Geburtsbericht von

Hannah

Liebe Kristin,

seit rund 11 Wochen sind wir nun zu dritt mit unserem Sohn C. Der Kleine hat am 20.10.2022 um 10.22 Uhr gesund das Licht der Welt erblickt – spontan, ziemlich zügig und im Ablauf besser, als ich es mir je erträumt hätte. Denn es gibt eine kleine Vorgeschichte, die ich gerne teilen möchte, da ich Erfahrungen in diesem Bereich selbst auch gesucht, aber leider nicht gefunden hatte. Vor allem aber, weil mir dein Kurs maßgeblich dabei geholfen hat, mit der Situation umzugehen. Daher hoffe ich, dass dieser Bericht vor allem für andere Frauen, die in einer ähnlichen Situation sind, hilfreich ist.

Ich bin 36 Jahre alt und seit Teenagertagen habe ich eine beidseitige Hüftarthrose – mittlerweile in einem sehr fortgeschrittenen Stadium. Eine Rotation der Hüftgelenke ist auf beiden Seiten kaum mehr machbar. Für mich war allerdings klar, dass ich keine Hüftoperation möchte, bevor ich Familie gründe und ich möchte es im Allgemeinen sowieso so weit es geht hinauszögern. Natürlich habe ich meistens Schmerzen – mal mehr, mal weniger, je nach Schub und allgemeiner Verfassung –, aber für mich sind sie noch aushaltbar und sie schränken mich nicht in dem Maß in meinem Alltag ein, als dass ich eine OP aktuell für zwingend notwendig halte.

Als ich dann schwanger wurde, war ich – genauso wie mein Orthopäde – gespannt, wie es wohl mit der Arthrose werden würde. Denn beides war möglich: Entweder ich fühle mich mit der Schwangerschaft recht gut, weil das Gewebe lockerer wird oder aber das zusätzliche Gewicht verstärkt meine Probleme und Schmerzen. Ein Glück war – bis auf wenige Tage Ausnahme – ersteres der Fall. Dann gab es allerdings noch die andere Frage: Würde ich mit der beidseitigen Arthrose spontan entbinden können, oder sollte ein Kaiserschnitt von vornherein geplant werden? Die Ärzt:innen waren da unterschiedlicher Meinung… Meine Frauenärztin konnte es gar nicht einschätzen und verwies mich an den Orthopäden.

Der Orthopäde riet mir eher dazu, direkt einen Kaiserschnitt zu planen. Unter anderem brachte er das – nicht unlogische – Argument, dass ich mich mit dem Gedanken, ob es klappt oder nicht, psychisch mehr unter Druck setzen würde, was bei einer Geburt nicht hilfreich sein würde. Und wenn ich nach der Geburt mein Kind nicht tragen könne, weil die Geburt gegebenenfalls stärkere Auswirkungen auf die Hüfte hat, dann würde es mich auch nicht glücklich machen, so seine Begründung der Empfehlung. Gleichzeitig sagte er aber auch, dass er kein Gynäkologe sei und ich lieber mit meiner Gynäkologin oder dem Kreißsaalarzt sprechen sollte.

Bei meinem Vorgespräch in der Klinik sagte der Kreißsaalarzt, dass er eine spontane Geburt für machbar hält, allerdings müsse man wahrscheinlich die PDA früher und höher einsetzen, um meine Schmerzgrenze “auszuhebeln”, so dass ich weniger / keine Schmerzen in der Hüfte spüre und damit ein paar Zentimeter mehr Rotation und auf diesem Weg Platz für das Kind ermögliche. Gleichzeitig wollte er aber die Einschätzung des Orthopäden, weil er selbst ja kein Spezialist für die Hüfte sei. Und damit war ich wieder am Anfang. Niemand konnte mir eine eindeutige Antwort geben, also musste ich selbst einen Weg finden. Ich beschloss zwei Dinge: 1. Wenn es rein theoretisch möglich ist, spontan zu entbinden, möchte ich es versuchen. Dafür war mir allerdings klar, dass ich stark an dem Vertrauen in meinen eigenen Körper arbeiten muss. 2. Mein Ziel ist es, mit einem gesunden Kind aus dem Krankenhaus zu gehen – egal auf welchem Weg es zur Welt kommt. Das heißt, ich setze mich mit allen Möglichkeiten auseinander, sodass alle in Ordnung für mich sind.

