Ungeplante Traum-Hausgeburt unter notärztlicher Betreuung beim ersten Kind
Liebes Team der Friedlichen Geburt, liebe Kristin,
am 20.01.24 kam unser Sohn J. ungeplant zu Hause im Wohnzimmer absolut friedlich und entspannt zur Welt. Dabei waren mein Freund S., ein Notarzt, eine Schwester der Kinderklinik sowie fünf Rettungssanitäter. Die Geburt dauerte vom Blasensprung bis zur Entbindung 4 Stunden, von denen wir anfangs noch 1,5 Stunden im Bett lagen und uns ausruhten. Dank der Vorbereitung mit der Friedlichen Geburt konnte diese einfach “passieren” und ich fühlte mich zu jedem Zeitpunkt selbstbestimmt und wusste genau, was als Nächstes passiert. Von außen war bis zum Schluss nicht ersichtlich, dass ich gleich ein Kind gebäre. Der ausführliche Bericht folgt unten. Lieben Dank schonmal für eure Arbeit, ohne die ich so eine unfassbar schöne Geburt nicht hätte erleben können.
Nach einer zunächst unkompliziert verlaufenden Schwangerschaft und bereits laufender Vorbereitung auf eine Geburt im Geburtshaus mit der Friedlichen Geburt landete ich in SSW 27 im Krankenhaus mit einem verkürzten Gebärmutterhals. Daraufhin wurde ich ins Beschäftigungsverbot geschickt, was absolut nötig und richtig war. Der Arzt diagnostizierte mir ein Frühgeburtlichkeitsrisiko und sagte mir, dass es sehr wahrscheinlich sei, dass unser Kind bereits vor vollendeter SSW 37 kommen würde. Nachdem ich dies verarbeitet hatte, überraschte mich in der 32. SSW die späte Diagnose Schwangerschaftsdiabetes, nachdem der erste große Zuckerbelastungstest unauffällig gewesen war.
Der Diabetes fiel durch das plötzlich schnellere Wachstum unseres Kindes auf. In diesem Rahmen fielen auch schon die Begriffe Einleitung, geplanter Kaiserschnitt und Schulterdystokie, was mir alles große Angst machte, da ich mir nichts mehr als eine natürliche Geburt gewünscht hatte. Ich wurde sofort insulinpflichtig und dadurch konnte ich nicht mehr im Geburtshaus entbinden, sondern musste mich in der ansässigen Level-1-Klinik anmelden, was ich bereits im Vorfeld aufgrund des Frühgeburtlichkeitsrisikos gemacht hatte. Ich stellte meine Ernährung um und konnte dadurch und durch das Insulin das Wachstum meines Kindes positiv beeinflussen. All diese Umstände konnte ich Dank der Hypnosen und positiven Geburtsberichte und dem ausführlichen Bearbeiten meiner Ängste gut in eine selbstbestimmte Entscheidung für die Klinik umwandeln.
Nach Senkwehen zu Beginn der 35. SSW packten mein Partner S. und ich bereits die Kliniktasche und bereiteten uns intensiver nun auch gemeinsam auf die Geburt vor. Wir schafften es noch bis 37+4, in dieser Zeit dachte ich mehrfach, dass die Geburt nun kurz bevor steht. Nach einem fantastischen Freitag mit Akupunktur, Kochen mit einer Freundin, Essengehen und abends sogar noch Billardspielen gingen S. und ich gegen 23 Uhr ins Bett.
Um 4 Uhr wurde ich wach von einer echten Wehe, nach welcher ich spürte, dass die Fruchtblase gesprungen war. Das Fruchtwasser war klar und so legten wir uns noch einmal hin und ruhten uns aus. Unser Plan war es, so viel von der Eröffnungsphase zu Hause zu verbringen, wie möglich, da ich mich zu Hause sehr wohl fühlte und nicht von der Klinik wieder weggeschickt werden wollte. Im Bett begannen dann nach und nach langsam die Eröffnungswehen, sie waren sehr gut für mich zu veratmen. Die Einatemtechnik aus dem Kurs half mir dabei, mich während der Wehe selbstbestimmt zu fühlen. Ich empfand diese Wehen zwar als schmerzhaft, hatte aber durch das Atmen das Gefühl, selbst für den Schmerz verantwortlich zu sein. Dies tat mir sehr gut. Währenddessen hörte ich auch noch die Hypnose zur Eröffnung.
Nach einiger Zeit mochte ich nicht mehr im Bett liegen und ging in die Badewanne. Hier machte ich die Hypnose aus, da sie mich eher ablenkte. Gleichzeitig begann ich, den Abstand der Wehen zu tracken und sah, dass es ein Abstand von 4 Minuten war, was ich gut fand. Ich sagte zu S. immer wieder, dass es mir sehr gut gehe. Ich musste bald anfangen, die Wehen zu vertönen und ging aus der Badewanne heraus. Zu diesem Zeitpunkt war es etwa 6:30 Uhr.
