Geburtsbericht von

Elisa U.

Wunderschöne und (fast) schmerzfreie Wassergeburt, erstes Kind, 39+1 (31.10.21 statt 5.11.21), Geburtshaus München, Schädellage, 3430 Gramm, 51 Zentimeter, Kopfumfang 34, Dammriss 2. Grades

Vorbereitung: Online-Kurs ab SSW 15 (aber recht faul beim Üben), Himbeerblättertee, Geburtsvorbereitende Akkupunktur

Weil meine Mama mir schon von klein auf sagte, dass wir ein „gebärfreudiges Becken“ hätten, hatte ich nie Angst vor der Geburt. Trotzdem wollte ich mich auch gut mental vorbereiten und so habe ich mich – nachdem ich fast alle Podcast-Folgen verschlungen hatte – schon sehr früh für Kristins Kurs entschieden.

Eigentlich bin ich ein kompletter Kopfmensch und will immer alles genau planen. Schon am Tag des positiven Schwangerschaftstests habe ich das Geburtshaus, meine Frauenarzttermine und sogar schon einen Kindergartenplatz organisiert. Des Weiteren hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt keine Erfahrung mit Meditation oder Hypnose gemacht, aber Kristin und ihre Methode waren mir von Anfang an sympathisch und alles erschien mir passend für eine Geburt im Geburtshaus. Auch mein Mann reagierte positiv und sagte später immer wieder, wie toll er es finde, dass ich mich so gut vorbereite.

Meine Schwangerschaft verlief sehr schön und ganz stressfrei. Beim Üben war ich aber – vielleicht genau deshalb – recht faul, erst in den letzten Wochen kam ich regelmäßig dazu, die Meditationen und Hypnosen zu machen. Teilweise gelang es mir gut, oft aber fiel es mir eher schwer. Ich machte mir aber nie Stress und blieb positiv eingestellt, weil es sich doch manchmal echt gut anfühlte.

Nachdem ich die wichtigsten Dinge meiner To-Do-Liste abgearbeitet hatte und sowohl der 90. Geburtstag meines Opas und der Junggesellinnenabschied meiner besten Freundin gefeiert waren, fühlte ich mich bereit für die Geburt und freute mich darauf, bald unseren K. im Arm halten zu können.

Am 31.10. erwachte ich um 2:25 Uhr – wie so oft in der Nacht – und wollte aufs Klo gehen. Da bemerkte ich, wie ich plötzlich eine nasse Unterhose bekam. Ich schlich mich ins Bad, um meinen Mann nicht zu wecken und sah, dass mein Schleimpfropf abgegangen war. Ich wurde ganz aufgeregt und kontrollierte mit dem Klopapier die Farbe des Fruchtwassers – rosa, alles gut also.

Nun weckte ich meinen Mann, dass er seine „To-Do-Liste“ (Kliniktasche fertig packen, Suppe kochen, …) abarbeiten konnte. Ich ging duschen und hoffte, dass ich bald meine erste Welle spüren würde. Ich war echt neugierig, wie sich das anfühlen würde. Vor Aufregung begannen in der Dusche, meine Oberschenkel zu zittern und in meinem Gesicht stellte sich ein Dauergrinsen ein. Um 2:35 Uhr hatte ich dann meine erste Welle – so fühlt sich das also an: ein Druck im Bauch, so alt hätte man einen sehr starken Muskelkater. Ich atmete gleich tief in den Bauch und merkte, wie es wirkte.

Ich legte mich dann mit Hypnose auf den Ohren und Schlafmaske auf den Augen ins Bett und „trackte“ die Wellen, welche sich gut einstellten. Die zweite um 2:47 Uhr, dann um 2:54 Uhr. Wegen der Zeitumstellung hatte ich zwischen zwei und drei Uhr zweimal Wellen – was ich später, als es mir auffiel, sehr besonders fand.

Es ging weiter um 2:11, 2:19, 2:29, 2:39, 2:45, 2:58 Uhr. Ich ließ dann meinen Mann im Geburtshaus anrufen, weil wir doch eine Stunde Anfahrt hatten und ich auf Nummer sicher gehen wollte.

