So etwas wie eine Traumgeburt

Warum nur „so etwas wie“ und nicht „meine Traumgeburt“? Das liegt ganz einfach daran, dass ich mich schon länger von jeder konkreten Vorstellung und konkreten Wünschen (im Außen) bezüglich meiner Geburtserfahrung getrennt habe. Was mir wichtig war: ich wollte damit im Frieden sein. Mich währenddessen voll und ganz auf die Geburt konzentrieren können. Ich wollte mich während der Geburt stark (genug) fühlen, in Verbindung mit mir und dem Baby sein und ich wollte vertrauen – darauf, dass alles genau so, wie es dann ist, gut ist. Unsere ganz persönliche Geburtserfahrung. Vertrauen auch in das „Große Ganze“, das Leben, wie man es auch nennen möchte. Stichpunkte: Hingabe und Annahme.

Meine erste Geburt war nicht schlecht und doch hatte ich damit aufgrund von verschiedenen Herausforderungen danach noch gut zu tun. Rückblickend konnte ich aus den vorangegangenen Erfahrungen für diese Geburt folgende Wünsche formulieren: Geburt in Ruhe, Selbstbestimmtheit und -vertrauen, nur notwendige Interventionen, wo nötig gute Kommunikation. Auf meinen Körper hören können und die Geburtsposition soweit möglich selber wählen. Meinen Mann rechtzeitig dabei haben (bei meiner ersten Geburt kam er erst in der Pressphase dazu). Eventuell würde ich unglaublich gerne eine Badewanne ausprobieren – wobei klar war: die Leitlinien bewerten das mit meinem Diabetes (Typ 1) als kontraindiziert, also wirklich eher ein Traum?

Und was ich noch mitnehmen wollte: Wissen. Das Wissen, dass der Moment, wenn auf einmal Gedanken/Gefühle in Richtung „ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich schaffe das nicht“ auftauchen, höchst wahrscheinlich Teil der Übergangsphase und damit ein gutes Zeichen sind! Ein Zeichen, dass wir schon viel geschafft haben. Das Wissen, dass ich es schaffen kann. Und für den Moment, der im Englischen so schön als „ring of fire“ bezeichnet wird (wenn der Kopf kurz vorm Austritt ist), wollte ich mitnehmen: diese Gefühle bedeuten, dass der Kopf gleich geboren wird, dass es fast geschafft ist. Und ich wollte mich erinnern, in diesem Moment mich noch einmal auf Weite, Öffnung und Hingabe zu konzentrieren. Ja, in diesem Moment KANN das Gewebe reißen (was dann auch okay und in dem Moment im Zweifel nicht zu spüren ist), MUSS es aber nicht.

Ich hatte im Vorfeld eine Karte an die Hebammen verfasst – zum einen, um für mich Klarheit darüber zu gewinnen, was mir besonders wichtig ist, zum anderen, um sie ggf. tatsächlich als Kommunikationsmittel nutzen zu können:

Liebe Hebamme(n),

vielen Dank, dass Sie mich unterstützen, meine Tochter sicher auf die Welt zu bringen!

Ich werde evtl. Kopfhörer tragen und die Augen viel geschlossen haben, um mich möglichst gut entspannen & auf die Geburt konzentrieren zu können, bin aber bei Bedarf jederzeit ansprechbar.

Die Geburtsposition nach meinem Gefühl selbst zu wählen, ist mir sehr wichtig – wenn nötig freue ich mich über Hilfe beim Finden einer passenden Alternative.

Ich möchte über ggf. nötige Maßnahmen kurz informiert werden – ansonsten melde ich mich, wenn ich etwas brauche.

Sofern er es nicht von Anfang an ist, ist es mir sehr wichtig, meinen Mann so bald wie möglich an meiner Seite zu haben. Wenn er da ist, würde ich mich freuen, wenn wo möglich Absprachen mit ihm getroffen werden können – er kennt meine Wünsche sehr gut.

Falls der Zugang gebraucht wird und extra fixiert werden muss, sind zwei Streifen Pflaster/Tape, die ich vertrage, hinten im Mutterpass.

Danke für ihre wertvolle Arbeit! Herzlichst, Sophie

Und obwohl ich die Karte nie abgegeben habe und selbst vor der Einleitung keinen der Punkte explizit angesprochen habe, sind all diese Punkte ziemlich vollständig erfüllt worden.

Meine Vorbereitung

Ich habe mich dieses Mal direkt im ersten Trimester wieder freischalten lassen, sodass ich schon früh die Hypnosen nutzen konnte. Am Anfang war das vor allem die Hypnose für die Frühschwangerschaft, wann immer mir danach war.
Ich merkte schnell, dass das Üben für die letzte Geburt etwas gebracht hatte und es mir dieses Mal sehr viel schneller sehr viel leichter fiel, mich zu entspannen.

