Geburtsbericht von

Tanja S.

Liebe Kristin,

nun, wo ich kurz vor der Geburt meiner zweiten Tochter stehe, schreibe ich endlich den Geburtsbericht für meine erste friedliche Geburt am 10.03.2021.

Zu Beginn der Schwangerschaft hatte ich große Angst vor der Geburt. Dein Podcast half mir ziemlich schnell, diese Angst zu reduzieren, daher ließ ich mir auch deinen Online-Kurs zu Weihnachten schenken und übte ab Weihnachten 2020 sehr regelmäßig. Ich hatte bereits viel Meditations-Erfahrung, daher fiel es mir leicht, in die Hypnosen einzutauchen. Trotzdem meldete sich immer wieder mein Kopf, ob ich es auch unter Geburt schaffen würde, in Hypnose zu bleiben, ich war aber optimistisch.

Je mehr ich mich mit der nahenden Geburt auseinander setzte, stellte ich fest, dass ein Krankenhaus sich für mich nicht unbedingt sicher anfühlt, ich Angst vor unnötigen Interventionen hatte und auch der Ortswechsel unter Geburt mir nicht gefiel.
Durch eine mehr als glückliche Fügung des Schicksals lernte ich eine Woche vor der Geburt meiner Tochter (10 Tage vor ET) meine liebe Hausgeburtshebamme J. kennen, die bereits alle ihre März-Geburten entbunden hatte und nun noch freie Kapazitäten hatte.

So skeptisch ich zuvor bei allen Krankenhäusern, wo ich mich informiert hatte, gewesen war, so euphorisch und glücklich war ich nun in Hinblick auf die Geburt. Ich konnte es kaum erwarten, dass es endlich losgeht.
Wir machten auch bald eine Eipollösung, um eine Geburt vor dem eT wahrscheinlich zu machen. Am gleichen Abend ging auch der Schleimpfropf ab und ich hatte in der Nacht unregelmäßige Wellen. Ich war aber so aufgregt, dass die Wellen nach einer Stunde wieder verschwunden sind.

Am 09.03. hatte ich meinen nächsten Vorsorge-Termin bei der Frauenärztin, der ich (etwas naiv) freudig von meiner geplanten Hausgeburt erzählte.
Obwohl ich eine ganz gesunde und unauffällige Schwangerschaft hatte (nur ein diätetisch gut eingestellter GDM), meinte die Ärztin, dass sie da nun doch gerne die Einschätzung einer Pränataldiagnostikerin hätte und bat mich, dort direkt im Anschluss vorstellig zu werden. Ich hatte direkt das Gefühl, dass meine Frauenärztin ein Problem mit Hausgeburten hatte und versuchen würde, meine Hausgeburt zu verhinden, denn sie konnte mir keine nachvollziehbaren medizinischen Gründe nennen. Meine Hebamme warnte mich auch, dass die Pränataldiagnostikerin, wo ich hingeschickt wurde, keine Freundin von Hausgeburten sei und dass ich vorsichtig sein solle, was ich erzähle.

Also sagte ich erstmal nichts von der Hausgeburt und lies mich untersuchen. Nachdem die Ärztin mir sagte, dass alles gut aussehe und nichts dagegen spräche, bis zum Termin zu warten mit der nächsten Untersuchung, lies ich mir bestätigen, dass medizinisch nichts gegen eine Hausgeburt spricht.
Sie bat mich nur, wegen meinem GDM am Termin im Krankenhaus zu Untersuchung vorbei zu kommen, aber bis dahin waren noch vier Tage. Meine Hebamme hatte mir auch von Anfang an gesagt, dass es wegen des GDM gut wäre, wenn meine Tochter vor dem Termin kommt, damit keine Gründe für eine Einleitung im Krankenhaus gefunden werden können. Aus diesem Grund hatte sie u.a. an mehreren Tagen meinen Muttermund massiert und geburtsvorbereitende Akupunktur bei mir gemacht.

Nach dem Termin war ich beruhigt, dass ich noch bis zum ET Zeit hatte und war zuversichtlich, dass meine Tochter bis dahin kommen würde, da auch die Hebamme sehr zuversichtlich war.
Dann bekam ich aber einen Anruf von der Praxis, dass die beiden Ärztinnen sich ausgetauscht hätten und „freundlicherweise“ für mich einen Termin am nächsten Morgen in der Geburtsklinik zur Untersuchung gemacht hätten. Das machte keinen Sinn, weil ich ja am selben Tag schon komplett untersucht wurde, mit allen Mitteln der Pränataldiagnostik…

Meine Hebamme teilte meinen Verdacht, dass das eher ein versteckter Einleitungs-Termin war, ein Anruf in der Klinik, um den Termin zu verschieben, schaffte Gewissheit, denn da hörte ich wie im Hintergrund gesagt wurde: „Ach, die sollten wir doch prüfen, ob wir sie morgen direkt einleiten können.“

