Geburtsbericht von

Annemarie

Ich hatte mir im Zuge der Vorbereitung mit dem Kurs immer wieder meine Traumgeburt vorgestellt und mir überlegt, wie ich meiner jüngeren Schwester davon erzählen werde, wenn alles vorüber ist. Ich sah mich mit Kopfhörern die langsam höher werdenden Wellen mit der erlernten Atemtechnik veratmen, irgendwann mit meinem Mann ins Krankenhaus fahren, wo er die Kommunikation mustergültig übernahm, mich massierte, während ich von Medizinball über Mayahocker bis hin zur Badewanne alles voll auskostete (natürlich alles mit Kristins Hypnosen auf den Ohren) und dann irgendwann hatte ich dann mein Baby im Arm. Aber es kommt ja meist ganz anders…

Am Montag war ich sehr geschäftig (Nummernschild wechseln nach dem Umzug, Post wegbringen, was Leckeres in der Stadt essen, zu Fuß wieder nach Hause laufen (gaaaanz viele Treppen), Karten schreiben, Geschenke verpacken). Im Laufe des Tages wurde mein Bauch immer wieder hart und es zog leicht im Unterleib. Fröhlich dachte ich, dass mein Körper sich wohl langsam, aber sicher einschwingen würde und schaute daher mit meinem Mann am Abend noch zwei Videos aus dem Online-Kurs.

Kurz nach 21 Uhr zog es dann nicht mehr nur noch ab und an ein bisschen, sondern immer wieder deutlich. Ich schickte meinen Mann ins Bett, machte es mir im Wohnzimmer bequem, setzte mich auf mein Stillkissen, hörte die Geburtshypnose in Dauerschleife und trackte gleichzeitig die Wellen. Die waren recht bald ca. eine Minute lang und meldeten sich alle 5-10 Minuten. Ich wechselte immer mal wieder die Position, atmete wie im Kurs gelernt und «schwamm» so durch die Nacht (das dauernde Tracken hat mich übrigens ziemlich gestört, aber ich wollte dennoch wissen, wie es so «läuft»).

Irgendwann um drei Uhr morgens habe ich im Krankenhaus angerufen und erklärt, dass ich jetzt seit Stunden bei gut 5-8 Minutenabständen sei. Die Hebamme empfahl mir, erstmal zu duschen, zu baden und mich wieder zu melden, wenn die Abstände bei 3-5 Minuten seien (kleine Nebeninfo: das Krankenhaus ist mit dem Auto 5 Minuten von uns zu Hause entfernt). Gesagt, getan. Die Wellen kamen und gingen wie zuvor und es veränderte sich nichts. Da ich müde und irgendwie etwas genervt war, beschloss ich gegen 5 Uhr, mich auf’s Sofa zu legen, die Wellen im Liegen zu veratmen und zwischen den Wellen zu dösen. Daraufhin wurden die Abstände wieder grösser.

Gegen 6:30 Uhr bin ich zu meinem Mann ins Bett gegangen (der sofort senkrecht im Bett stand, weil er dachte, wir müssten losfahren), hab ihn schulterzuckend angegrinst und mich schlafen gelegt. Das Bett habe ich den ganzen Tag kaum verlassen, da ich den Schlaf der durchgemachten Nacht nachgeholt habe. Dabei kamen immer mal wieder leichte Wellen in sehr großen Abständen, sodass ich fest davon ausging, dass sich das Ganze wohl noch über Tage hinziehen würde und wir uns noch komplett im Übungsmodus befanden. Ich stellte mich also wieder auf eine Nacht mit einer intensiven Übungseinheit ein.

Tatsächlich wurden die Wellen gegen 17 Uhr wieder regelmässiger. Ich beschloss, diesmal nicht ständig zu tracken, sondern zu probieren, mich einfach voll und ganz auf die Wellen einzulassen. Die Kopfhörer ließ ich weg und somit auch die Geburtshypnose von Kristin. Stattdessen zählte ich mich selbstständig herunter und setzte mich in Gedanken mit meiner kleinen ungeborenen Tochter an meinem Kraftort auf eine Sandbank (und in der Wirklichkeit auf mein Stillkissen) und fragte sie immer wieder «Na, siehst du schon die nächste Welle?». Tatsächlich bewegte sie sich immer wieder dort hinein, wo die Wellen gefühlstechnisch in mir aufstiegen.

