Triggerwarnung: Geburt mit Komplikationen (PDA, Bauchgeburt wegen Gesichtslage)

Liebe Kristin,

Während der Schwangerschaft habe ich mich an allen Ecken und Enden informiert. Dabei bin ich auf deinen Podcast gestoßen und habe mich sofort wohl gefühlt. Deine Methode hat mich angesprochen, aber ich habe mich trotzdem erst gesträubt, den Online-Kurs zu buchen: So viel Geld! Und wenn das dann alles Quatsch ist und nicht funktioniert, dann stehe ich doppelt doof da. Am Ende war es mein Mann, der mich überzeugt hat, den Zugang zu kaufen, denn selbst wenn es bei der Geburt nicht klappt, dann bin ich wenigstens in der Schwangerschaft entspannt. Da ich bis dahin mit fieser Übelkeit zu kämpfen hatte, konnte ich das gut gebrauchen.

Auf die Geburt habe ich mich hauptsächlich mit der Audio-Hypnose „Geburtsvorbereitung-lang“ vorbereitet sowie der Atemübung. In den letzten Wochen habe ich zusätzlich mit meinem Mann die Anker geübt und immer wieder Geburtsberichte gelesen und angehört. Im Nachhinein war vor allem letzteres eine gute Entscheidung, denn die Geburt verlief alles andere als wie geplant.

Mein Wunsch war eine Wassergeburt in der Klinik. Bis zum Tag selber sprach auch nichts dagegen. Unser Sohn war ab der 36. Woche in Position, machte aber bis zum ET keine Anstalten, richtig ins Becken zu rutschen. Beim Anmeldungsgespräch in der Klinik (36. Woche) hatte ich zuerst nicht so ein gutes Gefühl, die Hebamme sprach von Einleitung ab dem siebten Tag nach ET, von standardmäßigem Venenzugang, davon, dass eine Wassergeburt nur möglich ist, wenn der eine richtige Kreißsaal frei ist und davon, dass es kaum möglich sei, meine Wünsche bezüglich möglichst wenig verbalen Kontakts unter der Geburt zu erfüllen (wegen der Corona-Maßnahmen würde mein Mann erst relativ spät dazu dürfen). Bei den CTG-Kontrollen war die gleiche Hebamme plötzlich sehr einfühlsam, nahm sich Zeit für mich und meine Sorgen und meine Zweifel zerstreuten sich.

Dann war ich sechs Tage drüber und es tat sich nichts.
Am nächsten Tag hätte ich zur Kontrolle und – wenn es nach Klinik geht – zur Einleitung gemusst. Am Abend war ich deshalb niedergeschlagen. Ich machte mir die Hypnose „Geburtsbeginn mental fördern“ an, die ich auch morgens gehört hatte und spürte zum ersten Mal ein Ziehen. Das verschwand schnell wieder. In der Nacht um halb 12 musste ich zur Toilette.

Ich setzte mich auf, dabei spürte und hörte ich ein Plopp, dann war plötzlich alles nass. Mein Mann wollte sofort den Krankenwagen rufen, ich bin erstmal zur Toilette gegangen. Dann lief das Wasser und es war grün. Ich bin zurück ins Bett (mit mehreren Handtüchern) und hab mich hingelegt, während er den Krankenwagen gerufen hat. Der war in unter fünf Minuten da. Die Treppe vom dritten Stock runter musste ich allein schaffen, dann ging es liegend ins Krankenhaus. Im Krankenhaus wurde ich von einer netten Hebamme versorgt (Venenzugang, CTG, Wäsche und Einlagen, um das Fruchtwasser aufzunehmen), dann kümmerte sie sich um die organisatorischen Sachen.