Ich weiß gar nicht mehr genau, wie viel oder wann ich geübt habe – ich weiß nur, dass ich es sehr entspannt und stark nach Gefühl angegangen bin: wenn es sich gut anfühlte, habe ich auch über Wochen täglich geübt (meistens zum Einschlafen, manchmal auch zusätzlich kurz vorher und hin und wieder beim Spaziergang oder während des Mittagsschlafs des Großen) und wenn nicht, habe ich Pausen gemacht, bis ich wieder wollte. Das hat für mich gut funktioniert. Ich habe dieses Mal ganz bewusst besonders oft das Selbsthypnosetraining und Anker selber setzen geübt (als Gegenstand habe ich schließlich einen Igelball gewählt. Ich hatte mir welche für die Hände besorgt – statt „Geburtskämmen“, da ich mir vorstellen konnte, dass sich das unter Geburt gut anfühlen könnte und dachte, dass sie so evtl doppelt positiv wirken könnten).

Ansonsten vor allem die Geburtsvorbereitungshypnose zum Einschlafen, hin und wieder alternativ Traumgeburt visualisieren (mit Fokus auf meine Gefühle), Vorbereitung auf eine Klinikgeburt oder Hingabe gehört.

Einige Male habe ich auch die Bewegungshypnose und Ankersetzung mit meinem Partner geübt und die Affirmationen gehört, während ich meinen Damm massiert habe. Und als „Übung der Geburtssituation“ habe ich die Nächte angesehen: aufwachen, im Halbschlaf aufs Klo gehen, mich umständlich im Bett umdrehen,…
Da meine erste Geburt noch nicht sehr lange her war (Nov. 2021 – jetzt ET März 2023), habe ich nicht noch einmal einen Geburtsvorbereitungskurs bei meiner Hebamme besucht. Ich hatte allerdings das riesige Glück, dass Kristins Kurs kurz nachdem ich eigentlich nochmal reinschauen wollte, komplett überarbeitet worden war, sodass ich ihn einfach nochmal von vorne gemacht habe – ohne dass ich genau das Gleiche vom letzten Mal wiederholen musste (ich finde, er ist richtig toll geworden!).

Ich hatte auch schon im Vorfeld einmal in die Hypnose für die Eröffnungsphase rein gehört.
Und bei jeder Gelegenheit habe ich den Podcast weiter gehört – bis ich damit schließlich durch war. Ich denke, es war die Folge 273 zum Thema Geburtstraumata, die mir nochmal wertvolle Impulse mitgegeben hat – ganz besonders ist der Gedanke hängen geblieben: die unfassbaren Kräfte, die mir unter der Geburt begegnen, sind meine eigenen. Sie zeigen mir, WIE stark ich bin.

Darüber hinaus habe ich mir dieses Mal auch noch Affirmationen rund um die Geburt rausgesucht, die ich so gut wie möglich verankern wollte, um ein unter Geburt hilfreiches Mindset für mich zu schaffen – ich habe sie mir auf kleine Karten geschrieben und in den letzten Wochen immer wieder gelesen.

Die letzten Wochen der Schwangerschaft

Nachdem eine der Herausforderungen bei meiner letzten Geburt auf ein Missverständnis zurückzuführen war, sagte ich dieses Mal bei der Anmeldung in der Klinik nichts zum Thema Kommunikation, Hypnose, oä. Das einzige, was ich als Wunsch in meiner Akte notieren ließ, war, dass ich die Geburtsposition möglichst selbst wählen wolle. Im Verlauf der Schwangerschaft hatte ich das Gefühl, dass sich die Kleine deutlich früher auf den Weg machen würde, obwohl ich mich vom Verstand her darauf einstellen wollte, dass sie im Zweifel sogar nach ET kommen würde – und tatsächlich bedeuteten all die Übungs- und Senkwellen in den nächsten Wochen nie den Geburtsbeginn, sondern immer nur, dass sich mein Körper auf die Geburt einstellte. Das war eine Weile sehr zermürbend, zumal die Zeit sowieso (besonders körperlich, aber auch mental und emotional) sehr herausfordernd und eine einzige Achterbahnfahrt war.

Eine Nacht hatte ich über 4 Stunden lang sehr regelmäßige Wellen – ich dachte, es ginge los, hörte schon die Geburtshypnose. Doch die Wellen hörten einfach wieder auf. Ich war mir auch am nächsten Morgen noch so sicher, dass es bald losgehen würde – ging es nicht. Achterbahnfahrt abwärts. Doch eines konnte ich aus der Erfahrung mitnehmen: die Hypnose funktioniert für mich. Besonders ein Satz begleitete mich danach noch weiter: egal, wie viel Zeit dein Körper / dein Kind sich noch nimmt, nun ist es bald so weit. Gut, nicht ganz so bald, wie ich es mir gewünscht hätte – aber die Zeit wurde ja definitiv absehbar.

Es stand vorübergehend (aufgrund meines Diabetes (Typ 1) und der Größe des Kindes) eine Einleitung bei 38+0 im Raum – und obwohl ich die theoretisch sogar sehr begrüßt hätte, weil ich einfach zu der Zeit so sehr am Ende meiner Kapazitäten war, war ich auch erleichtert, als die Klinik sagte: ja, das Kind wird groß geschätzt, aber es ist noch soweit im Rahmen, dass wir nicht vor ET einleiten. Für den ET wurde die Einleitung dann allerdings fest geplant. Damit hatte ich Klarheit und die Kleine konnte sich noch ihre Zeit nehmen. In den kommenden Wochen konnte ich zunächst wieder sehr gut im Moment leben, Tag für Tag nehmen, wie er kam und die Erwartungen und Hoffnungen rund um die Geburt und den Geburtsbeginn gut loslassen. Irgendwann wurde ich dann aber sehr deutlich damit konfrontiert, wie sehr ich mir eigentlich einen spontanen Beginn wünschen würde – einmal diese Erfahrung zu machen, denn mit diesem Kind ist unsere Familie ziemlich sicher vollständig. Durch die Gefühle kam ich irgendwann an den Punkt, wo ich es wirklich nehmen konnte, wie es kommt. In dem Vertrauen, dass es richtig sein wird.