In meinem „Hebammenteam“ waren fünf Hebammen, welche mir bei den Vorsorgeuntersuchungen alle sehr sympathisch waren. Natürlich hat man trotzdem Favoritinnen und so war ich froh, als mein Mann mir sagte, dass A. abgehoben hatte. Sie meinte allerdings am Telefon, dass es noch nicht stressig ist und dass ich mich noch einmal hinlegen solle, um Kraft zu danken – es könne bei der ersten Geburt dann doch länger dauern. Sie schlug vor, dass wir am nächsten Morgen um zehn Uhr zur Kontrolle zu ihrer Kollegin ins Geburtshaus kommen sollten. Als ich hörte, wer am nächsten Tag Schicht hat – J. – hat mein Körper, glaube ich, beschlossen, schneller zu machen – nicht, weil mir die Hebamme unsympathisch war, sondern weil sie immer sehr leise sprach und eher unsicher wirkte. Weil mein Mann auch nicht so gut Deutsch kann und ich mir somit Sorgen um eine gute Kommunikation machte, war sie die Hebamme, die ich eigentlich nicht als Begleitung wollte.

Mein Mann kam dann zu mir ins Bett und übernahm das Tracken der Wellen, die auf einmal sehr schnell aufeinander folgten – 3:20, 3:22, 3:24, 3:26, 3:29, 3:31, 3:33, 3:35, 3:36, 3:39 Uhr.

Er rief noch einmal bei der Hebamme an und schilderte die Lage. Sie fragte wohl, ob ich starke Schmerzen hatte und weil ich nur im Bett lag und atmete, sagte er wohl, dass es nicht so wild aussehe. Sie sagte also, dass wir zuhause weitermachen sollten.

Nach einiger Zeit fühlte ich mich im Bett nicht mehr wohl und so zog ich ins Wohnzimmer um. Dort setzte ich mich mit Wärmflasche am Rücken auf den Teppich vor das Sofa und wellte vor mich hin. Während der Wellen war ich immer in Tiefenentspannung und konnte sie super verarbeiten. Die Bauchatmung war dann aber doch nicht mehr das Richtige und so ging ich über in langes Ausatmen, manchmal auch Tönen.

In den Wellenpausen konnte ich mit meinem Mann ganz entspannt sprechen und beim Anflug der nächsten Welle „verabschiedete“ ich mich wieder ohne Probleme in die Hypnose.

Als ich merkte, dass ich jetzt losfahren will, rief mein Mann zum dritten Mal an und ich sprach dann selber mit unserer Hebamme. Ich sagte, dass ich mich zuhause nicht mehr wohlfühlen würde und ich will, dass wir uns im Geburtshaus treffen. Sie versicherte, dass sie sich auch auf den Weg machen würde und wir uns in ca. einer Stunde dort treffen würden. Mein Mann war überrascht, als ich sagte, dass wir jetzt losfahren. Ich vergewisserte ihm, dass es eine gute Idee wäre, wenn er nicht selbst zur Hebamme werden will.

Um Viertel nach vier stieg ich hinten ins Auto ein und fuhr das erste Mal in meinem Leben ohne Sicherheitsgurt, was mich ein bisschen verunsicherte. Schon bei der nächsten Welle aber waren meine Sorgen verflogen und ich konzentrierte mich wieder auf meine „Arbeit“. Abwechselnd im Vierfüßler und sitzend tönte ich bei jeder Welle „Jaaaaaa“ und fühlte mich sehr stark. Als ich das zweite Mal die Augen öffnete, waren wir schon kurz vor unserem Ziel und ich war ganz erstaunt, weil sich die Fahrt nicht länger als fünf Minuten angefühlt hatte.

Vor dem Geburtshaus empfing uns A. und begleitete uns in meinen favorisierten Raum, der Gott sei Dank frei war. Während der ersten Welle im Zimmer saß ich am Bett und hatte meine Hand am Bauch meines Mannes abgestützt, während ich laut tönte. Ich merkte, wie sein Bauch vor Lachen wackelte und in der Wellenpause fragte ich ihn, was denn los wäre. Er meinte, ich würde mit der Frau im anderen Zimmer ein richtiges Konzert geben – da hörte ich sie ganz laut tönen und musste auch lachen.

