Geburtsbericht von

Monika

Prolog:

Es handelt sich hier um meine dritte Geburt. Die erste war ganz normal im Krankenhaus, allerdings für eine erste Geburt ziemlich schnell, da ich nur 50 Minuten im Kreißsaal verbrachte. Die friedliche Geburt gab es damals noch nicht. Bei meiner zweiten Geburt hatte ich den Podcast gehört und immer auf die neue Folge hin gefiebert, denn es gab noch nicht so viele. Die Methode faszinierte mich, aber ich war noch nicht überzeugt genug, um den Kurs zu buchen. Die zweite Geburt ging ich aber dann so entspannt an, dass sie im Auto endete bzw. ich nur zur Plazentageburt im Krankenhaus war. Mit dieser Vorgeschichte planten wir die dritte Geburt lieber gleich zu Hause…

Hauptteil

Die letzten Wochen der Schwangerschaft, so ab Mutterschutz hatte ich immer das Gefühl: „Jetzt darf es noch nicht losgehen, ich bin noch nicht so weit; warte noch, liebes Baby, ich muss doch noch das und das und das vorher fertig machen.“ Dann waren Anfang November ja noch Herbstferien (und damit die beiden großen Kinder zu Hause) und mein Gedanke war: „Ich brauche noch etwas Zeit nach den Ferien für mich. Ich will nochmal Zeit für Hypnosen am Vormittag. Nochmal etwas runterkommen.” Termin war der 18.11.

Am 21./ 22.10. waren erste Wellen zu spüren bzw. ein Druck nach unten, der mich an das Gefühl bei den letzten Geburten erinnerte. Und mit den Wellen bekam ich ein Gefühl der Panik…
“Am 23. hat doch Papa Geburtstag, nicht du, liebes Baby, warte noch”. Meine Hebamme meinte beim nächsten Vorsorgetermin, dass es oft mal so 4 Wochen nach den ersten Kontraktionen wirklich losginge. “Das wäre dann genau ET. Wäre doch okay, ich habe noch Zeit” dachte ich.

2 Wochen später, in den Herbstferien, waren die Kinder und ich (ohne Papa) noch ein paar Tage bei Oma und Opa. In der Zeit haben wir zusammen eine Erkältung ausgebrütet. K2 hatte zwischendurch über 40°Fieber und auch ich war am Husten und erkältet sein. Am Donnerstag sind wir zurück nach Hause gefahren und Freitag/ Samstag hatte ich (zurück in meiner Höhle zu Hause) wieder ziemlichen Druck nach unten. Die Woche drauf (am 9.11.), kam wieder die Hebamme C und meinte, naja, dann pendelt es sich so alle 2 Wochen ein und in 2 Wochen ist es dann wirklich so weit (wäre ja genau der ET gewesen, bzw. ein bis zwei Tage später). Ich fühlte mich immer noch nicht wirklich bereit, auch wenn viele Sachen auf meiner Liste abgehakt waren. Auch die Herbstferien waren nun seit 2 Tagen vorbei. Ruhe zu Hause hatte ich dennoch nicht so ganz, weil mein Mann und ich beide immer noch recht erkältet waren, er nicht zur Arbeit konnte und so vegetierten wir so durch die Tage.

Am 10.11. nahm ich noch an der Live-Fragestunde teil und stellte letzte Fragen zum Thema Erkältung und Hypnose. Am Ende der Fragestunde wünschte Kristin allen, die bald Termin haben, eine tolle Geburt und dass man sich doch darauf freuen sollte, irgendwie so. Ich hatte ja eigentlich nie Angst vor der Geburt, eher einen Riesen-Respekt vor der Zeit danach. Durch diesen Satz von Kristin hat es in meinem Kopf irgendwie klick gemacht und ich dachte mir: “ich kann nicht davor davonlaufen, und es ewig aufschieben. Es ist jetzt okay, wenn du kommst, liebes Baby, ab morgen bin ich ja dann auch in der 40.SSW”.