Die vorherige Geburtserfahrung

Ich hatte mich auch da mit der friedlichen Geburt vorbereitet, konnte die Methode unter der Geburt aber aus verschiedenen Gründen nicht so richtig anwenden (ich war danach allerdings erst recht davon überzeugt und sehr dankbar dafür – denn auch wenn es nicht wie gewünscht funktionierte, hatte mir die Vorbereitung doch viel gebracht, damit ich so damit umgehen konnte, wie ich es konnte).

Was ich daraus für die nächste Geburt mitgenommen habe: vertraue auf deinen Körper / dein Gefühl: wenn es sehr intensiv ist, dann, weil sich gerade viel tut.
Und wenn sich eine Position nicht gut anfühlt, suche eine, die sich besser anfühlt. Es ist ggf. sehr umständlich, kommt mir evtl. sogar unmöglich vor, mich unter Geburt zu bewegen. Aber egal, wie langsam und umständlich ich es mache: es lohnt sich!

Gefühle von „ich kann und will nicht mehr“ bedeuten ziemlich sicher die Übergangsphase, dass ich schon weit gekommen bin und dass ich es definitiv schaffen kann und werde. Sie sind ein gutes Zeichen.

Das Gefühl des Kopfes im Scheidenausgang bedeutet NICHT, dass ich definitiv reißen werde. Und wenn doch, dann ist das so. Wenn es soweit ist, ist es fast geschafft, ich kann mich freuen, mein Kind gleich im Arm zu halten und noch einmal auf Weite und Öffnung konzentrieren.

Ich bin selbstbestimmt. Ich muss mich nicht von außen abhängig machen. Ich kann meinen Mann auch ohne die Zustimmung der Hebammen anrufen, wenn ich ihn brauche. Ich muss keine Position einnehmen, die sich ganz falsch anfühlt. Und ich kann mental und emotional die besten Voraussetzungen für mich schaffen. An meinem inneren Ort kann ich alles haben.

Was ich mir für die nächste Geburt wünschte: gut aus der Hypnose auf und abtauchen zu können. Ein Gefühl von Selbstbestimmtheit. Vertrauen in das Personal: sie werden in unserem Sinne handeln.
Ängste nach der letzten Geburtserfahrung: an den Punkt zu kommen, wo ich auf meinen Plan B zurückgreifen will, weil ich merke, dass ich hier an meine Grenzen komme und dann darin nicht unterstützt zu werden. Die Hilfe nicht zu bekommen, die ich brauche. Habe mich bemüht, mir klarzumachen: wenn es um Schmerzen geht, werde ich es schaffen, egal wie es kommt. Wenn es um die Gesundheit meines Kindes geht, werden die Geburtshelfer nach bestem Wissen und Gewissen alles für uns tun.

Angst, mein Mann könnte die Geburt verpassen. Diesbezüglich habe ich mit meinem Mann geredet und konnte sie schließlich loslassen, da wir uns einig waren: im Zweifel ist er für den Großen da und das ist gut und wertvoll. Und ich kann es auch alleine schaffen. Es kommt, wie es kommt. In jedem Fall ist es unter Geburt meine Aufgabe, mich voll und ganz auf mich und unsere Tochter zu konzentrieren. Ganz bei uns und für uns da zu sein.

Angst, dass die Geburt wieder so herausfordernd sein könnte, dass ich danach wieder viel Zeit brauche, sie zu verarbeiten – Angst, dass dafür keine Kapazitäten wären, dass ich dann nicht für meine Kinder da sein könnte, wie ich es sein will. Angst vor der Zeit nach einer schwierigen Geburt. Diesbezüglich konnte ich mir nur sagen: es kommt, wie es kommt und ich werde meinen Weg finden.

28.03.2023
ET. Tag der Einleitung – oder „Einladung“, wie mein Mann so schön sagte. Schon am Tag vorher ist es ganz unwirklich, zu wissen, dass dies der letzte Tag zu Hause ist – schwanger, mit Baby im Bauch. Der letzte Abenddurchlauf mit dem Großen, der letzte Spaziergang, die letzte Nacht. Morgens wache ich gegen 5:20h auf und entscheide mich, mich schon entspannt fertig zu machen, damit ich mich dann in Ruhe um den Großen kümmern kann, wenn er aufwacht und wir rechtzeitig fertig sind, damit ich zwischen 8:00 und 8:30h in der Klinik bin. Der kleine Baum vor dem Schlafzimmerfenster steht in weißer Blütenpracht, während der Himmel langsam hell wird.