Wir beschlossen, nun alles zu tun, damit die Geburt vor dem ET losgeht, denn da musste ich nun in der Klinik vorstellig werden – vorher zu kommen, hatte ich abgelehnt, da es keine medizinischen Gründe gab.
Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so wütend gewesen war. Ich fühlte mich so fremdbestimmt, ausgetrickst und ausgeliefert. Ich war zwar froh, dass ich noch drei Tage Zeit hatte, aber hatte auch Druck, dass es bald losgehen musste und vor allem war ich komplett beherrscht von dem Gefühl der Wut auf die Ärztinnen, die mir aus meiner Sicht meine Traumgeburt wegnehmen wollten. Im Nachhinen betrachtet, war es aber ein Fehler, mich so von meiner Wut mitreißen zu lassen. Ich erzählte allen meinen Freundinnen von der Geschichte und steigerte mich richtig in die Wut hinein.

Nachdem ich fertig war mit telefonieren, aßen mein Partner und Ich zusammen zu Abend und direkt danach begannen gegen 20:30 Uhr die Wellen. Sie begannen direkt so stark und regelmäßig, dass ich mich sofort mit der Hypnose auf dem Ohr ins Schlafzimmer zurückzog und mich wirklich konzentrieren musste, die Wellen zu veratmen.
Ich hatte gehofft, dass ich bei ein Meter hohen Wellen starten würde und mich so langsam einschwingen könnte, aber ich denke dadurch, dass ich so aufgewühlt war, gingen die Wellen schon bei gefühlten 7 Metern Höhe los und kamen auch von Anfang an ca. alle 2-3 Minuten.

Ziemlich bald ging ich in die Badewanne und trug meinem Partner auf, die Hebamme anzurufen und den Hund wegzubringen. Dabei gab es immer wieder Rückfragen von meinem Partner, was mich auch immer wieder in den Kopf brachte (Learning fürs nächste Mal: noch gründlicher planen und alles detaillier aufschreiben, was getan werden muss).
Ich hatte aber ohnehin Probleme, in die Hypnose zu finden, da die Wellen von Anfang an so stark und überwältigend waren.

Nach 30 Minuten in der Wanne sagte ich meinem Partner, dass J. kommen soll, da die Wellen einfach so stark und regelmäßig waren. Als meine Hebamme kam, war ich bei 4 cm Muttermund-Öffnung. Ich veratmete die Wellen einige Zeit in der Badewanne, wechselte aufs Sofa und wieder zurück, da ich mich nirgendwo so richtig entspannen konnte. Ich hatte kein Zeitgefühl mehr und versuchte nur, von Welle zu Welle zu denken und mich während der Wellen auf die geübte Atmung zu konzentrieren. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Atmung half, gleichzeitig hatte ich dabei auch immer ein Stechen im Solarplexus-Bereich.

Nach einigen Stunden war ich bei 7cm und war langsam überfordert von den Wellen und den Schmerzen. Gleichzeitig war die Vorstellung, mich auf den Weg ins Krankenhaus zu machen, noch schlimmer für mich. Irgendwann hatte ich das Gefühl, nochmal auf die Toilette zu müssen, weil ich auch unbedingt vermeiden wollte, dass vor meinem Partner Stuhlgang mit raus kommt. Ich saß eine ganze Weile auf der Toilette und veratmete Welle für Welle, wobei jede einzelne mich fast überrollte. Mein Partner und J. kamen immer wieder vorbei, um zu fragen ob alles gut sei. Ich sagte ihnen immer wieder, dass ich mir sicher sei, dass ich noch groß muss, aber dass es nicht kommen wollte.

Im Nachhinein bin ich mir ziemlich sicher, dass das die Übergangsphase war und dass dort kein Stuhlgang wartete, sondern der Kopf meiner Tochter dieses Gefühl verursacht hatte. In dieser Phase hatte ich auch immer wieder mit einer sehr starken Angst zu kämpfen. Dieses Gefühl des Kontrollverlusts, gerade nichts steuern zu können und den Wellen so ausgeliefert zu sein, machte mir ein extrem starkes Gefühl der Panik und ich musste immer wieder laut zu mir sagen „du schaffst das“.

Ich hätte es mir leichter gemacht, wenn ich nicht so viel über das Stuhlgang-Thema nachgedacht hätte.
Irgendwann gab ich auf und kam zurück aufs Sofa. Die Hebamme untersuchte mich erneut und bat mich, mich auf die rechte Seite zu legen, da dort der Muttermund noch nicht komplett verstrichen war. Die Wellen, die folgten, waren noch schmerzhafter und heftiger als zuvor, kaum auszuhalten. Die Hypnose lief zwar die meiste Zeit im Hintergrund, aber ich glaube nicht, dass ich in Hypnose war.

