Triggerwarnung: Notkaiserschnitt, Komplikationen unter der Geburt
Vorweg: Ich habe leider einen Notkaiserschnitt erlebt. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, eine vaginale Geburt zu erleben und bin auch noch immer traurig darüber, dass es eine Notsectio unter Vollnarkose wurde. Letztendlich war es aber notwendig und hat meine Tochter gerettet. Und ich habe die Geburt ganz gut verarbeiten können und bin felsenfest davon überzeugt, dass es an der Vorbereitung und vor allem auch der Nachbereitung mit der Friedlichen Geburt lag. So war ich zum einen während der Geburt mental flexibel und konnte mich auf den unschönen Geburtsverlauf einlassen. Zum anderen konnte ich mithilfe der Hypnosen für die Zeit nach der Geburt die Geburt verarbeiten und meine Gedanken und Gefühle ordnen.
Unser Weg auf den Berg war also ganz schön hart und steinig. Aber die Aussicht ist wirklich wunderschön!
In den Tagen vor der Geburt hatte ich immer mal kleine Wellen, bei denen der Bauch hart wurde, sie taten aber nicht weh. Am Freitag waren auf dem CTG bei meiner Hebamme schon kleine Wellen zu sehen. Ihr fiel auf, dass die Herzfrequenz bei jeder Welle etwas abnahm.
Am Sonntag um ca. 21.30 Uhr beim Tatort schauen gibt’s die erste schmerzhafte Welle. „Jetzt verstehe ich, wieso Frauen eine PDA wollen,“ sie kommen gleich im 7 min. Rhythmus. Nach ein paar Wellen habe ich mich dran gewöhnt und komme gut mit dem Schmerz klar. Ich mache es mir im Wohnzimmer bequem. Eine rote Lampe ist an und über die Lautsprecher höre ich meine Meditation. Ich versuche verschiedene Positionen, z.B. auf dem Gymnastikball, aber am besten kann ich mit den Wellen sitzend auf dem Sofa umgehen. Es macht fast schon Spaß und ist richtig gemütlich. 🙂
Um 23.00 Uhr im Krankenhaus angerufen, die Hebamme am Telefon ist eher kalt und unfreundlich. Ich will versuchen, bis zum Schichtwechsel Zuhause zu bleiben, um nicht an diese Hebamme zu geraten.
Ca. um 3 Uhr werden die Wellen so intensiv (ungefähr eine 7), dass ich lieber ins Krankenhaus will. Vor allem, weil ich nicht weiß, wie ich die Fahrt (ca. 45 min) überstehen soll, wenn die Wellen noch intensiver werden. Wir machen uns bereit und fahren los. Beim Runterfahren vom Grundstück freuen wir uns, dass wir erst wieder mit L. zurückkommen werden. Die Fahrt ist dann ganz ok und die Wellen in ihrer Intensität geringer.
Ca. 4 Uhr: Im Kreißsaal angekommen, öffnet eine junge freundliche Hebamme die Tür. Leider entdeckt uns die Hebamme vom Telefon und nimmt sich unserer an. Das hatte ich ja eigentlich nicht gewollt. An diesem Punkt sind die Wellen schon sehr viel weniger stark. Ich werde ans CTG gehängt und es bestätigt sich, dass die Wellen recht schwach sind. Ich fühle mich nicht ernst genommen von der Hebamme. Nach dem CTG gehen wir spazieren. Ich habe etwas Sorge, was mich an Schmerzen noch erwartet. Und bin am Überlegen, wie ich jetzt weiter machen will. Eigentlich sehne ich mich wieder zurück in mein schönes, gemütliches Wohnzimmer. Ich ärgere mich, dass ich nicht noch länger Zuhause geblieben bin.
Es ist 6 Uhr und damit Schichtwechsel. Juchu! Wieder im Kreißsaal angekommen, entscheiden wir uns dafür, dass ich mich doch auf Station aufnehmen lasse und C. nochmal nach Hause fährt.
Ich bekomme eine Buscopan und ein Einzelzimmer, in dem ich nochmal etwas schlafen soll.
Die nächsten Stunden verbringe ich damit, im Bett zu liegen und vor mich hin zu dösen. Bei jeder Welle (im 10 min. Takt), stehe ich auf und veratme sie mit kreisender Hüfte. So halte ich es am besten aus.