Nach der ersten vaginalen Untersuchung meinte A., dass es wohl noch dauern würde und ich war ein bisschen perplex: erstens, weil ich eigentlich darum gebeten hatte, nicht über die Ergebnisse aufgeklärt zu werden und zweitens, weil es sich anders anfühlte. Ich ließ mich – so gut es ging – nicht demotivieren und machte einfach weiter. Meine Hebamme gab mir auch den Tipp, nicht zu viel zu tönen, denn das würde viel Energie verbrauchen. Deshalb versuchte ich dann wieder, einfach nur lange auszuatmen, was mir meistens gut gelang.

In der „Wehenlandschaft“ des Zimmers gab es viele Möglichkeiten, welche ich nach der Reihe auch ausprobierte: Ball, Bett, Boden, Stuhl, stehend, sitzend, liegend. Vor allem die Wärmflasche auf meinem Rücken war angenehm, auch Druck am unteren Rücken während der Wellen war super. Während der Wellenpausen war ich so entspannt, dass ich des Öfteren einfach wegschlummerte. Einmal passierte das auch auf dem Ball und ich konnte mich in letzter Sekunde noch selbst „auffangen“. Mein Mann saß manchmal bei mir, manchmal lag er auf einem Sessel und ruhte sich aus. Immer wenn ich „Wasser“ sagte, reichte er mir die Flasche mit Strohhalm, was super funktionierte.

Im Geburtshaus gab es drei Zimmer, aber nur eine Gebärwanne. Ich erkundigte mich dann, ob diese frei sei, was aber verneint wurde. Ich hoffte, dass die andere Frau einfach bald „fertig“ wäre.

Als ich in einer Wellenpause meine Augen öffnete, saßen A., J. und mein Mann vor mir: Schichtwechsel also. A. verabschiedete sich und J. lachte mich freundlich an. Im Nachhinein ist das wohl das Beste, was mir passieren konnte. J. war super: zurückhaltend, gute Tipps zur richtigen Zeit, motivierend und sehr unterstützend. Auf meine Frage, ob sie mich noch einmal untersuchen könne, meinte sie: „Wenn du willst, dass ich dich untersuche, mache ich das gerne. Ich glaube aber, es ist nicht nötig. Melde dich einfach, wenn sich die Wellen anders anfühlen.“

Die Wellen wurden mit der Zeit immer intensiver und ich musste nun auch schon öfter tönen. Ich fand auch keine gute Position mehr – alles war unbequem. Es war aber kein richtiger Schmerz, sondern ein starker Druck im Bauch und nach unten. Ich fragte meinen Mann, ob die Frau in der Badewanne nun wohl endlich fertig sei und er meinte, dass er sie nicht mehr hören würde. Jutta machte dann das Badezimmer sauber, sodass auch ich in die Wanne gehen konnte.

Stehend zog ich mich dann in der Wellenpause aus und weil mein MP3-Player an meinem T-Shirt festgemacht war, war dieser bei der nächsten Welle kurz weg und das war nicht gut. Ich merkte sofort den Unterschied – hatte Schmerzen – und schrie laut und verärgert: „Hypnoooose!“ Mein Mann reagierte schnell und steckte mir die Stöpsel wieder in die Ohren – Erleichterung.

Ich merkte, dass sich meine Wellen veränderten, denn weder das in den Bauch Einatmen noch das Ausatmen oder Tönen halfen. Einige Male musste ich am Höhepunkt der Wellen richtig schreien, was sich sehr gut anfühlte.

