Geburtsbericht von

Ingrid

Geburtsbericht
Von außen betrachtet war es wohl alles andere als eine einfache Geburt, so jedenfalls meine Beleghebamme. Der Kleine wollte noch schnell in die Sterne schauen, hatte die Nabelschnur um den Hals und wollte auch noch gleichzeitig mit dem Kopf einen Arm herausstrecken. 3140 Gramm sind zwar nicht viel, aber angesichts meiner 1,58 cm und unschwanger 52 Kilo, doch kein kleines Kind.
Ich würde auch nicht unbedingt von einer Traumgeburt sprechen, aber schlimm oder gar traumatisch fand ich es nicht, sondern tatsächlich eher wie ein Marathon: anstrengend, aber immer das Ziel vor Augen und schaffbar. Heute nach 3 Tagen bin ich auch schon wieder voller Tatendrang.

Nun aber von vorne:

Die friedliche Geburt habe ich erst im Mutterschutz entdeckt. Ich muss sagen, dass ich auch davor keine Angst vor der Geburt hatte und zuversichtlich war. Kristins Methode war aber absolut hilfreich. Ich habe die Hypnosen gehört und die Atmung geübt. Nicht immer regelmäßig, aber doch fast jeden Tag.

4 Tage nach dem ET ging ein Teil meines Schleimpfropfes ab, 5 Tage nach ET der Rest. In dieser Nacht (6 Tage nach ET) gingen um 1 Uhr nachts die Wellen los. Ich hatte bisher nur knapp 4 Stunden geschlafen. Sie kamen direkt im Abstand von 5 Minuten. Dennoch war ich mir unsicher, da ich am Tag davor auch schon Wellen gehabt hatte, die aber nach anderthalb Stunden wieder weg waren. Ich habe angefangen, die Hypnose zu hören, aber bin hellwach geblieben, da ich noch niemanden (weder meinen Mann, noch meine Beleghebamme) informiert hatte. Um 3 Uhr habe ich dann meine Beleghebamme angerufen. Sie meinte, dass ich es fühlen würde, wenn ich ins Krankenhaus möchte und sie dann nochmal anrufen soll. Ich habe dann angefangen, mich fertig zu machen und den letzten Rest zu packen. Das war wohl etwas zu viel für meinen Körper, denn ich musste mich übergeben. Mir ist dann klar geworden, dass es Zeit wird, meinen Mann zu wecken, damit ich wieder die Hypnose hören kann.

Mein Mann hatte dann auch noch Zeit, zu essen und zu duschen. Gegen 5 Uhr hat er unsere Hebamme angerufen und gesagt, dass wir jetzt mit dem Taxi in die Klinik fahren. Ich habe auf dem Weg weiter die Hypnose gehört. Der Taxifahrer hatte Opernmusik an, das hat irgendwie gut als Hintergrundmusik gepasst. In der Klinik angekommen, musste ich mich nochmal übergeben. Es war wohl etwas anstrengend, auch wenn wir nur 10 Minuten gebraucht haben. Hier wurde mir bereits klar, wie sehr mir die Hypnose geholfen hat. Als Negativbespiel: die Momente, in denen ich nicht die Hypnose gehört habe oder mich nicht auf sie konzentrieren konnte, musste ich mich übergeben.

Meine Hebamme wusste, dass ich die Methode der friedlichen Geburt anwende. Sie kannte die Methode bereits und sagte schon in der Vorbereitung, dass die Frauen, die die friedliche Geburt anwenden würden, deutlich aufgeklärter wären und daher mit der Situation besser umgehen würden.

Wir gingen direkt in den Kreißsaal und ich legte mich auf die Liege. Bis ca. 9 Uhr sagte meine Hebamme nur Bescheid, wenn ich mich mal drehen sollte und ganz am Anfang legte sie einen Zugang in meinen Arm, nicht an der Hand oder in der Armbeuge. Dieser war aber überhaupt nicht störend, da der Arm ja eh „steif“ ist.

Die Wellen waren nicht schmerzfrei, die „Spitzen“ habe ich durchaus als Schmerz empfunden, aber aushaltbar. Ich würde auch nicht sagen, dass ich in Hypnose war, aber durchaus in einer Superkonzentration. Ich war komplett leise und bei mir, habe vom Außen nicht viel mitbekommen. Am meisten hat mir der Satz geholfen: „Es gibt nur diese eine Welle und nur diese eine Pause“. Wenn ich darüber nachgedacht hätte, wie lang es noch geht, wäre ich sicher demotiviert gewesen, aber durch die Konzentration auf jede einzelne Welle ist es absolut machbar.

