch irgendwie vertraut vor.
Die Hypnose störte mich und ich konnte mich überhaupt nicht darauf einlassen.
Bereits in den letzten Wochen musste ich mich sehr aufraffen, um dran zu bleiben und verlor sehr die Motivation.
Also stellte ich sie ab und war etwas verunsichert, dass mein Plan anscheinend nicht aufging. Als die Hebamme mit ihrer Schülerin, die ich bereits kannte, vorbei kam, waren die Wellen schon intensiver und verlangten Konzentration.
Mein Freund wurde von seiner Kollegin aufgefordert, lieber sofort loszufahren, wenn er bei der Geburt dabei sein möchte und war unterwegs. Brauchte noch etwas länger, da er noch auf Blumensuche war. Er wollte das Haus mit Blumen füllen.
Als er ankam, fuhr die Hebamme wieder los und sagte, wir sollen uns melden, wenn die Wellen regelmäßiger kommen.
Von dem Punkt an kamen die Wellen sehr intensiv mit sehr kurzen Pausen. Keine Position versprach Erleichterung und der Hypnosezug war schon lange abgefahren. Ich versuchte, mich zu entspannen und die Atmung anzuwenden, doch die Wellen waren sehr einnehmend und so versuchte ich die Situation anzunehmen und nach vorne zu blicken. Ich fühlte mich allerdings etwas überrollt von der Intensität. 15 min später riefen wir unsere Hebamme bereits zurück, da ich nun ihre Unterstützung brauchte. Ich überlegte, ob ich vielleicht doch lieber ins Krankenhaus fahren möchte, um eine PDA zu bekommen. Als ich dann erfuhr, dass ich bereits bei 5cm sei und unser Baby tiefenentspannt ist, motivierte mich die Aussicht, dass es nicht all zu lange dauern würde. Mein Freund konnte genau einen Punkt der ToDo-Liste erledigen und zwar baute er in Windeseile den Pool auf und ließ das Wasser ein. Gegen 14:00 Uhr ließ ich mich in das angenehme Wasser sinken und legte mich erschöpft auf dem Rand ab, wenn eine kurze Pause mir dazu Gelegenheit gab.
Von meiner Außenwelt bekam ich wenig mit. In den starken Wellen wurde ich sehr laut, so wie wahrscheinlich noch nie in meinem Leben. Das half mir, die Welle zu verarbeiten. In den Pausen sank ich auf den weichen Rand des Pools und dachte an völlig alltägliche Dinge. Für den Kraftort erschienen mir die Pausen zu kurz und irgendwie war es auch nicht der richtige Platz für mich. Die Hebamme prüfte regelmäßig die Herztöne, die zu jeder Zeit entspannt waren. In den Wellen kniete ich inzwischen. Die Hebamme tastete den Muttermund, ich war fast vollständig eröffnet. Das reichte mir, um beim ersten leichten Pressdrang mitzuschieben, um endlich meinen Sohn in den Armen zu halten. Ich hielt mich an meinen Schienbeinen fest und presste, so sehr ich konnte mit. Ich hätte mir Griffe am Boden gewünscht. Dann bemerkte ich eine Blockade und bekam Angst, dass ich reißen könnte. Die Hebamme versicherte mir, dass das genau der Punkt sei, an dem ich mutig weiterschieben solle. Das tat ich mit voller Kraft. Dann war sein Kopf geboren. Ich hielt ihn mit meinen Händen und fühlte, wie sich sein Körper in mir bewegte. Ein sehr merkwürdiges Gefühl! Mit den nächsten beiden Wellen schob ich ihn ins Wasser und die Hebamme ließ ihn nach vorne gleiten und ich nahm ihn langsam aus dem Wasser auf meine Brust. Er wurde in warme Handtücher gewickelt und war ganz rosig und schaute uns an. Es waren ca. 4 Presswellen und um 14:56 Uhr war er geboren.
