Geburtsbericht von M.
Am Morgen des 21. Aprils 2022 (ET+3) war ich zur Untersuchung bei der Frauenärztin. Ich hatte immer mal wieder leichte Wehen, aber nichts Regelmäßiges und ging davon aus, dass die Frauenärztin mich wie vor zwei Tagen schon untersuchen und sagen würde, dass alles gut aussieht und es jeden Moment losgehen könne. Dann kam alles anders. Ich hatte plötzlich Bluthochdruck und meine Wassereinlagerungen waren in den Augen meiner Frauenärztin inzwischen bedenklich. Sie fragte mich, ob ich an Übelkeit leide und ich hatte tatsächlich immer mal wieder in den letzten Tagen Übelkeitsschübe wie zu Beginn meiner Schwangerschaft. Um kein Risiko einzugehen, gab mir meine Frauenärztin eine Einweisung fürs Krankenhaus mit: Geburtseinleitung wegen drohender Schwangerschaftsvergiftung. Damit hatte ich gar nicht gerechnet und ich ging leicht zittrig aus der Praxis: Drohende Schwangerschaftsvergiftung?
Mein Mann kam von der Arbeit nach Hause und fuhr mich ins Krankenhaus. Die letzten Sachen aus der Kliniktasche waren schnell gepackt, ich hatte schon viel früher damit gerechnet, dass die Geburt losgehen würde. Aber eben auf natürlichem Wege… Eine Einleitung wollte ich eigentlich umgehen. Ich hatte extra seit zwei Wochen regelmäßig täglich eine Tasse Himbeerblättertee getrunken und die Hypnose „Geburtsbeginn mental fördern“ aus dem Kurs „Die Friedliche Geburt“ gehört. Ich versuchte, mich zu beruhigen. Nun war es nun mal so. Letztendlich ist das Wichtigste, dass unser Kleiner gesund zur Welt kommt.
Mein Mann durfte nicht mit rein ins Krankenhaus wegen der Corona-Bestimmungen. Er gab mir meine Kliniktasche mit und verabschiedete mich an der Anmeldung. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Routinemäßig wurde ein PCR-Abstrich gemacht. Das Ergebnis davon kam am Abend: Positiv. Ich war Corona-Positiv! Ohne es zu merken! Ich war dreifach geimpft und hatte keinerlei Symptome. Mir wurde mitgeteilt, dass ich isoliert werde, auch wenn die Viruslast nicht besonders hoch wäre – „Entweder Sie hatten es schon, ohne es zu merken und es klingt gerade wieder ab, oder Sie bekommen es gerade erst“. Ich wurde natürlich trotzdem mit Vorsichtsmaßnahmen untersucht. Mein Muttermund war bisher nur 2 cm geöffnet.
Der nächste Tag verlief sehr ruhig und ich langweilte mich, weil ich mich nicht aus meinem Zimmer bewegen durfte. Gleichzeitig machte ich mir Sorgen, dass ich mit meiner Corona-Infektion, von der ich nach wie vor nichts merkte, unser Baby belastete. Frühmorgens wurde direkt ein neuer Abstrich gemacht und ins Labor geschickt. Gegen die Sorgen hörte ich öfter die Hypnose „Angst abfließen lassen“ – das half und entspannte mich etwas.
Mit der Einleitung wurde um 10 Uhr morgens begonnen. Ich bekam eine Tablette. Die nächste gab es dann um 15 Uhr.
Am Abend kam die diensthabende Hebamme rein, um ein weiteres CTG zu schreiben. Sie berichtete mir, dass mein Testergebnis vom Morgen zurück sei und ich tatsächlich wieder Corona-Negativ sei – das erleichterte mich sehr! Auf dem CTG sah man keine Auffälligkeiten. Man konnte Wehen erkennen, aber diese kamen nach wie vor nicht regelmäßig. Die Hebamme sagte mir, sie würde dann am nächsten Morgen zwischen 6 und 7 Uhr wieder reinkommen, um mir die nächste Tablette für die Geburtseinleitung zu geben. Zum Abend wollte sie mir keine Tablette mehr geben, damit ich in der Nacht Ruhe bekam und noch etwas Kraft schöpfen konnte. Der Muttermund war unverändert bei 2 cm Öffnung.