Die Welle kommt, da tut sie noch nicht weh, dann wird sie höher, die Spitze war schmerzhaft, aber wenn diese vorbei ist, ist es quasi schon geschafft, so dass die letzten 25 Sekunden nicht mehr schmerzhaft sind. So ist eine Welle zwar eine Minute, schmerzhaft sind aber nur ca. 20 Sekunden und das hält man aus. Hilfreich ist natürlich auch, dass die liebe Stimme von Kristin einen immer daran erinnert, dass man sich entspannen soll. So wird man immer wieder erinnert, alles locker zu lassen. Die Atmung hat mir auch sehr gut getan.

Gegen 9 Uhr kam es, wie von Kristin so gut beschrieben, zum Übergang. Ich hatte das Gefühl, ich bräuchte doch ein Schmerzmittel. Meine Hebamme sagte, dass sie mich zunächst untersuchen würde. Wir wüssten nicht, wie weit ich schon wäre, da sie mich bisher ganz in Ruhe gelassen hatte. Als wir dann feststellten, dass der Muttermund schon 8 cm auf war, wurde mir auch klar, dass ich kein Schmerzmittel mehr brauche. Meine Hebamme gab mir Sauerstoff, was wie ein Schmerzmittel für mich war. So konnte ich noch tiefer atmen und mein Kind besser mit Sauerstoff versorgen. Ich ging noch einmal auf Toilette und da platzte meine Fruchtblase.

Dann kamen die Presswellen. Meine Hebamme sagte mir, das Kleine liege ungünstig. So war ich mental darauf vorbereitet, dass er nun nicht einfach rausrutscht. Die Hypnose habe ich nicht mehr gehört. Meine Hebamme hat mich angewiesen, wann ich pressen soll und wie ich mich bewegen sollte, um den Kleinen, der in hinterer Hinterhauptslage (Sternengucker) lag, rauszubekommen ohne Kaiserschnitt. Zwei Mal wurde an seinem Kopf Blut abgenommen, um zu sehen, ob er noch gut versorgt ist, da während der Wellen sein Puls auf 60 absackte. Zum Glück war er gut versorgt.

Ich hatte anderthalb Stunden Presswellen. Es war ein riesiger Kraftakt, den ich wahrscheinlich nicht geschafft hätte, wenn ich mich in der Eröffnungsphase nicht so gut hätte entspannen können. Ich habe aber auch die Phase nicht als schlimm empfunden, da ich komplett motiviert war: Ich schiebe meinen Kleinen da raus und verhindere einen Kaiserschnitt. Durch die Lage des Kleinen, die Nabelschnur um den Hals und noch einen Arm neben dem Kopf, ließ sich ein Dammschnitt nicht verhindern. Die hinzugekommene junge Ärztin war absolut liebevoll und hat alles erklärt. Ich habe aber gar nicht richtig zuhören können, da ich auf mein Inneres konzentriert war. In dem Moment habe ich den Schnitt überhaupt nicht gespürt und auch die Tage danach schmerzte er kaum. Dammschnitt hört sich wesentlich schlimmer an, als es in Wirklichkeit ist.

Darüber hinaus habe ich keine weiteren Verletzungen. Kurz vor Schluss waren die Herztöne vom Kind so schlecht, dass die Saugglocke geholt wurde. Die Oberärztin, die inzwischen hinzugekommen war, sagte, wir warten noch eine Welle ab und dann holen wir ihn. Bei dieser Welle kam er raus. Nicht ganz Sternengucker, sondern halbschief mit dem Arm am Kopf und der Nabelschnur um den Hals. Aber draußen. Er wurde mir sofort auf die Brust gelegt. In der gleichen Sekunde habe ich alle Anstrengung vergessen und war der glücklichste Mensch der Welt. Ich habe noch über eine Stunde am ganzen Körper gezittert wie nie in meinem Leben zuvor. Aber ich war und bin sehr stolz auf mich, dass ich das alles ohne Schmerzmittel und fast ganz alleine geschafft habe. Ich wusste nicht, dass ich solche Kräfte in mir habe. Meine Hebamme hört nicht auf, zu sagen, wie toll ich das gemacht hätte.

Die Methode der friedlichen Geburt hat dabei absolut geholfen. Ohne die Hypnose und die Atmung hätte ich die Wellen der Eröffnungsphase nicht so gut überstanden und hätte keine Kraft für den „Endspurt“ gehabt.

Mein Bericht soll keine Angst machen, auch wenn ich von Schmerzen spreche und die Geburt auch eher kompliziert war. Er soll Mut machen, dass auch komplizierte Geburten machbar sind und nicht traumatisch sein müssen. Dass man durchaus Schmerz empfinden kann, aber dieser aushaltbar ist, wenn man sich konzentrieren und entspannen kann. Eine komplizierte Geburt muss nicht traumatisch sein, sondern im Gegenteil: meine Erfahrung macht mich stolz. Ich wusste nicht, dass ich so kämpfen kann, so viel Kraft habe und Willensstärke. Mir gibt die Geburt das Gefühl, jeder Herausforderung in meinem Leben gewachsen zu sein.

Danke, Kristin!

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