Geburtsbericht für meine Tochter:
In der Schwangerschaft mit dir habe ich mich mit der „Friedlichen Geburt“ und Yoga vorbereitet und in den letzten Wochen jeden Tag die Meditationen von Kristin angehört. Ich ernährte mich am Schluss quasi nur noch von Datteln und Himbeerblättertee, machte Heublumensitzbäder und probierte die Dammmassage aus… was man nicht alles für eine entspannte Geburt tut. Am Freitag dann, den 18.09.20 hat sich mein Schleimpfropf gelöst. Aber meine Hebamme J. meinte, das sei noch kein Grund zur „Sorge“, es könne locker noch 2-3 Wochen dauern. Der eigentliche Geburtstermin wäre der 07.10.20 gewesen. Bei Erstgeburten kommen die Babys meist später und die Geburtsdauer sei eher länger… Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass du früher kommen möchtest. Am Samstag haben dein Papa und ich Freunde in München besucht und noch darüber gelacht, dass T. sich schnell ein Video über Geburtshilfe anschaut, falls es plötzlich losgeht. Am Sonntag haben wir uns mit Freunden zuhause bei uns zum Frühstücken verabredet & sie wünschten uns für die letzten Schwangerschaftswochen alles Gute. Eigentlich wollte ich am Montag, den 21.09.20 früh aufstehen und mal wieder Yoga machen, aber mein Wecker war aus und so habe ich bis um 10 Uhr geschlafen, als ob mein Körper gewusst hat, dass ich Kraft brauche.
Als ich nach meiner Meditation zur Geburtsvorbereitung aufstand, verlor ich ein wenig Fruchtwasser und hab deinem Papa Bescheid gegeben, der zum Glück zuhause gearbeitet hat. J. wollte dann mittags vorbeikommen und mich untersuchen. Schmerzen hatte ich da noch keine und so hab ich erstmal das Bad geputzt. Am späten Mittag, ich hatte mittlerweile ein leichtes, periodenähnliches Ziehen, kam J. und tastete meinen Bauch ab und untersuchte den Muttermund: er war zwar weich, aber überhaupt nicht geöffnet und auch das leichte Ziehen im Unterleib wären wahrscheinlich nur Übungswehen, es sei noch zu früh und würde bestimmt noch einige Tage dauern. Ich sollte aber vorsichtshalber schon alles für die Hausgeburtskiste vorbereiten.
Sie riet mir, in die Badewanne zu gehen, dort verstärken sich richtige Wehen und Übungswehen hören normal auf. Da informierte ich auch meine Mama, deine Omi , dass du vielleicht heute noch kommst. Im Wasser hörte ich eine Meditation, um den Geburtsbeginn mental zu fördern und stellte mir vor, wie sich mein Muttermund ganz weit öffnete. Nach etwa 2 Stunden kamen die Wehen ca. alle 5 Minuten.
Dein Papa hat da noch immer gearbeitet, es war ungefähr 17 Uhr und ich sagte ihm, dass ich ihn jetzt doch mal brauchen würde, es gab hier schließlich Wichtigeres zu tun! Er bereitete dann den Geburtspool unter der Bananenpflanze im Schlafzimmer vor und hat uns zur Stärkung Thai Curry gekocht, aber beim Essen musste ich zwischendurch immer wieder veratmen, die Wehenpausen waren nur noch bei ca. 4,5 Minuten. Geschmeckt hat es natürlich trotzdem Mit J. hatten wir vereinbart, dass wir ihr Bescheid geben, sobald es losgeht, sie hatte auf jeden Fall ihre Tasche gepackt und gönnte sich noch ein paar Stunden Schlaf. Übrigens haben Omi, Opa und deine Tanten ganz stark mitgefiebert und N. hat sogar per Telefon die Wehen mitgezählt. Um 22 Uhr wollte ich nochmal raus an die frische Luft, aber das wurde eher ein Spazierstehen als –gehen, die Wehen wurden durch das Laufen immer stärker und kamen in immer kürzeren Abständen. Wieder Zuhause angekommen, ging ich nochmal in die Badewanne und hörte mir eine Geburtshypnose an, während dein Papa versuchte, ein wenig zu schlafen. Dort beruhigten sich die Wehen wieder etwas, kamen nun aber regelmäßig alle drei Minuten. Gegen 24 Uhr ging ich ins Schlafzimmer, wo alles für deine Ankunft bereit war. Auch dort hörte ich auf dem Bett weiter die Geburtshypnose und um halb zwei Uhr haben wir J. Bescheid gegeben, die dann eine Stunde später eintraf. Sie hörte zuerst deine Herztöne ab und untersuchte dann meinen Muttermund, der ca. 3 cm geöffnet war. Irgendwann waren die Wehen auf dem Bett nicht mehr auszuhalten und J. hat vorgeschlagen, in den Pool zu gehen.