Ab jetzt ging alles sehr schnell. Innerhalb der nächsten Minuten verkürzte sich der Wehenabstand auf 1:30 Minuten. Ich musste sehr laut vertönen und S. fragte, ob er schonmal packen sollte. Ich bejahte dies und sagte, er solle doch bitte bei den Hebammen anrufen und sie fragen, ob wir jetzt in die Klinik fahren können. Die Wehen waren zu diesem Zeitpunkt so energieintensiv, dass ich mir dachte, dies würde ich aber keine 10 Stunden durchhalten. Ich hatte in dieser Phase jedoch keine Schmerzen mehr, sondern das sehr starke Druckgefühl, was Kristin immer wieder anspricht.
Im Nachhinein stellte ich fest, dass ich mich hier bereits in der Übergangsphase befand. Nachdem wir keine Hebamme erreichen konnten, bat ich S. noch, alternativ im Kreißsaal anzurufen und dort zu fragen, ob wir kommen können. Dazu kam es jedoch nicht mehr, denn kurz darauf hatte ich das Gefühl, auf Toilette zu müssen und begriff auf dem Weg dorthin, dass J. gleich kommen wird. Ich fühlte seinen Kopf bereits im Geburtskanal und sagte S., dass er bitte den Notarzt anrufen soll, da ich seinen Kopf spüren kann und er gleich kommt.
Ich ließ S.s Boxer Shorts und die Vorlage darin auf der Toilette liegen und ging ins Badezimmer, wo ich mich vor die Badewanne kniete. Ich hatte direkt Pressdrang und verstand, dass mich das Tönen nun nicht mehr weiterbringt. So begann ich, zu pressen und ab diesem Zeitpunkt war keine Wehe mehr schmerzhaft. Nach einiger Zeit kamen ein junger Sanitäter und eine Sanitäterin und fragten mich, ob ich mit in den Krankenwagen gehen kann. Ich verneinte dies, da ich Pressdrang hatte. Daraufhin wurde noch mehr Personal angefordert und wir zogen vom recht kleinen Badezimmer ins Wohnzimmer um. Dort kniete ich mich vor das Sofa, sodass ich mich in den Wehenpausen mit dem Oberkörper ablegen konnte. Von außen muss nicht ersichtlich gewesen sein, dass ich arbeite, für alle sah es so aus, als würde ich einfach nur verharren. In Wirklichkeit war ich mitten unter Geburt und ganz aktiv damit beschäftigt, mein Kind zu gebären.
Die Sanitäter wussten nicht recht, mit der Situation umzugehen und ich musste aktiv sagen, dass die Kommunikation bitte über S. laufen soll, er kümmerte sich dann auch darum. Die Sanitäterin versuchte mich noch vaginal zu untersuchen, was ich sofort unterbinden musste, weil es unglaublich unangenehm für mich war. Der Sanitäter wollte mir gern noch einen Zugang legen, aber ich hatte in den kurzen Wehenpausen keine Zeit dafür und musste daher diesen verweigern. Nach und nach trudelten noch mehr Menschen ein, dies bekam ich nur sehr am Rande mit. Die Sanitäter dachten immernoch, dass wir es in dieser Zeit auch in die Klinik hätten schaffen können, da niemand einschätzen konnte, wie weit die Geburt schon vorangeschritten war.
Kurz darauf merkte ich, dass mir Stuhlgang abging und wusste, dass der Kopf nun gleich geboren wird. Darüber freute ich mich sehr. Ein Brennen an der Vulva verriet mir, dass ich J. gleich auf die Welt bringen würde und ich dachte kurz darüber nach, dass niemand da ist, um Dammschutz zu machen. Nach wenigen Presswehen kam J. dann und ein Notarzt und eine sehr freundliche junge Krankenschwester aus der Kinderklinik nahmen ihn in Empfang. Ich sagte zu S., dass die Geburt so schön gewesen war.
Ich bat darum, J. nehmen zu dürfen, daraufhin reichte ihn mir die Krankenschwester zwischen den Beinen nach vorne durch, sodass ich ihn aufheben konnte. Anschließend verweilten wir noch einen kurzen Moment auf dem Sofa, bevor wir dann in die Klinik gebracht wurden. Dort wurde dann die Plazenta geboren und J. konnte noch einmal ausführlicher untersucht werden; seine Blutzuckerwerte mussten aufgrund des Diabetes kontrolliert werden.
Die gesamte Geburt dauerte von Anfang bis Ende 4 Stunden und während der ganzen Zeit fühlte ich mich sicher und selbstbestimmt. Ich bin sehr dankbar, dass die Sanitäter mich einfach haben “machen lassen” und nicht weiter versucht haben, zu intervenieren. So friedlich und entspannt die Geburt war, so friedlich und entspannt ist auch J.. An der Stelle, an der er geboren ist, steht nun eine Holzwiege, in der er gerne schläft. Ich kann mich nur von ganzen Herzen für die Arbeit bedanken, die dazu geführt hat, dass ich eine so unglaubliche Geburt erleben durfte und nun einen Geburtsbericht erzähle, der meine Erwartungen noch übertroffen hat.