Schnelle und schmerzreduzierte Geburt
Vorab muss ich sagen, dass ich unendlich froh bin, mich mit der „friedlichen Geburt“ vorbereitet zu haben.
Ich bin eher ein Kopfmensch und daher war ich durchaus skeptisch, ob ich mit den Hypnosen gut klarkommen würde. Schlussendlich kann ich sagen, dass die Kursgebühr vermutlich eines der besten Investments meines Lebens bleiben wird. Nach der Geburt unseres ersten Sohnes, die fast 23 Stunden dauerte und eine Eskalation an Schmerz und Medikamenten war, hatte ich zunächst ziemliche Bedenken in Bezug auf eine zweite Geburt und dachte über einen Wunschkaiserschnitt nach.
Nach vorzeitigen Wehen von der 28.-34. SSW, die mich schlussendlich dazu brachten, den Kurs zu buchen, hatte ich plötzlich keinerlei Wehen mehr. Auch am Vortag der Geburt (bei 39+1) hatte das CTG gar nichts aufgezeichnet. Ich wurde bis zum Termin in der kommenden Woche verabschiedet.
Seit der 38. Woche hatte ich die Hypnose Geburtsbeginn mental fördern häufiger gehört. Auch die Visualisierung der Traumgeburt habe ich häufig durchgeführt. Ich hatte mir vorgestellt, wie die Wehen nachts beginnen und wir noch unseren großen Sohn in die Kita bringen, bevor es ins Krankenhaus geht.
Am 02.06. bin ich – 5 Tage vor dem errechneten ET – spazieren gewesen. Ich habe auf einer Bank eine kleine Pause eingelegt, gelesen und einfach etwas die Seele baumeln lassen.
Als ich aufgestanden bin, ist mir um 11.14 Uhr die Fruchtblase geplatzt. Sofort war meine Hose bis zu den Knien komplett durchnässt.
Tja, das lief also ganz anders als ich gedacht hatte. Ich habe meinem Mann Bescheid gegeben, der noch einen Termin außerhalb hatte, diesen dann sofort abgebrochen hat und so schnell wie möglich nach Hause kommen wollte. Es war aber klar, dass er noch eine Weile brauchen würde. Ich bin also die paar Minuten zurück nach Hause gelaufen, habe kurz geduscht und eine liebe Kollegin meines Mannes gebeten, mich in die Klinik zu fahren. Da er unmittelbar in der Nähe unserer Wohnung arbeitet, war sie sofort zur Stelle. Sie meinte direkt zu mir, dass sie mich so überraschend tiefenentspannt fände. Aber so fühlte ich mich auch, es ging mir gut und ich habe mich einfach gefreut, bald unseren Sohn begrüßen zu können. Denn diesmal hatte ich nicht im Kopf, dass die Schmerzen schier unerträglich werden, es die Sache aber ja wert sei. Diesmal wusste ich ganz tief in mir drin, dass eine friedliche Geburt auf mich warten könnte.
In der Klinik angekommen, wurde ich sehr nett empfangen und eine Hebamme sagte mir gleich, sie hätte meinen Geburtstplan gelesen und würde versuchen, dass wir möglichst viel davon umsetzen können. Sie informierte den Arzt (hier im Ausland, wo wir leben, hat man sozusagen einen Belegarzt, der zur Entbindung gegen Ende dazukommt), dass ich angekommen bin und Fruchtwasser verliere. Die Hebamme untersuchte mich und ich wollte auf ihre Nachfrage hin gerne wissen, wie es aussah. Nach der ersten Geburt wusste ich, dass ich ggf. meine Kräfte gut einteilen können muss. Sie sagte, beide Fruchtblasen seien komplett offen, der Muttermund weich bei einem Zentimeter, der Muttermundhals bei 2 cm und noch recht fest.
Die Wehen kamen alle zehn Minuten und ich fühlte mich gut. Schließlich war der Befund jetzt schon ermutigender als damals nach vielen Stunden Wehen. Nachdem mein Mann dazugekommen war, wurde auch er begrüßt und wir durften das Zimmer beziehen und sollten um 15.30 Uhr zum nächsten CTG. Auf dem Zimmer angekommen (hier lohnt sich wirklich die Übung der Bewegungshypnose) gab es noch ein paar organisatorische Details zu klären. Aber ich konnte immer wieder ganz leicht in die Hypnose zurückfinden. So lag ich zunächst einfach nur im Bett, hörte die Hypnose und bewegte mich zwischendurch kurz im Zimmer. Mein Mann massierte mich immer wieder und bot mir Wasser an.
Das nächste CTG wurde geschrieben, ich fühlte mich noch immer wohl und gegen 16.00 Uhr war der Muttermundhals verstrichen, der Muttermund bei 3 cm. Bis zum nächsten CTG um 17.30 Uhr wollte ich gerne ein bisschen laufen und einen Gymnastikball. Der tauchte, mitsamt einer Wärmflasche, super schnell bei uns im Zimmer auf. Und dann ging es richtig los. Ich hatte dieses erstaunliche Gefühl, mit der Bauchatmung spüren zu können, wie sich mein Inneres dehnt und öffnet. Hier hat mein Mann auch gut unterstützt. Besonders hilfreich war für mich der Duftanker, den er mehrmals eingesetzt hat. Außerdem finde ich es im Nachhinein wirklich gut, dass er mich zum Trinken aufgefordert hat, statt mich zu fragen. Beim gemeinsamen Üben fühlte sich das für mich noch komisch an, aber unter der Geburt hätte ich teils nicht mal gewusst, ob ich durstig bin oder nicht.