Währenddessen höre ich die ganze Zeit die Meditation. Zu diesem Zeitpunkt habe ich das Gefühl, dass es nicht mehr wirklich weiter geht und auch ziemlich Angst, wie es wird, wenn die Wellen schlimmer werden (Spoiler: Sie werden in der Intensität nie stärker als Zuhause). Die Wellen sind weiter in einem 10 min. Rhythmus und von der Intensität ungefähr eine 4-5 und für mich gut auszuhalten. Draußen vor meinem Fenster sind irgendwelche Bauarbeiten und es ist ziemlich laut. Ich weine etwas und entscheide mich dann, nach einer Hebamme zu klingeln, um mich nach Hause zu entlassen. Dort wäre ich gerade einfach lieber.
Ca. 10 Uhr: Eine super liebe Hebamme kommt. Wir besprechen, dass ich nochmal etwas auf dem Gang spaziere und wir schauen, ob sich dann was tut. Danach machen wir ein CTG und wenn alles ruhig und ok ist, kann ich nach Hause gehen. Zuerst untersucht sie noch meinen Muttermund und stellt fest, dass er jetzt bei 2-3 cm ist. Die eher harmlosen Wellen der letzten Stunden haben also etwas bewirkt. Das motiviert mich etwas, weil ich also womöglich doch nicht immer schlimmere Wellen brauche, um den Muttermund zu öffnen. Die Hebamme klemmt mich ans CTG. Und hier nimmt das ganze nun eine andere Wendung.
Im CTG sieht man bei jeder Welle, dass L.s Herztöne kurz abfallen. In der Wellenpause erholen sie sich dann wieder. Die Hebamme schlägt vor, dass wir etwas Druck vom Kind nehmen und ich mich deshalb hinlegen soll. So sind die Wellen sehr viel unangenehmer. Anschließend wird mir eröffnet, dass im Kreißsaal gerade eh nicht viel los sei und ich deshalb schonmal dort hin kann.
Ca. 13 Uhr: Ich habe Glück und werde von zwei lieben Hebammen empfangen. J. untersucht meinen Muttermund: Der ist jetzt schon bei ca. 5 cm. Verrückt, dass es jetzt so schnell (so kommt es mir zumindest vor, ist ja eigentlich ein zu erwartendes Tempo von 1cm pro Stunde) geht, obwohl die Wellen weiterhin nicht allzu schlimm sind. Wellenhöhe ca. 5 Meter. Ich muss weiterhin auf der Seite liegen, was die Wellen unangenehmer macht. Ab hier wird alles etwas verschwommener. J. ist die ganze Zeit bei mir. In den Wellen massiert sie meinen unteren Rücken, in der Wellenpause unterhalten wir uns. Auch weiterhin sind L.s Herztöne bei jeder Welle etwas schlechter und erholen sich danach wieder. Irgendwann kommt ein Arzt dazu und beobachtet still das CTG. Mir wird eine Flexüle gelegt; ist gar nicht so unangenehm wie ich dachte.
Nun wird ein zweiter Arzt hinzugezogen. Er beobachtet ebenfalls das CTG und erklärt mir dann, dass sie gerne etwas Blut von L.s Kopf abnehmen würden, um zu schauen, wie ihre Sauerstoffsättigung ist. Er geht davon aus, dass alles ok ist und wir weiter machen können, will aber auf Nummer sicher gehen. Er ist sehr ruhig, zugänglich und gibt mir das Gefühl, hier entscheiden zu können. Ich fühle mich sehr wohl. Währenddessen muss ich die Wellen weiter im Liegen auf der Seite veratmen. Es tut weh, aber ist alles noch machbar. Angebotene Schmerzmittel lehne ich ab. Nicht aus Stolz, sondern weil ich sie wirklich nicht brauche.
C. habe ich zwischendurch schon angerufen. Er wollte sich auf den Weg machen. Mein Muttermund ist bei 8 cm und sehr weich; ich schreibe C., dass er sich beeilen soll. Um 15.45 Uhr kommt er im Kreißsaal an. Auch ihm wird nochmal erklärt, was Sorgen bereitet und dass die Ärzte gerne Blut abnehmen wollen. Ich würde gerade alles machen, wozu mir die Ärzte raten. Zum einen aus Sorge um L., zum anderen, weil ich ihnen in ihrer ruhigen, kompetenten Art sehr vertraue. Wir stimmen zu.