Ich mache letzte Schwangerschaftsbilder, treffe letzte Vorbereitungen und das Timing ist ziemlich perfekt: als ich fertig bin, wird der Große wach. Wir starten gemeinsam in den Tag und verlassen schließlich um kurz vor 8:00h bei strahlend blauem Himmel mit all den Sachen für die Klinik das Haus. Es ist so kalt, dass der Kofferraum zugefroren ist und dann nicht wieder schließen will. Scheiben kratzen. Wir sind später dran, als geplant, aber Dank Puffer noch gut in der Zeit. Mein Mann mit dem Großen auf dem Weg zur Arbeit setzt mich unterwegs bei der Klinik ab – und wäre beinahe mit meinen Sachen im Kofferraum losgefahren. Ein holpriger Start, aber es hat ja alles gut geklappt.
Anmeldung und auf zum Kreißsaal. Auf dem Weg dorthin denke ich: hier kannst du nun auf die Welt kommen. Hier sind wir sicher und werden bestens unterstützt.

Als erstes schreiben wir ein CTG und ich höre eine der Hypnosen – Hingabe, glaube ich. Das CTG sieht gut aus. Es wird ein Zugang an der Hand gelegt – unangenehm, aber okay. Die vaginale Untersuchung ergibt: einen reifen Befund! Ich hatte mich so oft gefragt, wie wohl der Stand der Dinge ist und mich dann immer wieder entschieden, dass es doch egal ist: bei völlig unreifem Befund könnte trotzdem am selben Tag noch die Geburt losgehen und bei 3cm Muttermundöffnung könnte ich noch ein paar Tage oder Wochen auf die Geburt warten. Doch in dieser Situation freue ich mich: Gebärmutterhals dünn, Muttermund ca. 3cm eröffnet, alles ist weich – all die Wellen der letzten Wochen haben offensichtlich schon gute Vorarbeit geleistet.

Und nun kann es losgehen. Die Hebamme sagt, dass wir bei dem Befund auch direkt mit einem Wehentropf starten könnten, schlägt aber vor, es stattdessen zunächst mit einem vaginalen Band (Prostaglandin) zu versuchen. Vielleicht reicht das ja schon. Das ist ganz in meinem Sinne und gegen 9:00h ist es gelegt.

Obwohl ich es mir anders vorgenommen hatte, habe ich zunächst bezüglich meiner Wünsche für die Geburt so ziemlich nichts angesprochen – nur wann mein Mann dazu kommt, hatte die Hebamme von sich aus angesprochen, woraufhin ich sagte, dass ich zwar will, dass er so lange wie möglich für den Großen da ist, mich aber freuen würde, wenn er dieses Mal nicht erst in der Pressphase dazu käme. Und dass die Eröffnungsphase letztes Mal sehr schnell ging. Ich hatte ein gutes Gefühl, als sie sagte, dass wir auf jeden Fall schauen werden, dass er rechtzeitig dazu kommt.

Anschließend wird noch ein Ultraschall gemacht: das Köpfchen liegt schon so tief im Becken, dass eine Gewichtsschätzung nicht mehr möglich ist. Stört mich nicht. Fruchtwasser ist ausreichend (und definitiv nicht zu viel, was bei Diabetes eher die Sorge wäre) und die Durchblutung der Kleinen gut. Die letzte Gewichtsschätzung ergab vor ca. 2 Wochen ca. 3700g – nach dem bisherigen Verlauf wäre demnach mit einem Gewicht um die 4kg zu rechnen. Wir werden es ja bald sehen.

Danach gehe ich auf Station und bekomme mein Zimmer – alleine, mit Blick ins Grüne. Besser geht’s doch nicht. Ich packe meine Sachen um, dass eine Tasche für den Kreißsaal griffbereit ist. Anders, als gedacht, habe ich auch dieses Mal wieder Lust, verschiedenen Leuten ein Update zu schicken. Anders als beim letzten Mal ist es in diesem Fall aber 100% stimmig – ich habe mich schon die letzten Tage mit all meinen verschiedenen Gefühlen auseinandergesetzt und bin nun mit der Situation vollkommen im Reinen und einfach bereit, dass es losgeht. Ich will nichts erwarten, würde mich allerdings wundern, wenn die Einleitung ewig dauern würde – für den Fall der Fälle bin ich aber auf alles eingestellt. Ich denke: hier bin ich nun. Es kann losgehen. Der Große ist gut versorgt, wir haben hier unsere Ruhe und ich bin bereit. Vielleicht ist die Einleitung der letzte kleine Anstoß, der noch fehlt?

Nach etwa einer Stunde habe ich das Gefühl, dass es stimmig wäre, mir für die Geburt das Kleid aus und stattdessen ein weites Tshirt anzuziehen – ich binde noch die Haare hoch und setze mich wieder hin, um noch ein wenig in meinem Schwangerschaftstagebuch zu schreiben. Besonders weit komme ich nicht, bis ich das Gefühl habe: das sind doch langsam echte Wellen. Gut auszuhalten, aber sie werden intensiver. Gegen 11h setze ich mein Kopfhörerstirnband auf (war super zufrieden damit, da ich so Kristins Stimme auf den Ohren haben kann, keine Kopfhörer habe, die rausfallen könnten und gleichzeitig problemlos alles verstehen kann, wenn jemand mit mir redet), mache die Hypnose zur Einleitung an und lege mich aufs Bett.

