Liebe Kristin,
nachfolgend schicke ich dir meinen Geburtsbericht. Die Mail, dass mein Account jetzt ruht, hat mich daran erinnert, dass ich dieses einmalige Erlebnis gerne noch aufschreiben möchte. Es ist jetzt schon 10 Monate her, dass unser Sohn auf die Welt kam und oft habe ich in den anstrengendsten und gleichzeitig glücklichsten 10 Monaten meines bisherigen Lebens noch an die Geburt und ihren besonderen Zauber gedacht.
Einige Zeit war ich aber zu überwältigt und mit dem neuen Leben als Mama auch zeitweise zu müde, zu überfordert, um bewusst zu reflektieren und mein Erlebnis aufzuschreiben. Vielleicht denkst du jetzt, dass es ja nicht nur mein Erlebnis, sondern auch das meines Partners ist, und das stimmt, aber ich denke, dass man die Geburt doch aus zwei sehr unterschiedlichen Perspektiven erlebt und im Folgenden werde ich nur meine Sicht beschreiben und ein wenig von dem hinzufügen, was mein Partner mir zusätzlich berichtet hat. Bei uns war es auch so, dass vor allem ich mich mit der friedlichen Geburt vorbereitet habe. T., so heißt mein Partner, wusste davon, hat sich aber nicht intensiv damit beschäftigt.
Ich schreibe dir auch deshalb, weil ich gerne Frauen ermutigen möchte, die Methode zu verinnerlichen, deren Partner*in damit wenig „am Hut“ hat oder sich aus welchen Gründen auch immer nicht die Zeit dafür nehmen kann. Es hat bei uns auch so ganz wunderbar geklappt und aus meiner Sicht reicht es aus, wenn der begleitende Herzensmensch einige wenige Grundlagen kennt und dich als Gebärende mit voller Kraft unterstützen will.
Auch wenn Corona damals der Anlass war (T. saß bis vier Tage vor der Geburt mit Corona im Ausland fest), mich auf eine Geburt allein ohne Partner vorzubereiten: im Nachhinein habe ich gemerkt, dass es zwar unglaublich schön war, die Geburt gemeinsam mit meinem Partner zu erleben, ich ihn aber nicht in der Form gebraucht habe, wie ich es zuvor erwartet hatte.
Das ist der zweite Punkt, den ich gerne weitergeben würde: ich habe mich Dank der Methode der friedlichen Geburt nicht passiv und hilflos oder sogar ausgeliefert gefühlt. Ich habe großen Respekt vor Krankenhäusern und hatte im Vorfeld schon Sorge, dass die Geburt ein vollkommen medizinisches, schmerzhaftes Erlebnis wird. Unvergesslich im negativen Sinne. Es kam ganz anders. Ich habe mich während der gesamten Geburt immer kraftvoll, nicht schmerzfrei, aber vollkommen selbstbestimmt und im Einklang mit meinem Kind gefühlt.
Niemals hätte ich für möglich gehalten, dass mein Körper und auch mein Geist so (ich kann es nicht besser beschreiben) kraftvoll sein können. Heute bin ich sehr dankbar, dass ich das so erleben durfte. Ich kann sogar soweit gehen, dass mich das positive Geburtserlebnis über eine eher schwierige Phase zu Beginn des Wochenbetts getragen hat.
Wie so oft wurde im Vorfeld der Geburt meine Phantasie durch andere negative Geburtsberichte befeuert, bei mir hatte sich vor allem der immer wieder gerne vorgetragene Bericht meiner Mutter über meine schreckliche Geburt festgesetzt. Dass ich mich davon lösen konnte, habe ich auch deiner Methode zu verdanken. Ich konnte sie im Nachhinein auch beim Thema Stillen noch anwenden. Meine Mutter hat ganz früh abgestillt und hatte große Probleme mit dem Stillen insgesamt. Ich hatte diese Probleme auch, aber ich konnte mit Hilfe einer tollen Wochenbettbetreuung durch eine ehemalige Kinderkrankenschwester (keine Hebamme, in München war es unmöglich, eine zu bekommen, da im letzten Juni Geburtenboom herrschte), diversen Möglichkeiten von Silberhütchen bis hin zum Brustwarzenlasern und letztlich mit der Kraft, die ich aus der Geburt gezogen hatte, besser damit umgehen.
Ich stille bis zum heutigen Tag. Doch das ist ein anderes Thema.
Was ich sagen möchte: Jeder Mensch ist anders, jede Frau hat eine andere Geburt, aber durch eine mentale und körperliche Vorbereitung, die durch deinen Kurs möglich ist, kann man ein sehr selbstbestimmtes Geburtserlebnis haben – auch im Krankenhaus und auch bei der Notwendigkeit medizinischer Eingriffe. Ich habe im Übrigen erst 6 Wochen vor ET mit Eintritt in den Mutterschutz mit dem Kurs begonnen, dafür dann sehr intensiv und täglich.
