Liebe Kristin.

hier kommt jetzt endlich mein Geburtsbericht zur Geburt meiner Tochter am 08.04.2022. Da ich es selbst auch geliebt habe, die ganzen Berichte hier zu lesen, ist meiner auch recht ausführlich geworden.

Ich habe mit dem Kurs der Friedlichen Geburt um die 18. SSW herum gestartet. Vorher habe ich schon den Podcast gehört und da ich schon etwas Meditationserfahrung habe, hat mich der Kurs direkt sehr interessiert. Geübt habe ich am Anfang eher sporadisch, ab der 30. SSW dann fast täglich. Ich konnte mich während der Hypnosen immer gut entspannen, hatte aber nie das Gefühl, so wirklich „tief in Trance“ zu sein, was ich aber auch nicht schlimm fand.
Meine Schwangerschaft verlief völlig komplikationslos, ich hatte außer etwas Rückenverspannungen und am Ende leichte Symphysenschmerzen keinerlei Beschwerden und konnte die freie Zeit eigentlich recht gut genießen und mich entspannen.

Weitere Geburtsvorbereitung: Himbeerblättertee, Sitz-Dampfbad, sporadisch Dammmassage, leichte Yoga-Übungen, Louwen-Ernährung (kein Zucker und Weißmehl) ab 34. SSW mit kleinen Ausnahmen.

Der ET war am 30.03.22. Ein paar Tage zuvor ist bereits etwas vom Schleimpfropf abgegangen, am 1.4. war ich bei meiner Beleghebamme und da war der MM bereits 2 Finger durchlässig, sodass ich dachte, dass es bestimmt bald los geht. Dem war allerdings nicht so – ich übte mich also in Geduld und versuchte, mich nicht zu stressen. Ich hatte auch schon einige Wochen Senkwehen und irgendwann um den ET herum auch einmal Vorwehen. Die kamen eines Abends und da dachte ich schon, dass es jetzt los geht und habe ganz freudig meine Beleghebamme K. angerufen. Sie meinte, ich soll das erstmal beobachten und dass es wahrscheinlich nur Vorwehen sind und sie sollte auch recht behalten, denn es hielt nicht lange an. Es machte mir aber schon mal einen kleinen Vorgeschmack.
Am Montag, dem 4.4. war ich zur Kontrolle bei der Frauenärztin: im CTG hatte die kleine Maus die ganze Zeit einen etwas schnelleren Puls und ich sollte daher in die Klinik, um es dort abklären zu lassen. Mein Freund T. hat mich dann hingefahren und dort war das CTG wieder total in Ordnung und entspannt. Es wurde noch ein Ultraschall gemacht und die Ärztin schätzte das Gewicht auf 3500g. Ich dachte noch „ach niemals, sie wird bestimmt eher zierlich und die Messungen sind zu dem Zeitpunkt oft sehr ungenau“ (ich selbst bin eher schlank gebaut und 1,65m groß und mein Bauch war auch nicht übermäßig groß) – ich sollte mich getäuscht haben, aber dazu später mehr. Mir wurde dann direkt ein Termin zur Einleitung angeboten, ich hätte bereits am Mittwoch kommen können. Ich habe es dann aber auf Freitag (ET+9) verhandelt. Wir durften dann also wieder nach Hause und haben den kleinen Ausflug einfach als Generalprobe gesehen, sodass wir wussten, wo wir dann hinmüssen, wenn es wirklich so weit ist.