Abends hörte ich im Bett dann auch die Hypnose Geburtsbeginn mental fördern, die ich bis dahin noch nie gehört hatte, weil ich mich zuvor nicht bereit fühlte. Darin kommt eine Stelle vor, wo es darum geht, die Verantwortung ans Baby abzugeben und dass es seine Entscheidung sei, wann es denn kommen möchte. An dieser Stelle musste ich so sehr weinen, weil ich erkannte, dass genau dieses Abgeben der Verantwortung mir so gar nicht liegt und ich gerne die Kontrolle hätte… aber es ging mir danach dann gut mit dem Gedanken, dass das Baby kommen dürfte, wenn es ihr passt. Ich war bereit!

Der nächste Tag war der 11.11. (Sankt Martin). Der Tag ging irgendwie rum, um 16:45 Uhr hatte K2 Martinsumzug im Kindergarten (ohne Eltern, es war ja Corona-Hoch-Zeit). Ausnahmsweise sind wir zum Kindergarten mit dem Auto gefahren, weil mir nicht danach war, im Dunkeln zu spazieren. Beim Kindergarten hatte ich noch kurz mit ein paar Mamas geredet, wie weit ich denn nun schon sei und dass ich nicht fitter werde mit der Zeit… dann schnell weiter, weil K1 um 17 Uhr Judo-Training hatte. Im Auto hatte ich ein vages Gefühl, dass ich nicht aussteigen möchte und bin im Auto sitzen geblieben, während mein Mann ihn in die Judohalle brachte. Dann sind wir zwei nach Hause. Dort habe ich dann weiter an den letzten Sachen der To-Do-Liste abgearbeitet und hab das Arbeitszimmer unter dem Dach ausgemessen. Das soll nächstes Jahr unser Schlafzimmer werden und ich wollte einen Plan erstellen, wo welche Raumhöhe ist, etc. weil dort alles mit der Dachschräge und dem Kamin im Raum nicht so einfach ist. Ich bin also eine Stunde dort oben rum-gekrabbelt und hinter die Möbel geklettert, während sich mein Mann auf der Couch ausruhte (oder was anderes machte, ich weiß es nicht).

Im Arbeitszimmer ist auch mein Stofflager und ich brachte dann auch noch Stoff mit nach unten, um Freitagvormittag zu Nähen (den Stoff habe ich dann Wochen später im Wohnzimmer wieder gefunden, aber ich weiß nicht mehr, was ich eigentlich nähen wollte) …
Mit meiner Skizze mit aufgeschriebenen Maßen kam ich dann nach unten ins Wohnzimmer, um daraus einen Plan zu erstellen. Ich ging aber erst noch zur Toilette und bemerkte dort: “Hui, da ist ja Blut. Ob es wohl losgeht? Oder bin ich zu viel rumgekrabbelt beim Messen? Ist alles okay? Bei K2 hatte ich morgens geblutet, abends war sie da. Hm, mal sehen, was jetzt so passiert…”

Dann war auch schon fast Zeit zum Abholen von Martinsumzug und Judo. Eigentlich war der Plan, dass mein Mann und ich jeder ein Kind abholt, doch ich bat meinen Mann, ob er nicht doch beide allein mit dem Auto holt. Mir war nicht nach Abendspaziergang und wollte in “meiner Höhle” bleiben…

18:15 Uhr K2 abgeholt, 18:30 Uhr K1 abgeholt, kleine Abendrundfahrt meines Mannes; ich richtete in der Zeit Abendessen her. Ausnahmsweise nicht am Esstisch, sondern am kleinen Couchtisch, weil ja um 18:45 Uhr Sandmännchen kommt und wir davor nicht fertig werden mit essen… normal, wenn wir am kleinen Tisch essen, setze ich mich auf den Boden, weil es für alle zusammen auf der Couch etwas eng ist. Aber dieses Mal fand ich am Boden keine Position, wie ich vernünftig sitzen konnte und tauschte Platz mit meinem Mann.

