Triggerwarnung: Geburt mit Komplikationen (ungeplante Bauchgeburt, PDA)

Geburtsberg mit Hindernissen gut überstanden

Ich kann nicht behaupten, dass meine Geburt meine Traumgeburt war. Aber es war meine Geburt und Dank dem intensiven Hypnosetraining habe ich 42h Wellen und eine ungeplante Bauchgeburt gut überstanden – und bin saumäßig stolz auf mich. Mein Geburtsberg teilt sich in verschiedene Etappen, die ich nun beschreiben möchte:

„Der Weg zum Fuße des Berges“ oder: „Übungswellen“ (2 Monate)

Zwei Monate vor der Geburt haben meine Übungswellen angefangen, extrem regelmäßig zu kommen, also ca. 100-200 am Tag. Ich hatte täglich Episoden, wo sie über Stunden hinweg im 5-min-Takt kamen. Sie waren schmerzlos, aber nervig, und haben sich verstärkt, wenn ich mich bewegt hab. Ärztliche Untersuchungen haben ergeben, dass sich am Muttermund zum Glück nichts tut. Jedoch ist das Kind schon früh in mein kleines Becken in eine optimale Startposition gerutscht. Ich hatte seit dem 5. Monat fast täglich die Hypnosen, Hingabe und Atemtechnik geübt. Mein Freund hatte sich alle Partnervideos angeschaut und wir hatten mehrfach die Geburt und die VRANI-Fragemethode geübt. Die Klinikstasche war gepackt.

Angst hatte ich nie vor der Geburt, und durch die Vorbereitung habe ich mich sogar gefreut. Mir war bewusst, dass mich Hindernisse erwarten könnten, aber ich war zuversichtlich, dass alles natürlich klappt.

„Der anstrengende Anstieg“ oder „Wehen in Hypnose“ (28 Stunden)

Um neun am Abend in SSW 49+0 fingen meine nun schon sehr gewohnten Übungswellen plötzlich an, schmerzhaft zu werden. Ein lautes Telefonat meines Freundes trieb mich in den Wahnsinn und da gedachte ich der Worte: „Du wirst merken, dass die Geburt losgeht, wenn du dich zurückziehen möchtest.“
Ich nahm mir mehrere Blätter Papier, hörte mir die Hypnose „Affirmationen“ an und zeichnete Mutmachbilder mit positiven Sprüchen auf die Blätter, um mich auf die Geburt einzustimmen.

Von Anfang an kamen die Wehen im Vier-Minuten-Takt. Ich setzte mir bald eine Schlafbrille auf, stöpselte mir Kristins Geburtshypnose in die Ohren und ließ meinen Freund meinen Duftwürfel, mit dessen Duft ich geübt hatte, regelmäßig nachfüllen. So verbrachte ich ca. 3 Stunden im Bett, bevor ich in die Klinik fuhr. Die Klinik hatte ich ausgewählt, weil der Kreißsaal gemütlich war und sie Wert auf eine natürliche Geburt legen, und eine Gebärwanne und eine 1:1-Hebammenbetreuung haben.

Außerdem waren im Notfall sämtliche Spezialisten und eine Neonatologie vor Ort.
Ich fasse die nächsten Stunden jetzt kurz: Mein Muttermund öffnete sich kaum und es ging nichts voran. Ich durfte nicht in den Kreißsaal, sondern verbrachte meine Wehen auf verschiedenen Wartebänken, Untersuchungsliegen und in der Wochenbettstation. Ich war die ersten 16 Stunden komplett in Hypnose mit Schlafbrille und Tonaufnahme. Die Aufnahme hat mir extrem geholfen. Die Bauchatmung war super, nur das Ausatmen dazwischen hat sehr wehgetan. Mein Freund hat mir mit Engelsgeduld bei jeder Wehe den Rücken gedrückt, und für genug Trinken gesorgt. Dank der Hypnose war ich guten Mutes und voller Geduld.

Doch nach 16 Stunden durchgehender schmerzvoller Wehen, fast immer im 4-7min-Rhythmus kamen, war der Muttermund noch immer kaum offen und der Mut verließ mich kurz.

