Geburtsbericht von

Simone

Ich möchte mit meinem Geburtsbericht allen Schwangeren Mut machen, die wie ich schon ihr ganzes Leben lang davon ausgehen, dass eine Geburt immer furchtbar sein muss. Auf Grund meiner tief verankerten Angst vor diesem Ereignis entschied ich mich ungefähr in der 20. Schwangerschaftswoche für Kristins Kurs und kann heute von meiner friedlichen Geburt am 16. Juli 2022 berichten.

Ich wurde vier Tage vor dem ET nachts um halb 2 Uhr wach – wie ich annahm, zu einem meiner zahlreichen Toilettengänge am Ende der Schwangerschaft. Schon wochenlang verspürte ich beim Aufstehen aus dem Bett durch das Gewicht des Bauches jedes Mal einen Druck nach unten. Als ich auf der Toilette saß, fühlte sich dieser Druck jedoch irgendwie „anders“ an.
Als ich dann einige Male den Darm entleeren musste und ich ein leicht flaues Gefühl im Bauch bekam, beschlich mich so langsam das Gefühl, dass es heute soweit sein könnte. Ich versuchte kurz, mich wieder hinzulegen, um eventuell doch noch wieder einzuschlafen. Im Liegen empfand ich das neuartige Ziehen im inneren meines Körpers jedoch als deutlich unangenehmer. Daraufhin weckte ich meinen Mann, damit dieser mir die Elektroden des Tens-Geräts auf dem Rücken befestigte.

Wochenlang haderte ich mit der Frage, ob mich ein Tens-Gerät bei der Geburt unterstützen könnte oder ob es mich eher aus der gewünschten Trance herausbringen würde. Ich fühlte mich aber sicherer damit, noch etwas zusätzlich zur Hilfe dabei zu haben. Rückblickend würde ich sagen: In der Eröffnungsphase zu Hause hat es mir tatsächlich geholfen, das Körpergefühl zu mindern. Später im Krankenhaus bei sehr intensiven Wellen, hat es mich eher abgelenkt, an das Drücken des Knopfes zu denken und ich habe es dann auch nicht mehr verwendet.

Mit dem angeschlossenen Tens-Gerät und der Geburtshypnose auf den Ohren platzierte ich mich schließlich vornüber kniend auf dem Sofa, was für mich eine sehr angenehme Position war. Die Abstände der Wellen kontrollierte ich durch regelmäßige, kurze Blicke auf die Uhr. Die Wellen kamen im Abstand zwischen fünf und zehn Minuten und sie kamen mir doch noch sehr unregelmäßig vor. Das Körpergefühl würde ich tatsächlich als Dehnung am Muttermund beschreiben.

Ich hörte also die Hypnose und versuchte, Kristins Atemtechnik anzuwenden. Dabei stellte ich fest, dass ich dieses intensive Atmen in die Dehnung am Muttermund als eher unangenehm empfand – das Gefühl intensivierte sich nämlich durch das tiefe Atmen. Ich verbrachte Stunden damit, mich zu fragen, ob dies der gewünschte Effekt ist, denn ich hatte mir durch die Atmung eher eine Erleichterung erhofft. Zwischenzeitlich war ich richtig genervt von Kristins Ansagen auf der Audiospur, da mir die Atmung einfach nicht zu helfen schien. Rückblickend gehöre ich wohl zu den im Kurs angesprochenen wenigen Frauen, denen die Atmung nicht hilft und ich hätte früher damit aufhören sollen. Ich behielt die Hypnose jedoch im Ohr, da ich wusste, dass mich Kristins Stimme entspannte.

Aber ich bin ehrlich: Es gab Momente, in denen ich die Kopfhörer am liebsten in die Ecke geworfen hätte, weil sich in der Geburtshypnose sehr viel um die bei mir nicht funktionierende Atmung drehte. Ich ging gegen Morgen dann eher in ein Vertönen auf „U“ über, versuchte aber trotzdem, weiterhin so tief wie möglich zu Atmen, um das Öffnen des Muttermundes zu erleichtern. Als mein Mann wach war, übernahm er das Tracken der Wehen, welche er anhand meines Tönens wahrnahm. Die Abstände waren immer noch sehr unregelmäßig.

