Liebe Kristin, liebes Team der Friedlichen Geburt,
ich habe gerade die Podcastfolge mit Esther gehört und bin ganz bewegt. Die Geburt meines Sohnes ist jetzt ziemlich genau elf Monate her, er kam am 30. Mai 2023 mit deiner Methode auf die Welt. Einiges an Esthers Erzählung hat mich an die Geburt meines Sohnes erinnert und es kam gerade einfach alles noch mal ganz präsent hoch. Da ich noch nicht von der Geburt berichtet habe, möchte ich euch jetzt davon erzählen.
Ein Kommentar aber noch vorab:
Die Friedliche Geburt hat mir so viel gebracht, viel mehr als „nur“ eine friedliche Geburt, die als ungeplante Hausgeburt endete. Ich habe auch sehr viel über mich gelernt. Durch deinen (Kristins) Input zur seelischen Entwicklung in der Schwangerschaft und zum Schreiben habe ich angefangen, Morgenseiten zu schreiben. Inzwischen lebe ich mich viel kreativ aus, was ich seit mehreren Jahren eigentlich nicht mehr so richtig gemacht habe. Ich schreibe und ich male und ich habe meinen Job gewechselt, mit dem ich so lange gehadert hatte. Ich habe einfach vorher nicht meiner inneren Stimme vertraut. Das Schreiben und letztlich auch diese kraftvolle Geburtserfahrung haben mir den Mut gegeben, danach zu Handeln, was in mir ist.
Es war meine zweite Geburt. Mein älteres Kind kam 2019 als geplante Bauchgeburt wegen Beckenendlage und Nabelschnurumschlingung zur Welt. Das war für mich alles andere als eine Traumgeburt und leider kannte ich die Friedliche Geburt da noch nicht. Ich habe große Angst vor Krankenhäusern, seit ich nach einem Unfall als Kind länger im Krankenhaus lag. Ich wollte unbedingt ins Geburtshaus, was aus den genannten Gründen dann aber nicht ging. Bei der Bauchgeburt ging es mir nicht gut.
Als ich wieder schwanger wurde, wollte ich es mit dem Geburtshaus auf jeden Fall noch einmal versuchen. Mein Mann ist Arzt, die Mediziner sind da ja oft skeptisch, aber er hat das immer unterstützt und nie in Frage gestellt.
Außerdem wollte ich mich auch mental vorbereiten. Ich kaufte relativ früh den Zugang zu deinem Kurs, schaffte es dann aber durch Job und Kleinkind nicht so viel, die Module anzuschauen und die Hypnosen zu üben. Ich nahm mir einfach die Zeit nicht. Erst beim Geburtsvorbereitungskurs ca. 10 Wochen vor dem ET traf ich eine andere Mama, die auch zum zweiten Mal schwanger war und zum zweiten Mal deine Methode übte. Sie war begeistert und ich nahm mir (zum Glück!!) vor, jetzt dran zu bleiben. Ab dann und vor allem im Mutterschutz war es wunderschön, ich übte ganz viel, auch die Atmung, hörte die Affirmationen.
Außerdem folgte ich deiner Empfehlung und machte einen Plan B. Ich setzte mich sehr mit der Situation in der Wunschklinik, in die bei Komplikationen verlegt werden sollte, auseinander. Ich las Geburtsberichte zu Verlegung in die Klinik, PDA, sekundäre Sectio und war mit der Aussicht, dass es in der Klinik enden könnte, völlig im Reinen. Das war ein großer Unterschied zur ersten Schwangerschaft, in der das Geburtshaus für mich eigentlich alternativlos war. Als mein Baby zum ET noch nicht da war, setzte ich mich auch mit der Möglichkeit der Einleitung auseinander und was es für Folgen für den Geburtsort haben könnte.
Am 29. Mai hatte ich ab dem Mittag ein leichtes Ziehen im Bauch, das aber auch immer wieder wegging. Ich ging noch ins Geburtshaus zur Vorsorge, alles war gut. Danach kam noch eine Freundin zum Kuchen essen vorbei, ich spielte mit meiner Tochter, alles war entspannt, aber es gab immer wieder dieses Ziehen.
Um 18 Uhr rief ich meine Mutter an, um mal mit ihr zu besprechen, ob sie meine Tochter jetzt schon abholen sollte, damit wir dann nicht mitten in der Nacht anrufen müssen. Ich hatte irgendwie große Sorge, dass es ein Fehlalarm ist, meine Mutter meinte aber gleich, dass sie sie holt. Gegen 19:30 Uhr war ich sicher, dass das Wellen sind und rief im Geburtshaus an, einfach nur, um Bescheid zu sagen, dass es los geht. Ich wollte aber gar nichts bestimmtes, und so verblieb ich mit der Hebamme einfach so, dass ich noch einmal anrufe, wenn ich sie brauche. Mein Mann und ich haben dann noch einen entspannten Film geguckt und sind gegen 22 Uhr ins Bett gegangen. Ich habe immer mal zwischendurch die Hypnose gehört und war insgesamt sehr entspannt. Nach ein oder zwei Stunden bin ich wieder aufgewacht und habe mir die Hypnose wieder angemacht. Ich habe nach deiner Atmung geatmet und die Hypnose gehört und vor mich hin gedöst.