Ein vierter Punkt ist mir noch wichtig: Über deine Community-Plattform habe ich drei ganz tolle Frauen in meiner Nähe in München kennengelernt, die sich auch mit deiner Methode vorbereitet haben und mit denen ich in den letzten Wochen vor ET in sehr engem Austausch stand. Am Morgen vor der Geburt meines Sohnes waren wir noch zusammen frühstücken. Ich hatte mir ein Handtuch auf den Stuhl gelegt, da ich irgendwie ahnte, dass sich bald die Fruchtblase öffnen würde. Wir haben noch darüber gelacht, am nächsten Morgen war unser Sohn auf der Welt.
Die Treffen und der Austausch mit gleichgesinnten Frauen haben mir viel Mut gemacht und unsere Verbindung trägt bis heute. Morgen treffen wir uns mit unseren Jungs im Zoo und tauschen uns über unser Leben mit Kind aus. Diese Möglichkeit der Vernetzung ist toll und dafür wollte ich mich ganz herzlich bei dir, liebe Kristin, und bei deinem Team bedanken. Drei tolle Freundinnen habe ich unverhofft also auch noch gewonnen.
Diese vier Dinge wollte ich gerne mit diesem Bericht weitergeben, deshalb sind sie vorne angestellt. Mich haben die Geburtsberichte, besonders jene, die im Podcast von dir vorgelesen wurden, sehr beruhigt, gestärkt und inspiriert. Vielleicht kann meiner auch anderen Schwangeren helfen, das würde mich sehr glücklich machen, denn jede Frau hat eine Traumgeburt verdient.
So lief es bei uns:
Am Abend gegen 22.30 Uhr des 14. Junis 2022, 4 Tage vor ET – ich wollte gerade zu Bett gehen – öffnete sich im Badezimmer die Fruchtblase, meine Vorahnung war also richtig. Ich hatte durch Meditationen und Hypnosen gelernt, mehr auf die Signale meines Körpers zu achten. So war ich auch nicht panisch oder erschrocken, sondern ging ins Wohnzimmer und sagte meinem Partner ruhig, dass ich glaubte, es gehe los und wir wegen des auslaufenden Fruchtwassers im Krankenhaus anrufen sollten. Unser Krankenhaus erklärte uns, dass man ohne Wellen auch mit Blasensprung zu Hause bleiben dürfe, sofern keine Infektion vorliege. Zur Abklärung sollten wir ins KH kommen und danach wieder nach Hause fahren. Wir nahmen trotzdem die gepackte Tasche mit. Im Auto begannen die Wellen, die aber noch so leicht waren, dass T. sie noch gar nicht mitbekam. Ich begann mit der Bauchatmung und beschränkte die Konversation auf das Nötigste. Irgendwie zog ich mich ganz ohne bewusstes Zutun in mich zurück.
Als am Eingang der Pförtner wegen strenger Coronaregeln erst nur mich, nicht aber meinen Partner zu Untersuchung durchlassen wollte, regte mich das nicht einmal auf – und ich bin normalerweise nicht die Ruhe in Person. Ich nahm es eher wie durch eine dichte Wolke wahr. T., sonst eher Ruhepol in unserer Beziehung, war ganz und gar nicht einverstanden, dass er draußen bleiben sollte und so versicherte ich dem Pförtner, dass das Baby jetzt kommen würde und der Mann gebraucht werde. Das hat anscheinend funktioniert, denn T. durfte mit nach oben kommen, doch die erste Zeit mussten wir wegen Hochbetriebs in den Kreißsälen erst einmal warten. Keine sehr komfortable Situation im Krankenhausflur, aber auch das hat mir nicht viel ausgemacht, hier habe ich dich mit den Kopfhörern „eingeschaltet“.
Irgendwann wurden wir in einen Raum mit CTG geführt und haben eine knappe Stunde dort verbracht. Die Wellen wurden stärker, was auch das CTG mehr als deutlich anzeigte, aber ich konnte das noch gut veratmen. Zu diesem Zeitpunkt war T. und mir klar, dass unser Sohn auf die Welt möchte und zwar schneller als gedacht. Das Gute an der starken Auslastung war: wir wurden die erste Zeit in Ruhe gelassen und ich konnte mich ganz auf deine Stimme, die Atmung und die Visualisierung konzentrieren. Als wir gegen 1 oder 2 Uhr nachts, ich kann es nicht mehr genau sagen, endlich bei der diensthabenden Ärztin im Raum waren, waren die Wellen stark, aber nicht so, dass ich mich ausgeliefert fühlte.