Ich beschloss also, den „Badewannen-Test“ zu machen – hierzu musste ich allerdings das Tens-Gerät entfernen. In der Wanne hielt ich es nur zwei Wellen aus, da die besagte Dehnung am Muttermund nochmal intensiver wurde. Jetzt wussten wir, dass es wohl tatsächlich Geburtswellen waren. Immer noch empfanden wir die Abstände als zu lang und zu unregelmäßig, das Körpergefühl wurde aber intensiver. Ich veratmete die Wellen mal vornübergebeugt, mal hängend an meinem Mann. Irgendwann empfand ich die tiefe Hocke als am angenehmsten. Gegen 12 Uhr mittags überkam mich dann das Gefühl, ins Krankenhaus zu wollen, an diesem Punkt kamen die Wellen ungefähr alle vier Minuten. Im Auto machte ich dann auch die Hypnose aus. Ich war allerdings rückblickend trotzdem in einer tiefen Trance, denn an die Fahrt kann ich mich so gut wie nicht erinnern.

Mit geschlossenen Augen veratmete ich die Wellen und öffnete sie, als wir um 12:30 Uhr an der Klinik ankamen. Hier musste ich aus bekannten Gründen leider erstmal alleine hineingehen. Da mein Muttermund dann aber bei 2-3 Zentimeter Öffnung angekommen war, durfte mein Mann gleich wiederkommen.

Im Krankenhaus vermisste ich ein von der Decke hängendes Tuch (Ich dachte, sowas hat jeder Kreißsaal?!) – die tiefe Hocke half mir schließlich unheimlich gut. Ich hängte mich zwischendurch an irgendeine Stange unter dem Kreißsaalbett. Zwischenzeitlich musste ich mich aber für das CTG hinlegen, was ich furchtbar fand. Um das Öffnen des Muttermundes zu erleichtern, bekam ich Buscopan über die Vene – mir hat das gut geholfen. Das Körpergefühl wurde nun doch sehr intensiv und mein Veratmen immer lauter. Nach 1,5 Stunden Aufenthalt in der Klinik wurde mein Muttermund nochmal untersucht. Dies hätte der Wendepunkt meiner Geburtsgeschichte werden können, denn ich dachte: „Wenn sie jetzt 3 oder 4 Zentimeter sagt, gehe ich nach Hause.“
Ich hätte wohl auch eine PDA nicht mehr ausgeschlagen.

Die Hebamme teilte mir jedoch das erfreuliche Ergebnis von 7 Zentimeter mit! Sie fragte im gleichen Zug, wie es bei mir denn aussähe von den Schmerzen her. Meine Antwort: „Wenn es jetzt schon 7 sind, dann schaffe ich den Rest jetzt auch noch“. Aus vielen Geburtsberichten wusste ich, dass es von 7 auf 10 Zentimeter meist eher schnell geht. Ich kann an dieser Stelle jeder Schwangeren nur den Rat geben, nicht an die Erzählung zu glauben, der Muttermund eröffne sich bei einer Erstgebärenden um einen Zentimeter pro Stunde. Ich kam in 1,5 Stunden von 2 auf 7!

Ab dieser Phase der Geburt habe ich absolut kein Zeitgefühl mehr. Die Wellen wurden wirklich sehr intensiv. Ich musste aus mir nicht mehr bekannten Gründen liegen bleiben, was alles noch mal verstärkte. Von den Hebammen bekam ich einen Tipp, den ich jeder Gebärenden weitergeben möchte: Lasst die Welle gehen. Atmet wieder normal, wenn die Welle vorbei ist. So überwältigend sie sich manchmal anfühlen, genießt die Ruhe dazwischen. Ich war in den Pausen noch zu Scherzen aufgelegt, obwohl ich während der Wellen wirklich laut unfassbar laut war und zwischendurch am T-Shirt meines Mannes zerrte.

Ich schrie jedoch nicht, weil die Schmerzen so schlimm waren, dass ich dachte, ich müsste sterben (sowas wurde mir zuvor mal erzählt). Das Gefühl war schon schmerzähnlich, aber einfach wie eine unaufhaltsame Naturgewalt und unfassbar stark. Während einer Pause zwischen eben diesen Wellen beschwerte ich mich über ein Piksen am Arm, was durch das Rumgefummel an meinem Zugang herrührte. Die Hebammen waren sehr amüsiert, dass mich dieses Pieken mehr zu stören schien als die beginnenden Presswehen, aber genau so war es. Ich habe die Hebammen in dieser Phase zwei Mal mit Nachdruck gefragt, ob das nun die Übergangsphase sei. Ich wollte in dem Moment wohl etwas Bestätigung, dass es bald geschafft sein würde.