Nach Essen und Sandmann brachte ich die großen Kinder ins Bett. Beim Gute-Nacht-Geschichte-Vorlesen war es wieder nicht so einfach, eine bequeme Position zu finden, wo ich gut sitzen konnte und jedes Kind genug Kuscheleinheiten bekam und ich gleichzeitig noch den Text vom Buch lesen konnte. Nach der Geschichte legte ich mich neben das Bett von K2, auf so eine Gymnastik-Turn-Matte, (kommt später noch vor : ) ) und hab für sie gesungen und mit ihr gekuschelt zum Einschlafen. Zwischendurch kam auch schon die eine oder andere Welle. Zu diesem Zeitpunkt nahm ich es als Ziehen wahr, aber schon auch mit dem Gedanken, es könnte das sein, was später “richtige” Wellen werden könnten. K2 schlief dann und ich setzte mich zu K1, der noch Hörbuch hörte. Ich saß vor seinem Bett (auch auf einer der Gymnastikmatten) und spielte noch ein wenig am Handy rum, während ich mit ihm kuschelte. Immer mal wieder kam so eine Welle und ich fing an, zu überlegen, wann ich denn ins Kinderzimmer gegangen war und wie viele Wellen es denn nun schon waren… Ich kam dann so im Schnitt auf ca. 10 Minuten Abstand.

“Hm, könnte ja schon regelmäßig werden”… Ich blieb, bis auch er eingeschlafen war, probierte aber nebenbei auf der Matte verschiedene Positionen aus, wie ich mich hinknien könnte und kreiste ein wenig mit dem Becken und groovte mich ein wenig ein. Andererseits machte ich mich auch ein wenig lustig über mich selbst, weil es ja noch nicht so richtig losging und es hinterher sowieso alles anders sein würde.

Dann ging ich wieder ins Wohnzimmer (gegen halb 9 Uhr) und meinte zu meinem Mann, dass es sein könnte, dass es was wird, heute Nacht. Er machte mich dann etwas verrückt, weil er dann plötzlich anfing, die Couch abzuräumen und prinzipiell im Wohnzimmer aufzuräumen. Ich wollte doch mit ihm kuscheln und schauen, ob die Abstände kürzer werden oder nicht… das sagte ich ihm dann auch und er setzte sich wieder hin (braver Mann).
An diesem Abend war noch irgendein Länderspiel (Deutschland gegen Liechtenstein), das nebenbei im Fernsehen lief.

Gegen 21 Uhr rief ich meine Hebamme C. an, weil ich auch nicht wusste, was Sache ist und wir auch nicht richtig vereinbart hatten, wann ich sie anrufen sollte. Sie meinte dann aber, sie wolle keine Vorwarnung, sonst könne sie nicht mehr schlafen. Wir redeten dann ein wenig und sie riet mir, mich nochmal auszuruhen… Es könne gerade bei dritten Kindern so sein, dass sie mich nur ärgern will und dass die Wellen nach einer Nacht mit 10 Minuten Abständen morgen früh wieder aufhören, wenn der normale Tagesablauf mit den Großen startet. Ich solle doch noch erst einmal schlafen. Ich schwankte zwischen aufgedreht/aufgeregt sein und Müdigkeit. Wir einigten uns darauf, dass ich mich bei ca. 5 Minuten Abstand wieder melde.
Was ich nachher erst erfuhr: sie hat sich dann schon mal schlafen gelegt, um noch Schlaf zu sammeln, bevor es losgeht. Und sie meinte später auch, dass sie bei meiner Vorgeschichte (K2 habe ich ja im fahrenden Auto geboren) vermutlich kein Auge mehr zugetan hätte, wenn ich weiter weg gewohnt hätte (wir wohnen nur drei Häuser weit auseinander in der gleichen Straße).

