Geburtsbericht von

Sarah

H.s Geburtsreise im Geburtshaus Freiburg

Februar 2023

„Der Weg ins Leben ist intensiv, pur, gewaltig, beglückend, verunsichernd und vor allem sehr individuell.“ (Isabell Steinert, Geburtsfotografin)

Liebe Kristin, ich kann dir gar nicht genug danken für deinen Einsatz und deine Arbeit, uns Frauen eine Begleitung für diesen intimen und aufregenden Moment der Geburt zu sein. Ich hoffe sehr, dass deine Arbeit über dich hinauswächst und sich so verbreitet, dass sich auch meine Töchter in 30 Jahren mental auf eine friedliche Geburt vorbereiten dürfen!
Ich möchte gerne von meinem individuellen und einzigartigen Geburtsweg berichten. Und hoffe, mein Sandkörnchen für die Verbreitung von positiven Geburtserfahrungen beizutragen. Für mich war es definitiv eine Traumgeburt und gleichzeitig das intensivste, krasseste, intimste und bewegendste Erlebnis seit der Geburt meiner ersten Tochter…

Die Vorbereitung

Da es sich um meine zweite Schwangerschaft handelte, habe ich natürlich schon von der Vorbereitung und Erfahrung profitiert, die ich mit meiner ersten Tochter vor dreieinhalb Jahren machen durfte. Damals habe ich viele Bücher gelesen, unter anderem von Michel Odent und Ina May. Wir lebten damals noch mit meinem Mann in Argentinien, Buenos Aires, und da es dort keine Geburtshäuser gibt (welches meine erste Wahl gewesen wäre) entschied ich mich ziemlich schnell für eine Hausgeburt. Ich wollte so wenig Intervention wie möglich und eine “Höhlenatmosphäre”, die ich mir in einem argentinischen Krankenhaus einfach nicht vorstellen konnte. Argentinien hat eine sehr hohe Kaiserschnittrate in den privaten Krankenhäusern und staatliche Krankenhäuser sind nicht unbedingt zu empfehlen.
Letztendlich ist unsere erste Tochter dann doch im Krankenhaus (unser Plan B) auf natürliche Weise und in Begleitung unserer zwei Hebammen zur Welt gekommen…aber das ist eine andere Geschichte.

Wieder in Deutschland und das zweite Mal schwanger war für mich also klar, dass ich gerne ins Geburtshaus wollte. Umso glücklicher war ich, als ich erfuhr, dass gerade im Februar 2022, dem Monat unserer Ankunft in Deutschland, ein neues Geburtshaus in Freiburg eröffnete! Welch eine glückliche Fügung! Schon bevor ich schwanger war, meldete ich mich bei den Hebammen und bat darum, aufgenommen zu werden. Sie freuten sich natürlich über meinen Enthusiasmus, aber meinten, ich solle mich doch bitte melden, wenn ich so in der 4. oder 5. Woche schwanger sei… ein paar Wochen später war es dann tatsächlich schon so weit! Unser zweites Kind machte sich auf den Weg zu uns. Welch eine Freude!

Wenn man das Geburtshaus Freiburg besucht, fallen als erstes die wunderschönen und ergreifenden Fotos von echten Geburtsmomenten auf, die dort an den Wänden hängen. Neugierig geworden, erfuhr ich, dass dort die Geburtsfotografin Isabell Steinert ihr Büro hat und eine fotografische Begleitung der Geburt anbietet! Spannend! Darüber hatte ich noch nie nachgedacht, aber da ich selbst gerne fotografiere und einen künstlerischen Bezug zu Fotos habe, fand ich es eine schöne und einzigartige Möglichkeit, diesen ganz besonderen Moment meines Lebens festzuhalten. Auf ihrer Webseite schaute ich mir ihre Bilder an und las einige Geburtsberichte. Über einen dieser Berichte stieß ich zufällig auf Kristin Grafs mentalen Geburtsvorbereitungskurs „Die friedliche Geburt“. Nach ein paar Podcastfolgen war mir schnell klar: Ich wollte beides, die Fotos und den Kurs der „friedlichen Geburt“!