Das Körpergefühl veränderte sich und ich sollte pressen, obwohl ich eben nicht diesen starken Pressdrang verspürte und teilweise gar nicht sagen konnte, wann ich eine Wehe hatte. Ich denke, bei einer Hausgeburt hätte man einfach noch etwas gewartet, bis ich von allein pressen muss. Das Personal war aber der Meinung, das Baby müsse nun sehr schnell herauskommen.
Ich wollte nie in Rückenlage gebären, aber ich hatte in dieser Position einfach am meisten Kraft. Wie oft ich gepresst habe, kann ich nicht mehr sagen. Ich empfand es als sehr schwere, körperliche Arbeit (eben auch, weil ich gar keinen starken Pressdrang hatte) und wollte es einfach geschafft haben. Zeitgleich schoss mir aber auch durch den Kopf: „Das habe ich mir wirklich schlimmer vorgestellt!“

Als der Kopf draußen war, war für mich mental die Geburt auch schon zu Ende, da ich wusste, dass ich es fast geschafft hatte. Nach nochmaligem ein oder zwei Mal mitschieben war unsere Tochter dann geboren und hat sofort geschrien. Ich durfte sie selbst hochnehmen und mein Mann und ich bewunderten sie voller Glück. Drei Stunden, nachdem ich in der Klinik eingetroffen bin, war sie auch schon da.
Noch nie in meinem Leben war ich so stolz auf mich. Ich fühlte mich nicht erschöpft, sondern unglaublich kraftvoll und wäre am liebsten direkt nach Hause gegangen. Das tat ich dann auch am nächsten Vormittag, da ich mich auf der Wochenbettstation unfassbar unwohl und schlecht betreut fühlte.

Direkt nach der Geburt dachte ich noch: Naja, friedlich war das jetzt nicht wirklich. Ich war sehr laut, so manche erlebte Körperempfindungen waren doch schon unangenehm. Als ich dann Familie, Freunden und Bekannten von der Geburt erzählte, wurde mir nach und nach immer mehr bewusst: Die Arbeit mit Kristins Methode hat mir ein wunderschönes Erlebnis geschenkt.

Niemand wollte mir so recht glauben, mit welchen Worten ich von der Geburt sprach, dass ich sie als „toll“ empfand, die Wehen für mich einfach ein sehr intensives Körpergefühl waren und bei weitem keine grauenvollen Schmerzen. Ich merkte schnell, die meisten wollen nicht so recht zuhören und waren ungläubig, weil ihnen die Vorstellung so abwegig erschien, dass eine Frau ihre Geburt schön fand. Ich merkte bei diesen Gesprächen, wie tief die Vorstellung in den meisten Menschen verankert ist, dass eine Geburt immer ein Horrorerlebnis ist.
Viele unterstellten mir auch, ich hätte einfach nur Glück gehabt, worüber ich angesichts meiner monatelangen Übungseinheiten nur lächeln kann.
Ich finde es unheimlich schade, dass dieser von Kristin beschrieben „weibliche Schmerzkörper“ so fest in der Gesellschaft verwurzelt zu sein scheint und wünsche mir sehr, dass mehr Frauen ein ähnliches Erlebnis erleben dürfen wie ich.

Ich bin zutiefst dankbar für dieses Geburtserlebnis und kann jeder Frau empfehlen, sich mit Kristins Methode vorzubereiten. Das Wichtigste, was ich durch diesen Kurs gelernt habe, ist: Mein Körper kann gebären. Die Arbeit mit den Hypnosen hat mir ein tiefes Vertrauen in meinen Körper und meine Weiblichkeit gegeben. Die Geburt war zwar nicht 100% schmerzfrei, aber ich bin zutiefst überzeugt davon, dass dieses absolute Vertrauen in meinen Körper und seinen Geburtsprozess zu dieser großartigen Geburt geführt haben und ohne Kristins Methode hätte sich dieses Vertrauen niemals so wundervoll in mir entfaltet.