Meine Geburt begann in der 38. SSW mitten in der Nacht gegen 3.30 Uhr mit der allerersten Wehe, die ich bis dahin aktiv wahrnehmen konnte. Übungswehen soll ich laut CTG in den letzten Schwangerschaftswochen wohl immer wieder gehabt haben, sie aber nie wirklich gespürt. Senkwehen blieben bei mir ganz aus. Ich wurde also von einem Ziehen im Unterleib wach, dass sich mit einem stärkeren Periodenschmerz vergleichen lässt. Auch wenn in den Tagen zuvor nichts darauf hindeutete, war mir ziemlich schnell klar, dass sich die Geburt ankündigt. Ich ging zur Toilette und tatsächlich: Mir war mit der ersten Wehe der Schleimpfropf abgegangen. Als ich zu meinem Mann ins Bett zurückkehrte, um ihn zu wecken, platzte mir mit der zweiten Wehe die Fruchtblase. Spätestens jetzt war es eindeutig: Das Baby hatte sich auf den Weg gemacht.
Ich hatte das große Glück, schon in der Schwangerschaft von einer fantastischen Beleghebamme begleitet zu werden. Sie klärte mich im Verlauf der Schwangerschaft über die Option einer Hausgeburt auf, was mir zu dem Zeitpunkt noch völlig absurd erschien. Je näher die Geburt aber heranrückte und je mehr ich über den Geburtsprozess und wie Hormone unter Geburt wirken, lernte, desto unsicherer wurde ich mir, dass das Krankenhaus für mich der richtige Ort war.
Trotzdem hätte ich mich im Leben nicht getraut für meine erste Geburt eine Hausgeburt aktiv zu planen. Ich war also sehr froh, als meine Hebamme meinte, dass ich das im Vorfeld nicht zu entscheiden brauchte, sondern einfach unter Geburt schauen könnte, ob ein Ortswechsel notwendig würde. Ich ließ es mir insgeheim also als Hintertürchen offen. Meine Hebamme war es im Übrigen auch, die mich auf diesen Online-Kurs hinwies und mir erzählte, dass ihre Schwangeren, die sich damit vorbereiteten, allesamt sehr schöne und selbstbestimmte Geburten erlebten. Ich hörte in Kristins Podcast rein und war ziemlich schnell von ihrer Sicht auf Geburten überzeugt. Auch wenn ich davor meinte, zum Thema Geburt nicht negativ vorbelastet zu sein, wurde mir nach den ersten Podcastfolgen klar, dass auch ich unterbewusst durch Darstellungen in Filmen und Berichten aus dem persönlichen Umfeld geprägt war.
Fast immer lag der Fokus bei Erzählungen auf unerträglichen Schmerzen und der grenzüberschreitenden Praxis in Krankenhäusern. Ich wollte nicht akzeptieren, dass Geburten so verlaufen müssen und es definitiv anders haben. Einzig der hohe Preis des Kurses ließ mich zunächst zögern. Wie sehr sich die Methode aber auszahlen würde und jeden Cent wert war, wurde mir schon in der Vorbereitungszeit und erst recht unter Geburt klar!
Ich rief nach dem Blasensprung also meine Hebamme an, die mir zunächst einmal riet, mich noch etwas auszuruhen und zu beobachten, wann sich die Wehen einpendeln. Zwar kamen sie bei mir direkt von Anfang an im regelmäßigen 5-Minuten-Takt, waren aber noch gut auszuhalten. Also ging ich in aller Ruhe ins Wohnzimmer, zündete mir ein paar Kerzen an, zog mich auf mein Sofa zurück und machte mir Kristins Audioaufnahme an. Eine halbe Stunde später kamen die Wellen schon alle 2 Minuten, waren aber immer noch vergleichbar mit Periodenschmerzen, also verbrachten mein Mann und ich noch eine Weile zusammen gekuschelt und dösend auf dem Sofa. Durch die Audioaufnahme rutschte ich sehr schnell, wie ich es in den Monaten zuvor geübt hatte, in den Trancezustand.
Wie Kristin es in ihrer Methode beschreibt, möchte der Körper unter Geburt ohnehin in diesen Zustand, es war also noch einmal deutlich einfacher, als beim „Trockenüben“ in der Schwangerschaft. Es war ein Gefühl ganz ähnlich wie kurz vor dem Einschlafen, gleichzeitig war ich innerlich aber hellwach und hatte einen extrem starken Fokus auf meine Körperempfindungen. Dadurch konnte ich sehr gut wahrnehmen, was mir hilft, mit den Wellen umzugehen und was sich im Gegenteil überhaupt nicht gut anfühlt. Ich wandte auch Kristins Atemtechnik an, was die Wehen wirklich gut erträglich machte und so konnte ich mit diesen ersten noch leichten Wehen ein wenig herum probieren und üben, welche Körperhaltung und Atmung mir am besten tut. Ich fand nach einiger Zeit meine eigene Atmung, die für mich noch ein bisschen besser passte.
