Triggerwarnung: Geburt mit Komplikationen (medikamentöse Einleitung, Ballonkatheter, enge Nabelschnur-Umschlingung)
Schonmal vorweg: Ich habe unsere Geburt nicht als ruhig oder entspannt erlebt. Aber es war definitiv eine selbstbestimmte, schnelle, kraftvolle und positive Geburtserfahrung!
Es ist der 11.01.23, Tag des errechneten Termins, und ich bin zur Kontrolle im Krankenhaus. Am vorigen Tag wurde beim Frauenarzt festgestellt, dass die Gewichtsentwicklung nicht zufriedenstellend war. Das Thema Gewicht begleitete mich – wie auch in meiner ersten Schwangerschaft – bereits meine gesamte zweite Schwangerschaft. Denn ich habe seit meiner Jugendzeit eine Herzrhythmusstörung (Long QT-Syndrom: Risiko auf plötzlichen Herztod) und nehme deshalb Betablocker, durch die häufig eine Wachstumsretardierung des Babys beobachtet wird.
Zum Glück war ich während der Schwangerschaft Dank Kristins Hypnosen zuversichtlich und voll positiver Gedanken und konnte meine Ängste mit den entsprechenden Übungen abbauen und war auch sehr froh, durch diese Unterstützung so weit gekommen zu sein. Da auch im Krankenhaus ein zu geringes Gewicht bestätigt wurde, wurde für den gleichen Tag die Einleitung empfohlen. Aus mehreren Gründen entschlossen wir uns jedoch, erst zwei Tage später die Einleitung durchzuführen.
Aufgrund meiner Herzrhythmusstörung darf ich einige Medikamente nicht einnehmen, um kein kardiales Ereignis auszulösen. Darum wurde erst eine mechanische Einleitung mit einem Ballonkatheter angestrebt. Dadurch kam es in der anschließenden Nacht zu den ersten Wellen. Erst in etwas größerem Abstand, dann ca. drei Stunden lang im Abstand von 4-5 Minuten. Mit Kristins Methode konnte ich die Wellen ruhig und kraftsparend auf der Seite liegend im Bett veratmen.
Ich war sehr dankbar über mein Einzelzimmer, da ich so ganz für mich sein konnte und wartete darauf, dass sie in noch kürzerem Abstand kommen und die Geburt losgeht, doch die Wellen nahmen wieder ab und gegen 5 Uhr konnte ich bis zur Entfernung des Ballonkatheters zwei Stunden schlafen. Die Ärztin erklärte bei der Entfernung, dass der Ballonkatheter nur bei 30-40% der Frauen zur Geburt führt, jedoch trotzdem ein Fortschritt bzgl. Weichheit des Muttermunds zu verzeichnen war. Auch eine leichte Zeichnungsblutung wurde ausgelöst. Trotz dieser kleinen Frustration war ich weiterhin positiv gestimmt, mein Unterbewusstsein hatte ja glücklicherweise abgespeichert, flexibel zu bleiben.
Es wurde vereinbart, dass die Einleitung mittags mit 1ml Minprostingel fortgeführt wird, damit ich mich noch etwas ausruhen kann. Leider konnte ich nicht schlafen, da ungefähr alle 30 Minuten jemand ins Zimmer kam. Nach dem Mittagessen um 12:30 Uhr ging ich wieder in den Kreißsaal, um erst ein CTG zu schreiben und anschließend um 13 Uhr das Gel impliziert zu bekommen. Nachmittags kam mein Mann zu Besuch und wir machten noch einen kurzen Spaziergang, bei dem ich bereits einen anderen Druck nach unten wahrnahm als bisher.
Gegen 19 Uhr war ich wieder zurück im Kreißsaal, um erneut ein CTG zu schreiben, damit danach die 2. Dosis 1ml Minprostingel eingeführt werden konnte (aufgrund meiner Herzrhythmusstörung wiederum nur 1ml statt 2ml). Dies fand ungefähr gegen 20 Uhr statt. Danach nochmal ans CTG und währenddessen merkte ich bereits, dass mein Darm in Gang kam. Zum Glück wurde ich kurz darauf abgemacht und konnte gegen 21 Uhr in mein Zimmer. Dort versuchte ich, noch eine Kleinigkeit des Abendessens zu mir zu nehmen.