Die Nabelschnur war schon nach wenigen Minuten auspulsiert und der stolze Papa durchtrennte sie. Die Plazenta kam rasch und ich konnte sie mit leichtem Pressen hinausschieben. Dann half mir die Hebamme zum Sofa und wollte mich nach Verletzungen untersuchen. Mein ganzer Körper bebte und zitterte. Ich hatte trotz Blitzgeburt nur zwei leichte Risse an den äußeren Schamlippen, die so verheilen konnten und einen leichten Dammriss, der geklebt werden konnte. Ich habe davon nicht viel mitbekommen und hatte auch keine große Angst vor möglichen Verletzungen.
Ich war etwas überrumpelt von der schnellen Geburt und musste erstmal ankommen in der neuen Situation. Leider wurde ich erstmal von hormonell bedingten negativen Gefühlen heimgesucht, die zum Glück nach ein paar Tagen weniger wurden und durch eine große Faszination und Freude über unseren Sohn baute sich auf.
Kurz gefasster Ablauf:
5:30 Uhr Blasensprung und erste leichte Wellen, ca. 10:30 Uhr Hebammenbesuch, Wellen unregelmäßig und mäßig-stark
ca 12:00 Uhr Wellen stark, kurze Pausen, 5cm
ca 14:00 Uhr Pool, Wellen stark
Ca 14:30 Uhr Presswellen, stark
14:56 Uhr L. ist geboren!
Rückblickend kann ich noch zum Wochenbett sagen, dass ich von den Wünschen zur harmonischen Kennlernzeit verwirrt war. Für mich war es wohl die extremste Situation meines Lebens, ein wahres Abenteuer. Fasziniert zu sehen, wie ein Menschenleben beginnt und sich um ein so kleines Wesen zu kümmern, das zu einem gehört. Vertraut und fremd zugleich. Die Zeit war sehr anstrengend. Ich konnte 10 Tage nicht richtig sitzen, fast 5 Wochen nicht richtig laufen, da mein Beckenboden noch geschwächt war. Hatte anfangs Schmerzen und war erschöpft und gleichzeitig brauchte mich mein Sohn rund um die Uhr. Für 2 Wochen überkamen mich gegen Nachmittag meist negative Gefühle und ich weinte dann oft, dann wurde es besser. Das führte auch zu Disharmonie mit meinem Partner. Und ich dachte, wir müssten doch jetzt so richtig verliebt sein. Ich hatte also zusätzlich noch Erwartungen an mich. Später habe ich erfahren, dass es sehr vielen Paaren so geht.
Ich will hier keine Angst machen, sondern ich hätte mir da vorher gewünscht zu hören, wie es sein kann. Vielleicht wurde mir das auch gesagt und ich konnte damit einfach noch nichts anfangen.
Nach 2/3 Monaten schwang sich dann allmählich Alles ein. Und nun mit 6 Monaten habe ich viel Spaß mit meinem Sohn, die unruhigen Nächte setzen mir immer noch zu, aber erstaunlicher Weise komme ich trotzdem gut durch den Tag. Am meisten Spaß macht es, sich gemeinsam mit meinem Partner um den Kleinen zu kümmern und Zeit zu verbringen.
Der schöne Kurs von Kristin hat mir vielleicht nicht die erwartete Hypnose unter Geburt erbringen können, jedoch hat er mir sehr viel Zuversicht, Orientierung, Aufklärung und Ruhe während der gesamten Schwangerschaft und der Geburt gegeben. Ich habe mich begleitet gefühlt von einer Gruppe starker Frauen. Das tat so gut und ich möchte mich herzlich für eure so wertvolle Arbeit bedanken! Und auch vielen Dank an die lieben Kursteilnehmerinnen, die mir zum Ende der Schwangerschaft so unterstützend beiseite standen. Ich habe sogar eine neue Freundin in meiner Umgebung durch den Kurs kennenlernt.