Geburtsbericht von

Annemarie

Ungeplante Hausgeburt (Alleingeburt) in einer halben Stunde

Im Mai 2023 kam unser Baby auf die Welt. Eine besondere Geburt: sehr schnell, ungeplant zu Hause und ohne Hebamme.

Ich hatte immer das Gefühl, dass die Geburt abends oder nachts losgehen würde. Der Plan war, dass wir meine Eltern anrufen, wenn ich erste Anzeichen für den Geburtsbeginn bemerke. Nach 1,5 Stunden Autofahrt wären sie da, um auf unseren dreijährigen Sohn aufzupassen und wir könnten in die Klinik fahren. Falls es schnell gehen würde, wäre in der Zwischenzeit jemand mit kürzerem Anfahrtsweg gekommen und hätte unseren Sohn betreut, bis meine Eltern da sind. Es hatten mehrere Freunde in der Nähe für die Rufbereitschaft zugesagt.

Wie bei der Geburt unseres ersten Sohnes haben wir eine Klinikgeburt mit unserer Beleghebamme geplant. Wir hatten uns in der Klinik (babyfreundliches Krankenhaus mit bindungs- und stillförderndem Ansatz) wohlgefühlt und konnten uns einen ähnlichen Ablauf gut vorstellen. Auch dieses Mal wollte ich dort ambulant entbinden bzw. sobald wie möglich nach Hause fahren, weil ich mich da einfach am wohlsten fühle. Nach der ersten Geburt hatte ich noch Kreislaufprobleme, deshalb waren wir für eine Nacht im Familienzimmer geblieben.

Obwohl ich der Geburt positiv entgegensah, hatte ich ein ungutes Gefühl, wenn ich daran dachte, dass wir von unserem Sohn wegfahren würden. Nicht, dass ich unseren Freunden die Betreuung nicht zugetraut hätte, doch mit Trennung (von uns, vor allem von mir) und Fremdbetreuung hat er es schwerer als andere Kinder. Ich versuchte, mir vorzustellen, dass alles halb so schlimm werden würde, sah jedoch innerlich immer wieder, wie er herzzerreißend weinen würde, wenn wir (plötzlich) nicht mehr da wären. Und das wollte ich weder ihm noch der betreuuenden Person zumuten.

Meine beiden Schwangerschaften verliefen ähnlich gut und ohne größere Probleme. Was ich von der ersten Schwangerschaft nicht kannte, war, dass in den letzten Wochen immer wieder mein Bauch hart wurde, am Ende mehrmals in der Stunde. Das tat nicht weh, ich konnte mich währenddessen bloß nicht so gut bewegen.
Ich fühlte mich immer noch ziemlich wohl, dennoch wurde es langsam beschwerlich. Der Bauch spannte und war so schwer!

Bis zum errechneten Termin waren es noch zwei Wochen. Ich trank nun Himbeerblättertee, machte Heublumensitzbäder und die tiefe Hocke. Von mir aus konnte es losgehen. Alles war vorbereitet und organisiert. Ich fühlte mich bereit für die Geburt und hörte die Hypnose „Abschied von der Schwangerschaft“. An einem Abend zwei Wochen vor dem Termin ging auch schon der Schleimpfropf ab (zumindest dachte ich, dass es der Schleimpfropf war) und ich hatte ein Ziehen im Bauch, wie stärkere Regelschmerzen. Doch in dieser Nacht geschah nichts.

Als ich an den darauffolgenden Abenden auch diesen zähen Schleim im Toilettenpapier hatte, fragte ich meine Hebamme, ob der Schleimpfropf auch stückweise, also über mehrere Tage abgehen kann. Sie sagte, dass das schon möglich sei. Ich erzählte ihr von dem starken Ziehen im Bauch und sie meinte, dass der Körper vorarbeite und dass mir das, was er jetzt schon macht, bei der Geburt erspart bleiben würde. Das Ganze ging zwei Wochen so. Ich dachte jeden Abend: diese Nacht geht es los. Das Ziehen im Bauch trat nun auch nachts auf und ich wurde davon wach. Es war immer nur kurz und von der Intensität auch auszuhalten, aber jedes Mal dachte ich: bald beginnt die Geburt. Tag für Tag wachte ich auf und war genauso schwanger wie am Abend zuvor.