Bei jeder Welle atmete ich tief in den Bauch ein, rasch aus und dann wieder dem Gefühl der Welle entgegen ein. Das tat gut und es war so schön, die Wellen so mit meiner Tochter zu begrüßen und zu verabschieden. Sie war mir ganz nah und ich hatte richtig das Gefühl, dass wir das Ganze Hand in Hand zusammen machen. Irgendwann waren die Wellen zu hoch, um weiterhin sitzen zu bleiben, sodass ich stattdessen mit halboffenen Augen und wiegenden Schrittes im Zimmer herumspazierte (in Gedanken machten meine Tochter und ich einen Standspaziergang).

Mit meinem Mann sprach ich nur das Nötigste (was ihn total irre machte, weil er nicht genau wusste, was jetzt eigentlich los war – ich wusste es ja auch nicht so genau, es war mir aber auch gar nicht wichtig) und bat ihn, mal die Wellen zu tracken (er konnte sie kaum erkennen (obwohl man es an meiner Atmung hätte erkennen können), sodass ich ihm jeweils die Begrüßung und die Verabschiedung der Welle kurz per Handzeichen anzeigte). Wir waren gegen 21 Uhr bei ca. 3-5 Minuten. Dennoch schickte ich meinen Mann ins Bett, da ich nicht umsonst die Pferde scheu machen wollte. Also ging ich wieder ins Wohnzimmer und machte weiter. Irgendwann wurde mir dort sehr kalt, sodass ich meine Winterjacke anzog und weiteratmete. Doch es wollte nicht mehr so schön werden, wie vorher – ich fühlte mich nicht mehr wohl. Also weckte ich nun doch meinen Mann, bat ihn, im Krankenhaus anzurufen (dort hieß es wieder, ich solle duschen, baden und dann weiterschauen. Das Ganze werde vermutlich noch eine Weile dauern.).

Ich hab’ also wieder Wasser in die Wanne laufen lassen, setzte mich kurz hin und sprang, als die nächste Welle kam, wie von der Tarantel gestochen mit der Hilfe meines Mannes wieder heraus, so «hoch» war die Welle plötzlich. Ich habe mich direkt auf Toilette gesetzt und gesagt, er solle nochmal im Krankenhaus anrufen und sagen, dass wir kommen. Und zwar jetzt sofort. Keine Diskussion! Er schaute mich mit großen Augen an und tat wie ihm geheißen. Ich bemerkte derweil, dass ich etwas blutigen Schleim verloren hatte und dann ging das Gewusel los: Kliniktasche greifen, Jacke und Schuhe an, rein ins Auto und los. Ich hatte die Kopfhörer samt Hypnose nun doch auf, da die Wellen sehr intensiv waren und ich durch das ganze Hin und Her gedanklich nicht mehr am Kraftort war.

Leider gelang es mir nicht, wieder abzutauchen, da ich wohl im Voraus versehentlich die falsche Adresse aufgeschrieben hatte und mein Mann nun durch die Stadt irrte und den «Storchenparkplatz» der Geburtsklinik suchte (deshalb, liebe Leute: macht unbedingt eine Probefahrt ins Krankenhaus!). Dabei wendete er immer wieder mal und fuhr über Randsteine, was ihm den ein oder anderen Rüffler meinerseits einbrachte. Ich nahm die Kopfhörer ab und half zwischen den Wellen beim Suchen des richtigen Weges und mit vereinten Kräften schafften wir es dann tatsächlich.

Die Haupttür der Klinik war jedoch zu und wir mussten klingeln. Beim ersten Mal klappte wohl was mit der Türöffnung nicht, sodass ich noch zwei hohe Wellen vor der Tür veratmen musste, bevor wir reinkonnten. Die Hebamme empfing uns dann sehr freundlich und schickte mich zum Wasserlösen auf die Toilette. Dort hörte ich, wie mein Mann ihr brav mein Mitbringsel überreichte und ihr die Sache mit der Entspannungsmethode und der Kommunikation etc. erklärte. Ich musste grinsen, da ich angesichts der Höhe der Wellen definitiv direkt mit der Hebamme kommunizieren wollte und nicht das Gefühl hatte, jetzt noch groß mit Kopfhörern, Massagen oder Ähnlichem arbeiten zu wollen. Und während ich das dachte, kam auch schon die erste Presswehe, die mich überrascht aufbrüllen liess. Sie tat überhaupt nicht weh, aber ich hätte niemals mit einer solchen Kraft gerechnet, die da in mir wirkt.