Ab der 12. Schwangerschaftswoche begann ich mit dem Kurs von Kristin Graf. Meine Schwangerschaft verlief ganz natürlich, mit den typischen Wehwehchen wie Müdigkeit und Unwohlsein zu Beginn, aber ohne besondere Vorkommnisse. Ich machte die Vorsorge bei den Hebammen im Geburtshaus und die drei Ecografien bei meiner Frauenärztin. Ich fand es schön, nur einmal ein CTG zu machen und in den letzten Wochen nur noch von den Hebammen untersucht zu werden. Die ärztlichen Kommentare zur Größe oder Schwere meines Kindes bei den Ecografien machten mich immer nervös. Bei den Hebammen fühlte ich mich gut aufgehoben, wenn sie mir sagten, dass mein Kind perfekt zu meinem Körper passe, der Kopf gut liegt und die Fruchtwassermenge sich genau richtig anfühlt. Mehr Informationen brauchte ich nicht, um beruhigt meinen Tag zu gestalten.

Weitere Vorbereitungen waren ab der 36. Woche dann sehr entspannende Akupunktursitzungen zu Hause durch meine Wochenbetthebamme und das tägliche Trinken von einem Kännchen Himbeerblättertee. Zur Vermeidung von einer zu hohen Anzahl von Streptokokken in der Vagina wand ich, wie in Argentinien zuvor, die Methode des Knoblauch(zäpfchens) an: 5 bis 7 Tage führt man eine gepellte Knoblauchzehe am Abend in die Vagina und holt diese am Morgen danach wieder heraus. Bei meiner ersten Geburt hat diese Maßnahme geholfen (mein zweiter Streptokokken Test war danach negativ) und somit konnte ich damals eine obligatorische Antibiotikagabe bei Geburt im Krankenhaus vermeiden.

Ab Woche 37. machte ich jeden Vormittag (wenn meine Große im Kindergarten war) und am Abend eine Hypnose mit Kristin Grafs Methode der friedlichen Geburt. Ich liebte diese Momente des Entspannens und die Verbindung zu meinem Baby: unserer zweiten Tochter!

Die Geburt

In der Woche 39 + 3 kündigte sich H. am Abend mit leichten Wellen an. Da ich bereits seit einigen Abenden immer wieder Übungs- und Vorwellen hatte, habe ich diese zur Kenntnis genommen und bin erst einmal unserer Abendroutine ganz normal gefolgt. Mein Mann, unsere dreijährige Tochter K. und ich aßen zu Abend und machten uns dann alle bettfertig. Mein Mann war zu dem Zeitpunkt ziemlich erkältet und sehr erschöpft, sodass er früh ins Bett wollte. Er sagte mir, dass er ab morgen zu Hause bleiben würde, und auf der Arbeit schon alles dafür organisiert hätte. So begleitete ich K. in den Schlaf und hörte mir danach wie immer eine Hypnose im Bett an.

Da die Wellen diesmal aber mit der Entspannung nicht wieder aufhörten, schaltete ich nun das erste Mal die echte „Geburtshypnose“ an. Ich bat mein Baby, uns noch etwas auszuruhen und erst am Morgen richtig loszulegen. Schließlich war die Oma noch nicht aus Hamburg angereist und ich machte mir Sorgen, wer sich um unsere Große kümmern würde. In der Nacht ins Geburtshaus zu fahren, war für mich also keine Option. Außerdem ist der Schichtwechsel der Hebammen immer um 8 Uhr morgens und ich wollte so gerne die Begleitung von nur einer Hebamme. Immer wieder schlief ich während den Wellenpausen ein (ich schätzte die Wellen auf ca. alle halbe Stunde) und so kamen mein Baby und ich ausgeruht in den nächsten Tag hinein.

Gegen 8 Uhr meldete ich mich über den Piepser im Geburtshaus und bei unserer Geburtsfotografin Isabell. Durch sie erfuhr ich, dass aus meinem Hebammenteam J. heute Dienst hatte: Welche Freude! Zwischen uns hatte es von Anfang an “Klick” gemacht, ein Gefühl von Sympathie und gegenseitigem Interesse. Wir telefonierten und ich schilderte ihr meine Sicht der Lage: Die Wellen kamen nun im Abstand von gemütlichen 15 bis 20 Minuten und waren ganz wunderbar zu begleiten. Ich wollte meinen Mann, der den Schlaf bitter nötig hatte, und K. gerne ausschlafen lassen. Da ich wusste, dass unsere Große ab 14 Uhr bei unserer lieben Nachbarin unterkommen konnte, wollte ich erst danach ins Geburtshaus fahren. J. war einverstanden und sagte, ich könne mich jederzeit melden, falls eine Planänderung nötig wäre und dass wir gegen Mittag noch mal telefonieren sollten.