Kurz vor dem errechneten Termin war ich in Bezug auf diese Anzeichen entspannter. Schließlich war bisher auch nichts passiert.

Einen Tag nach dem errechneten Termin war ich bei meiner Frauenärztin bestellt. Während das CTG lief, bekam ich von der Hebamme der Praxis eine Akupunkturbehandlung. Ich hatte im Wartebereich an der Pinnwand gelesen, dass das geburtsunterstützend sein könne. Ich war froh, dass die Akupunktur so kurzfristig möglich war. Es war meine erste Akupunktur-Erfahrung und ich war erstaunt, dass die Nadeln (fast) gar nicht wehtaten. Als die Hebamme die letzte Nadel setzte, sagte sie: „Das ist der Rausschmeißer.“

Wenn der Körper soweit wäre, würde die Geburt innerhalb der nächsten 24 Stunden losgehen. Außerdem gab sie mir den Tipp, Eisenkrauttee mit Ingwer, Zimt und Nelken zu kochen und über den Tag verteilt zu trinken. Weiterhin könne ich meinen Bauch mit Uterus-Öl massieren. Ich besorgte mir den Tee und das Öl in der Apotheke, trank am Nachmittag und Abend den Tee und massierte mir den Bauch abends nach dem Duschen mit dem Uterus-Öl. Dieses nutzte ich auch gleich noch für die Dammmassage. Die Heublumen für das Sitzbad hatte ich am Abend zuvor aufgebraucht. Ich machte ein paar Yogaübungen für Schwangere, ging ins Bett und hörte die Hypnose „Geburtsbeginn mental fördern“. Währenddessen schlief ich ein.

Plötzlich tat sich etwas im Bauch und kurz darauf wurde es nass. Meine Fruchtblase war aufgegangen. Ich griff nach meinem Handy und schrieb meinem Mann, der in seinem Arbeitszimmer nebenan saß: „Es geht los.“. Wahrscheinlich wollte ich den Geburtsbeginn (23:08 Uhr) schriftlich festhalten. Ich stand auf, ging zu meinem Mann, der die Nachricht noch nicht gelesen hatte und sagte noch einmal „Es geht los.“ Seinen Blick werde ich nie vergessen: eine Mischung aus erschrocken und hochkonzentriert. Augenblicklich klappte er seinen Laptop zu und folgte mir ins Bad. Und da ging es los. Die erste Welle überkam mich und ich dachte „Ach du Schande, so heftig war das?!“
Mein Mann machte mir die Hypnose „Eröffnungsphase“ an, ging in den Flur und begann, zu telefonieren. Die Zeiten konnten wir nachher dank der Anruf-Liste in seinem Handy nachvollziehen:

23:10 Uhr meine Eltern – „Die Fruchtblase ist aufgegangen. Ihr könnt euch so langsam auf den Weg machen.“
23:12 Uhr Freundin Nr. 1, die herkommen und auf unseren Sohn aufpassen würde, bis meine Eltern da sind, so dass wir schon in die Klinik fahren könnten – geht nicht ans Telefon.
23:17 Uhr Freund Nr. 2 – geht auch nicht ans Telefon.
23:20 Uhr Hebamme – „Die Fruchtblase ist aufgegangen. Wir melden uns, wenn wir losfahren.“
23:30 Uhr Freund Nr. 3, der sich auch bereit erklärt hatte, loszufahren und unseren Sohn in der Zwischenzeit zu betreuen – geht ran und macht sich auf den Weg.
23:31 Uhr Freundin Nr. 1 ruft zurück. Mein Mann sagt, dass Freund Nr. 3 schon losgefahren ist.
23:35 Uhr Hebamme – „Der Kopf ist schon zu fühlen. Sollen wir noch in die Klinik fahren?“ Nein, sollen wir nicht. Sie kommt zu uns nach Hause. Während des Telefonates wacht unser Sohn auf und kommt aus dem Schlafzimmer. Mein Mann bringt ihn wieder ins Bett.
23:41 Uhr Rettungsdienst – „Meine Frau bekommt gerade das Kind. Der Kopf ist schon da… Jetzt ist das ganze Kind da.“
23:45 Uhr Freund Nr. 3 ruft an und sagt, dass er da ist. Mein Mann sagt am Telefon: „Das Baby ist auch da,“ er soll bitte erstmal nicht reinkommen (weil ich das nicht wollte). Freund Nr. 3 sagt, er warte im Auto. Vielleicht würde er später noch gebraucht. So lieb!
23:46 Uhr Mein Mann ruft unsere Hebamme an und sagt, dass das Baby da ist. Der Rettungswagen ist unterwegs.
23:55 Uhr Mein Mann ruft Freund Nr. 3 an und sagt, dass wir ihn nicht mehr brauchen.