Um schlafen zu gehen, war ich aber erst einmal zu aufgedreht. Ich kuschelte mich also zu meinem Mann auf die Couch (wo ich normal innerhalb kürzester Zeit einschlafe) und hörte die Geburtshypnose dabei. Aber mit einem Ohr hörte ich auch beim Fußball zu. Ich bemerkte, dass sich die Hypnose etwa alle 11 Minuten wiederholte und spürte meistens zwei Wellen in einem Durchlauf. In der Halbzeitpause machte ich nochmal Pause mit der Hypnose, holte mir was zu trinken und tigerte durch die Wohnung. In der zweiten Halbzeit wurden die Abstände zwischen den Wellen wieder größer und ich hatte teilweise keine Welle mehr in einem Hypnosedurchlauf und war etwas genervt…

Nach dem Fußball ging ich dann ins Bett und hörte zum Einschlafen Geburtsbeginn mental fördern. Die Wellen kamen alle 12 Minuten in etwa, aber waren nicht so, dass sie nicht auszuhalten gewesen wären. Während der Meditation bin ich eingeschlafen. Gegen halb 1 Uhr wurde K2 wach und ich holte sie wie immer zu uns ins Bett. Während ich sie trug, kam eine Welle. Das war eher unangenehm. Aneinander gekuschelt schliefen wir weiter.
Sie schlief insgesamt unruhig, wurde ab und zu wach, kuschelte sich dann wieder an mich und schlief wieder weiter.
Gegen 2 Uhr wurde ich wieder wach, kuschelte mit K2; während einer Welle löste sie sich aber von mir und drehte sich weg und kuschelte sich an den Papa. So war das sonst nie gewesen.
In dem Moment wurde ich richtig wach, weil mich das Verhalten irritierte. Fühlt sie was, was ich nicht fühle? Geht’s jetzt wirklich los und sie lässt mich los, wendet sich ab, macht Platz fürs Baby?

Ich lauschte in meinen Körper und wartete ab, die nächste Welle kam nach ca. 10 Minuten Abstand. Oder waren es doch nur noch 8 Minuten? Ich war zu unruhig und hibbelig, und stand auf, um zu schauen, was passiert. Es war ca. 2:20 Uhr.
Ich nahm Jogginghose und Filzschlappen mit ins Wohnzimmer, machte nur ein bisschen Licht, zog mir die Sachen über und stellte mich in der Küche auf die Arbeitsplatte gestützt (das fand ich bei der letzten Geburt als angenehm in der Anfangsphase).
Ich wollte die Hypnose anmachen, aber Mist, Handy im Schlafzimmer vergessen, nix mit Hypnose hören erst mal… Aber Moment, da ist ja schon wieder eine Welle? Die letzte war doch erst grad? Okay, während der Welle versuchte ich, zu visualisieren und richtig zu atmen.

Danach fing ich wieder an, nachzudenken… Wann war nochmal die Welle davor… also aufgestanden war ich so um 20 nach 2 Uhr, da hatte ich dann gleich eine Welle im Schlafzimmer, dann eine jetzt gerade, dann eine dazwischen… jetzt ist es fast halb… das bedeutet ja dann 3 Wellen in 10 Minuten… also unter 5 Minuten Abstand?! What?!! Also, auf, meinen Mann wecken, Hebamme anrufen etc. … aber… ich habe da grad keine Lust drauf, jemand zu wecken und auf Unruhe. Ich will doch lieber allein sein und meine Ruhe haben… Allerdings so ganz alleine bis zum Schluss? Ne, ist auch doof… Okay, ich wecke erst mal meinen Mann H. und hol mein Handy aus dem Schlafzimmer für die Hypnose…

Also H geweckt…
er: „Hä? Was ist denn los? …“
– ich: „Wir fahren jetzt bald los, Abstand 5 Minuten… also wir fahren natürlich nicht los, aber es geht los, bald musst du C. anrufen…“
Handy genommen, wieder ab zur Arbeitsplatte in der Küche. Das Ganze hat insgesamt länger als 5 Minuten gedauert, ohne Welle… also habe ich mich vorhin doch verrechnet? Falscher Alarm? Aber kaum wieder an Ort und Stelle, eilt die nächste Welle heran… ich mach im Anschluss die Hypnose an. H. kommt ins Wohnzimmer, zieht sich was über, schaut mir zu. Fängt wieder an, irgendwas aufzuräumen. Das nervt mich einerseits, andererseits ist es mir auch egal.