Irgendwann wurde dann auch mein Mann in den Kreißsaal gelassen, nachdem er für uns ein Familienzimmer bekommen hatte (Wir hatten Glück, die Station war leer. Wäre unser Sohn um den ET herum gekommen, wäre kein Zimmer frei gewesen). Das CTG war in Ordnung, allerdings hatte ich noch keine Wehen und das Köpfchen war noch nicht fest im Becken. Wir wurden aufs Zimmer geschickt und sollten wiederkommen, wenn regelmäßige Wehen da sind oder spätestens um halb fünf vor dem Schichtwechsel, dann würde eine Einleitung gemacht werden. Nichts wollte ich weniger als eine Einleitung, denn es soll ja das Baby entscheiden, wann es los geht und nicht geholt werden, bevor es bereit ist. Dass das nun aber nötig werden könnten, tat mir nicht gut, aber da müsste ich dann durch.

Auf dem Zimmer konnte ich mich zum ersten Mal entspannen und in die Hypnose fallen lassen, vorher wurde ich ständig unterbrochen (der Hebamme tat es sehr Leid, sie hatte das Hebammenkärtchen gelesen, musste aber mit mir kommunizieren, weil wir am Anfang allein waren). Ich konnte etwas schlafen und wurde gegen vier Uhr wach, als langsam sanfte Wehen einsetzten. Ich sagte meinem Mann Bescheid, begab mich in Hypnose und atmete. Um halb fünf sind wir dann zum Kreißsaal zurück, wo eine Hebamme, die ich bis da nicht kannte, mit uns schimpfte, weil mein Mann da noch nichts zu suchen hatte. Er wurde weggeschickt, was wiederum bedeutete, dass ich keinen Kommunikationspuffer mehr hatte.

An den nächsten Abschnitt kann ich mich nicht gut erinnern. Ich habe gesagt, dass ich später ins Wasser möchte und wurde in den zweiten Kreißsaal geschickt. Es wurde wieder ein CTG gemacht und noch einmal untersucht: Herztöne und Wehentätigkeit in Ordnung, Muttermund bei zwei Zentimetern, Kopf noch beweglich im Becken. Ich war mehrere Stunden dort (in Hypnose) und habe dann gefragt, ob ich nun ins Wasser kann. Erst hieß es nein, eine Person müsse dabei bleiben und dafür sei nicht genug Personal da. Dann ging es aber doch, weil mein Mann aufpassen könne. Ich wurde also aufs Zimmer geschickt, sollte frühstücken und dann mit ihm zusammen wieder kommen, in der Zwischenzeit würde die Hebamme das Bad vorbereiten. Mittlerweile war es etwa zehn Uhr am Morgen.

Bis dahin war alles ok und die Wehen waren zwar nicht schmerzfrei, aber noch eher zart und mit der Hypnose konnte ich sie gut veratmen. Das warme Wasser tat gut. Endlich konnte ich die Hypnose ohne Kopfhörer hören, was ich immer als deutlich entspannender empfunden habe. Die Wehen wurden stärker und ich habe versucht, zu visualisieren und weiter tief in den Bauch zu atmen. Leider wurden wir wieder mehrfach gestört, um was zu unterschreiben, um ein CTG zu machen, sehr störend vor allem, weil immer gewartet wurde, bis ich auch wirklich aufmerksam war.

Insgesamt war ich etwa drei Stunden im Wasser, bis die Wehen so schmerzhaft wurden, dass ich sie nicht mehr veratmen konnte. Mein Mann hat die Hebamme geholt (es war mittlerweile wieder die von meinem Anmeldungsgespräch), wir haben kurz gesprochen, sie hat mich untersucht (Muttermund immer noch 2cm, aber der Gebärmutterhals war verstrichen) und hat uns aufs Zimmer geschickt zum Mittagessen. In der Zeit könne ich mich entscheiden, ob ich eine PDA möchte oder es weiter ohne versuchen will. Mit der PDA würde die Wassergeburt natürlich wegfallen. Meine Entscheidung was da aber schon gefallen.

Mittlerweile waren die Wehen so stark, dass ich mich an meinen Mann hängen musste, um sie veratmen zu können. Das Hin- und Herlaufen hat meine Konzentration auch nicht gefördert und als wir schließlich wieder im Kreißsaal waren, war es fast unerträglich. Bis die PDA saß, wurde mir von den Schmerzen immer wieder schwindlig. Dann sollte ich noch eine halbe Stunde auf dem Rücken liegen, damit sich das Schmerzmittel gleichmäßig verteilt, aber das ging gar nicht und machte sich auch sofort bei den Herztönen bemerkbar, sodass ich irgendwie halb auf der Seite hing. Dabei sind dann meine Beine eingeschlafen. Als die PDA dann endlich wirkte, fühlte ich mich so viel besser. Ich konnte die Wehen noch spüren und entsprechend atmen, aber der Schmerz war weg.