Gegen 22:30 Uhr bekam ich plötzlich stärkere Wehen. Die Abstände waren recht kurz. Ich rief die Nachtkrankenschwester und sagte ihr, dass ich das Gefühl hatte, dass es los geht. Sie schickte mich in den Kreißsaal zur Hebamme, die mich erneut untersuchte. Der Muttermund hatte sich etwas geöffnet, er war nun bei 4 cm. Ich war aber so aufgeregt, im Kreißsaal zu liegen, dass die Wehen plötzlich wieder unregelmäßig kamen. Die Hebamme schickte mich wieder zurück auf mein Zimmer zum Ausruhen und ich kam mir wirklich dämlich vor, so einen Aufruhr um Nichts gemacht zu haben. Immerhin wurden viele Frauen mit 4 cm gar nicht erst im Krankenhaus behalten, wenn sie normal kamen und nicht für eine Einleitung da waren.
Sobald ich in meinem inzwischen vertrautem Zimmer war, gingen die Wehen wieder los. Sie kamen regelmäßig und ich schaltete mir die Geburtshypnose zum ersten Mal an, um sie gut zu veratmen. Das hat mir unglaublich gut geholfen. Ich merkte, dass diese Wehen stärker waren als die, die ich schon von zu Hause kannte. Aber sie waren durch die geübte Atmung aushaltbar. Trotzdem war für mich an Schlaf nicht mehr zu denken.
Als ich um 01:10 Uhr eine weitere Wehe veratmete, sprang plötzlich die Fruchtblase. Ich war etwas schockiert, weil Blut mit dabei war, und rief erneut nach der Nachtkrankenschwester. Die war total lieb. Sie kam direkt rein und fragte: „Blasensprung?“, als hätte sie es geahnt. Sie half mir beim Saubermachen unter der Dusche und meinte, ich solle mich nochmal hinlegen.
„Aber das heißt doch jetzt, dass mein Kind… Dass mein Baby…?“
– „Ihr Baby wird heute kommen – 23.04.2022!“, bestätigte sie und lächelte.
„Ein schönes Datum!“
Ich rief meinen Mann an, der noch wach war, und erzählte es ihm. Dann versuchte ich, mich zu beruhigen und Kraft zu tanken. Dabei hörte ich nun ununterbrochen die Geburtshypnose, weil sie mir half, die regelmäßigen Wehen zu veratmen. Sehr bald bemerkte ich, dass die Abstände wirklich kurz wurden. Ich schaltete mein Handy ein und trackte die Wehen mit einer App: Alle 2 Minuten kam eine Wehe von 45 Sekunden Dauer.
Plötzlich musste ich dringend zur Toilette. Ich trackte weiter meine Wehen, die bei demselben Abstand blieben. Auf der Toilette entleerte ich mich komplett. Ich veratmete weiterhin ruhig die Wehen. Dann duschte ich nochmal und rief ein letztes Mal die Nachtkrankenschwester, die mich in den Kreißsaal begleitete. Sie war erstaunt, dass ich Kopfhörer trug. Ich erklärte ihr, dass ich Entspannungsmusik hörte. Der Hebamme im Kreißsaal erzählte ich, dass es sich um entspannende Hypnosen handelte. Sie reagierte zum Glück sehr positiv darauf und meinte, dass sie damit schon gute Erfahrung gemacht hatte. Nachdem wir erneut ein CTG geschrieben haben, auf dem die Wehen nun deutlich zu erkennen waren, durfte ich meinen Mann anrufen und ihm sagen, dass er kommen durfte. Der Arme hatte natürlich ebenfalls kein Auge zu bekommen, weil er aufgeregt zu Hause saß. Ich bekam immer mal wieder Globuli, um mich zu entspannen. Um ca. 3 Uhr kam er im Kreißsaal an und es wurde dort ein Corona-Schnelltest gemacht. Zum Glück war er negativ.
Die Hebamme fragte mich, ob ich Lust auf ein Entspannungsbad hätte und ich nahm das Angebot gerne an. Das warme Wasser tat sehr gut. Die Hebamme ließ mich und meinen Mann die meiste Zeit alleine. Wenn sie nach mir sah, kommunizierte ich trotz der Hypnose mit ihr. Es fühlte sich so an, als würde ich aus der Hypnose immer wieder auftauchen wie ein Delfin. Mein Mann achtete darauf, dass das Wasser in der Badewanne regelmäßig gewechselt wurde, damit es nicht zu kalt wurde. Mein Körper entleerte sich weiterhin: Ich spuckte regelmäßig in einen Spuckbehälter. Es kam aber nur Galle. Das Spucken empfand ich aber komischerweise gar nicht als unangenehm. Es gehörte einfach dazu. Mein Körper wollte Platz machen.