Ich kam aus der Toilette, die nächste Presswehe kam, die Hebamme guckte mich groß an und bat mich, mich schleunigst hinzulegen, damit sie mich untersuchen könne. Muttermund 10cm offen. Zack. Da staunte ich nicht schlecht und mit mir alle anderen im Raum. Es wurde auch hier kurz etwas wuselig (O-Ton Hebamme «Oh, dann müssen wir jetzt schleunigst alles für die Geburt vorbereiten.»), während ich auf die Liege krabbelte und im Vierfüsserstand bei jeder Presswehe ordentlich tönte. Ehrlich gesagt, machte mir das Tönen richtig Freude und es war für mich zunächst mal genau die richtige Art, dieser enormen Kraft meines Körpers zu begegnen. Bis ich verstanden hatte, dass ich nun effektiv pressen musste (dabei tönte ich etwas weniger, da ich die Energie dann doch mehr ins Pressen selbst legte), dauerte es aber eine Weile.

Die Hebamme und mein Mann unterstützten mich ganz wunderbar (soweit sie jeweils konnten), mein Mann reichte mir zwischen den Wehen immer wieder Wasser und ich konnte in den Pausen (die der Hebamme beinahe etwas zu lange dauerten. Da die Kleine aber gemäß CTG völlig entspannt war, gab es keinen Grund, zu intervenieren) gut Kraft schöpfen. Das einzige, was mich sehr nervte, war der Arzt, den sie wohl aus dem Bett geklingelt hatten und der am unteren Ende der Liege saß (quasi mit Top-Aussicht auf alles, was da untenrum bei mir so los war). Der gähnte nämlich in einer Tour und ich formulierte gedanklich in den Wehenpausen mehrfach Sätze, die ich gerne zu ihm sagen wollte («Guter Mann, ich weiß, es ist mitten in der Nacht, aber reißen Sie sich bitte zusammen. Ich presse mir hier die Augen aus dem Kopf, da können Sie doch nicht einfach lauthals gähnen!»), amüsierte mich innerlich kurz darüber und verwarf sie dann wieder. War ja schlussendlich auch egal.

Irgendwann während einer Presswehe hatte ich den Blasensprung und spürte nach den nächsten Wehen langsam immer etwas stärker die Dehnung, da das Köpfchen besser vorankam. Nach einiger Zeit schlug die Hebamme vor, ein wenig Oxytocin zu geben, um die Gebärmutter auf den letzten Metern nochmal etwas anzuregen. Dem stimmte ich zu, da ich doch langsam erschöpft war (die Presswehen dauerten schon ca. zwei Stunden). Ja und dann ging’s wirklich fix. Die Hebamme schlug vor, ich solle mich auf die Seite legen. Nach der darauffolgenden Presswehe spürte ich (das erste Mal während dieser Geburt) einen brennenden Schmerz, da das Köpfchen nun schon sehr weit draußen war (um dann wieder ein kleines Stück zurückzurutschen) und zwei Wehen später schwubbelte die kleine Maus dann aus mir heraus. Ich konnte es gar nicht glauben und war so überwältigt, dass ich nicht mal weinte (und ich weine eigentlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit). Die Kleine durfte gleich zu mir zum Bonding, das war wunderwunderschön.

Irgendwann hatte dann der gähnende Arzt seinen großen Auftritt, da ich vaginal leicht gerissen war und genäht werden musste. Das war meiner Meinung nach – zusammen mit den Wellen zwischen Badewanne und der ersten Presswehe – das einzig Unangenehme an der gesamten Geburt. Der Grossteil war wirklich sehr, sehr schön und ich bin unendlich dankbar, dass ich so entspannt und mit einer solch tollen Methode an die Geburt herangehen konnte.

Denn auch ich hatte ursprünglich ausschließlich die vor Schmerzen schreienden und schimpfenden Frauen aus den Filmen vor Augen, wenn ich an Geburten dachte und muss gestehen, dass ich auch im Zuge der Vorbereitung immer mal wieder dachte «Na ja, und wenn ich trotzdem eine schmerzhafte Geburt habe und die Hypnosetechnik nicht anwenden kann, dann haben mich die Hypnosen wenigstens toll durch die Schwangerschaft begleitet.» Und schlussendlich habe ich ganz natürlich und automatisch in den Trancezustand hineingefunden.
Vielen Dank, liebe Kristin!

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