Da die Fruchtblase noch nicht geplatzt ist, soll sie von J. in der nächsten Welle eröffnet werden. Ich äußere noch Sorgen vor einem Wellensturm und einer größeren Intensität der Wellen, wenn die Fruchtblase eröffnet ist. Mir wird gesagt, dass dies wahrscheinlich nicht passiert. Die Wellen sind durch den ganzen Trubel sehr viel schwächer (höchsten noch ne 3), mir wird versichert, dass das normal sei. J. tastet nochmal meinen Muttermund, er ist weiterhin bei ca. 8 cm, aber so weich, dass sie es nicht genau sagen kann. Bei der ersten Welle klappt das Eröffnen nicht. Beim nächsten Anlauf klappt es und warmes Fruchtwasser läuft aus mir heraus. Ich grinse noch über das komische Gefühl, da überrollt mich schon die erste Presswehe.
C. redet auf mich ein, dass ich nicht pressen darf (der Muttermund ist ja noch nicht ganz offen) und leitet mich an, wie ich atmen soll. Ich versuche irgendwie, diesem krassen Drang zu pressen, zu widerstehen. Mein Körper macht aber einfach. Um mich herum sind alle ziemlich hektisch. L.s Herztöne sind massiv abgefallen. Der Raum ist voll von Menschen, der Notfallknopf wurde gedrückt. Ich bekomme nicht so viel mit, weil sich nahtlos die nächste Presswehe anschließt und ich irgendwie versuche, nicht zu pressen. Es wird hastig ein Ultraschall gemacht, in dem man sieht, dass L.s Herz nur noch langsam schlägt.
Kurze Zeit später bin ich im OP und unsere Tochter L. wird auf die Welt geholt. Ihr geht es gut! Sie kommt zum Bonding zu C. Der hatte eine höllische Angst, während wir weg waren. Ich werde zum Aufwachen zurück in den Kreißsaal gefahren (und zum Glück nicht in einen Aufwachraum ohne mein Baby). Schluchzend frage ich sofort wie es L. geht und weine dann vor Erleichterung, als sie mir daraufhin, gesund und wohlbehalten, gegeben wird. C. erzählt hinterher, dass auch die Hebammen und Ärzte Tränen in den Augen haben.
Wir bleiben noch 4 Std. im Kreißsaal und dürfen dann ein Familienzimmer beziehen. Am nächsten Tag kommt der Arzt auf meinen Wunsch zu uns und spricht die Geburt noch einmal durch. L. hatte die Nabelschnur zweimal um den Hals und das sehr nah an der Plazenta. Deshalb war sie wie an einer Leine und konnte nicht raus. Bei jeder Welle wurde sie nach unten drückt, die Nabelschnur hat sich gespannt und sie hat weniger Sauerstoff bekommen. Eine vaginale Geburt wäre nicht möglich gewesen. Wir haben also alles richtig gemacht. Mir tut es sehr gut, das zu wissen!
Ich würde sagen, dass ich nur Zuhause wirklich richtig in Hypnose war. Im Krankenhaus dann auch nochmal zeitweise im Einzelzimmer. Die Meditation habe ich die ganze Zeit gehört, bis die Fruchtblase eröffnet wurde. Aber als ich im Kreißsaal war, wollte ich lieber mit den anderen kommunizieren und mitbekommen, was los ist. Die Wellen waren trotzdem gut auszuhalten.
Die Friedliche Geburt hat mir zum einen dabei geholfen, die Wehen zu begrüßen, sie mit der Bauchatmung zu veratmen und als nicht allzu schmerzhaft zu empfinden. Zum anderen hilft sie mir dabei, die Geburt immer mehr zu verarbeiten und zu lernen, sie anzunehmen. Hierbei hat mir vor allem das Bild mit dem Berg, aber auch die Meditationen „Aufarbeitung einer Bauchgeburt“ und „Versagensgefühle nach der Geburt“ sehr gut getan. Schon allein deshalb war und ist der Kurs unbezahlbar wichtig für mich! Vielen Dank an Kristin und das gesamte Team!