„Kakao auf der Berghütte“ oder: „Eine Freundin spricht mir Mut zu“

Meine Freundin S., die in der Klinik als Augenärztin arbeitet, besuchte mich auf der Station. Sie war fröhlich und verbesserte meine Stimmung sehr, sodass ich bereit für weitere stundenlange Wehen war.

Fortsetzung „Anstrengender Aufstieg“

Mit neuem Mut wagte ich einen Spaziergang durch die Klinik, um die Wehen zu fördern, was auch funktionierte. Endlich sagte die Muttermund-untersuchende Ärztin, dass ich in den Kreißsaal dürfe. Obwohl ich dem ursprünglich eher ablehnend gegenüber gestanden war, winkte nun am Horizont das Ende meiner Wehen: Die PDA, die man nur im Kreißsaal bekommt.

Die Nachthebamme schlug vor, es erst noch mit der Gebärwanne zu probieren. Sie legte mir ein wasserdichtes CTG an und ließ meinen Freund und mich in dem schummrigen Spa-artigen Raum mit dem warmen Becken allein. Das war der schönste Teil der Geburt und ich hätte mein Baby gern dort bekommen. Als nach einer halben Stunde das CTG fertig war, wollte ich aber doch eine PDA haben. Ich hatte nun 28 Stunden Wehen überstanden, fast vollständig in Hypnose. Sie waren sehr schmerzhaft, aber ich habe mich ihnen hingegeben und mich nicht gegen sie gewehrt, weil ich wusste, dass nur die Hingabe sie erträglich macht.

„Angeseilt klettert es sich besser“ oder: „Schmerzlose Wellen mit PDA“ (11 Stunden)

Dank der PDA, die ich endlich bekam, konnte ich ein paar Stunden schlafen und mich erholen, denn ich hatte nun schon zwei Nächte ohne Schlaf verbracht. Dann wollte ich Bewegung machen und verschiedene Positionen ausprobieren, um die Geburt voranzubringen. Aber die neue Hebamme wollte ständig CTGs messen, die aber dauernd verrutschten, deshalb durfte ich mich nicht viel bewegen. Ich war sehr guten Mutes, da ich nun keinerlei Schmerzen mehr hatte. Der Muttermund öffnete sich immer noch nur schleppend, aber ich war die Geduld selbst und hätte so auch noch zwei Tage weitermachen können.

Diverse Untersuchungen blendete ich fast völlig aus. Mein Freund übernahm die Kommunikation über alles Medizinische, während ich mich auf die Geburt konzentrierte und in die Hypnose zurückzog. Mich ärgerte ein wenig, dass mir dann wehenfördernde Mittel verabreicht wurden, anstatt dass ich spazierengehen oder mich bewegen durfte, doch ich versuchte, der Hebamme zu vertrauen und ließ es geschehen. Ich vermute im Nachhinein, dass die Hebamme schon eine Ahnung beschlich, dass etwas nicht stimmte, und sie deshalb auf die CTGs bestand.

„Geröll versperrt den Pfad“ oder: „Kindliche Notfälle“ (3 Stunden)

In den nächsten Stunden kam es dreimal zu Notfällen, bei denen nach kräftigen Wellen die kindlichen Herztöne zu stark nachließen. Jedesmal stürmte ein Ärztinnen- und Hebammenteam meinen Kreißsaal und mir wurden Wehenhemmer verabreicht, die extremes Herzrasen verursachten. Ich aber blieb ruhig und unbesorgt in meiner Hypnose. Mein Freund schirmte alles von mir ab und ich verließ mich darauf, dass das Klinikpersonal sich gut kümmern würde, was auch kommen möge.
Erst beim dritten Notfall bekam ich die Panik: Das Herz meines Kindes hörte auf zu schlagen. Das hereinstürmende Ärzteteam wirkte sehr besorgt.

„Die Bergrettung reicht mir die Hand“ oder: „Eine einzige Hebamme bewahrt die Ruhe“

Meine Rettung war eine ältere Hebamme, die mir direkt in die Augen blickte und mich ruhig aufforderte, zu meinem Baby zu atmen und Sauerstoff zu ihm zu schicken. Das stoppende Herz stellte sich als CTG-Fehler heraus; mein Baby war am Leben. Jedoch war offensichtlich, dass trotzdem etwas nicht stimmte. Der Muttermund war nun nach fast 42 Stunden Wellen immer noch nur 5cm offen. Ich zog mich wieder in die Hypnose zurück und wartete ruhig ab, dass meine mich betreuende Hebamme den Fall mit der Oberärztin bespricht.

