Geburtsbericht von

Edith S.

Sehr schöne Hausgeburt nach ausgeprägter Geburtsangst (1. Kind)

Seit ich denken kann, habe ich großen Respekt vor Geburten – um nicht zu sagen, ich litt vor meiner Schwangerschaft an einer ausgeprägten Geburtsangst. Durch all die Horrorgeschichten und Glaubenssätze à la “es fühlt sich an wie eine Beinamputation ohne Narkose”, “das sind die schlimmsten Schmerzen, die ein Mensch aushalten muss” etc. war ich überzeugt, Geburten sind immer traumatisch, außer man ist Superwoman oder entgeht den Schmerzen durch eine PDA bzw. einen geplanten Kaiserschnitt. Dass ausgerechnet ich schon beim ersten Kind eine wirklich schöne, ganz und gar nicht traumatische Hausgeburt erleben würde, hätte ich mich nicht zu träumen gewagt.

Was nun folgt, ist ein recht ausführlicher Bericht. Ich gehe absichtlich auf viele Details insbesondere meiner Vorbereitung ein. Denn ich möchte gerade Frauen mit Geburtsangst ansprechen, für die – wenn sie so ticken wie ich – möglichst konkrete Informationen hilfreich sind.

Mein Weg zur Hypnose
Von Hypnobirthing hatte ich bereits vor meiner Schwangerschaft gehört und aufgrund meiner Angst vor einer Horror-Geburt interessierte ich mich natürlich auch für diese Methode der Schmerzlinderung. Gleichzeitig war ich aber auch (um ehrlich zu sein bis zur Geburt) ein wenig skeptisch. Ein Vorteil war, dass eine Freundin bereits seit einigen Jahren zum Thema Hypnose forscht, ich also im direkten Umfeld eine Instanz hatte, die mein Vertrauen in diese Methode stärkte. Schon vor meiner Schwangerschaft hörte ich ein paar Folgen von Kristins Podcast und bald war klar, dass ihr Zugang für mich der richtige war. So buchte ich bereits im 1. Trimester meiner Schwangerschaft den Kurs.

Der Geburtsort
Durch Kristins Podcast und die Erfahrungsberichte von Freundinnen wusste ich, dass außerklinische Geburten häufig subjektiv am schönsten und seltener als traumatisch erlebt werden. Selbst traute ich mir das aber nicht zu – ich hatte einfach zu große Angst vor den Schmerzen. Stattdessen hätte ich gerne eine Beleghebamme gefunden, da ich wusste, dass auch eine 1:1 Betreuung ein Schlüssel zu einer guten Geburtserfahrung sein kann. Leider fand ich aber niemand und so stellte ich mich bis zur 20. Schwangerschaftswoche darauf ein, klassisch mit dem diensthabenden Personal im Krankenhaus zu gebären. Bei einem Spaziergang mit einer Freundin, die ihr erstes Kind zu Hause auf die Welt gebracht hatte, sprachen wir noch einmal über die Vorteile einer außerklinischen Geburt. Ich sagte noch einmal, dass ich erstens nicht den Mut hätte und es zweitens nun auch zu spät sei, eine Hebamme zu finden. Meine Freundin ließ das nicht gelten und rief spontan ihre ehemals betreuende Hebamme an, die, oh Wunder, noch Kapazitäten frei hatte. Von einem Moment auf den anderen hatte ich somit die Option einer außerklinischen Geburt. Und obwohl meine Angst vor einer Geburt ohne Schmerzmedikamente zu diesem Zeitpunkt immer noch sehr groß war, traf ich mich mit der äußerst sympathischen Hebamme, die mir gleich beim ersten Treffen versicherte, ich könne bis zur Geburt frei entscheiden, wo ich gebäre. Sollte ich zu irgendeinem Zeitpunkt doch ins Krankenhaus wollen, sei das kein Problem.

Neben dem Vertrauen, das ich durch das Training mit den Hypnosen von Kristin nun langsam aufbaute, war diese Offenheit meiner tollen Hebamme letztlich die Voraussetzung dafür, dass ich mich im fortgeschrittenen Stadium meiner Schwangerschaft doch mit dem Gedanken anfreundete, vielleicht doch außerklinisch zu gebären (das vielleicht hielt ich übrigens bis zur Geburt aufrecht und mir persönlich hat diese Flexibilität geholfen). Mir war bald klar, dass es wenn dann eine Hausgeburt und keine Geburt im Geburtshaus werden sollte, da ich – wenn ich schon auf Schmerzmedikamente und andere medizinische Interventionen verzichten würde – doch wenigstens keinen Ortswechsel in Kauf nehmen wollte. Mein Partner war nach ein paar Gesprächen und Recherchen auf meiner Seite und wir begannen, uns auf eine Hausgeburt vorzubereiten.