Dann fragt er, ob er C. (die Hebamme) anrufen soll.
Ich sag nur: „Keine Ahnung, aber vermutlich ja. Oder vielleicht auch nicht?“ Dann haben die nächsten zwei Wellen nur 3 Minuten Abstand. Also ruft er sie an, „Abstand ist 3 bis 5 Minuten,“ sag ich ihm. Dann räumt mein Mann wieder irgendwas rum. Ich versuch, es zu ignorieren. H. machte die Haustür und Wohnungstür auf, damit C. nicht klingeln muss. 10 Minuten später (2:50 Uhr) ist sie auch schon da und redet vom Nebel in heimeligem Wetter. Ich „verstecke“ mich weiter in der Küche bei der Arbeitsplatte, höre dann aber die Frage, wo ich denn sei. Ich winke ihr kurz und tauche wieder ab. Sie deutet meinen Blick richtig, sagt kurz Hallo und lässt mich in Ruhe. Dann bereiten die beiden wieder irgendwas vor. C. sterilisiert am Ofen hinter mir irgendwas. Fragt H. nach Essigessenz. Da ich gerade Wellenpause habe, sag ich ihr, in welchem Schrank sie suchen soll, und frage mich, warum wir sie vorher eigentlich gefragt hatten, was wir dahaben und vorbereiten sollen. Da war ihre Antwort immer, sie bringt alles mit, wir brauchen nix vorbereiten…

H. wird Sachen holen geschickt, läuft irgendwo rum, holt Handtücher aus dem Schlafzimmer und bringt irgendwas zum Gefrierschrank. Ich überlege, ob ihn das nervt, dass er jetzt rumlaufen muss, obwohl er doch vorher extra gefragt hatte, beschließe dann aber, dass es mir grade egal ist. C. sagt, dass sie nachher gerne mal nach den Herztönen schauen würde, wenn es mir passt, aber dass ich erst einmal hierbleiben soll, wenn es mir hier guttut. Sie bereitet derweil alles vor. Okay, macht was ihr wollt, ich bleibe hier, lasst mich in Ruhe…

Irgendwann später beschließe ich dann, dass ich jetzt rüber ins Wohnzimmer wechseln möchte, weil ich mich ja auch nicht für immer in der Küche verstecken kann. Ich überlege, was eine angenehme Position hier sein könnte und schick meinen Mann ins Kinderzimmer, um eine der Gymnastikmatten zu holen, weil ich denke, dass es bequem sein könnte, drauf zu knien und den Oberkörper auf die Couch zu legen. Dann frag ich C., was sie vor hat für ihre Untersuchung. Ich lege mich auf die Couch; die Welle dort im Liegen ist echt unangenehm, auch wenn C. mir die Hand hält und Gegendruck aufbaut. Irgendwie verwirrt mich, angefasst zu werden. Ich will doch einfach nur meine Ruhe. In der Pause schaut sie nach den Herztönen und Muttermund und ist mit allem sehr zufrieden und freut sich, weil alles so schön weich sei. Muttermund ist bei 5cm. Ich überlege kurz, ob ich das gut oder schlecht finde und merke, dass es mir egal ist… zur nächsten Welle roll ich von der Couch auf die Matte und probiere die Position aus und finde sie auch ganz okay. Ich stöpsele die Kopfhörer ein und höre die Geburtshypnose weiter.