Ich ließ mir einen Zugang legen, damit im weiteren Verlauf Schmerzmittel schnell zum Einsatz kommen könnten. Die Ärztin war etwas verwundert, weil sie fand, dass ich noch nicht so aussehe, als sei es schon „schlimm“. Sie fragte mich, ob wir noch einmal spazieren gehen wollen. Ich hatte dagegen ein ganz anderes Gefühl und fragte, ob ein Kreißsaal frei wäre. T. organisierte das und sprach mit der Hebamme und setzte durch, dass wir einen Raum bekamen. Da war es schon toll, dass er dabei war. Diese Dinge hätte ich nicht regeln wollen, ich war inzwischen ganz bei mir und dem Baby und wusste genau, es würde noch in dieser Nacht zur Welt kommen. Das gab mir auch Kraft, die nun stärkeren Schmerzen mitzugehen.
Die Hebamme wollte zunächst den Muttermund nicht untersuchen, da sie meinte, in einem so frühen Stadium der Geburt sei das nur frustrierend. Sie würde in einer Stunde nach uns sehen. Keine Viertelstunde später beauftragte ich T., sie wieder zu holen. Ich brauchte Gewissheit: Nach meinem Gefühl war die Geburt in vollem Gange. Sie kam und untersuchte den Muttermund: 6 cm. Ich erinnere mich an ihr erstauntes Gesicht und an die Glücksgefühle in diesem Moment, denn ich hatte gefühlt, was los war und hatte mich nicht verunsichern lassen. Ab dieser Sekunde habe ich jede weitere damit verbracht, innerlich mit meinem Baby zu reden, es zu beruhigen, es zu ermuntern. Ich konzentrierte mich mehr auf ihn als auf den Schmerz. Schon bald fing die Pressphase an, die fehlenden 4 cm waren innerhalb einer Stunde geschafft. Jetzt zog ich die Kopfhörer ab, ich brauchte nichts mehr zu hören, nichts mehr zu sehen. Die Stimme der Hebamme nahm ich wahr und ich wusste, dass T. da war, aber ich war nicht bei ihnen, sondern bei mir und meinem Sohn.
In der Pressphase wurden dann plötzlich die Herztöne des Kleinen schlecht. Die Hebamme sagte, dass ich jetzt den Geburtshocker, den wir ausprobiert hatten, verlassen und auf das Bett gehen müsse, während sie die Ärztin hole. Als diese kam, versicherte sie mir, dass es jetzt schnell gehen müsse, aber dass ich das schaffen würde. Ich zweifelte nicht daran, ich gab einfach alles, was ging. Leider war der Arm unseres Kleinen verdreht, sodass er feststeckte mit der Nabelschnur um den Hals. Die letzten Minuten waren also durchaus sehr turbulent. Ich bekam das nicht richtig mit, ich war sicher, dass er das schafft. Für T. war der Schrecken wohl viel größer, vor allem, als unser Sohn dann lila blau verfärbt um 3:58 Uhr (nur etwa 5 Stunden nach der ersten Welle) geboren wurde.
Er erholte sich jedoch innerhalb von wenigen Minuten und lag dann rosig und wunderschön in unserem Arm.
Ich musste eine Stunde lang genäht werden, nachdem der Arm verdreht war und alles so schnell gehen musste, hatte ich einen Dammriss und einen vaginalen Riss. Ich hatte kaum Schmerzen im Nachhinein, das hätte ich nicht erwartet. Es ist also nicht der Horror, den man sich bei solchen Geburtsverletzungen manchmal ausmalt. Nach 4 Wochen war alles komplett verheilt.
Viel mehr zu kämpfen hatte ich mit dem Stillen und der Unsicherheit, ob ich mein Baby so ausreichend ernähren konnte. Hier brauchte ich viel Hilfe und Zuspruch, insbesondere von T.. Das Wochenbett war für uns die wahre Challenge und im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, mich hier ebenso gut vorbereitet zu haben, wie auf die Geburt. Sicher spielen hier aber auch die Hormone eine große Rolle.
Zum Glück hatte ich viel Unterstützung, so dass ich das Tief überwinden konnte. Auch hier haben mir deine Meditationen und Hypnosen geholfen.
T. erzählt immer wieder, wenn es um die Geburt geht, dass er sehr beeindruckt davon war, wie ich das gemacht habe und wie „cool“ ich geblieben sei. Das habe ich dir zu verdanken, liebe Kristin, das ist sicher. Ich bin so stolz auf unseren tollen Sohn und zutiefst dankbar dafür, dass er einen Start ins Leben hatte, an den ich mich für immer voller Freude erinnern darf.
Danke für deine wichtige Arbeit und dafür, dass du so vielen Frauen Mut und Zuversicht spendest.
Ich finde es erstaunlich, wie sehr mir deine Stimme ans Herz gewachsen ist. Sie erinnert mich bei jedem Podcast, den ich zeitweise noch von dir höre, an diese magische Zeit rund um die Geburt. Ich bin sicher, dass dies bei vielen Frauen so ist.
Sollte sich noch ein zweites kleines Wunder auf den Weg machen, werde ich mich wieder mit deiner Methode vorbereiten.
Herzliche Grüße
Nadine