Nach wenigen Minuten wechsele ich zur Hypnose für die Eröffnungsphase und wenig später verlasse ich das Bett. Ich hatte auf dem Weg zum Zimmer einen Gymnastikball gesehen und frage die Schwestern, ob ich mir wohl einen ausleihen kann. Kann ich. Ich solle nur nicht vergessen, rechtzeitig in den Kreißsaal zu gehen.

Der Ball ist toll. Laut Timer kommen die Wellen alle 3-8 Minuten. Mit der Hypnose und dem Ball geht es mir sehr gut und trotzdem entscheide ich nach einer knappen Stunde, entspannt in den Kreißsaal zu gehen, um mal zu schauen, wie wohl der Stand der Dinge ist. Ich kann tatsächlich problemlos aus der Hypnose auf und abtauchen, fühle mich dabei sicher und habe keine Probleme, das Nötige zu kommunizieren (dabei gehe ich davon aus, dass der Zustand von Konzentration, Präsenz und Entspannung – ganz bei mir und dem Prozess zu sein – die Hypnose ist).

Die Hebammen sind sowieso toll: sie warten jede Welle ab, bevor sie überhaupt versuchen, mit mir in Kontakt zu treten. Um 11:40h schreiben wir ein weiteres CTG. Trotz leichter Aufregung (wie weit ist es? Geht es jetzt wirklich los?) bleiben die Wellen, kommen nach wie vor recht häufig. Der Muttermund ist inzwischen ca. 4cm eröffnet – zumindest etwas weiter als zu Beginn. Zeit, meinen Mann zu informieren? Schlägt die Hebamme vor. Wir einigen uns, dass wir natürlich keine Ahnung haben, wie lange es noch dauert, dass er im Zweifel halt etwas länger hier wäre, oder notfalls auch nochmal nach Hause fahren könne – also rufe ich ihn an. Er geht nicht ran. Ich schicke ihm eine Sprachnachricht, kurz darauf ruft er zurück.

Ich schildere ihm die Lage und er sagt, er sei fast zurück (war für die Arbeit noch im Wald unterwegs), würde den Großen dann an seine Schwester übergeben (so war es von Anfang an geplant, nachmittags sollte mein Vater ihn dort abholen) und dann kommen. Klingt gut – wir haben es ja nicht eilig.

Dieses Mal musste ich mich nur für die Untersuchung kurz hinlegen, durfte ansonsten meine Position komplett frei wählen – auch wenn das CTG so immer wieder schlecht abgeleitet hat. Schließlich fragte ich wieder nach einem Gymnastikball, den ich direkt bekam – das war eh die beste Position und das CTG lief einigermaßen.

Sie würde dann jetzt schon mal den Kreißsaal vorbereiten – ob ich bestimmte Wünsche habe? Werde ich in einer Wellenpause gefragt. „Bis jetzt konnte mir niemand sagen, ob ich das darf, aber wenn möglich, würde ich total gerne in die Wanne“ (Bei Diabetes ist die Badewanne laut Leitlinie kontraindiziert), sage ich. „Es zumindest ausprobieren. Hepatitis C und HIV Befund habe ich auch dabei“ (ich hatte mir beides auf gut Glück ein paar Wochen zuvor beim Frauenarzt organisiert – für den Fall der Fälle wollte ich nicht, dass das mit der Badewanne daran scheitert). Sie fragt mal nach, sagt die Hebammenschülerin. Kurz darauf kommt sie mit der Hebamme wieder und sie sagt, dass bei meiner guten Blutzuckereinstellung und nicht übermäßig großem Kind der Badewanne nichts im Wege stünde. Ich kann mein Glück kaum fassen – damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet! Also bereiten sie den Kreißsaal mit der Badewanne für mich vor.

Als wir rüber gehen, fragt die junge Hebamme, ob ich Musik dabei habe – ich erzähle ihr von den „Entspannungsmeditationen“, die ich bereits höre und der alternativen Playlist, die ich auch dabei habe. Sie reagiert entspannt positiv, ich sei gut vorbereitet. Im Kreißsaal kann ich ein Funk-CTG bekommen, wofür ich dankbar bin (damit kann ich auch in die Wanne). Außerdem habe ich den Gymnastikball und eine Matte auf dem Boden, für die ich dankbar bin. Tatsächlich hole ich dann auch die Igelbälle im Kreißsaal raus und stelle fest, dass sie während der Wellen wirklich hilfreich sind. Zunächst sitze ich auf dem Ball, bewege mich leicht.

Dann wechsle ich auf den Boden, knie vor dem Ball, den Oberkörper auf dem Ball liegend. Wann ich in die Wanne könne, frage ich. Sobald das Band raus ist, wofür der Muttermund noch etwas weiter eröffnet sein müsse. Ob wir das bald nochmal untersuchen könnten, da es ja vermutlich etwas dauern würde, bis die Wanne bereit ist? Können wir. Ca. 12:30h. Mein Mann kommt zum perfekten Zeitpunkt: die Wellen werden intensiver und sein Gegendruck am Rücken tut unfassbar gut! So sind die Wellen nach wie vor intensiv, aber kaum noch unangenehm. 12:45h. Für die Untersuchung lege ich mich nochmal kurz auf die Liege: ca. 5cm eröffnet. Das Band darf raus. Der Wanne steht nichts mehr im Weg.