Wie auch schon in der Wanne konnte mein Mann nun bei mir bleiben und mich unterstützen (es waren gleichzeitig zwei weitere Frauen unter Geburt). Dann kam das nächste Problem: die Wehen haben nachgelassen, also wurde ein Oxytocintropf gemacht, erst minimal, dann stärker. Die Wehen wurden wieder stärker und langsam hörten meine Beine auf, zu kribbeln. Ich weiß nicht, wie lange das so in Ordnung war, aber zwischendurch hat immer mal die Pumpe für die PDA gepiept, was mich voll aus der Konzentration gebracht hat. Die Hebammen wussten nicht wirklich was damit anzufangen und haben einen Anästhesisten gerufen, der sich das angeschaut hat und meinte, da wäre alles ok. Aber nach einer Weile kam der Schmerz zurück und wurde schnell stärker. Die Hebamme gab im Gerät eine Extradosis ein und dann sollte es schnell besser werden. Das Gegenteil ist passiert, es wurde immer mehr. Bis der Anästhesist da war, hat es ewig und drei Tage gedauert (in Echt wahrscheinlich 10 Minuten). Der hat festgestellt, dass die Pumpe nicht läuft, konnte sie aber auch nicht wieder in Gang bringen.

Ich wurde jetzt noch einmal untersucht, die Wehen waren heftig und fast ohne Pause, deshalb hatte die Hebamme so ihre Schwierigkeiten. Der Muttermund war erst bei sechs Zentimetern und der Kopf fest im Becken, aber die Hebamme fühlte etwas, was ihr nicht gefiel und holte die Chefärztin, die gerade zurückgekommen was. Die fühlte das gleiche: Nase und ein Auge. Ich war sowieso kurz vorm Heulen, weil ich solche Schmerzen hatte und als sie ganz sachlich erklärte, dass es sich um eine Gesichtslage handelt und was das für uns bedeutet, konnte ich es nicht mehr zurückhalten, aber aus drei ganz unterschiedlichen Gründen: 1. Schmerzen, 2. Sorge um mein Baby, das ich jetzt Stunden quasi mit dem Gesicht gegen eine Kante gedrückt hatte, 3. Erleichterung.

Ja Erleichterung, denn eine Gesichtslage ist eine direkte Indikation für einen Kaiserschnitt. Eine natürliche Geburt ist damit nicht möglich. (Weil der Kopf während einer langen Phase der Geburt noch beweglich im Becken war, konnte mein Sohn, warum auch immer, den Kopf hoch strecken, statt das Kinn anzulegen. Er kam deshalb mit dem Gesicht zuerst, was natürlich nicht passt und war fest ins Becken geklemmt.) Da ich in den letzten Stunden so gelitten hatte und der Muttermund trotzdem erst bei sechs Zentimetern war, war ich erleichtert, dass ich jetzt nichts mehr tun musste und mein Baby gleich ganz schnell im Arm hätte. Das hatte die Ärztin wohl nicht auf dem Schirm, sie hat versucht, mich zu beruhigen, weil sie dachte, ich hätte Angst vorm Kaiserschnitt.

In dem Gewusel das dann entstand, wurde auch endlich der Oxytocintropf gestoppt und stattdessen ein Wehenhemmer gegeben. Die Anästhesist spritzte manuell die PDA auf und es wurde für mich ruhiger, obwohl um mich herum viel auf einmal passierte. Die Ärztin hat mir alles erklärt, was nun kommt (hatte ich natürlich schon im Vorfeld recherchiert) und ich sprach kurz mit ihr über die Hypnose. Sie war positiv überrascht und fand es eine gute Idee. Ich hatte ab da die „Vorbereitung auf den Kaiserschnitt“ im Ohr, wechselte dann, als die OP begann und hatte nach höchstens 15 Minuten mein kleines Würmchen auf der Brust liegen. Mein Mann durfte die ganze Zeit dabei sein, die Nabelschnur durfte auspulsieren und das einzig wirklich unangenehme war das Zusammenziehen der Schichten im Bauch. Aber dieses Hochgefühl von unendlichem Glück war all die Mühen und Schmerzen wert.