Vorbereitung auf die Geburt
Die gesamte Schwangerschaft über beschäftigte ich mich intensiv mit dem Thema Geburt. Insbesondere hörte ich mich durch fast alle Podcastfolgen von Kristin. Das Wissen, das ich mir dadurch aneignete, nahm mir während der Schwangerschaft die Angst und half mir dann auch sehr konkret während der Geburt – dazu komme ich später noch einmal. Etwa in der 18. Schwangerschaftswoche begann ich mit dem Kurs zur friedlichen Geburt. Die Hypnosen übte ich zunächst eher sporadisch und dann circa ab der 25. Schwangerschaftswoche immer häufiger, wobei es bis zum Schluss auch Phasen gab, in denen ich pausierte. Ich hatte auch keinen festen Ablauf – manchmal ergab es sich eher abends, manchmal nahm ich mir morgens Zeit. Auch mit meinem Partner übte ich hin und wieder, wobei ich bis zum Schluss das Gefühl hatte, wir ließen es zu sehr schleifen. Bei der Geburt waren wir dann aber ein super Team!

Ab der 32. Schwangerschaftswoche begann ich mit der Louwen-Diät, da mir meine Frauenärztin ein sehr großes Baby mit einem ungewöhnlich großen Kopf prophezeite. Das war für mich, die von ihrer Angst vor dem Geburtsschmerz noch längst nicht befreit war, Grund genug, mich relativ strikt an die Ernährungsvorgaben zu halten. Da ich zusätzlich in der 34. Schwangerschaftswoche an Covid erkrankte und ein paar Tage kaum etwas essen konnte, brachte ich schließlich ein zwar langes, aber eher schlankes Kind auf die Welt. Ob das an der Diät lag und ob die Diät und das Gewicht des Kindes Gründe für den tollen Geburtsverlauf waren, lässt sich natürlich nicht mit Sicherheit beantworten. Neben der Louwen-Diät machte ich in den letzten Schwangerschaftswochen noch regelmäßige Dammmassagen – und hatte letztlich auch keinen Dammriss.

In den letzten Wochen meiner Schwangerschaft hatte ich einen sehr ausgeprägten Nestbautrieb, der sich dann zum Schluss vor allem auf die Vorbereitung der Hausgeburt fokussierte. Ich baute sogar ein extra Regal auf, in dem ich alle Utensilien für die Geburt verstaute: Malerfolie, Arbeitsdecken, Handtücher, Snacks für die Hebammen, meinen Partner und mich, Kämme und ein Tens-Gerät zur Schmerzlinderung, ein Outfit für mich, falls es zu einer Verlegung kommen sollte etc. Für diesen Fall packte ich auch eine Kliniktasche und meldete mich im nächst gelegenen Krankenhaus an, wo ich bereits alle Formulare zu PDA, Kaiserschnitt etc. ausfüllte. Für meinen Partner erstellte ich einen Plan mit meinen Wünschen für die Hausgeburt und einen Plan für die potentielle Verlegung. Den Geburtspool bauten wir lustigerweise genau an dem Tag vor der Nacht auf, in der die Geburt losging.

Durch die intensive mentale, körperliche und organisatorische Vorbereitung im letzten Drittel meiner Schwangerschaft verschwand meine Geburtsangst größtenteils. Die vielen Dinge, die ich im Vorhinein tun konnte, gaben mir das Gefühl von einem gewissen Maß an Kontrolle. Mein Ziel war es, die von Kristin benannten 80 Prozent des Geburtsverlaufes, die man (positiv) beeinflussen kann, unbedingt in Gänze auszuschöpfen.

Die Geburt
Die Geburt begann und endete in der Schwangerschaftswoche 38+6, in der ich noch überhaupt nicht damit gerechnet hatte, dass es losgehen könnte, denn ich fühlte mich noch sehr wohl in meiner Schwangerschaft und war als Erstgebärende auch darauf eingestellt, eher über den Termin zu gehen. Eigentlich hatte ich mir in meinem Vorbereitungs-eifer vorgenommen, die letzten Tage vor dem ET früher ins Bett zu gehen, denn die meisten Geburten starten nachts. So weit waren wir aber noch nicht, weshalb wir alten Eulen an diesem Samstag Abend Mal wieder erst gegen 1 Uhr im Bett lagen. Um 2 Uhr wachte ich von einem großen Schwall warmem Wasser zwischen meinen Beinen auf. Mir war sofort klar, was passiert war. Ich weckte meinen Partner und lief ins Bad auf die Toilette, wo das Fruchtwasser lief und lief. Wir waren beide sofort extrem aufgeregt, kontrollierten hektisch die Farbe des Fruchtwassers, ich bekam einen schnellen Puls, Schüttelfrost und plötzlich auch das Gefühl von Angst und Beklemmung, von dem ich eigentlich gehofft hatte, mittlerweile befreit zu sein.