Meine Schwester hatte bereits die Friedliche Geburt für die Vorbereitung auf die Geburt ihres Sohnes genutzt und mir den Kurs ebenfalls empfohlen. Auch wenn ich sonst nie “der Typ” für Mediationen war und immer dachte, ich kann es einfach nicht, wollte ich es probieren. Den Kurs kaufte ich mir schon recht zu Beginn der Schwangerschaft. So richtig gestartet habe ich allerdings erst im dritten Trimester. Ich hörte den Podcast, ging den Kurs durch und machte ab und an eine Übungsmediation. Es fiel mir überraschend einfach, einen Kraftort zu visualisieren, an dem ich auch bis zum Ende festgehalten hatte. Außerdem fand ich es wahnsinnig schön, auf diesem Weg mit meinem Kind Kontakt aufzunehmen. Mein Mann machte ab Modul 2 mit und auch er fand all die Informationen aus dem Kurs sehr hilfreich. Zudem gab uns der Kurs den Anstoß, über bestimmte Dinge zu sprechen, wie zum Beispiel, was uns wichtig ist, wie wir uns unterstützen können etc.

Ab dem Moment meines Mutterschutzes übte ich fast täglich. Es fühlte sich aber nicht nach einem Pflichtprogramm an, sondern nach einer wohltuenden Auszeit und Zeit für mich und mein Kind. Gerade die Meditation, in der ich mir den Geburtsablauf vorstellte, half mir, das Vertrauen in mich aufzubauen und mir selbst zu glauben, dass ich das hinbekommen würde. Der Kurs bewirkte außerdem, dass ich mich wirklich auf die Geburt und das Erlebnis freute.

Einen Tag vor der Geburt (am Tag des ETs), war schon alles ein wenig anders. Ich fühlte mich gut und spürte innerlich, dass ich diesen Tag ganz bewusst für mich genießen möchte. Denn so schnell würde ich keinen Tag mehr für mich ganz alleine haben. Ich traf mich mit einer Freundin, ließ es mir gut gehen und ging ohne Erwartungen ins Bett. Gegen 2.20 Uhr wachte ich von den ersten, kleineren Wehen auf. Stärker als vorherige Übungswehen, aber noch nicht eindeutig. Mein Mann wachte ebenfalls auf, aber ich sagte ihm, er solle sich wieder hinlegen. Es seien sicher nur Übungswehen. Auch ich dämmerte noch mal weg und wachte rund eine Stunde später mit nun stärkeren und eindeutigen Wehen wieder auf. Mein Mann fragte nur: „Könnte es vielleicht sein, dass du richtige Wehen hast?” und ich konnte nur noch bejahen. Ich machte die Geburtsbegleitende Meditation an und versuchte, mich zu entspannen. Bald bekam ich Hunger und aß noch eine Banane – was allerdings ein Fehler war, denn sie kam direkt wieder heraus, was meinen Kreislauf in den Keller rutschen ließ.

Ich beschloss, dass eine Dusche helfen würde. Das warme Wasser tat gut, weswegen ich die Dusche direkt in ein Bad in der Wanne übergehen ließ. Die Wehen wurden damit stärker und ich begann, sie in der Wanne zu veratmen, weiterhin mit der Meditation auf den Ohren. Irgendwann kam allerdings der Punkt, an dem ich nichts mehr hören wollte. Also legte ich die Kopfhörer beiseite, aber in Gedanken visualisierte ich weiterhin ganz natürlich die Wellen und die Öffnung des Muttermundes. Immer wieder sagte ich “Weiten” und “Loslassen” vor mich hin. Von meinem Mann bekam ich wenig mit, obwohl er neben mir saß, mir Kerzen anzündete und versuchte, meine Wehen zu tracken. Zwischendurch wechselten wir ein paar Sätze, dann konzentrierte ich mich wieder auf mich. Grundsätzlich hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, die Geburt würde sicher den ganzen Tag dauern.