Mein Sohn ist jetzt fast neun Monate alt, krabbelt durch die Wohnung und zieht sich an allen möglichen und unmöglichen Gegenständen hoch. Er strahlt jeden an und macht den Eindruck eines sehr glücklichen Kindes. Von Anfang an haben wir von allen Seiten zu hören bekommen, wie lieb, leise und entspannt er ist. Das schiebe ich ganz klar auf die friedliche Geburt.

Meine Erfahrung mit dem Prozess Geburt war etwas holprig und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass viele Schwangere das hier als Horrorgeschichte und traumatische Geburt abstempeln würden. Beides ist es nicht. Ich war gut vorbereitet, sowohl physisch, als auch mental. Ja, es hat diverse unerwünschte Entwicklungen gegeben, aber auf jede konnte ich mich einstellen und obwohl ich insgesamt nur eine verhältnismäßig kurze Zeit in der Tiefenentspannung war, hatte ich die ganze Zeit über eine entspannte Grundhaltung. Ich hatte das klare Gefühl, dass alles gut wird, weil ich wusste, dass ich eine friedliche Geburt erleben kann, wenn ich mich nicht starr auf den Wunsch „perfekte Wassergeburt“ fixiere.

Noch ein paar Anmerkungen:
– Während der Geburt wurden wir von insgesamt fünf verschiedenen Hebammen betreut, jede war einfühlsam und hat sich bemüht, meinen Wünschen auf der Hebammenkarte gerecht zu werden
– Ich hatte keine Hebamme vor oder nach der Geburt, was für mich irgendwie überhaupt kein Problem war. Bei der nächsten Schwangerschaft werde ich mich trotzdem wieder um eine Hebamme bemühen
– Im Nachhinein sehe ich viele störende Faktoren, die mir die Geburt erschwert haben, vor allem das viele hin und her zwischen Kreißsaal und Zimmer und die Unterschriften, die mich völlig aus meinem Bauch gezogen haben
– Alles Organisatorische, was ich vorher unterschreiben konnte, wurde beim Anmeldungsgespräch gemacht
– Am Morgen vor dem Blasensprung habe ich meinen Mann noch die Hypnosen für den Kaiserschnitt auf mein Gerät spielen lassen, das war ein Segen
– Mein Mann hat sich vor, während und nach der Geburt sehr fürsorglich um mich und das Baby gekümmert und hat mir während der Geburt von sich aus den Duftanker angeboten, wenn er das Gefühl hatte, dass es mir jetzt helfen könnte
– Mein Wunsch nach einer Wassergeburt kam erst am Ende der Schwangerschaft und obwohl ich diesen Wunsch hatte, war für mich klar: wenn es doch zu schmerzhaft wird, werde ich eine PDA dankend annehmen; ich werde den Hebammen vertrauen, denn sie wissen, was sie tun; falls ein Kaiserschnitt notwendig ist, ist das auch in Ordnung
– Durch die lange Geburtsarbeit hatte mein Körper trotz Kaiserschnitt ein Geburtserlebnis, sodass mein Sohn und ich einen guten Stillstart hatten
– Den Kurs habe ich bereits weiterempfohlen, denn er hat mir während der Schwangerschaft und bei der Geburt sehr geholfen

Ich wollte es eigentlich kürzer halten, aber es ist nun doch sehr viel geworden. Bei der nächsten Schwangerschaft wird mich deine Stimme auf jeden Fall wieder begleiten, ich werde dann versuchen, eine Hebamme für eine Hausgeburt zu finden, da mich das unruhige Drumherum im Krankenhaus doch sehr gestört hat.

Liebe Grüße
B.

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