Als ich in die Wanne gehe, kann ich es kaum fassen: ich hätte nie erwartet, dass das Wasser SO gut tut! Hier kann ich mich schnell noch viel besser entspannen. Den Gegendruck am Rücken kann ich selber erzeugen, indem ich mich während der Wellen mit den Füßen vom Wannenrand abdrücke. Ob ich Badezusatz möchte? Lavendel oder Zitrone? Ich bekomme den Lavendelzusatz, das ist schön. Mein Mann massiert meinen Nacken, mein Gesicht, meine Hände, meine Arme. Gibt mir zwischendurch was zu trinken, checkt meinen Blutzucker. Der ist nach einem kleinen, kohlenhydratarmen Frühstück wunderbar stabil.

Irgendwann esse ich sicherheitshalber einen Traubenzucker. Im Wasser, Kristins Stimme auf den Ohren (die neue Hypnose für die Eröffnungsphase funktioniert für mich richtig gut – viel besser als die alte), einen Igelball in der Hand, die Massagen meines Mannes und während der Wellen tönend vergeht eine wunderbare, zeitlose Zeit. Ja, die Wellen sind intensiv – doch ich bin einfach glücklich, empfinde diese Zeit als richtig schön. Assoziativ würde mir „Wellnessurlaub“ einfallen. Ich fühle mich einfach wohl, bin dankbar und glücklich. Die Atmosphäre im Raum ist unglaublich schön.

Irgendwann werden die Wellen noch intensiver. Die Position ist nicht mehr stimmig. Vierfüßler ist besser. Mehr Wasser muss in die Wanne (wir gehen von einer Wassergeburt aus, da muss das Kind unter Wasser sein). Mein Mann übernimmt wieder den Gegendruck am Rücken während der Wellen. Es wird sehr intensiv. Kurz kommen Gedanken/Gefühle von: wie lange kann ich das noch aushalten? Das wird ganz schön doll. Doch ziemlich direkt erinnere ich, was ich während der Schwangerschaft bewusst versucht habe, in meinem Unterbewusstsein zu verankern: wenn so ein Moment kommt, dann vermutlich, weil ich in der Übergangsphase bin. Und das heißt: ich habe es schon sehr weit geschafft und kann den Rest auch noch schaffen! Und mit dem Wissen kann ich gut weiter machen. Die Wellen bleiben intensiv, es geht deutlich Richtung Pressdrang.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt bekomme ich die Reihenfolge der Ereignisse nur noch grob hin. Unter Geburt verschwimmt für mich alles, es passiert, ich bin irgendwie neben der Zeit. Ich werde wieder untersucht: fast vollständig eröffnet. Eine Lippe vom Muttermund ist allerdings noch da. Ob ich bereit bin, die Seitenlage zu versuchen? Ich probiere es aus und im Wasser ist sie tatsächlich vollkommen in Ordnung für mich, zumal die Hebamme während jeder Welle mein Bein und meinen Fuß hält, damit ich mich abdrücken und den Rücken besser rund machen kann. Das tut gut. Irgendwann will ich die Position wieder wechseln. Tiefe Hocke versuchen. Pressdrang. Stuhlgang. Mich stört es nicht. Mein Mann unterhält sich kurz mit den Hebammen über das Thema, was ich mitbekomme, aber auch das stört mich nicht. Es wird einfach wieder deutlich, dass das unter Geburt ganz normal und für die Hebammen gar kein Problem ist.

Kurz darauf sage ich: ich glaube, die Fruchtblase ist geplatzt. Ich weiß gar nicht mehr, woran ich das fest machte. Dieses Mal konnte ich es jedenfalls nicht so klar spüren, wie beim letzten Mal. Die Hebamme bestätigt dies mit dem Hinweis, dass es die Eihäute seien, die ich da im Wasser sehen könne – kurz nehme ich das Wasser um mich herum optisch wahr, weiß nicht genau, was sie meint, doch es ist mir egal. Es ist ca. 14:10h.

Die tiefe Hocke ist nicht die richtige Position. Auch nicht mit Tuch zum festhalten. Irgendwann ist die Hypnose aus, ich würde gerne auf die Hypnose für die Austreibungsphase wechseln. Mein Mann macht sie an, doch ich kann sie nicht wirklich hören und wir kriegen in dem Moment auch nicht raus, wie wir das ändern können. Okay, ist jetzt so. Dann machen wir so weiter.

So gut ich mich für die Eröffnungsphase vorbereitet fühlte, so wenig weiß ich, mit der Austreibungsphase umzugehen. Irgendwie war die in der Vorbereitung etwas untergegangen. Allerdings reproduziert mein Gehirn in den Wellenpausen tatsächlich die positiven Gedanken, die ich in Form von Affirmationen vor der Geburt versucht hatte, in mir zu verankern (z.B. ich kann, will und werde! Bald ist es geschafft! Wir schaffen das! Das ist meine Kraft) – und so spreche ich mir innerlich selber immer wieder gut zu.