Nach 3 Stunden – gegen 6 Uhr morgens – kam ich aus der Badewanne. Mir wurde im Nachhinein noch gesagt, dass ich die komplette Zeit völlig entspannt ausgesehen habe und man mir die Wehen kaum angemerkt hatte. Ich sah während der Wehen nur konzentrierter aus. Inzwischen war ich aber recht kaputt, immerhin hatte ich die Nacht durchgemacht und keinen Schlaf bekommen. Die Hebamme untersuchte mich: Der Muttermund war nun 7 cm geöffnet. Sie schickte mich mit einem Tropf, der die Wehen etwas lindern sollte, ins Familienzimmer, das glücklicherweise frei war, zum Ausruhen. Mein Mann durfte mitkommen. Da ich wirklich sehr müde war, dachte ich, dass ich vielleicht etwas Schlaf bekommen könnte. Also tat ich das, was mich im Nachhinein am meisten ärgerte: Ich nahm die Kopfhörer raus und stellte die Hypnose ab.
Ich konnte absolut nicht schlafen. Die Wehen wurden immer intensiver und nach einer Stunde riefen wir die Hebamme. Vor Übermüdung vergaß ich, die Hypnose wieder anzumachen. Ab da wurde es sehr anstrengend.
Es ging rüber in den Kreißsaal. Ich lag 3 Stunden in den Presswehen. Komischerweise habe ich diese zwar wirklich stark wahrgenommen, aber nicht als schmerzhaft. Ich musste immer wieder an ein Zirkeltraining aus dem Sportunterricht denken. Damit verglich ich auch im Nachhinein die Anstrengung. Vielleicht hätte mir etwas mehr Sport in der Schwangerschaft ganz gut getan, um meine Ausdauer besser aufzubauen. Mein Mann saß die ganze Zeit neben mir und reichte mir immer wieder Wasser zum Trinken. Es tat gut, dass er an meiner Seite war.
Leider ging es nicht wirklich voran. Die Hebamme versuchte, mit einem Wehentropf zu helfen, damit ich für längere Zeit Pressen konnte. Aber unser Kleiner passte nicht durch den Geburtskanal. Es ging ihm die komplette Zeit aber sehr gut. Die Hebamme sagte immer wieder, dass unser Baby sehr entspannt ist. Mir wurde erklärt, dass wir um einen Dammriss oder -schnitt nicht herum kommen würden. Ich sagte, dass ich einen Riss bevorzugen würde. Doch leider war die Kraft zum Pressen kaum noch vorhanden nach drei Stunden. Die Ärztin wurde dazu gerufen. Unter Betäubung wurde ich geschnitten. Die Spritze für die Betäubung ist im Nachhinein übrigens der einzige wirkliche Schmerz, an den ich mich erinnern kann.
Nach dem Dammschnitt dauerte es nur noch eine Wehe – unser M. kam um 09:28 Uhr auf die Welt. Der Moment, in dem ich M. gebar, fühlte sich unglaublich an. Es war so warm zwischen meinen Beinen und ich weiß, wie erleichtert und glücklich ich war. Ich kann diesen Moment gar nicht richtig in Worte zusammenfassen. Nur so viel: Ich habe in meinem Leben nie etwas Schöneres empfunden. So viel Liebe und Wärme. Alles fühlte sich weich und leicht an, als wäre ich auf einer Wolke.
Ich hatte während der Entbindung überdurchschnittlich viel Blut verloren, weshalb mein Kreislauf in den nächsten zwei Tagen immer mal wieder zusammengesackt ist. Aber im Krankenhaus wurde ich sehr gut umsorgt. P. durfte nach der Entbindung noch für ein paar Stunden bleiben und kam uns dann am nächsten Tag besuchen. Anderer Besuch war aufgrund der Corona-Bedingungen nicht gestattet, was vielleicht aber auch gar nicht so schlimm war, denn so konnten wir in Ruhe unseren kleinen M. kennenlernen und uns erholen.
Ich bin dankbar für so eine wundervolle Geburtserfahrung!