Als die Wellen immer intensiver wurden, rief mein Mann erneut meine Hebamme an und bat sie, sich auf den Weg zu machen. Gegen 8 Uhr am Morgen traf sie ein und untersuchte meinen Muttermund. Ich hatte sie zuvor gebeten, mir nicht zu sagen, wie weit dieser geöffnet ist, damit ich unter Umständen nicht frustriert bin, dass sich nach stundenlanger Arbeit noch nicht so viel getan hatte. Wie sie mir im Nachhinein erzähle, war er zu diesem Zeitpunkt tatsächlich gerade einmal 3cm weit geöffnet. Die Wehen waren inzwischen sehr stark geworden, sodass ich das volle Repertoire von Kristins Methode anwenden musste, um mit ihnen fertig zu werden.
Am meisten half es mir (neben dem Trancezustand, für den ich inzwischen die Audioaufnahmen nicht mehr brauchte), mich dem Geburtsprozess und meinem Körper hinzugeben. Ich sagte mir mantraartig innerlich auf, dass diese extremen Empfindungen, die ich gerade erlebte, genau die sind, die ich für den Fortschritt der Geburt brauche. Ich versuchte also, ihnen innerlich nicht auszuweichen, sondern sie in gewisser Weise durch die Atmung und Visualisierung zu verstärken. Ich bejahte jede einzelne Wehe und schwor mich darauf ein, dass ich für eine Minute alles aushalten kann und der einzige Weg da durch mitten rein führt.
Schließlich empfahl mir meine Hebamme, in die Badewanne zu steigen, damit sich die Krämpfe ein wenig lösen können. Ich folgte ihrem Rat und wechselte ins Bad, wo ich die heftigsten 3-4 Wehen erlebte. Ich versuchte, mir vorzustellen, dass ich auf einem Surfbrett im Meer treibe und wenn wieder eine 10 Meter hohe Welle auf mich zurollt, ich von dieser nicht überschwemmt werde, sondern oberflächlich auf ihr reite und quasi mit ihr mitgehe. Gerade, als ich es innerlich fast nicht mehr aushalten konnte, setze plötzlich zusätzlich zu den Eröffnungswehen der Pressdrang ein. Ich rief meinem Mann und meiner Hebamme zu, dass wir nirgends mehr hinfahren und ich das Kind hier an Ort und Stelle bekommen werde!
In der Badewanne wurde es mir auf einmal zu eng, also kleidete meine Hebamme im Wohnzimmer den Boden mit Malerfolie und ein paar Wickelunterlagen aus und ich wechselte wieder dort hin. Die Presswehen waren so dermaßen existenziell und mächtig, dass ich überhaupt gar nichts dagegen tun konnte. Ich war vollkommen überwältigt, welche Macht und Stärke mein Körper in der Lage war, zu entwickeln. Nur wollte ich noch nicht mitpressen, weil ich spüren konnte, dass mein Muttermund noch nicht vollständig eröffnet war. Meine Hebamme untersuchte mich noch einmal, stellte fest, dass ich recht hatte und war ein wenig erstaunt, dass ich das wahrnehmen und benennen konnte.
Ich denke, dass es ein netter Nebeneffekt der Selbsthypnose war, dass ich ein sehr gutes Körpergefühl hatte. Meine Hebamme schob den Rest Muttermund beiseite und dann gab es kein Halten mehr. Ich hing in der tiefen Hocke und presste mit jeder Wehe mein Baby immer ein Stück weiter, aber immer nur so weit, wie ich fühlen konnte, dass mir nichts reißt. Zwischen den Wehen half mir mein Mann, mich immer wieder aufzurichten, damit mein Geburtskanal nicht zuschwillt. Nach gerade einmal 20 Minuten presste ich gegen 11 Uhr unser wunderbares kleines Baby auf die Welt. Die beiden Kolleginnen meiner Hebamme trafen gerade noch so in den letzen 10 Minuten zum Show down ein 🙂
Meine Geburt war Dank der Selbstbestimmtheit, die mir Kristins Methode aber auch die spontane Hausgeburt ermöglichten, das mit Abstand empowerndste und transformierendste Erlebnis meines Lebens. Ich fühle mich unendlich dankbar, privilegiert und unbesiegbar, dass gleich meine erste Geburt eine dermaßen stärkende und natürliche sein konnte und in so intimer und friedlicher Atmosphäre stattfand. Kristins Methode ist einfach ein unbeschreiblich wertvolles mentales Training (vergleichbar wie bei einem richtig guten Leistungssporttraining, und mit Leistungssport würde ich eine Geburt auf jeden Fall gleichsetzen), dass es einem ermöglicht, die Geburt in die eigene Hand zu nehmen und all die Bausteine beinhaltet, die man braucht, um von dem Geburtsprozess nicht überwältigt zu werden. Ich empfehle wirklich jeder Frau in meinem Umfeld, die vor hat, ein Kind auf die Welt zu bringen, lieber in diesen Kurs zu investieren als in weniger notwendige Dinge wie z. B. Wickelkommode und Kinderwagen 😉