Aber gegen 17.15 Uhr wurde es zunehmend schwieriger, mich zu entspannen und die Wehen zu veratmen. Auf dem Weg in den Kreißsaal kamen die Wehen mit einem Abstand von knapp 2 Minuten und waren schon sehr intensiv. Ich spürte einen starken Druck nach unten und musste mich jedes Mal auf meinen Mann stützen, der wieder mit mir geatmet hat. Während des CTGs ließ die Hebamme das Wasser für die Badewanne ein, die ich mir wirklich sehr gewünscht habe und ich habe immer wieder Kristins Stimme „gebraucht“, um loslassen zu können. Gegen Ende des CTGs habe ich um Schmerzmittel gebeten. Die Hebamme wollte erst einmal sehen, wie es aussieht und dann schauen, wie wir weitermachen, erstmal mit Entspannen in der Wanne oder direkt mit Schmerzmitteln. Und dann sagte sie, der Muttermund sei bei 8 cm.
Sie hat dann eine zweite Hebamme über ein Knöpfchen gerufen und meinte, wir rufen gleich den Arzt. Außerdem hat sie schon einige Utensilien für die Austreibungsphase zusammengestellt. Das habe ich allerdings überhaupt nicht mehr mitbekommen, denn ich war ganz bei meinem Baby und mir. Genauso wenig habe ich gemerkt, dass sie in Bezug auf meinen Wunsch nach einem Schmerzmittel zu meinem Mann geschaut und nach einem Blick nach unten nur noch den Kopf geschüttelt hat. Mein Mann meinte auch, sie wurde da schon von locker und lustig zu plötzlich ganz zielstrebig und hat sich mit dem Zusammenstellen der Materialien doch beeilt. Die zweite Hebamme stieß dazu und rief direkt den Arzt an.
Die erste Hebamme wollte den CTG-Gurt noch abnehmen und als ich mich auf die Seite gedreht habe, hatte ich plötzlich das Gefühl, pressen zu müssen. Und weil sie ja kurz zuvor 8 cm verkündet hatte, habe ich gesagt, dass ich dringend Hilfe brauche, um nicht zu pressen, weil ich absolut nicht weiß, wie ich das verhindern soll. Sie schaute kurz und sagte die erlösenden Worte: Du darfst pressen. Das Baby kommt, es kommt jetzt und schnell und es wird da sein, bevor der Arzt eintrifft. Ich habe mich auf den Rücken gelegt (so kam auch unser erstes Kind – ich weiß, dass es nicht unbedingt empfohlen wird, aber für mich ist es die perfekte Position gewesen). Und knapp sechs Presswehen später war der Kleine um 18.34 Uhr da. Das Pressen selbst war unheimlich befreiend, ich hatte kein intensives Schmerzgefühl, sondern fühlte mich viel eher stark. Zwischendurch durfte ich das Köpfchen fühlen, was ich als sehr motivierend empfunden habe.
Und dann kam der Zwerg direkt auf meinen Bauch, wurde dort gesäubert und wir wurden in Decken eingemummelt. Drei Minuten später ist – ziemlich abgehetzt – der Arzt durch die Tür gekommen, überrascht stehen geblieben und meinte nur: Oh, herzlichen Glückwunsch. Und dass er aufgrund des CTGs vom Vortag am Vormittag noch dachte, es dauert eher zwei Tage, bis das Kind kommt. Und als die Hebammen ihn vorhin anriefen, dass eine Verwechslung mit einer anderen Patientin von ihm vorliegen müsste. Ganz kurz darauf wurde auch die Plazenta geboren. Da ich gerissen war, hat der Arzt dann noch die Nähte gesetzt und sich anschließend verabschiedet. Und wir haben die erste Zeit mit unserem Zwerg genossen.
Erst nach zwei Stunden wurde überhaupt geschaut, wie viel er wiegt und wie groß er ist. Bis dahin waren wir einfach nur zusammen zum ersten Kennenlernen.
Es bleibt zu sagen, dass die Geburt anders verlief als ich mir das gewünscht hatte. Einen vorzeitigen Blasensprung hatte ich nicht geplant, außerdem konnte ich nicht in die Wanne. Aber das Tolle ist, dass mich Dank der wunderbaren Vorbereitung einfach nichts aus dem Konzept gebracht hat. Ich habe mich unheimlich schnell fit gefühlt, bin am nächsten Morgen gleich aufgestanden und gelaufen und konnte zu Hause gut in den Alltag starten.
Aus der Perspektive meines Mannes war die Geburt auch strukturierter als die erste, weil er eine klare Aufgabe hatte. Gerade durch den Vergleich zur ersten Entbindung fand er, dass er sich „nützlicher“ fühlte.
Nach alldem bleibt mir einfach nur, „Danke“ zu sagen.