Mein Mann übernimmt ein bisschen Kristins Part – was genau er mir sagte, erinnere ich gar nicht mehr, aber es war bestärkend, bekräftigend und ermutigend. Auch die Hebammen reden mir gut zu, als die Wellen so intensiv werden, dass ich Momente weise Angst vor ihrer Stärke bekomme, da ich nicht so recht damit umzugehen weiß. Bei den ersten Presswehen wird das Tönen zum Schreien – die Hebamme gibt mir Hinweise, die dazu führen, dass ich die Kraft stattdessen tatsächlich zum Pressen einsetzen kann. Es ist immer noch extrem intensiv, doch deutlich besser machbar. Wo möglich, soll ich tief zum Baby atmen – das fällt mir schwer. Doch ich nehme Welle für Welle, bemühe mich in den Pause, möglichst gut zu entspannen.

Am Rande bekomme ich mit, dass die Hebammen Kontakt zu den Ärzten hatten. Warum, weiß ich nicht. Aber sie wirken entspannt. Schließlich soll das Wasser abgelassen werden. „Wir machen eine Landgeburt“ sagen sie. Einen Moment lang bekomme ich Panik – ich erinnere mich, wie gut das Wasser tat, habe Angst, es ohne nicht auszuhalten. Doch ich spüre: es muss sein. Die Hebammen ermutigen mich. Und es geht.

Wir müssen mit Positionen arbeiten und ich kann es gut umsetzten. Etwas später spüre ich das Köpfchen im Scheidenausgang – auf Englisch gibt es den für mich sehr zutreffenden Begriff des „ring of fire“ (ein sehr gespanntes Gefühl, das ich beim ersten Mal definitiv auch als brennend empfunden habe). Dieses Mal bin ich darauf vorbereitet. Gehe in Verbindung mit dem Kind. Konzentriere mich auf Weite. Erinnere: gleich ist es geschafft.

Doch das Köpfchen kommt nicht. „Das Köpfchen ist schon fast da“, sagen sie. Ich weiß! Ich darf es fühlen, es fühlt sich irgendwie seltsam an. Warum geht es nicht weiter? Ohne Vorankündigung spüre ich bei einer der nächsten Wellen, wie die Hebamme eingreift und der Kleinen mit einer Drehbewegung den nötigen Schubs gibt, dass sie raus kommt. Es fühlte sich gut und richtig an und endlich ist da die Erleichterung: wir haben es geschafft! Sie ist da. Ich möchte mein Baby direkt auf dem Arm haben. Die Hebamme fängt sie auf, reicht sie hinter mir an meinen Mann, der sie mir zwischen den Beinen nach vorne reicht, während ich mich hinsetze (währenddessen nahm ich diese Details nicht wahr – nur, dass sie mir direkt angereicht wird). Während mein Mann sie mir reicht, wird sie grob abgewischt.

Die Nabelschnur ist ziemlich kurz, reicht kaum bis zu meiner Brust. Aber ich halte die Kleine im Arm. Endlich! Ich bin ganz da. Erleichtert, dankbar und glücklich. Wir haben es wirklich geschafft. Und es war gut. Eine wirklich gute Geburt. Die Kleine schreit, ich streichle sie, wir singen für sie, sie wird ruhiger.

Ob ich wisse, warum sie das Wasser ablassen mussten? Fragt mich die Hebamme noch in der Badewanne. Bis zu diesem Moment hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet – ich hatte nur wahrgenommen, dass es wohl notwendig war. „Ja“, sage ich dennoch sofort, denn bei ihrer Frage wird mir bewusst, dass die Kleine wohl (wie es bei großen Babys mal passieren kann) mit der Schulter hängen geblieben war. Das sage ich ihr und sie bestätigt es mir. Ob es nun tatsächlich eine Schulterdystokie oder „nur“ eine schwierige Schulterentwicklung war, werde ich nie sicher wissen – meine Nachsorgehebamme war sich da nicht so sicher. Das einzige, was für mich zählt: es hat alles gut geklappt.

Bevor es aus der Wanne geht, bekomme ich noch 3 Einheiten Oxytocin (ich hatte die Tage vorher noch die Podcastfolge dazu gehört, weshalb ich da voll und ganz hinter stand). Über den Zugang war es extrem unangenehm, aber da er richtig lag, haben wir es trotzdem darüber gespritzt. Aus der leeren Wanne ging es für die Nachgeburtsphase aufs Bett. Die Kleine war weiter bei mir, nahm ziemlich bald zum ersten Mal die Brust, die Nabelschnur durfte noch auspulsieren – auf Nachfrage konnte mein Mann den Puls noch tasten und dann fühlen, dass er nicht mehr da ist, bevor er sie durchgeschnitten hat.

Als ich das Gefühl hatte, nochmal pressen zu wollen, wurde im Beisein der Hebammen die Plazenta vollständig geboren. Sie war ziemlich groß. Die Nachgeburtsphase ging mit verstärkten Nachblutungen einher, sodass ich schließlich einen Oxytocin-Tropf bekam. Da das an der Hand sehr schmerzhaft war, bat ich um einen neuen Zugang, den ich bekam – damit ging es gut. Mit einem Dammriss und ansonsten intakter Scheide fielen die Geburtsverletzungen dieses Mal leichter aus, als beim letzten Mal – und das trotz des deutlich größeren Kindes und dem Eingreifen der Hebamme.