Trotzdem versuchte ich, meinen Partner und mich zu beruhigen und überredete ihn, dass wir uns wieder hinlegen und ausruhen sollten. Für meinen Freund war daran nicht zu denken. Ich aber legte mich um ca. 2:45 Uhr mit frischer Hose, Handtuch zwischen den Beinen und einer Wärmflasche in das frische Laken und folgte meinem inneren Geburtsplan, der lautete: so früh wie möglich mit den Hypnosen beginnen. In den nächsten Stunden hörte ich abwechselnd die Aufnahmen “überraschender Geburtsbeginn”, “Abschied von der Schwangerschaft” und “Geburtsbeginn mental fördern” und war dadurch nach kurzer Zeit wieder relativ ruhig. Ich glaube, dass ich dann bald in einer tiefen Trance war und immer wieder einschlief, denn in den folgenden Stunden hatte ich überhaupt kein Zeitgefühl mehr. Woran ich mich erinnere, ist, dass ich immer wieder das Bild von dem Berg vor mir hatte, den ich nun besteigen würde.

Die ersten sanften Wellen spürte ich etwa ab 5:30 Uhr. Mein Partner begann dann auch bald, zu tracken, scheinbar waren die Abstände zu diesem Zeitpunkt bereits recht gering. Ich wusste aber, dass die Wellen erst höchstens 1-3 Meter hoch waren und noch ein Weg vor uns lag, weshalb ich noch keinen Grund darin sah, die Hebamme zu rufen. Die Kommunikation mit der Hebamme übernahm übrigens vollständig mein Partner und er schrieb ihr laut Geburtsbericht gegen 7 Uhr, dass die Wellentätigkeit “noch gering” war. Umso besser für meine Hebamme, die in der Nacht zuvor bereits eine Geburt begleitet hatte und so noch ein paar Stunden schlafen konnte.

Um circa 10 Uhr wurden die Wellen etwas intensiver, im Bild gesprochen waren sie zu dem Zeitpunkt etwa 4-5 Meter hoch. Ich glaube im Nachhinein, dass nun die “richtige” Eröffnungsphase begann. Wir probierten das Tens-Gerät aus, ich bat meinen Partner aber schon nach einer Welle, es wieder abzunehmen, da ich mich ohne diesen Extra-Reiz im Unterleib besser konzentrieren konnte. Ab etwa diesem Zeitpunkt musste ich mich zwischen den Wellen immer Mal wieder übergeben, was ich aber nicht weiter schlimm fand. Ich hatte die Worte von Kristin im Ohr, die in der Podcast-Folge zur Hingabe sagt, Frauen, die sich übergeben müssen, hätten häufig relativ komplikationsfreie Geburten.

Das beruhigte mich und so nahm ich diese Körperregung einfach hin. Um ca. 10.45 Uhr ging ich in die Badewanne, wo ich mich sehr gut entspannen konnte und die Wellen zunächst wieder etwas sanfter wurden. Nach etwa einer Stunde wurden sie jedoch wieder intensiver und ich bat meinen Partner, mir die Kämme zu geben. Dieser Gegenreiz in den Handflächen hat mir in der weiteren Eröffnungsphase sehr gut geholfen. Auch die tiefe Bauchatmung half mir, die Wellen gut zu händeln. Ich wusste, dass jede Welle etwa 3-4 Atemzüge dauerte und dass das Körpergefühl jeweils beim dritten oder vierten Atemzug am intensivsten war. Gegen 13 Uhr bat ich meinen Partner, die Hebamme zu holen, denn zum Einen wollte ich, dass sie die Herztöne kontrollierte und zum anderen waren die Wellen nun doch recht knackig.