C. fragt irgendwann, ob sie mich massieren darf, weil das viele Frauen angenehm finden. Ich sage, dass ich es nicht weiß, aber sie es ja mal probieren kann… Sie fängt dann genau während einer Welle an, zu massieren, was mich nervt (von außen war aber eben nicht zu sehen, dass ich gerade wehe). Irgendwie drückt sie beim Massieren das Baby nach unten und es tut irgendwie weh. In der Wellenpause ist die Massage angenehm, aber irgendwie kommt dadurch auch keine neue Welle mehr. Erst genieße ich die längere Pause etwas, aber nach ein paar Minuten sag ich zu C., dass es ja ganz nett ist, aber sie die Wehen weg massiere (oder ich sie nicht mehr spüre?). Sie hört dann auf mit Massage und die Wellen kommen wieder im alten Abstand. In den Pausen setze ich mich jetzt meist auf die Matte und dreh mich und mische mich in das leise Gespräch ein, stelle Sachen richtig, die mein Mann falsch erzählt, hole mir ein Taschentuch, Lippenstift, Trinken etc. Während der Wellen drehe ich mich zur Couch, atme, versuche, zu visualisieren… einen Kopfhörer habe ich im Ohr, mit einem Ohr „muss“ ich ja zuhören (ich Kontrollfreak)… zwischendurch sage ich zu H., er soll stricken (damit er eine Aufgabe hat und nicht so untätig und nervös rumsitzt). Das macht er dann auch brav.
Später kocht er auch Tee für mich, oder früher. Irgendwann.

Da der Tee aber noch zu heiß ist, trink ich erst noch von meinem Wasserglas. Ich trinke gefühlt relativ viel, weil ich durch die verstopfte Nase und den Husten und das bewusste Atmen oft einen trockenen Mund habe. Dann gehe ich zur Küche, um mein Wasserglas wieder zu füllen. Dort sehe ich „meine“ Arbeitsplatte und bleibe wieder da. Irgendwie ist es dort schon am schönsten! In einer Wellenpause frag ich H, ob ich uns jetzt was kochen soll, ich hätte gerade Zeit und wäre ja gerade in der Küche… er beschließt, dass ich es nicht ernst meine… C. fragt, was wir da tuscheln (sie sitzt etwas weiter weg auf der Couch), H. klärt sie auf und sie meint, wir wüssten ja nicht, was manchen Frauen während der Geburt so alles einfiele… das hätte mich ja eigentlich schon interessiert, aber da kam dann gerade eine neue Welle und ich klinke mich wieder aus dem Gespräch aus.

Dann überlege ich, ob ich zur Toilette gehen möchte. Da platzt auf einmal die Fruchtblase. Mein Kommentar: „Mist, ich laufe aus“. Als die andern beiden realisieren, dass es die Fruchtblase war, werden sie wieder etwas aktiver. C. hilft mir, meine Hose auszuziehen. Mich nervt es etwas, dass jetzt die einzige gemütliche Kuschelhose, die mir noch passt, erst mal nicht mehr einsetzbar ist…
C. hilft mir, eine Netzunterhose mit Einlage anzuziehen und erzählt mir, dass das praktisch wäre, weil sie die später einfach zerschneiden könnte usw… Es ist mir sowas von egal. Eigentlich will ich gar nichts anziehen… aber wenn sie denn meint. Das Anziehen/ Bein heben fällt mir schwer, C. fragt, ob ich gerade eine Wehe habe. Ich sage, ich glaube nicht, aber es drückt so, dass ich kaum mein Bein heben kann. Ihr Kommentar, oh, wenn es schon so drückt, dann kann es jetzt dann schnell gehen. Ich schau auf die Uhr (weiß aber die Zeit nicht mehr) und denke, „cool, dann schaffen wir es wohl noch, bevor die großen Kinder aufstehen“.

C. geht wieder ins Wohnzimmer in Richtung Couch. Ich gehe relativ bald hinterher. Ich wollte ja eigentlich zur Toilette, als die Fruchtblase platzte. Ich frage in den Raum, ob es jetzt eine gute Idee wäre, zur Toilette zu gehen. Aber die beiden sind gerade dabei, die Couch auszuziehen und es klappt irgendwie nicht so, wie es soll. Keiner hört mir zu. Ich bin mir selber unsicher, ob ich einfach gehen soll oder ob ich ihnen helfen soll und gehe dann aber zur Tür. Als ich halb draußen bin, bemerkt mich C. und fragt mich, wo ich denn jetzt hinwill. Ich meckere erst etwas rum, dass mir ja keiner zuhört und dass ich zur Toilette will. Aber dass ich auch nicht so genau weiß, ob das jetzt gut ist oder nicht. Sie meint, dass sie es jetzt eher nicht wollen würde, außer ich will das Baby am Klo bekommen und für den Notfall hätte ich ja die Einlage, wenn ich aber gerne wollen würde…