Fortsetzung „Geröll versperrt den Pfad“

Dann kam die Ärztin herein und sprach aus, was ich nicht hören wollte: Ein Kaiserschnitt sei angeraten. Nach jeder stärkeren Wehe sei das Kind einem unerklärlichen Stress ausgesetzt, der zu Sauerstoffmangel im Gehirn führte. Der Grund dafür sei unbekannt, könne aber beispielsweise eine um den Hals gewickelte Nabelschnur sein. Sie meinte, dass dieses Stress-Problem sich mit fortschreitender Geburt vermutlich verstärken werde und es dann zu einer kritischen Unterversorgung kommen könne, bei der das Kind Schaden nehmen könne und ein Notkaiserschnitt durchgeführt werden müsse. Dieser berge mehr Risiken als ein ruhiger, wohlüberlegter Kaiserschnitt sofort.

Mein Freund und ich blieben ruhig und wandten die VRANI-Methode an, um alle Informationen einzuholen. Die Ärztin nahm sich viel Zeit, alle Fragen zu beantworten. Als sie den Raum verließ, damit wir eine Entscheidung fällen könnten, brach ich in Tränen aus. Ich hatte mir so sehr eine natürliche Geburt gewünscht und Dank der PDA hatte ich auch noch genug Kraft, weiterzumachen, wenn es sein musste, für mehrere Tage. Aber in Anbetracht aller Informationen, die wir hatten, wussten wir: Wir könnten uns nie verzeihen, wenn unser Kind wegen meines Wunsches nach einer natürlichen Geburt Schaden nähme. Und so entschieden wir uns für einen Kaiserschnitt. Ich fragte den Anästhesisten noch mit Tränen in den Augen: „Ist ein Kaiserschnitt auch etwas Schönes?“ und er antwortete freundlich: „Genauso schön wie jede Geburt.“

„Ein Rettungshubschrauber bringt mich auf den Gipfel“ oder: „Die Bauchgeburt“ (20 Minuten)

Leider war die Belegschaft gestresst, sodass ich keine Zeit mehr für die Hypnose „Vorbereitung auf eine ungeplante Bauchgeburt“ hatte (nach mir sollte noch jemand operiert werden, deshalb die Eile). Aber ich schaltete mir „Während einer Bauchgeburt“ ein und wurde in den OP geschoben. Alles war sehr hektisch, aber ich zog mich in mich zurück und achtete nicht darauf. Mein Freund durfte während der OP hinter mir stehen und als meine Hypnose zu Ende war, zählte er mich von 10 herunter und sprach mir gut zu. Die Bauchgeburt fühlte sich brutal an, aber Dank den Hypnosetechniken war alles zu verkraften.

„Der Gipfel“ oder: „Mein geliebtes Kind“

Dann sagte mein Freund: „Schau schnell nach rechts!“ Und da war er: mein Sohn. Er wurde rasant an mir vorbeigetragen, um untersucht zu werden, aber er schrie aus Leibeskräften und er war ein echter kleiner Mensch. Da brach ich in gellendes Geheule aus, weil ich so überwältigt davon war, dass ich ein Kind, ein echtes, wirkliches, menschliches Kind hatte. Dass wir ein Kind hatten. Ein vollkommenes Wesen.

Beim Zunähen spürte ich plötzlich wieder Schmerzen und da fiel ich plötzlich aus der Hypnose heraus. Ich bekam Angst und bat um mehr Betäubung. Das Letzte, was ich weiß, ist, dass ich zur Ablenkung den Zauberlehrling aufsagte, danach fiel ich in Narkose.

„Erholung im Base Camp“ oder: „Kennenlernen im Wochenbett“

Erst ein oder zwei Stunden später erwachte ich, noch unter Drogen stehend, und durfte mein Kind kennenlernen. Es war mir aber anfangs noch ein wenig fremd, und nicht nur, weil ich narkosebedingt kaum fokussieren konnte. Im Laufe der nächsten Tage, während derer ich viele emotionale Auf und Abs erlebte, baute ich eine Verbindung zu meinem Sohn auf. Ich kiefelte noch an der Bauchgeburt, doch die Hypnosen zur Verarbeitung einer ungeplanten Bauchgeburt und die Reflexion der Geburt halfen mir sehr. Ich wusste: Ich hatte alles gegeben. Ich hatte mich unter Einbeziehung aller verfügbaren Informationen selbstbestimmt für den Kaiserschnitt entschieden. Und es hatte keine andere Möglichkeit gegeben.