Entspannt machte ich mir ein leckeres Frühstück mit Obst und Nüssen, stellte mir Tee und Wasser bereit und betrachtete versonnen die pinken Nelken auf meiner Fensterbank, die ich als unsere Geburtsblume ausgesucht hatte. Für mich symbolisierten sie den Muttermund, der erst, wie einige der Knospen, verschlossen ist und sich dann immer weiter zur vollen Blüte öffnet. Ganz natürlich und ohne Anstrengung. Ich las meine Affirmationskarten und schaute auf mein Vision-Bord. Ich beschloss, dass ich nun nicht mehr auf unsere Oma warten müsste, da K. gut versorgt sein würde und hörte die Hypnosen „Abschied von der Schwangerschaft“ und „Geburtsbeginn mental fördern“, um mich wirklich voll und ganz auf den Prozess einzulassen. Vorsichtshalber machte ich auch noch die Hypnose „Geburt ohne Partner*in (unfreiwillig)“, da ich nicht wusste, in welchem Zustand mein Mann sein würde.

Gegen 11 Uhr wachten mein Mann und unsere Große auf und ich erklärte beiden, dass unsere H. sich wohl langsam auf den Weg mache. Allerdings konnte ich überhaupt nicht sagen, wie lange es wohl noch dauern würde, da die Wellen gefühlt ganz gemächlich dahin rauschten. Trotzdem wollte ich gerne, dass K. ab 14 Uhr zu unserer Nachbarin ginge und wir uns danach auf den Weg ins Geburtshaus machen würden. Aber erst einmal frühstückten wir noch einmal gemeinsam. Ich machte mir die Kopfhörer mit der Hypnose auf die Ohren und erklärte K., dass ich mich jetzt auf mich und meinen Körper konzentrieren wollte und nicht viel reden würde. Der Papa sei ja da und sie könne sich gerne an ihn wenden, wenn sie etwas bräuchte. Da sie für eine Dreijährige unglaublich einfühlsam und situativ ist, hat das auch ganz wunderbar funktioniert.

Nach dem zweiten Frühstück war ich wieder eine Zeit lang alleine im Schlafzimmer. Später bekam ich Lust auf eine Badewanne und K. wollte gerne mit… so badeten wir ganz in Stille zusammen. Mit ihrer kleinen, pinken Gießkanne hat sie meinen großen Bauch immer wieder mit warmem Wasser begossen. Das war so ein schöner Moment für uns beide, dass ich mich immer daran erinnern möchte! Nachdem ich nach einigen wohltuenden Minuten wieder aus der Wanne stieg, bemerkte ich den Schleimpropf zwischen meinen Beinen. Das war ein wunderbares Zeichen: Nun war ich mir sicher, dass die Geburt gestartet hatte und ich H. schon bald in meinen Armen halten würde!

Die Wellen kamen und gingen und ich fühlte mich sehr ruhig und entspannt, weit und durchlässig. Ich sprach zu unserem Baby und sagte: „Liebe H., bitte komm doch diesen Nachmittag oder am Abend, dann ist deine Schwester gut versorgt!“ Denn das war eigentlich meine größte Sorge, da die Oma ja erst einen Tag später anreisen würde. Wir aßen noch etwas zu Mittag, ein paar Nudeln mit Käse, großen Appetit oder Hunger hatte ich nicht mehr und während der ganzen Zeit über hörte ich die Geburtshypnose mit meinen Kopfhörern auf den Ohren. Schließlich brachte mein Mann K. zu unseren Nachbarn und packte die Geburtshaustasche zu Ende.

Ich war wieder im Schlafzimmer, saß auf dem Bett, lief ein paar Schritte, setzte mich wieder, konzentrierte mich auf meine tiefe Bauchatmung. Ich visualisierte den Muttermund, wie er sich langsam öffnete, wie die Nelken, meine Geburtsblumen. Ich war ganz klar in Trance und gleichzeitig fielen mir immer wieder Sachen ein, die ich noch mitnehmen wollte: Ein paar Blumen… diese zwei Duftöle und meinen Diffuser… hatte mein Mann auch meine Crocs eingepackt? – Die kleine „Denk-Maus“ in meinem Kopf wuselte definitiv auch noch herum… aber nicht so aktiv wie sonst. Denn ich war gleichzeitig auch ganz bei mir, bei meinem Baby und meinem Körper. Ich war präsent bei jeder Welle, die ich spürte und meine Aufmerksamkeit erforderte, die aber nicht weh tat. Mir ging es gut und ich freute mich, bald ins Geburtshaus zu fahren.