Wie bei der letzten Geburt empfand ich den Teil der Wundversorgung als ziemlich unangenehm und konnte mich dabei nicht entspannen. Es war ein angespanntes Aushalten. Während der Dammriss genäht wurde, musste aufgrund der anhaltenden Blutung meine Gebärmutter gedrückt werden, was ich als sehr unangenehm empfand. Erleichtert wurde die ganze Zeit nur durch gleichzeitige Gefühle von großer Dankbarkeit für die Erfahrungen der letzten Stunden.

Dankbarkeit, mein Kind endlich in den Armen zu halten. Das Wissen, dass die Schwangerschaft geschafft und die Geburt so gut verlaufen waren. Ich genoss es, richtig da zu sein. Schließlich war es geschafft. Im Nachhinein hätte ich gerne die Hypnose für die Wundversorgung auf dem Schirm gehabt und ausprobiert. Bzgl. des Dammrisses kann ich im Nachhinein noch sagen: ich habe davon dieses Mal so gut wie nichts gespürt – weder während der Geburt noch im Wochenbett. Schon wenige Tage nach der Geburt musste ich mich echt bremsen, um das Wochenbett wenigstens einigermaßen einzuhalten, weil ich mich insgesamt so gut fühlte.

Wir bekamen so viel Zeit zum Kuscheln und Kennenlernen, wie wir wollten, sollten Bescheid sagen, wenn wir bereit für die Untersuchung der Kleinen wären. Irgendwann lief der Tropf aufgrund meiner Armhaltung beim Stillen nicht mehr. Ob er ganz durchlaufen müsse? Die Hebamme tastete noch einmal meine Gebärmutter und befand, dass wir den Tropf auch erstmal abstellen konnten. Die große Kleine brachte stolze 4,5kg auf die Waage (wie ich bei meiner Geburt – und damit über ein Kilo mehr, als ihr Bruder, obwohl beide am Stichtag eingeleitet wurden und mein Blutzucker gut eingestellt war), war 55cm lang und hatte – wie ihr Bruder – einen Kopfumfang von 37cm.

Wir werden wieder darin unterstützt, von Anfang an mit Stoff zu wickeln – das Krankenhaus stellt uns Mullwindeln zur Verfügung, die Überwindeln haben wir dabei. Ich war total glücklich und zunehmend müde. Vermutlich auch vom Blutverlust. Duschen durfte ich aufgrund des Blutverlustes nicht, wurde aber einmal grob abgewaschen. Als ich schließlich das erste Mal aufgestanden bin, um auf Toilette zu gehen, ging das erst erstaunlich gut. Wasser lassen ging auch gut – brannte sogar fast gar nicht.

Doch kurz darauf wurde mir komisch, „L., Kreislauf,“ konnte ich noch meinem Mann sagen, bevor ich mich auf die Beine stützen wollte – und weg war. Erleichterung, wie träumen, ich fühlte mich komplett sicher. Die Hebamme fing mich auf, versuchte, mich „zu wecken“ – ich realisierte wie aus weiter Ferne wieder, wo ich war, hörte die Hebamme und meinen Mann, Augen öffnen oder reden wäre aber zu anstrengend gewesen. Mein Mann soll die Kleine ablegen, um mich mit der Hebamme aus dem Bad zu bekommen. Das erste, was ich wieder sah, war kurz das Namensschild der Hebamme auf dem Fußboden. So habe ich dort noch meine erste Bewusstlosigkeit erlebt. „Ich bin wieder da,“ konnte ich sagen, als ich kurz darauf auf dem Boden lag, während mein Mann meine Beine hoch hielt. Kurz darauf öffnete ich auch wieder die Augen.

Im Nachhinein kann ich gar nicht sagen, ob ich Schmerzen gespürt habe. In großen Teilen würde ich es definitiv nur als sehr intensive Empfindungen beschreiben, nicht als schmerzhaft. An anderen Stellen war es vielleicht eher so, dass ich die Schmerzen nicht schlimm fand oder zum Teil sogar positiv als Teil der Geburt wahrgenommen habe. Es gab Momente, in denen ich vor der Intensität Angst bekam – aber insgesamt konnte ich dieses Mal wirklich gut damit umgehen. Dafür bin ich unendlich dankbar. Ich bin so dankbar, eine solche Geburt erlebt zu haben. Nein, sie war nicht perfekt. Aber sie war wunderbar. Ich habe mich sicher gefühlt. Verbunden mit mir und meinem Kind.

Ich habe mich rundum unterstützt gefühlt – von den Hebammen und meinem Mann. Ich habe mich selbstbestimmt gefühlt. Das Timing war perfekt: mein Mann konnte für den Großen und ab dem richtigen Moment für mich da sein. Ich konnte Teile der Geburt wirklich genießen, war so glücklich. Ich hatte Wellen und Wellenpausen. Und hinterher war ich einfach da – ganz da. Es war eine unglaubliche Erfahrung.

Während ich ganz sicher war, dass ich es nicht vermissen würde, schwanger zu sein, war ich nicht sicher, ob ich nicht traurig sein würde, nach dieser keine weitere Geburtserfahrung mehr machen zu können. Doch Stand jetzt kann ich sagen: Nein. Bin ich nicht. Es war eine großartige Erfahrung. Es fühlt sich gut und rund an. Genau, wie unsere Familie.

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