Doch dann fing mein Körper plötzlich unkontrolliert an, zu zittern. Und ich erinnere mich noch, dass mich dieses Zittern leicht aggressiv gemacht hat und ich mich mit nur zwei Stunden Schlaf in den letzten 24 Stunden noch sehr erschöpft fühlte und mir nicht vorstellen konnte, eine Geburt durchzustehen. Deshalb durfte mich Kristin auf den Ohren begleiten. Mein Gefühl sagte mir tatsächlich, dass sich unser Baby nun auf den Weg machen wollte.
Bis ca. 22 Uhr hatte ich durchgehend einen harten Bauch und spürte Übungswehen, die ich noch nicht veratmen musste. Dann aber kamen sehr schnell intensive Wellen in einem Abstand von 2-3 Minuten. Ich änderte die Hypnose auf die „Eröffnungsphase“ und gegen 22:20 Uhr rief ich eine Schwester, die mich in den Kreißsaal beorderte.
Dort angekommen, musste ich noch kurz auf einem Stuhl Platz nehmen und eine Welle veratmen, als die Hebamme kam. Mein Drang nach frischer Luft war sehr groß und der Raum, in dem das CTG geschrieben wird, fensterlos. Deshalb wollte ich erst nicht ans CTG, doch die Hebamme bestand darauf, um einschätzen zu können, wie es dem Kind und mir geht. Ich entschied mich deshalb für das CTG und verbrachte dort nun eine gute Stunde bis 23:30 Uhr.
Während dieser Zeit unterstützte mich Kristins Stimme sehr. Ich wusste, dass mich jede Welle meinem Kind näherbringt und so konnte ich jede Welle positiv aufnehmen und im Liegen – leider mit wenig Bewegungsfreiheit – veratmen. Spannend war, dass während jeder Welle das Zittern meines Körpers immer komplett aufhörte und ich mich ganz auf mich und mein Baby konzentrieren konnte. Nach Entfernen des CTGs ließ mir die Hebamme ausrichten, dass ich nun nach draußen kann und in einer halben Stunde zurückkommen sollte, um die vaginale Untersuchung durchzuführen. Ich wunderte mich noch über diese lange Zeitangabe, jedoch vertraute ich auf die Erfahrung der Hebamme.
Ich ging also kurz in die Kälte hinaus (unser Baby kam im Januar zur Welt) und atmete dankbar tief die frische, kalte Nachtluft ein. Ich war nur ein paar Minuten (zwei Wellen) draußen und nutzte die Zeit, um meinen Mann anzurufen, um ihm zu sagen, dass er nun losfahren sollte, da ich ihn brauche – zum Glück hörte ich auf meine Intuition, sonst hätte er die Geburt verpasst! Anstatt anschließend wieder zurück in den Kreißsaal zu gehen, fuhr ich mit dem Aufzug hoch in mein Zimmer. Ich wollte einfach frische Luft und mich zurückziehen und ganz für mich sein. Dies war sicherlich keine rationale – jedoch für mich richtige – Entscheidung.
Die Wellen, die immer noch ca. alle 2 Minuten kamen, veratmete ich im Bett im Vierfüßler, die Arme auf mein Kopfteil gestützt. Nach ca. 15 Minuten veränderte sich das bisher starke Körpergefühl. Ich spürte nun tatsächlich einen Schmerz, der meinen gesamten Bauchraum ausfüllte und zusammenzog. Hatte mir Kristins Atmung bis dahin sehr gut geholfen, konnte ich bei dieser Welle nicht mehr tief in meinen Bauch atmen. Die Intensität hatte zugenommen und bei der zweiten Welle in dieser Form war mir klar, dass ich nun wieder in den Kreißssaal möchte (rückblickend war dies wohl die Übergangsphase).
Auch zu diesem Zeitpunkt war ich trotzdem weiterhin Dank der Hypnose in einem Trancezustand und dachte nicht daran, nach jemandem zu klingeln, sondern machte mich selbst auf den Weg. Direkt vor dem Fahrstuhl kam nochmal eine sehr starke Welle und ich ließ mich im Vierfüßler auf den Boden fallen. Sofort kamen Stationsschwestern angerannt, um mir zu helfen und fuhren mich auf einem Sitzwagen ein Stockwerk tiefer in den Kreißsaal.
Dann ging alles sehr schnell: Kurz nach Verlassen des Fahrstuhls begann auch schon die Austreibungsphase. Meine ersten beiden Presswehen kamen mit angezogenen Beinen auf dem Sitzwagen und ich versuchte, noch nicht mit zu pressen, da ich wusste, dass ich erst die Info der Hebamme benötige, dass mein Muttermund vollständig eröffnet ist.