Gegen 15:30 Uhr ging ich langsam und achtsam zur Haustür, schlüpfte in die Gummistiefel, mein Mann half mir in meine Winterjacke und dann Schritt für Schritt die Treppe herunter. Im Auto saß ich mit Sitzheizung und geschlossenen Augen. Ich bemerkte jedes Schaukeln und jede Bewegung intensiv, sensibel, aber ohne Schmerzen. Da es bis zum Geburtshaus ca. 20 bis 25 Minuten Fahrtzeit sind, merkte ich mir die Anzahl an Wellen während der Fahrt und dies beruhigte mich, denn sie kamen inzwischen ca. alle 5 Minuten… es ging also voran und wir waren nicht viel zu früh losgefahren…

Am Geburtshaus angekommen, erwarteten uns J., unsere Hebamme, und Isabell, unsere Fotografin. Es war so schön, ihre freundlichen und entspannten Gesichter zu sehen. Ich stieg aus und veratmete mehrere Wellen auf dem Weg nach drinnen. Tief in den Bauch, Gegendruck erzeugen, und in den Pausen: Loslassen und weitergehen. Schon, als ich in den Vorraum trat, hörte ich eine Frau unter Geburt tönen und fast schreien. Die Geräusche irritierten mich und als ich dann auch noch erfuhr, dass ich keine Wassergeburt haben würde, weil das Zimmer belegt war, war ich erst einmal enttäuscht. Wie schade!

Ich brauchte etwas Zeit, um in den neuen Räumen und der neuen Situation anzukommen, und J. wollte gerne mit mir reden. Sie fragte mich, wie es mir ginge, was ich bräuchte und wonach mir sei. Ich sagte ihr, dass ich ankommen wollte, dass mich die Geräusche aus dem Nachbarzimmer irritierten und ich mich ansonsten gut fühlte. Also hörte sie H.s Herztöne ab, die sich sehr gut anhörten. Außerdem freute sie sich über eine Welle: „Oh, man sieht richtig schön, wie die Gebärmutter arbeitet!“ Ach wirklich? Diese Welle hatte ich gar nicht bemerkt, bzw. veratmen müssen. (Später erfuhr ich von meinem Mann, dass wohl die Wellen schon seit einiger Zeit in viel kürzeren Abständen kamen, als ich es wahrgenommen hatte. Anscheinend musste ich nur jede zweite oder dritte Welle aktiv begleiten.)

Ich sagte Ja. auch, dass sie gerne nach meinem Muttermund tasten könne, ich das Ergebnis aber nicht wissen wolle. Sie lehnte ab und sagte, mit den Herztönen sei sie zufrieden. Somit verließen Isabell und J. den Raum und gaben mir Zeit, mich einzurichten. Ich stellte den Diffuser mit dem Öl „Muskatellersalbei” auf, welches wehenfördernd und harmonisierend wirken soll. Füllte mir Studentenfutter in ein Schälchen und Wasser in ein Glas und stellte die Nelken an den Spiegel. Mich irritierte, dass ich nicht mehr alleine und mein Mann nun bei mir war. Vorher war ich ja viel Zeit alleine im Schlafzimmer gewesen. Und ich war wirklich froh über meine Kopfhörer und Kristins Stimme in meinem Ohr und machte die Hypnose etwas lauter. Auf der Bettkante sitzend schaute ich auf die Blumen und begann wieder, mich auf mein Baby und den sich öffnenden Muttermund zu konzentrieren. Irgendwann legte ich mich zu meinem Mann ins Bett. Aber ich wollte nicht von ihm berührt werden, jede Berührung fühlte sich irgendwie zu schwer an. „Ich wäre gerne wieder alleine“, dachte ich.