Ich hörte meinen Mann im Flur telefonieren und konnte mich nicht auf die Hypnose konzentrieren. Ich kam einfach nicht rein. Ich versuchte es mit der Atemtechnik. Die Wellen waren sehr schmerzhaft und kamen im Minutentakt. Ich versuchte, tief einzuatmen und mir die Öffnung vorzustellen. Gleichzeitig hatte ich das Bedürfnis, den Fokus auf die Ausatmung zu legen und zu tönen. Die Schmerzen waren schwer auszuhalten, doch ich spürte, dass ich nicht stundenlang durchhalten musste. Die Wellen kamen in so kurzen Abständen!

Ich sagte meinem Mann, der zwischen den Telefonaten immer wieder nach mir schaute, dass wir nicht mehr in die Klinik fahren würden. Ich fühlte mit meinem Finger ein kleines Stück in meine Scheide und da war etwas Hartes – das Köpfchen! Plötzlich hatte ich einen starken Pressdrang. Ich ging auf die Toilette, hatte etwas Stuhlgang und dann überkam mich ein gewaltiger Pressdrang. Ich drückte und fühlte mit der Hand den Kopf unseres Babys, der schon ein ganzes Stück herausragte. Mein Mann kam rein, sah das Stückchen Kopf herausragen und rief den Rettungsdienst. Ich ging von der Toilette runter, hockte mich auf den Badfußboden, ein Bein angestellt (diese Position hatte mir meine Hebamme gezeigt, für den Fall, dass es sehr schnell gehen und zu einer Alleingeburt kommen würde). Eine starke Welle kam. Ich sah innerlich die Öffnung und hatte die Worte „weich“, „sanft“ und „geschmeidig“ im Kopf.

Ich drückte und hatte dabei ein unglaublich intensives, kraftvolles Gefühl (keine Schmerzen!). Ich schob kräftig und da kam das Köpfchen. Ich hielt es mit meiner Hand. Mit der nächsten Welle kam der restliche Körper und ich hatte unser Baby in den Händen. Ich hielt es hoch und sagte zu meinem Mann: „Das Baby ist da!“ Er hatte immer noch den Rettungsdienst am Telefon und sah vollkommen geschockt und überwältigt aus.

Ich nahm das Kind an meine Brust und mein Mann legte Handtücher um uns. Dann wollte er die Tür für den Rettungsdienst öffnen. In dem Moment kam unser Sohn erneut aus dem Schlafzimmer, diesmal zu mir ins Bad und sah mich auf dem Boden hocken mit dem Kind im Arm. „Das Baby ist da.“ sagte ich. „Dein Bruder ist gerade aus meinem Bauch gekommen.“ Unser Sohn kam zu mir und streichelte das Baby. Dann ging er aus dem Bad. Kurze Zeit später kam er wieder zu uns. Als das Baby plötzlich kurz zu schreien anfing, erschrak unser Sohn und weinte. Dann ging er zum Papa. Der sagte, dass gleich der Rettungsdienst komme und unser Sohn war sofort fasziniert. Die Sanitäter und eine Notärztin (insgesamt 5 Leute) kamen ins Bad und schickten meinen Mann los, um mehr Handtücher zu holen. Mit einer weiteren Welle kam die Plazenta.