Um ca. 1:00 Uhr habe ich meinen Mann geweckt und ihm Bescheid gesagt, dass ich die ganze Zeit Wellen habe und ob er mal die Zeit messen könnte. Er hat sie anhand meiner Atmung getrackt. Sie kamen so alle 9 Minuten. Wir riefen noch mal im Geburtshaus an. Die Hebamme fand, dass ich am Telefon so ruhig klinge und meinte, alle 9 Minuten sei noch nicht soo sehr unter der Geburt. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass ich sie jetzt unbedingt brauche und so verblieben wir wieder so, dass wir anrufen, wenn sich etwas ändert.
Das war um 2:25 Uhr, also eine knappe Stunde später, der Fall. Ich sagte meinem Mann, dass er jetzt noch mal anrufen solle, was er auch tat. Da konnte ich nicht mehr selbst telefonieren. Die Wellen erforderten meine Konzentration. Da das Geburtshaus bei uns um die Ecke ist, bot die Hebamme an, bei uns vorbei zu kommen. Sie war um 2:40 Uhr da.
Während mein Mann an der Wohnungstür war, platzte meine Fruchtblase und das brachte mich total aus der Hypnose raus. Sie kamen zu mir ans Bett, ich hatte jetzt kräftige Wellen in kurzen Abständen. Ohne Hypnose taten die auch ziemlich weh. Die Hebamme sagte mir, dass sie mich gern einmal untersuchen würde. Das tat sie auch, und sagte dann etwas zögerlich: „Ich sag euch jetzt mal, was ich getastet habe. Der Muttermund ist vollständig eröffnet und das Köpfchen schiebt sich ins Becken. Entweder, wir fahren jetzt ganz schnell, oder wir bleiben hier.“
Das war ziemlicher Stress für mich, denn ich konnte und wollte das nicht entscheiden. Zum Glück hatte ich meinem Mann vorher gesagt, dass ich keine Entscheidungen treffen wollte. Und es war eigentlich noch in dem Moment, in dem die Hebamme das aussprach, klar, dass ich nirgendwo mehr hinfahren würde. Mein Mann sagte also „Wir bleiben hier“, was super war, weil es mir die Gewissheit gab, dass er an diese Situation glaubte. Ich war noch kurz verunsichert, meinte, ich würde das nicht schaffen, aber mein Mann und die Hebamme bestärkten mich. Du schaffst das! Du schaffst das! Um 3:00 Uhr war der Kopf da, um 3:01 Uhr das Baby, um 3:14 Uhr die Plazenta – und um 3:20 Uhr die zweite Hebamme.
Ich war nach der Geburt ganz schön überwältigt und wusste gar nicht, wie mir geschehen war. Ich hatte doch gedacht, dass ich ins Krankenhaus verlegt werden würde! Und jetzt war das Baby einfach schon da? Bis zum dem Moment, in dem die Fruchtblase geplatzt war, hatte ich praktisch keine Schmerzen gehabt bzw. ich habe sie nicht als solche wahrgenommen.
Die letzten 15 Minuten war ich aber leider nicht mehr in Hypnose gewesen. Damit hatte ich zuerst gehadert, denn das war für mich dann tatsächlich ziemlich stressig. Alle Gründe, die gegen eine Hausgeburt sprechen, noch dazu eine ungeplante, kamen mir noch einmal in den Sinn, direkt bevor das Baby da war. Und in den Tagen nach der Geburt fragte ich mich, ob ich irgendetwas falsch gemacht hätte, ob ich besser hätte spüren müssen, wie weit alles schon ist, ob ich mich und das Baby in Gefahr gebracht habe.
Inzwischen weiß ich aber, dass alles so genau richtig war. Die Geburt war einfach toll und das wäre sie ohne die Friedliche Geburt so nicht gewesen. Es geht für mich auch nicht darum, dass alles perfekt ist und zu keinem Zeitpunkt negative Emotionen auftreten. Deine Methode hat mir dabei geholfen, anzunehmen, was gerade ist und was war.
Übrigens ist mein Baby bis heute ein ganz friedliches und entspanntes Baby. Er schreit, wenn etwas ist, und wenn das Problem gelöst ist, schreit er nicht mehr. Also meistens nicht 😉 Da war meine ältere Tochter wirklich ganz anders. Woran es im Einzelnen liegt, werden wir wahrscheinlich nie wissen, aber ich bin sicher, dass die sehr unterschiedlichen Geburtserfahrungen zumindest eine Rolle spielen.
Ich bin dir und dem Team sehr dankbar.