Es war also weiterhin Warten angesagt. Ich habe jeden Tag mindestens 2 Hypnosen gemacht, davon eine Geburtsbeginn mental fördern (diese habe ich ab ET täglich gemacht). Am Dienstag hab ich Nelkenöltampons verwendet, eine Akupunktur gekriegt und Globuli eingenommen – ich wollte unbedingt eine Einleitung vermeiden und habe auch für mich beschlossen, dass ich erst am Montag einen Termin für die Einleitung mache. Ich wollte meiner Tochter einfach die Zeit geben, die sie braucht, und da mein ET sowieso nicht ganz korrekt berechnet war, hatte ich quasi noch 3 Tage „gut“. Am Mittwoch waren T. und ich nochmal lange spazieren und dann haben wir gesagt, dass wir jetzt nichts mehr dafür oder dagegen machen, sondern vertrauen, dass es zum richtigen Zeitpunkt losgehen wird. Schließlich haben wir so ziemlich alles gemacht, womit man die Geburt anstupsen kann. Man sagt ja, dass GV auch wehenfördernd ist, also haben wir es uns Mittwochabend nochmal zu zweit „gemütlich“ 😉 gemacht, da beim letzten Mal danach auch die Vorwehen losgingen – das war auch diesmal der Fall. Donnerstagmorgen hatte ich auch noch bisschen Vorwehen, aber nicht allzu viel darauf gegeben. Ich habe mich also weiter ausgeruht und die Hypnosen gemacht.
Zum Mittagessen um 12.45 Uhr kam dann plötzlich eine Wehe, die sich etwas intensiver anfühlte als das, was ich bisher kannte. Kurze Zeit später wieder, so aller 5 Minuten in etwa. Ich habe das Ganze eine Stunde beobachtet und daraufhin meine Hebamme angerufen. Da ich noch nicht das Bedürfnis hatte, in die Klinik zu fahren, blieb ich also noch zu Hause. T. war dank Home-Office zum Glück auch da. Ich habe dann versucht, mich unter Hypnose auf dem Sofa zu entspannen, musste aber in jeder Wehe in Bewegung sein. Leider bin ich auch nicht wirklich in die Hypnose gekommen. Eine gute halbe Stunde später habe ich beschlossen, dass wir doch langsam aufbrechen sollten. Wir hatten 30 Minuten Anfahrtsweg und ich musste die Wehen schon etwas veratmen. Also alles zusammen gepackt und ab ins Auto. Auch dort konnte ich mich trotz Hypnose auf den Kopfhörern nicht wirklich entspannen und kam mit den Wehen im Sitzen auch nicht so gut zurecht, es war schon ziemlich unangenehm. Irgendwie ging es aber und als wir ankamen, hat uns K. im leeren Kreißsaal empfangen, das war 15.30 Uhr. Ich konnte in meinen Wunsch-Kreißsaal mit der Badewanne, da ich mir eine Wassergeburt ganz gut vorstellen konnte. Da meine Wehen bei unserer Ankunft nicht allzu doll waren, fragte mich K., ob sie den MM überhaupt tasten soll, sie denkt, er ist bestimmt immer noch bei 2cm wie vor einer Woche. Aber ich wollte wissen, wie es genau aussieht und siehe da: ich war schon bei 4cm! Das hat mich enorm gefreut und motiviert, dass es vielleicht gar nicht so extrem lange dauern wird und dass es eine gute Entscheidung war, schon in die Klinik gefahren zu sein. Ich bekam dann auch einen Zugang und ein Antibiotikum, weil ich Streptokokken-positiv war und das Antibiotikum mindestens 4 Stunden vor der Geburt verabreicht werden musste.
Als wir in die Klinik kamen, hatte ich keine Kopfhörer auf und war auch nicht in Hypnose, da ich selbst alles klären und erstmal ankommen wollte. Dann habe ich mir die Geburtshypnose wieder auf die Ohren gemacht und anfangs die Wehen stehend am Bett veratmet. Irgendwann fragte K. mich, ob ich vielleicht mal in die Wanne möchte. Ich war dann von 16.30 bis 18 Uhr in der Wanne, während der Wehen im Vierfüßler, weiterhin die Geburtshypnose hörend. Ich habe es zwar in den Wellenpausen ganz gut geschafft, mich zu entspannen, aber während der Wehen war das eher schwierig, auch wenn mir die Bauchatmung extrem guttat! Irgendwann hab ich die Kopfhörer dann ganz weg gelegt, um mich komplett auf die Atmung zu konzentrieren. K. ist zwischendurch immer mal rausgegangen und als sie irgendwann mal wieder herein kam, sagte ich „ich glaub, ich brauche vielleicht doch ‘ne PDA.“ Woraufhin sie nur antwortete: „Dafür ist es jetzt bestimmt zu spät, ich denke, du bist in der Übergangsphase“. Das konnte ich nicht so wirklich glauben, aber der Tastbefund bestätigte es: 7-8 cm. Das war um halb 6 Uhr, also gerade mal 2 Stunden, nachdem wir in der Klinik angekommen sind. Wir haben uns natürlich gefreut und dachten, das wird eine schnelle Nummer. Kurz hatte ich sogar Sorge, dass wir nicht auf die 4 Stunden Antibiotika-Gabe kommen. Etwas naiv von mir, wie sich später noch rausstellen sollte… 😀
Ich bin dann aus der Wanne raus und war am und auf dem Bett. Am besten hat mir auch dort der Vierfüßler gefallen. Ich war zwar weiterhin nicht in Hypnose, aber trotzdem sehr konzentriert. Die Atmung habe ich erst noch weiter gemacht, aber irgendwann wurde es immer intensiver und schmerzhafter und ich habe angefangen, zu tönen, was mir sehr geholfen hat. Lachgas habe ich dann auch mal probiert, hat für mich aber nicht so gut funktioniert. Mein Freund hat während der Wehen auch immer mit der Hand Druck auf mein Kreuzbein gegeben, was sehr gut tat.