Im Kreißsaal angekommen, verlagerte mich die Hebamme auf das Geburtsbett und stellte bei der vaginalen Untersuchung überrascht fest, dass ich vollständig eröffnet war. Mit dieser Info gab ich mich ganz und gar meinem Pressdrang hin. An dieser Stelle legte ich meine Kopfhörer beiseite und überlies mich meinem Körpergefühl. Mit der Austreibungsphase überkam mich ein positives, kraftvolles Gefühl, ganz ohne jegliche Schmerzen, nur das Dehnungsgefühl nahm ich deutlich wahr. Mit der zweiten Presswehe auf dem Bett öffnete die Hebamme die Fruchtblase. Daraufhin hörte ich von ihr nur einen lauten erschrockenen Ausruf, kümmerte mich jedoch nicht weiter darum und war noch voll und ganz auf mich und mein Baby fokussiert, dessen Köpfchen ich bereits gut zwischen meinen Beinen spüren konnte. Zu diesem Zeitpunkt berührte mich mein Mann am linken Arm und mich durchflutete grenzenlose Erleichterung, ihn nun bei mir zu wissen. Hatte ich den Berg bis hierhin allein erklommen, konnte ich jetzt komplett loslassen!
Mit lauten Anfeuerungsrufen der Geburtsbegleiter, einem Mulltuch als kinästhetischen Zug und der motivierenden Stimme meines Mannes im Ohr, konnte ich vier Presswehen später, am 15.01.23 um 00:08 Uhr, unseren Sohn zum ersten Mal auf dieser Welt schreien hören. Weshalb die Hebamme bei der Fruchtblasenöffnung so reagierte und auch eine schnelle Pressphase so wichtig war, erfuhr ich erst etwas später: mein Sohn hatte die Nabelschnur sehr eng um den Hals gewickelt und sie verlief zudem seitlich des Kopfes, so dass die Sauerstoffzufuhr beim Pressvorgang beeinträchtigt wurde. Glücklicherweise konnten wir ihn gesund in unsere Arme schließen.
Die aktive Phase meiner Geburt dauerte letztlich nur ca. zwei Stunden. Für mich war der Moment, in dem der kleine Körper aus mir heraus flutschte genauso emotional und einprägsam, wie auch der Augenblick, in dem mein Baby auf meine Brust gelegt wurde. Ich glaube, ich hatte mir einfach nach der Bauchgeburt meines ersten Sohnes nichts sehnlicher gewünscht, als eine vaginale Geburt erleben zu dürfen und konnte so das Gefühl dieses Moments sehr bewusst wahrnehmen.
Die Hebamme entschuldigte sich später bei mir, dass sie meinen Geburtsfortschritt falsch eingeschätzt hatte, da ich so ruhig erschien und sehr gut mit der Wehentätigkeit zurechtkam. Also kleiner Reminder: Besteht wirklich, wie auch von Kristin empfohlen, auf die vaginale Untersuchung! Wäre mein Mann an meiner Seite gewesen, wäre es sicherlich anders gelaufen. Für mich war es so jedoch wirklich wunderbar, da ich mich auf mich und mein Baby konzentrieren konnte und sogar keinerlei Interventionen oder Schmerzmittel benötigt habe. Dies wäre aufgrund meines Herzens auch nicht ganz unkompliziert gewesen.
Ich hatte zwar nicht das Gefühl, ständig in Trance zu sein, da ich fast die komplette Geburt allein bestritt und aufgrund meiner Herzrhythmusstörung und dem Wunsch, meinen Mann bei mir zu haben (tatsächlich hätte ich ihn nicht für den Geburtsvorgang selbst gebraucht, sondern nur als Sprachrohr), immer wieder selbst in die Kommunikation gehen musste. Doch die Stimme von Kristin gab mir eine unglaubliche Sicherheit und legte den Fokus immer wieder auf meinen Körper und mein Baby. Ich bin stolz und unglaublich glücklich, dass ich auch mit meinem Long QT-Syndrom solch eine selbstbestimmte, kraftvolle, schnelle und wundervolle Geburt erleben durfte! Dieses Erlebnis hat das Urvertrauen in meinen Körper wieder gestärkt und dafür bin ich Kristin und ihrem Team unendlich dankbar!