Gegen 14 Uhr war die Hebamme da. Sie kontrollierte meinen Muttermund, der auf 3-4 Zentimeter geöffnet war. Ich wollte das aber zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, denn ich empfand die Geburt nun als große Herausforderung und wollte durch keinen Befund entmutigt werden. Um 14:30 Uhr verließ ich die Badewanne und legte mich wieder ins Bett. Die Wellen waren nun schwer für mich auszuhalten, was ich der Hebamme auch mitteilte. Sie ermutigte mich und schlug vor, eine Stunde abzuwarten, um zu sehen, wie schnell wir vorankamen. Vierzig Minuten später, um ca. 15:10 Uhr, kontrollierte sie mich erneut und mein Muttermund war nun bereits bei 8 Zentimetern (was sie mir dann auch mitteilte). Diese Stunde von ca. 14:30 bis 15:30 Uhr, in der sich mein Muttermund so schnell öffnete, empfand ich als sehr anstrengend. Die drei bis vier Sekunden, in denen die Wellen ihren Höhepunkt erreichten, waren nun wirklich sehr intensiv – ich würde die Empfindung nicht unbedingt als Schmerz, aber als extreme, durchaus unangenehme Dehnung im Unterleib beschreiben. Dass ich mich in dieser Phase nicht mehr so gut entspannen konnte wie zuvor, lag aber auch daran, dass ich überhaupt kein Gefühl dafür hatte, wieviel Wegstrecke noch vor mir lag. Hätte ich gewusst, dass ich bereits kurz vor dem Gipfel war, hätte ich wahrscheinlich auch diese Phase gelassener hinnehmen können.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich die gesamte Geburt nur auf der Seite gelegen. Um 15:30 Uhr begann dann eine kurze Turnphase, in der ich nach Anweisung meiner Hebamme für ein paar Wellen auf jeder Seite ein Bein vor mir aufstellen sollte, um das Baby bei der Drehung zu unterstützen. Seltsamerweise waren dadurch auch die Wellen wieder besser aushaltbar. Kurze Zeit später tastete die Hebamme einen vollständig eröffneten Muttermund.

Um 15:45 Uhr kletterte ich vom Schlafzimmer in den Geburtspool, der im Wohnzimmer aufgestellt war. Ich erinnere mich an das surreale Gefühl, als ich den sonnendurchfluteten Raum betrat. Wie schön das Wetter an dem Geburtstag meines Kindes war, hatte ich bis dahin durch die Schlafmaske gar nicht mitbekommen. Kaum begab ich mich in das angenehm warme Wasser, begannen schon die Presswehen. Mein Partner startete nun die Hypnose in der Austrittshase und auch hier halfen mir Kristins beruhigende Stimme und ihre Visualisierungen. Erst bei einer der letzten Presswehen riss ich die Kopfhörer von mir, denn nun wollte ich mich mit meinem Freund verbinden. In dieser letzten Phase der Geburt konnte ich auch wieder die Augen öffnen und Berührungen zulassen und so erinnere ich mich, dass ich die Hand meines Freundes hielt und wir uns wenige Sekunden vor der Geburt unseres Sohnes in die Augen blickten. Er sagte: “Du machst das so gut!”

Die Austrittsphase empfand ich als unglaublich kraftvoll und faszinierend. Ich begab mich intuitiv in den Vierfüßlerstand und ließ zunächst meinen Körper selbst arbeiten, ab 16 Uhr stellte ich dann nach Anweisung meiner Hebamme das rechte Bein auf und begann, bei jeder Welle aktiv mitzuschieben. Während ich bis dahin die gesamte Geburt über recht leise gewesen war, begann ich nun, laut zu tönen – ich konnte und wollte gar nicht anders. Um 16:13 Uhr krönte das Köpfchen, zwei Minuten später war der Kopf geboren und bei der nächsten Welle kam der gesamte Körper hinterher. Die Hebamme schob meinen Sohn zu mir nach vorne, wo ich ihn aus dem Wasser hob und an meine Brust nahm. Er war hellwach und aufmerksam, begann zu quäken und lustigerweise sofort nach meiner Brust zu suchen. Der Rausch, in den ich direkt nach der Geburt verfiel, lässt sich kaum in Worte fassen. Ich war so überwältigt, glücklich und stolz wie nie zuvor in meinem Leben. Kaum zu fassen, dass ausgerechnet ich eine so wunderschöne Geburt erleben durfte!

Eine Viertelstunde später kam dann auch die Placenta und mein Partner durfte das “Käse-Baby” inklusive Nabelschnur und Placentaeimer nehmen und sich nebenan ins Schlafzimmer legen. Ich kam langsam mit Unterstützung der Hebammen hinterher und wir kuschelten uns zu dritt ins Bett, wo uns die Hebammen zunächst alleine ließen und ich meinen Sohn das erste Mal anlegte. Nach etwa einer halben Stunde untersuchte mich meine Hebamme auf Geburtsverletzungen und nähte einen kleinen Riss, was aufgrund der lokalen Betäubung nicht weh tat, am nächsten Tag beim Pinkeln aber sehr unangenehm war.

Gegen 19 Uhr, drei Stunden nach der Geburt, brachen die Hebammen auf und wir lagen als frisch gebackene Familie glücklich und beseelt im eigenen Bett und es begann die unbeschreiblich schöne Zeit des Wochenbetts – in unserem Falle ein wahrer honey moon! 🙂

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