Das ging dann so die nächsten zwei Stunden und es war immer noch ein kleiner Saum am MM vorhanden. Ich sollte schon immer mal die Positionen wechseln, von Seitlage über Rückenlage, andere Seite, Vierfüßler… damit das Köpfchen sich besser einstellt und tiefer rutschen kann. Allerdings tat sich nicht sonderlich viel und um 21.30 Uhr hat K. dann die Fruchtblase eröffnet und der MM war kurz darauf vollständig.

Funfact: irgendwann habe ich draußen einen Blitz gesehen, dachte erst, ich spinne, aber kurz danach kam ein Donnerschlag – ich gebar meine Tochter in einer Gewitternacht und das fand ich irgendwie total toll, weil es so etwas kraftvolles hat, so ein Gewitter. Eine Naturgewalt, genau wie die Geburt 🙂

Ich sollte dann auch schon mal pressen, wenn mir danach war. Auch wenn ich keinen so starken Pressdrang hatte, habe ich immer mal etwas mitgeschoben. Das häufige Position wechseln ging dann auch weiter, ich musste meiner Maus den Weg regelrecht vorturnen. Millimeter für Millimeter hat sich das Köpfchen durch den Geburtskanal geschoben. Da mein Gewebe wohl recht straff war, ging das Köpfchen aber in der Wehenpause immer wieder an seine Ausgangsposition zurück. K. hat dann noch die diensthabende Hebamme hinzugezogen, um sich zu vergewissern, dass der Kopf richtig eingestellt ist, was der Fall war. Teilweise haben sie dann auch von oben auf den Bauch gedrückt, damit nichts wieder zurück rutscht. Irgendwann hat das Köpfchen es dann aber doch vom Beckeneingang bis zur Beckenmitte geschafft. Aber auch der weitere Weg war nicht leichter und auch wenn ich es bis Höhe Beckenboden geschafft habe, ist der Kopf in der Pause wieder zurück auf Beckenmitte gerutscht. Meine Wehen wurden dann auch immer schwächer und es wurde ein Wehentropf angehängt. Ich war nur noch in Rückenlage auf dem Bett und war mit meiner Kraft bereits ziemlich am Ende. Schließlich hatte ich seit halb 10 die Austrittsperiode, bin vorher auch nur rumgeturnt und mittlerweile war es nach 0 Uhr und es ging einfach nicht weiter. K. meinte dann zu mir, wir versuchen noch einmal, mit aller Kraft, die ich habe und danach würde sie den diensthabenden Arzt dazu holen, um mit Vakuum zu unterstützen. Mir war in dem Moment auch alles egal, ich wollte einfach, dass es endlich mal zum Ende kommt und mir war auch klar, dass mir nach den kräftezehrenden Stunden einfach die Energie fehlt, es ganz alleine zu schaffen. Außer Wasser und etwas Traubenzucker habe ich die ganze Zeit auch nichts zu mir genommen und das merkte ich natürlich auch etwas. Jedoch war mir einfach so gar nicht nach essen zumute und musste mich hinterher auch eher dazu zwingen.
Der Arzt kam dann also und es wurde alles für die VE vorbereitet. Mir wurde noch ein Bolus Oxytocin verabreicht und ich sollte dann kurz ansagen, wenn die nächste Wehe kommt. Die kam dann auch und ich hab gepresst, was das Zeug hält, K. hat kristellert, der Arzt hat etwas mitgezogen und die andere Hebamme und T. haben mich angefeuert und plötzlich kam da ein Köpfchen raus und kurz darauf der Körper hinterher. Meine Tochter A. war geboren! Das war um 0.43 Uhr, so ziemlich genau 12 Stunden nach der allerersten Wehe.
Sie wurde mir direkt auf die Brust gelegt und ich weiß noch, wie ich gedacht habe „meine Güte ist die groß“. 3640g, 48cm und stolzen 36,5cm Kopfumfang. Kein Wunder also, dass mein Becken da etwas Probleme hatte, diesen Kopf da rauszukriegen. Ich habe auch einen Scheidenriss davongetragen, von dem ich allerdings überhaupt nichts mitbekommen habe. Auch der Dammschnitt, der wegen der VE gemacht wurde, war Dank lokaler Betäubung gut auszuhalten. Das ganze Nähen hat zwar etwas gedauert, aber war für mich überhaupt nicht schlimm und nicht schmerzhaft.