Ich lag im Bett, atmete und konzentrierte mich. J. kam noch ein oder zwei mal herein, um nach H.s Herztönen zu schauen und dann, irgendwann, waren tatsächlich alle gegangen und ich war wieder alleine – endlich! Plötzlich wurde mir sehr heiß und ich bemerkte, dass ich ja immer noch alles an hatte: Pullover, Hose, Socken, Stulpen… da ich eh auf die Toilette wollte, zog ich mal meine Hose aus. Ich ging langsam zur Toilette und dort hatte ich das erste Mal eine Welle, die ich als „knackig“ bezeichnen würde. Gleich darauf, auf dem Weg zurück zum Bett, wieder eine knackig-intensive Welle. Hier reichte die Bauchatmung nicht mehr und ich begann, zu tönen: drei Oktaven tiefer als meine normale Stimme sonst ist. Das tiefe Tönen tat gut und brachte mich zum andern Ufer, zum Ende der Welle.

Ich kniete mich auf die Matte vors Bett, nächste Welle. Ich krabbelte aufs Bett und häufte mir die Kissen zu einem Berg, auf den ich den Oberkörper abstützte, nächste Welle, tönen. Zwischendurch fragte ich mich: „Wo sind jetzt eigentlich alle? Ach, die werden mich schon hören…“ Nach zwei weiteren Wellen im Vierfüßlerstand auf dem Bett hatte ich langsam schon keine Lust mehr: „Och Mensch, das wird mir hier langsam zu anstrengend!”, dachte ich und fragte mich, wie lange wohl diese intensiven Wellen anhalten würden? Plötzlich war wieder jemand an meinem Kopf und richtete mir die Kissen auf, die etwas verrutscht waren. J. war wieder da – ich hatte sie beim Reinkommen gar nicht bemerkt. Bei der nächsten Welle hörte ich plötzlich ein kleines „Plopp“ und spürte etwas Flüssigkeit in meinem Slip.

Ich zog ihn aus und sagte zu J.: „Ich glaube die Fruchtblase ist geplatzt“.
„Sehr gut,“ sagte sie, als sie sah, dass auch etwas Blut dabei war. Sie wollte mir einen Einmalslip reichen, aber ich tönte schon wieder unter der nächsten Welle und diesmal fühlte es sich noch mal anders an. Wie ein Druck beim auf Toilette gehen, nur weiter innen im Körper.

„Ich glaube… ich… muss… drücken,“ presste ich hervor. Und schon wieder fühlte ich diesen unglaublichen Druck nach unten. Und dann, wie schon bei meiner ersten Geburt, half auch das Tönen nicht mehr, ich schrie aus vollem Halse, um diesen Druck zu begleiten. „Booaaahhh!“ ein Ur- und Kraftschrei folgte auf den nächsten. Ich presste meine Hände vor’s Gesicht, konzentrierte mich auf diese Kraft. Ich kann nicht sagen, ob es weh tat, es war einfach das krasseste, stärkste Gefühl, das ich je hatte und ich musste es mit Lauten begleiten. Trotzdem war ich ganz bei mir, ganz präsent, ich hörte J., die hinter mir stand und sagte: „Langsam Sarah, fühl das Köpfchen mit deiner Hand!“

Ich streckte eine Hand nach unten und tastete nach dem Köpfchen. Schon fühlte ich den Kopf meines Babys in meiner Hand und das machte es mir einfacher, die Kraft zu regulieren. Trotzdem, nach gefühlt drei, vier mal pressen war der Kopf schon geboren. H. kam mit ihrer kleinen Faust in „Denkerpose“ zur Welt. Ich spürte ein leichtes Brennen, als ich einen kleinen Riss in meiner Vagina bekam. Kurz darauf merkte ich ganz deutlich, wie H. sich drehte und ihre Schulter aus dem Becken befreite. Und schon kam der Rest des Körpers und das gesamte Fruchtwasser, mit einem Schwall aufs Bett. J. fing H. auf und legte sie unter mich. Dann half mir J., mich auszuziehen, denn ich hatte ja immer noch meinen Pulli und T-Shirt an- Es ging alles so schnell!

Ich hob meine kleine H. vorsichtig hoch und zog sie an mich. Puh, was für ein Moment! Ich fühlte mich irgendwie leer, ausgelaugt und erschöpft. Jedenfalls nicht überströmend vor Glück, wie es manche Frauen erleben dürfen. Die Nabelschnur war lang genug, dass ich H. auf meine Brust legen konnte. Ich legte mich vorsichtig in die Kissen und blickte auf unser Baby: „Hallo meine süße H.! Das haben wir beide gut gemacht!“, sagte ich stolz. Um 18:59 Uhr, mit 3,6 kg und 52 cm, erblickte sie das Licht der Welt.