Während der Diskussion spüre ich die erste Presswehe anrollen. Ich schaue mich um, sehe die halb umgebaute Couch, da kann ich nicht hin in die Position von vorhin. Die Küche mit “meiner” Arbeitsplatte ist zu weit weg. Da komm ich nicht mehr hin. Ich halte mich an der Wandecke fest, die gerade vor mir ist und mit der zweiten nehme ich den Hochstuhl zum Abstützen. Ich werde etwas überrollt, spüre den Schmerz, und bin auch etwas laut. Als ich mich selbst höre, merke ich aber irgendwie, dass das gerade falsch läuft und dass ich mit dem Tönen dem Schmerz ausweiche und sage mir, dass es ja sowieso nicht hilft und wir (Baby und ich) da durchmüssen und öffne mich und schiebe mit in den Schmerz. Während des Schiebens verschwindet dann auch der Schmerz irgendwie, als hätte er meinen Beschluss, dass wir da durchmüssen, akzeptiert. Es ist so ein krasses Gefühl!! In einer Pause erzählen mir H. oder C., dass die Couch fertig wäre und ich rüber wechseln könnte. Es ist mir egal. Ich mag meine Ecke und den Hochstuhl jetzt ganz gerne. C. schneidet mir meine Netzhose irgendwann auf. Ich bemerke es, aber es ist mir ebenso egal.

Die Wellen sind unglaublich. Diese Kraft, die mich überkommt. Dieses Gefühl, wenn sich der Kopf durchs Becken schiebt. Einfach krass.
In einer Pause frage ich C., ob sie denkt, dass eine andere Position jetzt besser wäre. Sie sagt was von seitlich und Couch. Ich versuche, zu verstehen, was sie meint, kapier es aber nicht und spüre schon die nächste Welle anrollen und bleibe bei der Ecke.
In einer anderen Pause möchte ich fühlen, ob ich den Kopf mit der Hand spüre, aber irgendwie fühl ich nur die Weite und die nächste Welle am Kommen und greife schnell wieder zu meinem Hochstuhl.
Ich atme auf Ja aus, irgendwie passt das einfach. Ich höre mich auf ja atmen und denke dann drüber nach und finde es gut.

Ich fühle den Kopf austreten. Dann fühlt es sich so an, als würde jemand am Baby ziehen und ich meckere C. an, sie soll das lassen (vermutlich hat sie sie nur gedreht). Die nächste Welle ist mehr pro forma und mit einem riesigen Platsch kommt der Körper. C. hält sie, ich geh die zwei Schritte zur Couch und C. legt sie mir auf den Bauch und deckt uns zu. Während ich zur Couch gehe, muss ich Husten und das Gefühl, dass sich meine Organe wieder verteilen, ist äußerst crazy und mit nichts zu vergleichen… (es ist 4 Uhr).

Bis dahin ist eigentlich alles so gelaufen, wie ich es gerne wollte. Jetzt danach ging mir irgendwie alles zu schnell. Ich möchte das Baby anschauen, meinen Mann bei mir haben, sie bewundern, lange kuscheln…
Aber H. hilft C. erst mal, zu wischen und sauber zu machen.
Mit den Nachwehen bin ich auch irgendwie unglücklich. Dadurch, dass ich jetzt auf der Couch liege, fühlen sie sich unangenehm an, eigentlich schlimmer als „die richtigen Wehen“. Ich denke, dass es daran liegt, dass ich Ihnen jetzt nichts positives mehr abgewinnen kann (sie bringen mich nicht zu meinem Baby, sondern stören eher das Kennenlernen).