Die kleine Maus war dann erst einige Zeit bei mir zum Kuscheln, dann zum APGAR und die Kinderärztin hat sie sich kurz angeschaut und es war alles gut. Ich konnte mich dann endlich ausruhen und war ziemlich erschöpft. Aber auch glücklich und stolz, dass ich es geschafft habe. Klar, ich hätte es gerne ganz „alleine“ geschafft, aber die VE war nun mal nötig, sonst hätte ich mich noch eine weitere Stunde abgekämpft. Und der Arzt meinte zu mir, dass er nur ganz leicht ziehen musste und dass ich die meiste Arbeit gemacht habe, das hat mich dann auch getröstet.
Es war zwar absolut keine Traumgeburt für mich, es gab einige Interventionen, ich war nicht in Hypnose und es war auch recht schmerzhaft. Aber ich bin trotzdem total fein damit. Ich habe so viel geleistet und K. meinte am nächsten Tag zu mir, wenn ich nicht so motiviert mitgemacht hätte, wäre das schon viel eher in einer Sectio geendet. Von daher kann ich, denke ich, schon sehr stolz auf mich sein. Dank dem Vertrauen, dass ich in meinen Körper hatte und auch in meine tolle Hebamme, hab ich mich eigentlich zu keinem Zeitpunkt wirklich unsicher gefühlt und auch nicht, dass ich keine Kontrolle mehr habe. Von daher hat mir der Kurs also sehr viel gebracht, auch wenn ich leider gar nicht in die Hypnose gekommen bin und die Wehen dadurch schmerzhaft für mich waren. Ich würde den Kurs trotzdem immer wieder machen, da er mir auch während der Schwangerschaft viel Entspannung gegeben hat und ich viel Vertrauen in mich gewonnen habe. Ich glaube, ich bin auch dank des Kurses trotzdem recht zufrieden mit meiner Geburt, obwohl es zu Interventionen kam. Aber die waren nun mal nötig, daher bin ich auch froh, im Krankenhaus entbunden zu haben, wo solche Hilfe schnell da ist.

Vielen Dank, liebe Kristin und dem ganzen Team der Friedlichen Geburt für eure so wertvolle Arbeit!!! Ich werde den Kurs definitiv weiter empfehlen, denn er ist eine absolute Bereicherung! Und vielleicht klappt es ja irgendwann doch noch mit der Geburt in Hypnose, aber für diese doch recht friedliche Geburt, die ich erleben durfte, bin ich sehr dankbar.
Und an alle noch werdenden Mütter: Ihr schafft das! Und auch, falls es nicht ganz nach euren Vorstellungen verläuft, ist nichts verloren und IHR seid trotzdem diejenige, die dieses Kind bekommt, selbst wenn von außen geholfen wird.

Ganz herzliche Grüße,
A.

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