Die Geburt
Eigentlich ging die Geburt von H. schon Wochen vor seinem eigentlichen Geburtstag, dem 31.3., los. Nachts bekam ich immer wieder Wehen, die sich in ihrer Heftigkeit eindeutig steigerten und die ich zunehmend veratmen musste. Mir fiel auf, dass Lächeln das regelschmerzähnliche Gefühl linderte, irgendwie „umwandelte“ und gut werden ließ. Schon Anfang März hatte mein eigener Tastbefund des Muttermunds ergeben, dass dieser 2-3 cm offen sein musste. In Ermangelung von Erfahrung bin ich mir da jedoch nicht so sicher. Allerdings hörten die Wehen am Tage stets auf und ich war regelmäßig enttäuscht. Am Tag der Geburt hatte ich noch eine Vorsorge im Geburtshaus und die Hebamme Elisabeth stellte fest, dass der Kopf des Babys links noch nicht ganz im Becken war, sondern noch ein wenig über einem Knochen zu stehen schien. Sie wandte einen äußerlichen Griff an, wodurch der Kopf merklich ganz ins Becken rutschte und meinte, es könne gut sein, dass es in ein paar Stunden losginge. Und so sollte es kommen….
Am Nachmittag, wie ich noch mit einer Freundin skypte, spürte ich schon immer wieder, wie mein Bauch hart wurde und ich Mühe hatte, mich auf das Gespräch zu konzentrieren. Gegen 18 Uhr überließ ich meine Familie dem Abendbrot und ging in die Badewanne, um meinen Wehen nachzuspüren. Dort konnte ich mich entspannen. (…) Die Hypnose zur Geburt hatte ich mir auf meinen aufgeladenen MP3-Player überspielt und lauschte dieser nun mit Kopfhörern. Wehen wurden zu Wellen und ich ließ jede mit Freuden kommen und verspürte keinerlei Schmerz, sondern freute mich auf die Geburt. Ich freute mich, nirgends hinfahren zu müssen und nichts weiter zu tun, als meinen Körper und mein Baby alles tun zu lassen, was zu tun war. Ich spürte in mich hinein und war gleichzeitig hellwach. Nach etwa einer Stunde kam mein 4jähriger Sohn zu mir in die Badewanne und es störte mich überhaupt nicht. Kurz darauf hatte ich das Gefühl, nun bald in den seit Wochen wartenden Geburtspool wechseln zu müssen und gab meinem Mann Bescheid, dass er Wasser einlassen solle. Gegen 19:20 Uhr wechselte ich mit Kopfhörern in den Pool und schon eine halbe Stunde später war unser Baby da! Doch diese halbe Stunde hatte es in sich. Halb saß ich, halb lag ich im Pool, die Beine ausgestreckt, die Augen halb geschlossen – mein Geist irgendwo zwischen innen und außen. Die Wellen wurden stärker und traten in kürzeren Abständen auf, sodass ich das Gefühl hatte, tönen zu müssen. Die Kinder, die noch begeistert vom Poolrand aus zugesehen hatten, verzogen sich nun ins Wohnzimmer, um das Dschungelbuch anzuschauen. Schon nach einer knappen Viertelstunde setzten die Presswehen ein und ich entledigte mich der Kopfhörer, die mich nun in meiner Konzentration störten. Außerdem hatte ich das Gefühl, mich aufsetzen zu müssen. Das Ziehen am Tuch vor mir half. Ich spürte, wie mein Baby an meinem Steißbein vorbei wollte. Das waren so in etwa die einzigen “Schmerzen”, die ich unter der Geburt hatte – das Gefühl, das Baby wolle hinten raus! Aus diversen YouTube-Geburtsvideos und -berichten hatte ich verinnerlicht, dass in diesem Fall Gegendruck hilft und ich forderte meinen Mann auf, auf meinen Steiß zu drücken. In dem Moment wurde mir auch speiübel und ich fürchtete schon, mich wie bei der Geburt meines zweiten Kindes übergeben zu müssen. Allerdings war mein Mann gerade ebenfalls unter Stress, wie er später sagte. Denn er hatte den Wasserschlauch für den Pool vom Waschbecken im Bad abgezogen und dieser war auf den Boden gefallen und hatte das Bad regelrecht überschwemmt. So hatte er noch mit der Beseitigung des Wassers zu kämpfen, während ich nach ihm rief, er solle mal drücken kommen. Er und ich drückten und er entfernte wenig später ein kleines Malheur aus dem Pool mit der bloßen Hand. Wenn das keine Liebe ist! Als er nicht sofort zurückkam, spürte ich einen Moment lang, wie allein ich in dieser Situation war und dachte „Mann, das war vielleicht ne blöde Idee mit der Hausgeburt.“ Doch dieser Moment war schnell vorbei. Schon bei der 5. Presswehe spürte ich den Kopf des Babys stark vor dem Durchtritt. Die 6. Wehe ließ etwas auf sich warten, aber dann war sie wie eine Naturgewalt und unser Baby war da. Die Geschwister begrüßten ihren kleinen Bruder noch am Poolrand und sangen „Happy Birthday“.
Die Hebamme, die wir erst kurz vor Beginn der Presswehen informiert hatten, kam etwa 10 min nach der Geburt unseres rosigen und kräftigen 4kg-Jungens. Die Plazenta tat sich etwas schwerer und kam erst nach ca. 1,5 h nach dem Abnabeln durch unsere Tochter auf der Toilette. Das empfand ich aufgrund der Androhung der Hebamme, ins Krankenhaus fahren zu müssen, sollte die Plazenta jetzt nicht kommen, am stressigsten. Danach konnten wir uns mit unserem Neuankömmling erst einmal ins Bett zurückziehen, während die Hebammen den Schreibkram erledigten. Leider musste ich später doch noch im Wohnzimmer genäht werden, da die alte Dammrissnarbe von der Geburt zuvor wieder aufgerissen war. Dieses Reißen hatte ich nicht bemerkt und auch kaum Blut verloren, da Narbengewebe ja nicht durchblutet wird.
Mittlerweile ist unser kleiner Mann ein fast 8 Monate altes und 10 kg schweres glückliches Baby, das viel lacht, bald krabbelt und immer noch voll gestillt wird.
Lieben Dank für deine Hilfe, Kristin!
Susanne