Um kurz nach neun Uhr ging es mit Hilfe ab in die Wanne und dort wurde der Druck sofort stärker. Zuerst versuchte ich im Vierfüßler, die Wellen zu verarbeiten. Ein nasses Handtuch auf meinem Rücken, was mein Mann in den Wellenpausen immer wieder befeuchtete, hielt mich warm. Jutta lobte mich immer wieder, untersuchte mich dann und stellte fest: „Muttermund fast ganz offen – wenn du willst, kannst du jetzt mitschieben.“

Auf dem MP3-Player ließ ich meinen Mann die Hypnose für die Austreibungsphase öffnen. Wie im Kurs gelernt, versuchte ich, auf „Ffffff“ auszuatmen und zu schieben. Ich fühlte mir auch immer wieder zwischen die Beine und konnte am Scheidenausgang etwas Weiches fühlen, was eindeutig nicht zu meinem Körper gehörte. Ich fragte J., was das sei, und sie meinte: „das Köpfchen“. Ich war baff – so schnell?

Ein paar Wellen lang versuchte ich es auf F, aber es passierte nicht wirklich etwas. J. meinte dann, ich solle jetzt „fest einatmen und dann richtig mitschieben“. Ich fragte, wie genau sie das meine und sie leitete mich dann gut an: „So, als würdest du großen Stuhlgang haben und den gerne loswerden.“ Nach diesem Tipp hatte ich dann keine Lust mehr auf die Hypnose, weil ich besser mit J. im Kontakt bleiben wollte. Ihre Kommentare („Sehr schön!“, „Gut!“, „Du machst das wunderbar!“, „Versuche, wieder ganz langsam zu atmen.“, „Sehr gut macht er das, euer Sohn.“) und das Lob meines Mannes („Du bist super!“, „Nicht mehr lang, dann ist K. hier.“) gaben mir noch mehr Kraft. Mit Grinsen im Gesicht genoss ich die Wellenpausen im Wasser („Maaa, sind die Pausen schön!“), ließ das Handtuch wieder nass machen, verlangte nach Wasser und brachte meinen Mann mit Sätzen wie „Das ist ja viel einfacher als erwartet.“ zum Lachen.

Wenig später riet J. mir zu einem Positionswechsel und das war wirklich gut, denn so konnte ich mich hinten anlehnen und meine Beine gegen den Beckenrand drücken. Ich presste dann bei jeder Welle wie verrückt, war richtig laut und fühlte mich sehr stark. Mein Mann brachte uns alle Drei zum Lachen, als er in einer der Pausen meinte: „Wenn das immer so ist, dann machen wir fünf!“

Während der Wellen war ich ganz bei mir und konzentriert. Dazwischen konnte ich ganz normal mit meiner Hebamme und meinem Mann sprechen. Ich „kontrollierte“ auch nach jeder Welle, wie weit das Köpfchen schon gerutscht war – das fühlte sich einfach sooo verrückt an.

Kurz bevor das Köpfchen geboren wurde, sagt ich laut „K.“ und wollte ihm so sagen, dass er jetzt kommen darf. Ich presste, was das Zeug hielt und merkte, wie das Köpfchen durchkam – was für ein Gefühl. Ich lachte und grinste und war einfach nur überwältigt. In der Wellenpause ließ ich meinen Mann ein Foto machen: Ich mit fettem Grinsen im Gesicht, zwischen meinen Beinen ein rundes Köpfchen.

„Bei der nächsten Wehe lässt du ihn kommen, gä, Elisa?“, motivierte mich J. „Du bist super!“, grinste mein Mann. Unter sehr lautem und kräftigem Schreien kam unser A. K. dann um 10:09 Uhr – nach acht Stunden und 44 Minuten – im Wasser zur Welt. „Elisa, schau mal, magst du ihn dir selber hochholen?“ – „Jaaaa!“

Ich könnte mir die Geburt unseres ersten Kindes nicht schöner vorstellen. Es war noch viel besser, als ich es mir davor ausgemalt hatte – dafür bin ich sehr dankbar. Währenddessen fühlte ich mich stark und selbstbewusst. Kristins Stimme und die Musik während der Hypnose ließen mich durch die Wellen tauchen. Jetzt liegt unser kleiner K. tiefenentspannt neben mir und gähnt das süßeste Gähnen dieser Welt – wir sind verliebt.

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