Das warme Wasser tat richtig gut und mit deinem Papa am Poolrand habe ich Wehe für Wehe veratmet. J. massierte während jeder Wehe meinen Rücken und tönte mit mir zusammen. Sie drehte auch die Meditation lauter, sodass ich mich ganz darauf konzentrieren konnte. In meinen Gedanken sagte ich dir immer wieder, dass du jetzt zu uns kommen darfst und habe unsere Schutzengel um Hilfe gebeten. Dein Papa hat die ganze Zeit meine Hände gehalten, hat mir Wasser gegeben und war für mich da, wie ein Anker, an dem ich mich festhalten konnte.
Irgendwann (man verliert tatsächlich jedes Zeitgefühl) verspürte ich den starken Drang zu pressen und J. sagte, ich solle mal nach der Fruchtblase tasten, sie schaut bereits raus und müsste gleich platzen. Sie sagte auch, ich darf mein Baby loslassen, sodass du endlich zu uns kommen darfst. Dein Köpfchen habe ich wenige Momente später ertasten können und mit einem letzten, großen Motivationsschub presste ich so kraftvoll und auch ziemlich laut (dein Papa verglich mich danach mit einem Brummbär) und angeleitet durch J. hab ich dich im Wasser aufgefangen und auf meine Brust gelegt. Du hast einen kurzen Schrei losgelassen und dann mit großen Augen geguckt, wo du gelandet bist. Dein Papa und ich haben da vielleicht auch ein paar Tränchen verdrückt. Nachdem die Plazenta geboren und deine Nabelschnur auspulsiert war, hab ich sie durchtrennt und du durftest zum ersten Mal mit deinem Papa kuscheln.
Wir beide haben die Geburt sehr gut und ohne Verletzungen überstanden. Laut J. war es eine Bilderbuchgeburt, sie ist sogar zwischendurch kurz eingeschlafen, weil es so entspannt (oder einfach richtig spät) war und deinen Herztönen nach warst auch du ziemlich unbeeindruckt von dem ganzen Geschehen. Die erste Untersuchung führte sie in unserem Bett durch: du hast 3180g gewogen, warst 50 cm groß und der Kopfumfang lag bei 34 cm. Aber die Hauptsache: du warst rundum gesund. Danach haben wir uns zu dritt aneinander gekuschelt und dich bestaunt. Du hast uns am 22.09.2020 um 05:38 Uhr zu Mama und Papa gemacht, unser winziges Wunder, unser kleiner Spatz.
Danke Kristin für deinen wundervollen Kurs, durch den ich meinen Körper nochmal auf eine ganz andere Weise kennen lernen durfte und die ganze Schwangerschaft über und während der Geburt tief im Vertrauen war, dass ich – mein Körper – wir Frauen dazu gemacht sind, Kinder zu bekommen Nicht ganz schmerzfrei, aber dennoch eine wunderschöne, für mich definitiv friedliche Geburt.