Die Ärztin fragte mich, wie es mir gehe. Ich sagte: „Gut. Mir ist nur kalt und ich würde mich gern hinlegen.“ Sie wollte das Baby abnabeln, ich wollte aber auf meine Hebamme warten. Damit war die Ärztin nicht so richtig einverstanden. Ich sah mir die Nabelschnur an. Sie war bereits auspulsiert. Ich ließ mir mein Handy geben und filmte, wie mein Mann die Nabelschnur durchschnitt. Unser Sohn schaute interessiert zu. Dann wurde ich ins Schlafzimmer begleitet und legte mich ins Bett. Unser Baby lag an meiner Seite und ich war zufrieden. Ich wurde zugedeckt, mein Mann zog mir zwei paar dicke Socken an und holte den Heizlüfter, weil mir immer noch kalt war. Meine Hebamme kam, verschaffte sich einen Überblick und sagte der Notärztin, ich könne zu Hause bleiben. Welch ein Glück! Ich hätte nicht mehr in die Klinik gewollt.

Ich merkte der Ärztin an, dass sie mich lieber mitgenommen hätte. Ich versicherte ihr noch einmal, dass es mir gut ging und das Rettungsteam verabschiedete sich. Ich war froh, dass sie nun weg waren und es ruhiger wurde. Ich hörte, wie mein Mann und unser Sohn meine Eltern anriefen, die ja unterwegs zu uns waren. Unser Sohn sagte am Telefon: „Oma, unser Baby ist da!“ Ich hörte die Reaktion, weil das Handy auf laut gestellt war.
„Was? Das Baby ist schon da?“
Meine Mutter konnte es kaum fassen und freute sich so sehr, dass mir ein paar Tränen kamen.
Meine Eltern trafen zeitgleich mit der zweiten Hebamme ein. Die beiden Hebammen sahen sich meine Geburtsverletzung an und meine Eltern kümmerten sich im Wohnzimmer um unseren dreijährigen Sohn. Er freute sich, dass Oma und Opa da waren und mit ihm spielten. Zwischendurch ging er immer wieder in den Flur. Er wollte wohl hören, ob bei uns alles in Ordnung ist.
„Man hat gemerkt, dass er spürt, dass etwas ganz Besonderes los ist,“ erzählte meine Mutter später. Als er langsam müde wurde, aber nicht schlafen wollte, legte sie sich mit ihm auf das Sofa und las viele Bücher vor.

Während mein Dammriss genäht wurde, hörte ich die Hypnose „Wundversorgung nach der Geburt“. Mein Mann hielt meine Hand. Ich konnte mich gut auf die Hypnose einlassen und das Außen weitgehend ausblenden. Nachdem ich versorgt und gewaschen war, konnten meine Eltern und unser Sohn dazukommen. Meine Eltern waren so glücklich und stolz. Und ich war es auch. Alle versammelten sich um das Bett und durften bei der U1 zuschauen. Unser Sohn wusste bereits, dass das Baby noch keine Zähne hatte. „Aber Zahnfleisch hat es schon“, stellte er nun fest.

Meine Eltern zogen sich dann zurück und unsere Hebamme beendete ihre Dokumentation. Sie verabschiedete sich und wir vier machten es uns gegen 4:15 Uhr im Familienbett gemütlich. Es war wunderbar. Das war also die Geburt.
Ich hatte während der Austrittsphase die Visualisierung anwenden können, ohne die entsprechende Hypnose zu hören. Die Vorbereitung hatte sich gelohnt.

Während meine liebsten Menschen nun neben mir schliefen, gingen mir die Bilder der letzten Stunden durch den Kopf. Langsam wurde es hell. Alles war so friedlich.

Am nächsten Tag hörte ich die Hypnose „Regeneration nach Geburtsverletzungen“ und mehrmals in den nächsten Tagen die „Hypnose bei Schmerzen“, weil ich Nachwehen hatte. Ich schloss die Augen, sah die heilenden Bilder vor mir und freute mich über den schönen Ausklang der Geburt.

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