Die Nabelschnur ist auch etwas kurz, so dass das Baby eher weit unten aus meinem Bauch liegt. C. meint dann, dass ich nochmal vernünftig schieben soll für die Plazenta, und dass dann die Nachwehen erträglicher werden würden… Sie bindet die Nabelschnur ab und ich schneide sie durch. Dann darf das Baby auf Papas Arm und ich gebäre die Plazenta … In der Hocke auf der Couch…gefühlt sehr viel schmerzhafter als die ganze Geburt davor… Ich glaube echt, dass es an meiner inneren Einstellung liegt…

Danach möchte ich endlich richtig kuscheln. Da meint C, dass sie jetzt gerne, bevor das Baby trinkt und dann evtl. einschläft, die U1 machen und sie danach anziehen möchte, weil es nicht so warm wäre, hier drin. Da es logisch klingt, stimme ich ihr zu. Ich schicke meinen Mann Anziehsachen holen und schaue bei der U1 zu.
Dann kriege ich danach ein angezogenes Baby zurück zum Kuscheln und vermisse das lange nackige Kuscheln immer noch…

C. macht dann mit meinem Mann für mich Fotos von der Plazenta. Wenigstens das hatte ich ihr vorher gesagt, dass ich das gerne hätte.
Ich stille derweil etwas, aber so ganz toll klappt es noch nicht. Das Baby schläft dann bald ein. C. meint, ich solle auch noch ein wenig Schlaf sammeln, bevor die Großen wach werden und verabschiedet sich dann auch sehr bald… ungefähr eine Stunde nach der Geburt, gegen 5 Uhr… schneller als ich gedacht hatte…
Erst dann komme ich dazu, das erste Foto vom Baby zu machen und sie gemeinsam mit meinem Mann zu bewundern. Wir beschließen, dass ich auf der Couch bleibe und mein Mann zu K2 ins Schlafzimmer wechselt.
Das Aufwachen der beiden großen und das Kennenlernen war dann aber wieder wunderschön. Sie kamen gemeinsam ins Wohnzimmer und bestaunten ihre kleine Schwester. K2 kicherte auf einmal los, als das Baby sich bewegt und sie merkt, dass das Baby wirklich echt ist. K1 hielt sich mehr im Hintergrund und beobachtete viel mit Sicherheitsabstand, kam dann aber auch näher und kuschelte mit mir. Es war ein stimmiger Abschluss einer ereignisreichen Nacht.
Die beiden großen Geschwister gingen an dem Tag auch zum Kindergarten und Schule und wir nutzen die Zeit, um Schlaf nachzuholen.

Fazit:

Einerseits bin ich froh, mit meiner Hebamme nicht alle meine Wünsche und alle Details besprochen zu haben. Sie vertritt die Ansicht, dass man sich nicht zu sehr versteifen soll auf einen bestimmten Ablauf und dem stimme ich auch zu. Andererseits hätte ich wohl besser über meine Erwartungen nach der Geburt mit ihr sprechen sollen. Da dachte ich, dass das lange nackige Kuscheln ja bei den beiden Geburten in der Klinik gut geklappt hat und dass dem bei der Hausgeburt auch nichts im Wege stehen würde.

Was mich bei oder besser gesagt nach der Hausgeburt überrascht hat, war das Gefühl der Unsicherheit in den ersten Nächten. Ich hatte bei den Geburten, bei denen ich danach im Krankenhaus war, nie das Bedürfnis, jemanden nachts zu fragen, ob alles okay ist mit meinem Baby. Aber dieses Mal, dieses Gefühl, nachts allein zu sein und dass niemand da ist, wenn irgendetwas wäre… hat mich ganz schön mitgenommen…

Die Geburt selbst fand ich super schön. Es war meine längste Geburt von den dreien. Zumindest die, wo ich am längsten realisiert habe, dass ich unter der Geburt bin und alles bewusst wahrgenommen habe. Aber dafür hatte ich auch Zeit, jedes Detail aufzusaugen.
Und auch die Hebamme (die ja nichts von der friedlichen Geburt wusste), hat die Geburt (als sie später nochmal vorbeikam) als wunderschön, ruhig und stimmig bezeichnet, also eigentlich eine wunderbare Umschreibung der Methode.

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