Aber bevor es endgültig ans Ausruhen ging, wollte ja die Plazenta noch geboren werden! H. war immer noch mit ihrer Plazenta verbunden. J. ließ mich und meinen Mann die Nabelschnur anfassen und den Puls spüren. Sehr beeindruckend! Doch schon hatte ich wieder Wellen und da ich meine Kopfhörer irgendwann während der Presswellen von mir geschleudert hatte, konzentrierte ich mich nun ohne Kristins Stimme auf meinen Körper. Stück für Stück, Welle für Welle löste sich die Plazenta. Nach einigen Minuten riet mir J., mich noch mal in den Vierfüßlerstand zu begeben, denn die Plazenta hing wohl am Becken in einem Winkel, wo es nicht weiterging.

Vorsichtig legte ich H. ab und wechselte die Stellung – und siehe da, schon kam die Plazenta auch heraus. Ein gutes, befreiendes, abschließendes Gefühl überkam mich, als sie endlich auch geboren war. Ein beeindruckend großes Organ, welches H. ernährt und umsorgt hat. Als die Nabelschnur ganz auspulsiert war, durfte mein Mann die Nabelschnur durchtrennen. Nun wurde H. ganz in Ruhe auf unserem Bett von J. untersucht, gemessen, gewogen und hat ihre erste Windel bekommen.

Und dann begann für uns drei das Kennenlernen und Kuscheln. J. und Isabell ließen uns Zeit für uns und um ca. 21 Uhr kam K., jetzt große Schwester, im Geburtshaus an und sah H. das erste Mal. Liebevoll und neugierig betrachtete sie sie und schloss sie gleich ins Herz. Wir kuschelten noch etwas zu viert. Dann kam der für mich unangenehmste Teil: die Nachsorge. Nun schaute J., wo ich gerissen war und wie doll. Glücklicherweise hatte ich nur einen kleinen Vaginalriss und ein paar Abschürfungen. Sie sagte, es müsse nicht genäht werden, wenn ich ihr verspreche, die nächsten Tage nicht im Schneidersitz zu sitzen. Ich lachte erleichtert auf und sagte, dass ich das sowieso nicht vorgehabt hätte.

„Möchtet ihr gerne die Plazenta sehen?“, fragte uns J. und wir bejahten. Nun zeigte sie uns H.s Zuhause, in dem sie neun Monate verbracht hatte. Sehr beeindruckend! K. schaute interessiert zu, als J. uns die Fruchtblase und den Teil der Plazenta zeigte, der mit der Gebärmutter verbunden war. Gleichzeitig untersuchte sie, ob die Plazenta sich gut gelöst hatte oder ob noch Reste in der Gebärmutter waren. Glücklicherweise hatte diese sich vollständig gelöst. Ein weiteres Highlight war für mich der Moment, als J. mit einem kleinen Geburtstagskuchen mit einer Kerze und drei Sektgläsern mit Holundersirup zu uns ins Zimmer kam. Zu Tränen gerührt über diese Geste sangen wir H.s erstes Geburtstagslied. Und da es sich um eine ambulante Geburt handelte, packten wir kurz darauf ganz in Ruhe unsere Sachen und fuhren noch in der gleichen Nacht nach Hause. Nun zu viert!

Dank

Danke H., für diese wunderschöne Geburt! Ich bin unglaublich stolz auf dich, auf mich und meinen Körper! Danke M. für deine gute, fürsorgliche Begleitung und Intuition, sodass ihr genau im richtigen Moment wieder ins Zimmer gekommen seid! Danke K., für deine intuitive und sensible Begleitung, du bist eine tolle Tochter und große Schwester! Ich liebe euch drei! Danke J., für deine achtsame und interessierte Begleitung in meiner Schwangerschaft und dein wachsames Abwarten während der Geburt! Ich habe mich gut begleitet und sehr wohl gefühlt. Danke Isabel, für deine stille Begleitung, mit der du diesen intimen und einzigartigen Moment für uns festgehalten hast. Danke für deine starke Hand bei der Nachsorge! Danke an das Geburtshaus-Team, dass ihr diesen wundervollen Ort geschaffen habt! Danke A., meine wundervolle Wochenbetthebamme, für deine professionelle und intuitive Unterstützung und Begleitung bei der Akupunktur und im Wochenbett! Danke Kristin, für deine Stimme, die mich während der Schwangerschaft, der Geburt und auch im Wochenbett so toll unterstützt und begleitet hat!

In Liebe, Sarah

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