Irgendwann kam der Pressdrang und ich war selbst überrascht, wie wenig ich steuern konnte, wie stark mein Körper presst und was für animalische Laute aus mir kommen. Zuvor war ich sehr leise gewesen und hatte mich immer auf die Atmung konzentriert, oder vor Schmerzen gestöhnt, aber nun klang es, als wäre ich ein Bär.
Ich wechselte vom Vierfüßler in die tiefe Hocke. Ich denke, insgesamt ging die Austrittsphase eine halbe Stunde. Irgendwann während einer Welle platzte die Fruchtblase, kurze Zeit später konnte ich den Kopf meiner Tochter mit meinen Fingern spüren, jedoch war ich irritiert, wie weich es sich anfühlte.

Als der Kopf kurz davor war, geboren zu werden, sagte ich meiner Hebamme, dass ich Angst hätte, zu reißen und dass ich das Gefühl hätte, dass sie da nicht durch passt, da es so spannte und sich so eng anfühlte. Meine Hebamme ermutigte mich, weiter zu pressen, die starken Wellen ließen mir ohnehin keine Wahl. Ich warf den Kopf immer wieder nach hinten während der Wellen, doch meine Hebamme sagte mir immer wieder, ich solle den Kopf eher nach unten nehmen und mich rund machen. Um 04:30 Uhr wurde der Kopf meiner Tochter geboren und um 04:32 Uhr folgte der Körper. Sie wog 3850g und war 54cm lang.

Die Sekunden, die meine Hebamme brauchte, um mir meine Tochter zu geben, kamen mir ewig vor, dann konnte ich sie endlich in den Arm nehmen.
Ich war komplett erschöpft, da das Pressen in der tiefen Hocke meine letzte Kraft genommen hatte. Nachdem die Planzenta geboren war, wurde ich noch genäht, ein kleiner Labienriss, doch das Nähen war auch unglaublich schmerzhaft, direkt danach habe ich sogar gesagt, dass das Nähen noch schlimmer war als die Schmerzen der Wellen.

Ich habe in dem Moment aber auch nicht daran gedacht, nochmal eine Meditation anzumachen.
Generell habe ich nach der Geburt sehr lange gebraucht, bis ich wieder deine Stimme hören konnte, obwohl ich sie vorher so sehr geliebt habe. Ich habe auch keine Still-Hypnose o.ä. machen können, obwohl mir das bestimmt gut getan hätte, da ich in den ersten zwei Wochen extreme Schmerzen beim Stillen hatte, aber deine Stimme hat mich sofort an die Geburt erinnert und ich denke, ich war schon etwas traumatisiert von der Intensität und dem Gefühl des Kontrollverlusts, obwohl es von Außen betrachtet eine super Geburt war.

Dennoch bin ich sehr sehr froh, mich mit deiner Methode vorbereitet zu haben, denn
· sie hat mir ein großes Vertrauen in mich und meinen Körper gegeben
· hat mir immer wieder geholfen, mich mit mir und meiner Intuition zu verbinden
· ohne sie hätte ich mich niemals an eine Hausgeburt getraut
· laut meiner Hebamme war meine Plazenta schon ziemlich verkalkt und ohne die tiefe Atmung hätte es zu einem Sauerstoffmangel führen können
· sie hat mir trotzdem während der Geburt geholfen, ruhig und bei mir zu bleiben

Fürs nächste Mal habe ich auf jeden Fall mitgenommen, dass ich mich nicht mehr so schnell stressen oder wütend machen lasse und mich auf positive Gefühle fokussiere, um nicht wieder so wütend in die Geburt zu starten. Und ich will auch alles noch besser planen (Checklisten) als letztes Mal, um wirklich nicht in den Kopf zu kommen. Ich habe schon sehr viel (täglich) die Hypnosen geübt, wobei ich auch öfter wegdöse, und will dies nun, wo die Geburt näher rückt, noch mehr intensivieren.

Ich habe auch schon 2x die ERE-Hypnose gegen die Angst vor dem Kontrollverlust versucht, aber es fällt mir sehr schwer, diese Angst abzurufen, daher weiß ich nicht, ob es funktioniert hat. Wenn ich die Hypnose „Traumgeburt visualisieren“ mache, kommt schon manchmal noch die Angst vor diesem Kontrollverlust hoch…

Aber ich hoffe, dass ich es noch schaffe, diese Angst etwas aufzulösen und dass ich bei dieser Geburt von Anfang an besser in die Hypnose finde.
Ich plane wieder eine Hausgeburt mit J. und ab Sonntag dürfte die Kleine auch schon zu Hause zur Welt kommen, ET ist der 01.10.23.

Ich danke dir so sehr für deine Arbeit, Kristin!

Alles Liebe,
Tanja

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