Denn während der Operation hatte das Ärztinnenteam die Wurzel des Problems festgestellt: Mein Sohn lag in einer Fehllage, dem sogenannten „hinteren Asynklitismus“. Dabei handelt es sich um eine der wenigen Kopf-voran-Positionen, die nicht gebärfähig sind. Ohne die Hilfe der Medizin wären mein Sohn und ich nicht mehr am Leben. Ich bin dankbar und froh, dass ich mir habe helfen lassen, und stolz, dass ich mein Bestes gegeben habe.

„Frieden finden“

Nach drei Tagen durfte ich endlich nach Hause gehen (eigentlich hatte ich eine ambulante Geburt geplant). Noch immer hatte ich das Gefühl, ich hätte mein Kind noch nicht so richtig willkommen geheißen, ja, ich hatte es noch nicht einmal nackt gesehen. Da kam mir die Idee, wir könnten meine Traumgeburt einfach zu Hause nachspielen.

Mein Freund und ich legten eine Matratze vor den prasselnden Ofen und machten es uns gemütlich. Unseren Sohn legten wir außerhalb meines Blickfelds hin und dann spielten wir die Presswellen in der Gebärposition nach, die mir im Geburtsvorbereitungskurs am besten gefallen hatte (wir sind beide leidenschaftliche Laien-Schauspieler). Er sprach mir beim Pressen Mut zu und drückte mein Kreuz. Dann sagte er: „Der Kopf ist schon da!“ und in diesem Moment begann mein offenbar schauspielerisch begabtes Baby zu weinen! (Ich weiß, dass das eigentlich nicht geht, wenn der Körper noch im Geburtskanal steckt, aber wir wollen dem Buben diesen kleinen Fehler einmal nachsehen).

Dann spielte ich noch eine allerletzte Presswelle und mein Freund rief: „Er ist da!“ Er legte mir unser schreiendes Baby nackt auf meine nackte Brust. Und dann heulte und heulte ich vor Rührung und Freude. Ich glaube, die echte Geburt hätte nicht emotionaler sein können. Mein Kind war so klein, so herzig! Zum ersten Mal sah ich es in seiner ganzen Gestalt und konnte es endlich so richtig in unserer kleinen Familie willkommen heißen. Auf den Fotos, die mein Freund schoss, sehe ich nicht anders aus als andere Gebärende nach einer natürlichen Geburt: Nackt, mit nacktem Baby und tränenüberströmtem, glücklichem, überwältigtem Gesicht.
Gemeinsam kuschelten wir noch und knoteten uns selbstgeknüpfte Familienarmbänder um die Handgelenke.

Fazit

Es war kein Traumgeburtsberg, aber es war eben MEIN Geburtsberg und ich habe den Gipfel erreicht. Es war ein langer, anstrengender Aufstieg, aber ich habe den Mut nicht verloren. Als ich ein Seil gebraucht habe, habe ich es mir geben lassen und als der Aufstieg zu gefährlich wurde, habe ich den Hubschrauber bestiegen. Letzten Endes bin ich auf meinem persönlichen Gipfel angekommen. Dank der intensiven Vorbereitung habe ich mich zu jedem Zeitpunkt selbstbestimmt gefühlt.

Ich danke dir, liebe Kristin, für diesen Kurs. Ich glaube, ohne die Vorbereitung wäre ich nach einer solchen Geburt ein Häuflein Elend, aber dank meiner positiven Einstellung und deiner bestärkenden Stimme kann ich gut mit dem Erlebten umgehen. Es war aufregend und ich bin auch ziemlich stolz, dass ich bis zuletzt (fast) nie den Mut verloren habe! Mein Sohn ist ein wundervolles kleines „Zwutschgerl“ und ich bin sicher, dass er meine positive Stimmung während der Geburt mitbekommen hat.
Ich empfehle den Kurs all meinen Freundinnen weiter!

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