Irgendwann – wohl gegen halb 7 – bat ich meinen Mann, das Badezimmer zu verlassen. Ich hatte das Bedürfnis, einen Moment alleine sein zu wollen. Es veränderte sich etwas. Ich musste aus der Wanne, denn es war mir plötzlich zu warm. Und die Schmerzen nahmen zu. Ich zog mich an, um mich auf die Couch zu legen, hielt es dort aber nicht lange aus. Ich fühlte einen wahnsinnigen Druck nach unten und plötzlich merkte ich, dass ich ein Pressen nicht unterdrücken konnte. Ein kurzer Moment der Angst, dass hier nun Zuhause das Kind kommt. Ich sagte meinem Mann, dass ich jetzt sofort ins Krankenhaus möchte. Es war mittlerweile circa halb 8. Er hatte bereits alles gepackt und nur auf das Zeichen gewartet. Keine 3 Minuten später stand das Taxi vor der Tür. Immer wieder hatte ich Presswehen, die ich versuchte, zu unterdrücken. Ich wollte einfach nur ins Krankenhaus, denn es war für mich ein Ort der Sicherheit. Wie ich in die Entbindungsstation kam, weiß ich nicht mehr genau. Ich war in meinem Tunnel, im Kontakt mit meinem Kind und gleichzeitig fokussiert darauf, nur anzukommen.

An einen Kaiserschnitt dachte ich im Übrigen gar nicht mehr. Mir war klar, ich bekomme nun mein Kind und zwar spontan. Im Krankenhaus angekommen, waren die Hebammen sehr überrascht, festzustellen, dass mein Muttermund schon vollständig geöffnet war. Umgehend ging es also in den Kreißsaal. Ich war erleichtert, dort zu sein und wusste, dass ich jetzt auch wirklich pressen darf. Alle Überlegungen – von “Was ziehe ich wohl an” über “welche Position wird mir gut tun” – waren vergessen. An Umziehen war sowieso nicht zu denken. Auch eine PDA war nicht mehr möglich, dafür war es zu spät. Also musste es auch mit der Hüfte nun so funktionieren. Ich war überrascht, dass ich in Rücken- und Seitenlage die effektivsten Wehen hatte. Wir probierten kurz den Vierfüßler (von dem ich vorher dachte, dass er meine Geburtsposition werden würde), doch ich stellte nach 2 Wehen fest, dass ich mich in den anderen Positionen wohler fühlte.

Mein Mann saß an meinem Kopfende und motivierte mich, feuerte mich an, wie er es im Kurs gelernt hatte. Das half mir ungemein. Ich konzentrierte mich darauf, das zu tun, was meine Hebamme sagte. Außerdem nahm ich immer wieder Kontakt zu meinem Kind auf. Ich sprach innerlich mit ihm und sagte, dass wir das jetzt zusammen hier durchziehen müssen und es als Team schaffen. Während der letzten Wehen hielten zwei Hebammen meine Beine auseinander, ich war weiterhin in Rückenlage und ich merkte nun doch – neben dem Geburtsschmerz – einen Schmerz in der Hüfte. Wie gern hätte ich meine Beinposition geändert, doch es war klar, dass das nun nicht geht, da der Kleine bereits so weit unten war und den Platz brauchte. Damit hatte ich also sowieso keine andere Wahl, außer durchzuziehen. Die letzten Wehen waren sehr effektiv und ich spürte mit jeder Wehe die Fortschritte, bis endlich das erlösende Gefühl kam, dass der Kopf draußen und mit der nächsten Wehe der ganze Körper geboren war.

Ich bekam direkt mein Kind auf die Brust und fühlte ein noch nie dagewesenes Gefühl des Glücks, der Erleichterung und des Stolzes. Ich hatte es geschafft, ohne PDA, ohne Kaiserschnitt, nur mit der Kraft meines Körpers allen Zweifeln und Zweiflern zum Trotz. Die Geburt war keinesfalls schmerzfrei, aber kraftvoll und schön! Die Nachgeburt kam schnell und nahm ich, genauso wie das Nähen von minimalen Geburtsverletzungen, nur am Rande wirklich wahr.

An den Tagen nach der Geburt spürte ich übrigens eine Art Entzündungsschmerz in der Hüfte, wie nach einem Arthroseschub. Er verging aber in den ersten 2 Wochen im Wochenbett. Nun ist alles wieder wie vor der Schwangerschaft. Eine Veränderung bzw. Verschlechterung der Hüfte durch die Geburt konnte – bis jetzt zumindest – noch nicht festgestellt werden. Und mein Gefühl sagt mir, dass es auch dabei bleibt.

Vielen Dank, Kristin und Team, dass ihr mir dabei geholfen habt, das Vertrauen in meinen Körper zu haben, das ich für diese Aufgabe gebraucht habe. Dass ihr mir und meinem Kind dieses Erlebnis mit ermöglicht habt und auch meinen Mann dabei unterstützt habt, sich mit der gesamten Situation sicher und wohl zu fühlen. Wir hätten uns keinen besseren Start in unser Leben zu dritt wünschen können!

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